„Deine Seele gehört uns!“: Jan van Helsing im Interview mit Anna-Maria Valeton und Alex­ander Kohlhaas — Medien, Kli­ma­retter, Zeugen Jehovas und Scientology

Anna-Maria, Alex­ander, soeben ist Euer neues Buch „Deine Seele gehört uns!“ erschienen. Der Unter­titel lautet: „Mit welchen schmut­zigen, hyp­no­ti­schen Tricks Medien, Kli­ma­retter, Zeugen Jehovas und Sci­en­tology dich ein­fangen wollen!“ Was hat Euch bewogen, das Buch zu schreiben?

Alex­ander: Ich bin tat­sächlich in einer Sekte auf­ge­wachsen und wollte früh dort aus­steigen, durfte es aber nicht. Meine Eltern haben mir da sehr früh einen Strich durch meine Rechnung gemacht. Ich habe die Men­schen in der Sekte damals schon als pro­gram­miert und unfrei emp­funden. Liebe war nur ein Wort. Sie konnten zwar über Liebe sprechen, Liebe also intel­lek­tua­li­sieren, dennoch habe ich keine Liebe emp­finden können. Weder als Basis, die meine Eltern durch ihr Leben getragen hätte, noch als Grundlage innerhalb der Sekte.

Darf ich erfahren, welche Sekte das war? Und wann bist Du aus­ge­stiegen? 

Es waren die Zeugen Jehovas, in die ich hin­ein­ge­boren worden bin. So früh wie möglich bin ich ausgestiegen.

Was ver­stehst du unter einer „Intel­lek­tua­li­sierung von Liebe“?

Alex­ander: Wir sprechen lieber über Emo­tionen und Gefühle, als sie aus­zu­drücken, sie viel­leicht auch mal durch­zu­machen und zu erleben. Das ist ein Kern extre­mis­ti­scher Grup­pie­rungen! Sie unter­drücken das Lebendige im Menschen!

Wie erreichen sie das?

Alex­ander: Diese Frage beant­worten wir in unserem Buch, denn sie ist nicht so schnell zu beant­worten. Es sind mehrere Mecha­nismen, die dazu führen!

Sie werden sicher mit Ängsten arbeiten?

Alex­ander: Ja! Angst alleine reicht aller­dings noch nicht aus, um einen Men­schen lang­fristig so zu pro­gram­mieren, dass er in die gewünschte Richtung läuft. Du musst ihn an seinen indi­vi­du­ellen Schwach­punkten packen. Einige dieser Schwach­punkte benennen wir. Zusätzlich musst du ihn gezielt ver­letzen, am besten so, dass er es nicht bemerkt. Dadurch erreichst du einen Zustand, den die Wis­sen­schaft als „ständig hyp­noidal“ bezeichnet. Gelingt es darüber hinaus auch noch, das Bewusstsein zu spalten, hast du deinen Roboter erschaffen, der deine Befehle aus­führen wird. Die pro­gram­mierten Befehls­emp­fänger unter­ein­ander werden sich gegen­seitig kor­ri­gierend pro­gram­mieren, wie wir es in unserem Buch beschreiben. Aktuell sehen wir diese Mecha­nismen bei den Corona-Maß­nahmen wirken.

Warnen die Zeugen Jehovas nicht vor Hypnose und rücken sie in die Nähe des Okkultismus?

Alex­ander: Die Grup­pie­rungen, die scharf vor Hypnose warnen, sind meist selbst hyp­no­ti­siert! Sie bemerken es nur nicht. Dadurch werden sie voll­kommen! Voll­kommen unemp­fänglich ratio­nalen Argu­menten gegenüber. Überleg mal: Du hyp­no­ti­sierst Men­schen, bringst sie dazu, deinen Willen umzu­setzen und warnst gleich­zeitig vor Hypnose. Wir beschreiben auch, wie Eva, eine der wich­tigsten Per­sonen unseres Buches, Hypnose ein­setzt, ohne dass sie das Ver­halten des Men­schen sug­gestiv beeinflusst.

Du sprichst von Bewusstseinsspaltung…

Alex­ander: Die nichts mit einer Mul­tiplen Per­sön­lich­keits­störung oder einer Schi­zo­phrenie zu tun hat. Unter Einsatz der beschrie­benen Tech­niken spaltet sich das Bewusstsein schon früher, ohne dass es sich so mani­fes­tieren muss, dass diese Krank­heits­bilder ent­wi­ckelt werden. Wir belegen das in unserem Buch und ver­weisen auf andere, erfahrene Therapeuten.

Wenn eine Gruppe völlig unemp­fänglich für rationale Argu­mente wird, wie äußert sich das?

