Wie Hol­lywood ver­sucht, einen Wahlsieg Trumps zu verhindern

Wie üblich hat das rus­sische Fern­sehen am Sonntag in der Sendung „Nach­richten der Woche“ wieder eine Blick auf den Polit-Zirkus in Washington geworfen und mit spitzer Zunge kommentiert.
Allzu viele Neu­ig­keiten gab es in der Woche nicht in Washington, aber es war inter­essant zu sehen, wie das rus­sische Fern­sehen auf­ge­zeigt hat, dass nun auch Hol­lywood in den Krieg der Demo­kraten gegen Trump ein­ge­stiegen ist. In meh­reren Filmen und Serien schießt Hol­lywood gegen Trump. Da das Amts­ent­he­bungs­ver­fahren scheitern wird und Trump nicht aus dem Weißen Haus ent­fernen kann, wird bereits daran gear­beitet, seine Wie­derwahl mit allen Mitteln zu ver­hindern. Wegen dieser inter­es­santen Ein­blicke habe ich den Bericht des rus­si­schen Fern­sehens übersetzt.
Beginn der Übersetzung:
Die Saga um Trumps Amts­ent­hebung in den Ver­ei­nigten Staaten geht auf ihren Höhe­punkt zu. Und die Demo­kraten nutzen bereits alle ihre Res­sourcen. Wenn Schau­spieler und Regis­seure Hol­ly­woods früher nur mit Videos gegen Trump agierten und dort Texte abge­lesen haben, hat sich nun die gesamte ame­ri­ka­nische Film­in­dustrie dem Kampf ange­schlossen. Es erinnert sogar bis zu einem gewissen Grad an die Ukraine, wo die TV-Serie „Der Diener des Volkes“ eine Schlüs­sel­rolle bei den Prä­si­dent­schafts­wahlen im ver­gan­genen Frühjahr gespielt hat.
Aber wenn in der Ukraine der Film „für“ den Kan­di­daten ein­ge­setzt wurde, wird er in den Ver­ei­nigten Staaten „gegen“ Trump ein­ge­setzt. Dreh­bücher von Spiel­filmen und TV-Serien sind bewusst so geschrieben, dass der der­zeitige Herr des Weißen Hauses immer auf der dunklen Seite steht.
Die Sei­fenoper des Amts­ent­he­bungs­ver­fahrens bekommt eine neue Deko­ration und es kommen neue Cha­raktere hinzu. Neu werden Bilder aus dem Senat sein und Cha­raktere wie Mitch McConnell. Ab jetzt ist der Mehr­heits­führer der Repu­bli­kaner im Senat die Hauptfigur.
„Es besteht keine Chance, dass der Prä­sident aus dem Amt ent­fernt wird. Ich koor­di­niere alle meine Schritte in diesem Prozess auf der Grundlage der Emp­feh­lungen des Weißen Hauses“, sagte Mitch McConnell, der repu­bli­ka­nische Mehr­heits­führer im Senat.
Das bringt die Chancen der Demo­kraten auf Null. Die Abstimmung im Kon­gress, nach der Trump wahr­scheinlich bald der dritte Prä­sident in der Geschichte der USA sein wird, der vom Unterhaus des Kon­gresses offi­ziell ange­klagt wird, ist ein tech­ni­sches Detail.
Es heißt, Trump habe im Senat den Demo­kraten eine Revanche geben wollen. Er dachte demnach darüber nach, dort zu seiner eigenen Ver­tei­digung zu sprechen. Seine Anwälte, die einen schnellen Prozess wollen, haben es knapp geschafft, den Chef des Weißen Hauses davon zu über­zeugen, dem Prinzip „the show must con­tinue“ nicht zu folgen.
Die Gegner taten das Gegenteil. Damit die Abstimmung zur besten Sen­dezeit statt­finden konnte und nicht spät in der Nacht – die Repu­bli­kaner hatten die Anhörung so lange ver­zögert -, schickte der Vor­sit­zende des Aus­schusses, Gerald Nadler, kur­zerhand alle nach Hause.
Aber die Schrecken haben damit gerade erst begonnen. Die Vor­würfe gegen Trump wurden am nächsten Tag beschlossen. Es war Freitag der 13., Zufall oder nicht, aber auf den selben Tag wurde der Start des Films „Bomb­shell“ gelegt. TV-Mode­ra­to­rinnen – gespielt von Charlize Theron, Nicole Kidman und Margot Robbie – stellen ihren Boss und Lust­molch Roger Ailes, Gründer von Fox News, Trumps Lieb­lings-TV-Sender, bloß.
Ein Rundgang durch das Haupt­quartier des Senders, der von der erfah­renen Repor­terin Jess für eine Prak­ti­kantin namens Kayla orga­ni­siert wird, wird dem ame­ri­ka­ni­schen Zuschauer viel mehr erzählen, als der Text der Hel­dinnen. Für alle, die regel­mäßig fern­sehen, greift Hol­lywood tief in die Kiste der Ste­reo­typen. Zum Bei­spiel wird die Rolle der Jess – die für Fox News arbeitet, wo sie für tra­di­tio­nelle Werte ein­tritt, weshalb sie gezwungen ist, zu ver­bergen, dass sie eine Lesbe ist – von der Schau­spie­lerin Kate McK­innon gespielt, Star der Show SNL, wo das wich­tigste Objekt für Par­odien Trump ist. Es schließt sich ein Kreis Oscar-reifer Propaganda.
