Ich habe schon mehrfach drauf hingewiesen, dass es konkretere Gefahren für die Menschheit gibt, als den Klimawandel. Egal, ob man an den menschengemachten Klimawandel glaubt oder nicht, das Thema ist eher langfristig. Ganz konkret bedrohen uns aber heute schon Dinge wie Plastikmüll, der bereits so reichlich die Natur verschmutzt, dass Mikroplastik bereits im Essen nachweisbar ist. Gleiches gilt für Nitrate, die in Folge von Überdüngung das Trinkwasser verunreinigen. Das sind Dinge, die ganz konkret schon heute die Gesundheit der Menschen bedrohen, nur getan wird dagegen nichts.
Man könnte Plastik weitgehend verbieten. Einweggeschirr und ähnliches aus Plastik ist verzichtbar. Auch bei Verpackungen könnte man auf Plastik weitgehend verzichten und es gibt dort, wo Plastik als unverzichtbar angesehen wird, eine Alternative. Es wurde nämlich bereits ein Verfahren entwickelt, einen Plastikersatz aus Zucker herzustellen, der vollkommen umweltfreundlich auf dem Kompost entsorgt werden kann. Aber es gibt keine Friday-Hüpfer gegen Plastik, obwohl das ein großes Problem darstellt, das man fast über Nacht lösen könnte.
Gleiches gilt für die Nitrate. Wenn die Landwirtschaft wieder nachhaltig wäre und nicht von Konzernen industrialisiert würde, könnte man ausschließlich biologisch angebaute Lebensmittel fördern und für alle anderen die Subventionen streichen oder sogar Strafsteuern einführen. Ja, Lebensmittel würden dadurch teurer werden, aber das könnte man notfalls durch gezielte Subventionierung von Bio-Lebensmitteln kompensieren. Geld ist schließlich genug da, wie wir bei der Bankenrettung und den Flüchtlingen sehen können. Es fehlt nicht am Geld, sondern am politischen Willen. Und außerdem hüpft Freitags niemand für eine nachhaltige Landwirtschaft.
Ein noch größeres Problem ist die Massentierhaltung, über die wir Antibiotika in unser Essen bekommen. Das ist ebenfalls ein echtes Problem, denn so entstehen resistente Krankheitserreger und es ist möglich, dass längst vergessene Krankheiten wieder zu tödlichen Epidemien führen, wenn sie nicht mehr mit Antibiotika behandelt werden können. Aber ich habe nichts davon gehört, dass Freitags jemand gegen Massentierhaltung hüpfen würde.
Ein vielleicht noch existenzielleres Problem ist das Insektensterben. Wer, wie ich, schon ein paar Tage älter ist, der erinnert sich: Wenn man vor 30 Jahren im Sommer auf der Autobahn unterwegs war, musste bei fast jedem Tankstopp die Frontscheibe putzen, weil die vielen toten Insekten die Sicht behindert haben. Heute finden sich auf den Windschutzscheiben kaum noch tote Insekten.
Was jeder aus eigenem Erleben wissen sollte, wurde nun durch eine aktuelle Studie bestätigt. Im Fachmagazin Nature erschien in diesen Tagen eine Studie, die bestätigt, was ich gerade beschrieben habe. Zwischen 2008 und 2017 wurden 150 Grasflächen und 140 Wälder in 3 Regionen Deutschlands beobachtet. Dabei wurde festgestellt, dass die Anzahl der Insekten in dem Zeitraum um bis zu 74 Prozent zurückgegangen ist. Auch dafür ist nach Einschätzung der Studie die Landwirtschaft zumindest mitverantwortlich.
Nun könnte man einwenden, dass es ja ganz okay wäre, wenn die Plagegeister verschwinden und allzu viel Sympathie zum Beispiel für Mücken haben ohnehin die wenigsten Menschen. Das Problem ist, dass die Insekten aus mehreren Gründen unverzichtbar für uns sind. Zunächst einmal brauchen wir sie zur Bestäubung sehr vieler Pflanzen. Würden die Insekten aussterben, würden auch alle Pflanzen nach einem Jahr ausgestorben sein, die jährlich auf Bestäubung angewiesen sind, um neu wachsen.