Alex­ander: Wird eine inhalt­liche Aus­ein­an­der­setzung abge­lehnt, bleiben nur noch Aus­grenzung und Dif­fa­mierung übrig. Das wie­derum ent­steht durch die jeweils im ein­zelnen Men­schen inne­woh­nenden Mecha­nismen, die durch die Grup­pen­pro­zesse über­lagert werden. So ent­steht ein wirklich gefähr­liches Gebräu. Denn dann können wir den Kapi­ta­lismus doch nur dadurch abschaffen, indem wir die Kapi­ta­listen abschaffen, oder etwa nicht? Oder wir defi­nieren eine neue Gattung von „Unter­men­schen“.

Ich erinnere mich an eine Bege­benheit in einem jüdi­schen Kibbuz in der Nähe von Tiberias. Dort durfte ich den Worten einer über neun­zig­jäh­rigen Dame lau­schen, die das Dritte Reich über­leben konnte. Weiße Haare, strahlend blaue und hell­wache Augen. Du hast ihren Augen ange­sehen, dass ihre Seele noch etwas zu sagen hatte, auch wenn der Körper schon etwas gebrechlich war. Sie berichtete, wie sie in Deutschland auf­wuchs und Hitler an die Macht kam. Sie erzählte von einer Schul­freundin und davon, wie sie regel­mäßig mit­ein­ander spielten. Wie beide Mädchen sich gegen­seitig besuchten und beide Familien den Essen­s­tisch gemeinsam teilten. Mal aß sie bei der Familie der Freundin, mal aß die Freundin bei der jüdi­schen Familie. Eines Tages fragten ihre Eltern, weshalb das Mädchen nicht mehr zu ihnen zum Essen kommen würde. Sie solle doch bei der Freundin nach­fragen, ob es ihr nicht geschmeckt hätte. Das befreundete Mädchen ant­wortete ihr, ihre Eltern hätten ihr gesagt, Juden würden doch das Essen ver­giften. Deshalb würde sie lieber nicht mehr zum Essen kommen.

Diese Bege­benheit bewegt dich heute noch sichtlich!

Alex­ander: Ja, Jan. Genau das ist es. Des­wegen haben wir das Buch geschrieben! Sie verlor ihre Eltern und ging nach Israel. Wir Men­schen haben diese zer­stö­re­ri­schen Mecha­nismen noch lange nicht über­wunden. Wir haben nur gewisse Gewänder aus­ge­tauscht. Ich sehe aller­dings auch, dass unsere poli­tische Führung exakt diese Mecha­nismen nutzt. Wenn Merkel nach einer Wahl­schlappe behauptet, sie könne nicht erkennen, was sie falsch gemacht habe, dann kann ich Dr. Maaz nur zustimmen, dass sie eine nar­ziss­tische Grund­the­matik hat. Wir haben England unter ihrer Ägide aus der EU ver­loren! Unter ihrer Führung spaltet sich die deutsche Gesell­schaft immer mehr, und wir sind schon weit fort­ge­schritten in dem Hass Anders­den­kenden gegenüber. Damit meine ich alle poli­ti­schen Farben. Also eben nicht nur die Blauen, sondern auch die Roten, Grünen, Schwarzen und Gelben. Und es ist mir völlig gleich­gültig, von welcher Ecke aus ich kri­ti­siert werde oder Beifall erhalte. Kannst du dir vor­stellen, dass man mich vor einigen Tagen aus einem Aus­ge­schlos­se­nen­forum der Zeugen Jehovas aus­ge­schlossen hat, weil du unser Buch ver­öf­fent­lichst? Nur weil du für irgendwas stehst, das sie kri­ti­sieren? Inhalt­liche Aus­ein­an­der­setzung gab es keine. Niemand hat sich mit den Inhalten des Buches beschäftigt und diese kri­ti­siert. Aus­ge­schlossene schließen selbst aus – und genau das ist inzwi­schen gesamt­ge­sell­schaft­liche Rea­lität. Nur möchte ich in diesem Kontext nicht falsch ver­standen werden. Ich behaupte lediglich, dass in Aus­steigern aus Sekten oft noch Mecha­nismen wirken, die sie nicht wirklich aus­steigen lassen – und das teil­weise über Jahr­zehnte hinweg.

Wie meinst du das?

Alex­ander: Nun, es ist Teil eines zukünf­tigen, span­nenden Pro­jekts. Aller­dings erläutern wir diese Mecha­nismen auch schon innerhalb des aktu­ellen Buches, wenn wir dar­legen, dass Ver­gebung nicht immer ein Akt des Willens ist.

