Gauck: Linke soll an Regie­rungs­fä­higkeit arbeiten

Alt­bun­des­prä­sident Joachim Gauck hat die Links­partei auf­ge­fordert, an ihrer Regie­rungs­fä­higkeit zu arbeiten. “Irgendwann” seien dann auch Koali­tionen zwi­schen CDU und der Linken machbar, sagte Gauck dem “Tages­spiegel” (Sonn­tag­ausgabe). Dafür müsse sich die Linke aber “bedeutend stärker” ändern als die CDU.In Thü­ringen habe die Linke Regie­rungs­fä­higkeit bewiesen. Diesen Weg müsse die Partei fort­setzen, “hin zum Rea­lismus, weg von kom­mu­nis­ti­schen Zwangs­vor­stel­lungen”, sagte Gauck. In Sachen Europa, NATO und Men­schen­rechte seien “rele­vante Teile” der Links­partei aber noch nicht weit genug. Der frühere Bür­ger­rechtler übte scharfe Kritik an den Ver­suchen der AfD, sich als neue Ost-Partei zu insze­nieren. “Wütend macht mich, wenn der schönste Satz der deut­schen Poli­tik­ge­schichte miss­braucht wird, nämlich: ‘Wir sind das Volk‘”, sagte er. Der Satz stamme aus einer Zeit, als es im Osten keine legi­ti­mierte Regierung und keine offene Gesell­schaft gegeben habe. “Die Worte von damals heute gegenüber Regie­rungen und Par­la­menten anzu­wenden, die in freien Wahlen vom Volk gewählt worden sind, das ist eine bodenlose Ross­täu­scherei”, sagte Gauck. Er warf der AfD vor, “nicht selten” mit völ­ki­schen, frem­den­feind­lichen Parolen zu zündeln, Teile der Partei machten die Demo­kratie ver­ächtlich. “In diesem Milieu ist ein Klima des Hasses ent­standen, aus dem dann sogar Gewalt­ver­brechen erwachsen können”, sagte Gauck. Ver­ant­wortlich im juris­ti­schen Sinne seien die rechts­po­pu­lis­ti­schen Akteure nicht, aber sie distan­zierten sich nicht aus­rei­chend von geis­tigen Brandstiftern.
 

Berlin (dts Nach­rich­ten­agentur) — Foto: Joachim Gauck, über dts Nachrichtenagentur