Außerdem stehen die Insekten am Anfang der Nahrungskette. Vereinfacht gesagt: Wenn Insekten morgen aussterben, würden die Frösche verhungern und in der Folge auch zum Beispiel die Störche, die wiederum Frösche fressen. Gleiches würde für alle Tiere gelten, die auf Pflanzen als Nahrung angewiesen sind, die bestäubt werden müssen.
Das Aussterben der Insekten, das wir derzeit life beobachten können, wird also zwangsläufig zu einem wirklichen Massensterben führen, das auch uns Menschen bedroht, wenn unsere Nahrung ausstirbt. Dabei ist es egal, ob Sie Fleisch essen oder Vegetarier sind. Aber haben Sie Freitags mal Kinder wegen der Insekten hüpfen… Ach lassen wir das, wir kennen die Antwort.
Man fragt sich also bei diesen existenziellen Risiken, von denen viele sogar leicht lösbar wären, warum die Aufmerksamkeit von Politik und Medien auf den Klimawandel gelenkt wird, auf den wir ohnehin in Deutschland kaum Einfluss nehmen können, weil der CO2-Ausstoß in der Welt so schnell wächst, dass Deutschland, selbst wenn es den Strom morgen abschaltet, nichts dagegen tun könnte.
Hinzu kommt, dass die Maßnahmen des Klimapakets der Regierung nichts bringen, wie wir bereits bei der Einführung der CO2-Zertifikate gesehen haben. Die Sendung „Die Anstalt“ hat das Thema vor einem Monat humorvoll aber faktenbasiert erklärt: Unter dem Deckmantel der CO2-Bekämpfung wurden in Wahrheit die Stromkonzerne subventioniert und bezahlt haben das die Bürger mit höheren Strompreisen. Das gleiche wird sich nun mit dem Klimapaket wiederholen.
Das Problem in Deutschland ist – das habe ich immer wieder aufgezeigt – der unkontrollierte Lobbyismus der Industrie. Die Lebensmittelindustrie zerstört die Umwelt und wird dafür noch im großen Stil subventioniert. Die Stromindustrie wird sowieso massiv subventioniert und wenn das nicht reicht, denkt man sich unter dem Deckmantel des Umweltschutzes neue Subventionen aus und nennt sie „CO2-Zertifikate“ oder „Klimapaket“. Und Plastik wird von allen Industrien gewollt, da traut sich kein Politiker ran, da akzeptiert man lieber Mikroplastik im Essen.
Kein normal denkender Mensch würde solche Subventionen genehmigen, die der Umwelt und den Menschen schaden. Aber Politiker, die von Lobbyisten beeinflusst und sogar völlig legal durch Parteispenden oder gut bezahlte Jobs bestochen werden, die setzen das um, was ihnen die Geldgeber einflüstern.
Das System in Deutschland ist durch und durch korrupt, wird uns aber als Demokratie verkauft. Dabei werden Gesetze von Lobbyisten gemacht, die die Menschen ärmer machen. Umfragen belegen zwar, dass die Deutschen in ihrer Mehrheit das erkennen und das Vertrauen in das System verloren haben, aber ändern wird sich wohl weiterhin nichts. Dafür sorgen die Medien, die uns mit Nebenkriegsschauplätzen, wie den Friday-Hüpfern, von den wirklichen Problemen ablenken.
Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Osteuropa in verschiedenen Versicherungs- und Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet, bevor er sich entschloss, sich als unabhängiger Unternehmensberater in seiner Wahlheimat St. Petersburg niederzulassen. Er lebt insgesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite www.anti-spiegel.ru. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vladimir Putin: Seht Ihr, was Ihr angerichtet habt?“
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.