Anna-Maria: Die Mecha­nismen wirken tat­sächlich nicht nur in Sekten. Seitdem wir das Buch bei dir ver­öf­fent­licht haben, wenden sich lang­jährige Bekannte von mir ab. Wohl­ge­merkt, es geht ihnen nur darum, dass du, Jan van Helsing, unser Buch her­aus­bringst. Keiner dieser soge­nannten Freunde hat jedoch jemals nur ein ein­ziges deiner Bücher gelesen, noch haben sie unser Buch gelesen. Sie nutzen Begriffe, die ihnen helfen, Men­schen in ihre Schub­laden packen zu lassen. Auf eine inhalt­liche Aus­ein­an­der­setzung kommt es ihnen nicht an. Wir sind nicht über­rascht, dass es so kommt, denn wir beschreiben die Mecha­nismen in unserem Buch, die uns Men­schen in Spaltung fallen lassen. Und zeigen Mög­lich­keiten auf, daraus herauszukommen.

Als ich das erste Mal Euer Manu­skript in den Händen hielt, hatte ich den Ein­druck, dass Ihr das Thema sehr wis­sen­schaftlich angeht. Denn Ihr beschreibt ja erst einmal, welche inneren Mecha­nismen dazu führen, dass Men­schen Ideo­logien anheim­fallen. Fol­gende Sätze sind mir besonders in Erin­nerung geblieben: „Diese Wesenszüge sind in allen Men­schen wirksam, es sind nicht „die Poli­tiker“, „die Indus­tri­ellen“ oder „die wahren Wel­ten­lenker“, sondern wir alle. Wir lassen uns spalten und spalten selbst.“ Doch nach dem eher wis­sen­schaft­lichen Teil nehmt Ihr Eure Leser mit in die per­sön­lichen Geschichten von Men­schen, wie sie Ideo­logien anheim­fallen, was dazu geführt hat und welche Kämpfe sie führen mussten. Selbst bei der Geschichte von Sci­en­tology schafft Ihr es, die dort wir­kenden Mecha­nismen positiv dar­zu­stellen. Denn das Leben Pauls ändert sich total zum Posi­tiven – zumindest aus seiner Sicht. Bis zur letzten Seite musste ich mich als Leser fragen, was an Sci­en­tology nun negativ sein soll. Erst in den letzten Sätzen wird alles klar – etwas, das für Paul scheinbar positiv ist, berührt den außen­ste­henden Leser tief und lässt ihn fas­sungslos zurück. 

Und weshalb setzt Ihr die Kli­ma­be­wegung in Kontext zu einer Sekte?

Alex­ander: In der letzten Geschichte des Buchs kommt es wegen der Kli­ma­be­wegung zum Crash der Gene­ra­tionen. Wir zeigen auf, wie er gelöst werden kann. Es geht uns also nicht in aller­erster Linie um den Kli­ma­wandel an sich, sondern um die Mecha­nismen, die dort wirken. Welche kranken Mecha­nismen haben in der Geschichte der Zeugen-Jehovas-Familie gewirkt und welche wirken in Gretas Familie? Weshalb wird der Einsatz von Schutz­imp­fungen fürs Hirn emp­fohlen? Welche reli­giösen Ten­denzen wirken in Gruppen, ohne dass sie etwas mit Religion zu tun haben? Weshalb fordert ein Psy­cho­the­rapeut die Behandlung von Men­schen, die keine Angst vor dem Kli­ma­wandel haben? Hieß es früher nicht, dass Angst­stö­rungen, Phobien und der­gleichen behandelt werden sollten? Welche Krankheit soll es sein, keine Angst zu haben? Und wie soll das behandelt werden? Welche reli­giöse, apo­ka­lyp­tische Sprache kommt darin zur Geltung? Das sind die Fragen, die uns beschäftigt haben!

Was ist von der Behauptung zu halten, 97% der Wis­sen­schaftler stimmten darüber überein, der Kli­ma­wandel sei men­schen­ge­macht und wir sollten dringend gegensteuern?

Fake-News! Wir belegen das im Buch mit­hilfe des Mainstreams!

Ihr beschäftigt Euch in Eurem Buch auch mit den Medien, und wie sie uns manipulieren.

Anna-Maria: Jan, ich habe erlebt, dass dunkel gekleidete Men­schen mit Blumen, Kerzen und Kuschel­tieren am Drehort auf­tauchten, mit den Tränen kämpften und nach „Andreas’ Grab“ fragten. „Andreas“ war ein SERI­EN­CHA­RAKTER, der in der letzten aus­ge­strahlten Folge ver­storben war.

Ein befreun­deter Schau­spieler erzählte mir, dass er auf offener Straße als Nazi beschimpft, ihm vor die Füße gespuckt und er bedroht wurde, nachdem er als NSU-Mit­glied im Fern­sehen zu sehen war. Er saß in sich zusam­men­ge­sunken da und wie­der­holte kopf­schüt­telnd immer wieder: „Ich kann das nicht mehr. Ich kann das einfach nicht mehr.“

Ein anderer Schau­spieler ver­prü­gelte in einer Szene eine Frau. Nach dem Abfilmen der Szene half er ihr auf die Beine, ging zum Fenster und starrte in die dunkle Nacht. „Das war es wohl für die nächsten Jahre mit den Frauen“, sprach er und blickte mich resi­gniert an. Ihm war völlig klar, dass er zukünftig als „gewalt­tä­tiger Frau­en­schläger“ gelten würde.