Die Heldin Charlize Theron – sie spielt die Mode­ra­torin Megyn Kelly, die einen ähn­lichen Kon­flikt mit Trump hatte – beriet Fox News CEO Roger Ailes und ließ sich nicht von dem repu­bli­ka­ni­schen Kan­di­datin belei­digen. Er ist auch die Haupt­figur in einem wei­teren Film. Doch in der Serie „Die lau­teste Stimme“ erscheint der böse TV-Boss nicht nur als sexuell beses­sener Mensch, sondern als echte, graue Eminenz, der den 45. Prä­si­denten der Ver­ei­nigten Staaten an die Macht brachte.
Dem Publikum wird von Folge zu Folge ein­ge­bläut, dass es zwi­schen einem zyni­schen TV-Chef, vor dem kein ein­ziger Rock im Newsroom sicher ist, und einem zyni­schen Poli­tiker, der die gesamte ame­ri­ka­nische Demo­kratie ver­ge­waltigt, keinen Unter­schied gibt. Der Betrachter soll Ailes und Trump als Zwil­linge emp­finden. Oder besser noch, als ein und dasselbe.
Wahr­scheinlich um Par­al­lelen zu Trump zu schaffen, ist der Böse­weicht Moses Ran­dolph im Film von Regisseur Edward Norton ein New Yorker Bau­tycoon. Doch Norton ent­schied sich, noch einen dar­auf­zu­legen. Alec Baldwin, der die Rolle des Prä­si­denten der Ver­ei­nigten Staaten in der Anti-Trump-Show SNL spielt, wurde für die Rolle von Ran­dolph ausgesucht.
Das Amts­ent­he­bungs­ver­fahren ist nur der jüngste Versuch, Trump zu stoppen. Alles begann mit der soge­nannten Unter­su­chung der Ein­mi­schung Moskaus in die ame­ri­ka­ni­schen Wahlen, von deren Folgen die rus­sisch-ame­ri­ka­ni­schen Bezie­hungen dau­erhaft geschädigt zu sein scheinen. Hier kommt Sergej Lawrow ins Weiße Haus und irgendwo aus dem Gebüsch ruft ein Reporter: „Wird sich Russland in die Wahlen 2020 einmischen?“
Lawrow war noch drin, aber schon kur­sierten Gerüchte in Washington, das eine noch schreck­licher, als das andere. Man leierte die alte Platte von Anwei­sungen, die Trump angeblich vom Kreml erhält. Und der Demokrat Adam Schiff ver­knüpfte Lawrows Ankunft mit dem Amts­ent­he­bungs­ver­fahren. Es sei kein Zufall, dass der rus­sische Außen­mi­nister am Tag der Bekanntgabe der Anklage in Washington war. Und die Presse wurde nicht nach ins Haus gerufen.
„Zunächst einmal waren da nicht nur Ver­treter der ame­ri­ka­ni­schen, sondern auch der rus­si­schen und aller mög­lichen Medien. Wenn von einem „Triumph der rus­si­schen Diplo­matie“ gesprochen wird, werden unsere Diplo­maten viel­leicht – wie unsere Ath­leten – des Dopings bezichtigt und man wird ver­langen, gegen sie zu ermitteln“, sagte der rus­sische Außen­mi­nister Sergej Lawrow.
Trump sprach 45 Minuten lang mit Lawrow. Am Ende bat er um ein Foto. Nicht für das Pro­tokoll, sondern für Twitter. Er hin­terließ dort auch eine Botschaft.
Es gibt viele Themen zu besprechen, aber das wich­tigste für die Welt ist natürlich das Schicksal des NEWS START Ver­trages. Es ist das letzte noch bestehende Abrüs­tungs­ab­kommen zwi­schen Russland und den Ver­ei­nigten Staaten, ein Abkommen, von dem die Sicherheit des Pla­neten abhängt.
„Wir haben Washington alle Optionen zur Ver­län­gerung von NEW START ange­boten. Unsere Vor­schläge liegen auf dem Tisch. Wie ich es sehe, wurden wir ver­standen. Jetzt liegt es an Washington“, sagte Sergej Lawrow.
Dass Washington ganz andere Sorgen hat, hat Lawrow wie üblich diplo­ma­tisch nicht erwähnt.
Ende der Übersetzung
Wenn Sie sich dafür inter­es­sieren, wie Russland auf die Fragen der inter­na­tio­nalen Politik blickt, dann sollten Sie sich die Beschreibung meines Buches ansehen, in dem ich Putin direkt und unge­kürzt in langen Zitaten zu Wort kommen lasse. Von vielen Lesern habe ich das Feedback erhalten, dass vor allem die Wort­ge­fechte, die sich Putin mit west­lichen Jour­na­listen zum Bei­spiel zu den Vor­würfen der rus­si­schen Wahl­ein­mi­schung gliefert hat, für sie sehr unter­haltsam und infor­mativ waren. 

Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“