Saudi-Arabien in Geldnot: Devi­sen­re­serven des Landes schmelzen in Rekordtempo

Saudi-Arabien hat finan­zielle Pro­bleme, die Devi­sen­re­serven des Landes sind im ersten Quartal 2020 so stark ein­ge­brochen, wie seit min­destens 20 Jahren nicht mehr. 

Saudi-Arabien ist es gewöhnt, „im Geld zu schwimmen“ und hat derzeit auf­grund des nied­rigen Ölpreises massive Pro­bleme. Sein Haushalt, mit dem es seine völlig über­höhten Mili­tär­aus­gaben und die sozialen Wohl­taten für das Volk finan­ziert, braucht einen Ölpreis von 80 Dollar. Davon sind die Preise derzeit weit entfernt.

Schon vor zwei Wochen habe ich berichtet, dass der von Saudi-Arabien ver­kündete Waf­fen­still­stand im Jemen­krieg kaum etwas mit huma­ni­tären Gründen zu tun hat, wie die deut­schen Medien gerne behaupten. Sie zitieren dabei kri­tiklos die sau­di­schen Erklä­rungen, dabei dürfte der Grund banal sein: Saudi-Arabien kann sich den Krieg (zumindest derzeit) nicht mehr leisten.

Das bestä­tigen aktuelle Mel­dungen darüber, dass die sau­di­schen Devi­sen­re­serven derzeit in Rekord­tempo schmelzen. Die Meldung fand ich beim rus­si­schen Fern­sehen, das Reuters als Quelle ange­geben hat. Um mich nicht mit fremden Federn zu schmücken, habe ich die Meldung des rus­si­schen Fern­sehens über­setzt und die Reuters-Meldung verlinkt.

Beginn der Übersetzung:

Die Devi­sen­re­serven der saudi-ara­bi­schen Zen­tralbank sind im März so schnell gesunken, wie seit min­destens 20 Jahren nicht mehr und haben den nied­rigsten Stand seit 2011 erreicht, berichtete Reuters.

Die sau­dische Zen­tralbank (SAMA) erklärte, dass ihr Net­to­aus­lands­ver­mögen, ein­schließlich Wert­pa­pieren wie US-Staats­an­leihen und aus­län­dische Ein­lagen, im März auf 464 Mil­li­arden Dollar gefallen sei, das ist der nied­rigste Wert seit 2011.

Der Rückgang um fast 27 Mil­li­arden Dollar deutet darauf hin, dass das König­reich seine rie­sigen Reserven nutzen muss, um die Aus­wir­kungen des Ölpreis­ver­falls und der Coro­na­virus-Pan­demie auszugleichen.

Das sau­dische Finanz­mi­nis­terium berichtete, dass sich das Haus­halts­de­fizit im ersten Quartal auf 9 Mil­li­arden Dollar belaufen hat.

Die Ein­nahmen aus dem Ölverkauf sind in den ersten drei Monaten des Jahres 2020 im Ver­gleich zum Vorjahr um 24 Prozent auf 34 Mil­li­arden US-Dollar zurück­ge­gangen, während die Gesamt­ein­nahmen des Staates im Ver­gleich zum Vorjahr um 22 Prozent zurück­ge­gangen sind.

Die Nicht-Öl-Umsätze gingen im ersten Quartal im Ver­gleich zum Vor­jah­res­zeitraum um 17 Prozent zurück.

Anfang dieses Monats ver­kaufte Saudi-Arabien Euro­bonds im Wert von 7 Mil­li­arden Dollar und folgte damit dem Bei­spiel anderer Staaten des Nahen Ostens, die wegen der Pan­demie und der fal­lenden Ener­gie­preise Schulden aufbauen.

Im letzten Monat hat Riad die Schul­den­ober­grenze von 30 auf 50 Prozent des BIP angehoben.

Ende der Übersetzung


Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru

Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.