Betrifft es nicht eher ein­fache Gemüter, dass sie Rolle und Rea­lität nicht von­ein­ander unter­scheiden können? 

Anna-Maria: Könnte man meinen. So ist es jedoch nicht. Wir haben eben bereits über Liebe gesprochen. Doch was wird uns gezeigt und vor­gelebt? Was ver­stehen die meisten Men­schen, wenn sie das Wörtchen „Liebe“ hören und was haben die Medien damit zu tun? Und weshalb ver­ändert sich das Ver­halten der Men­schen? Welchen Ein­fluss hat das Fern­sehen darauf? Da spielen etwas feinere Mecha­nismen eine Rolle als in den eben genannten Situa­tionen. Was macht das Gehirn, wenn es fern­sieht? Welchen Zusam­menhang zwi­schen AD(H)S und Fern­sehen gibt es? Welche Rolle nehmen Mode­ra­toren und Seri­en­dar­steller für uns ein, wenn wir sie beinahe jeden Tag in unser Wohn­zimmer einladen?

Es gibt sub­tilere Methoden, Men­schen nach­haltig zu beein­flussen. In der Anwendung dieser Methoden brauchten selbst die Öffentlich-Recht­lichen etwas Nach­hilfe. Sie beauf­tragten eine Kogni­tions- und Sprach­wis­sen­schaft­lerin, um zu lernen, mit welch feinen und schwer zu erken­nenden Tricks Men­schen beein­flusst werden können. Diese Tricks wie­derum kannst du nur erkennen, wenn du dich mit ihnen beschäftigt hast.

Gibt es noch irgend­etwas, das Ihr den Lesern mit­geben möchtet?

Anna-Maria: Ja. Ideo­logien spalten Gesell­schaften und Familien. Viel­leicht gelingt es uns, die Spaltung auf­zu­lösen, und damit meine ich auch die in uns inne­woh­nende Spaltung. Viel­leicht hilft die Geschichte des Crashs der Gene­ra­tionen dabei. Wenn Eva in dieser Buch­episode auf Jan trifft – und über diesen Jan haben wir geschrieben, als wir dich noch nicht per­sönlich kannten. Wir freuen uns darüber, dass du unser Buch verlegst!

Ja, das war schon spaßig, welche Par­al­lelen es zwi­schen mir und eurem Buch gibt, zum Bei­spiel, dass dieser Prot­agonist „Jan“ im Buch einen schwarzen SUV fährt – was ich ja auch tue. Es gibt ja bekanntlich keine Zufälle… Aber ich möchte noch bemerken, dass es wirklich erstaunlich ist, wie Men­schen in Schub­laden denken und sich dem­entspre­chend ver­halten. Ihr habt mir ja die Texte zu lesen gegeben, die in den Foren auf Eure Fragen geant­wortet wurden. Eigentlich ist es erschüt­ternd. Ihr habt Euer neues Projekt vor­ge­stellt, ein Aus­stei­gerbuch für Men­schen, die in Sekten oder sek­ten­ähn­lichen Grup­pie­rungen ver­haftet sind und hier Hil­fe­stellung bekommen können. Dazu habt ihr in diesen Internet-Foren geschrieben, dass ihr Men­schen sucht, die am Buch mit­ar­beiten wollen. Dar­aufhin kamen Angriffe, dass ihr Euer erstes Buch bei mir verlegt habt. Es gab gar keine inhalt­liche Aus­ein­an­der­setzung bzw. Kritik an Eurem Buch oder am neuen Buch­projekt, sondern nur, dass der Verlag der „falsche“ ist, und man des­wegen nicht mit­machen wolle. Auch Euer Argument, dass kein anderer Verlag es ver­legen wollte, ich hin­gegen mich getraut hatte, wurde zer­pflückt. Wahnsinn, man kann es keinem recht machen. Gut, ich muss dennoch anmerken, dass Alex­anders Artikel, die bei den Unbe­stech­lichen erschienen sind, natürlich Schmackes haben, das gefällt vielen nicht… Das hat auch mit dazu bei­getragen. 

Vielen Dank jeden­falls an Euch – nicht nur für dieses Interview –, sondern dass Ihr Euch getraut habt, Euer Buch bei mir zu ver­legen, trotz der Anfein­dungen bzw. Distan­zie­rungen in Eurem Umfeld. 

Danke dir, Jan. Wir freuen uns sehr darüber, das Buch bei und mit Dir zu ver­öf­fent­lichen. Und wir freuen uns auf die nächsten span­nenden Pro­jekte mit Dir.