Sarajewo-Kom­plott 1914: „Die Hoch­grad­maurer haben Franz Fer­dinand zum Tode ver­ur­teilt!“ – Ver­schwörung oder Fakt? (+Video)

„Meist diente der poli­tische Mord einem Anschlag auf eine Ent­wicklung, die den poli­ti­schen und öko­no­mi­schen Eliten nicht oder nicht mehr genehm war“, meint der Her­aus­geber des Buches Tod auf Bestellung – poli­ti­scher Mord im 20. Jahr­hundert, Heribert Blondiau. „Die Tat sollte das Opfer strafen, Freunde warnen, Partner abschrecken und die Geschichte ver­ändern“ (S. 13).

Her­kömmlich wird ein poli­ti­scher Mord auch so bezeichnet: „Ein poli­ti­scher Mord ist die vor­sätz­liche, unge­setz­liche oder ille­gitime Tötung einer Person aus poli­ti­schen Motiven. Das Opfer hat in der Regel einen aus Sicht des Urhebers der Tat uner­wünschten poli­ti­schen Ein­fluss, oder der Urheber erwartet sich von der Ermordung eine für ihn vor­teil­hafte poli­tische Ent­wicklung. His­to­risch gesehen bezieht sich der Begriff fast aus­schließlich auf das Attentat auf ein­zelne, hoch­ge­stellte Per­sön­lich­keiten“ (Meyers Großes Kon­ver­sa­tions-Lexikon, Band 16, S. 100).

Ich möchte die Defi­nition des poli­ti­schen Mordes noch weiter fassen und ihn als ein Mord zum Mittel poli­ti­scher Aus­ein­an­der­setzung oder Ände­rungen ver­stehen, der als solcher von der breiten Öffent­lichkeit jedoch nicht erkannt wird und zur Warnung, Abschre­ckung oder Bestrafung für Wis­sende und Ein­ge­weihte dient. Mit­unter ver­schmelzen Ursache und Wirkung miteinander.

Die Hin­ter­gründe dieser poli­ti­schen Morde bleiben fast immer uner­kannt, lassen sich zumeist nicht belegen oder doku­men­tieren. Dabei können die Draht­zieher oder Täter auch aus einem sub­re­li­giösen, geheim­bünd­le­ri­schen Umfeld stammen. Vieles ist völlig unver­ständlich und ver­schleiert für „Nicht­ein­ge­weihte“. Oft dringt nichts an die Öffent­lichkeit. Und wenn dann nur das, was nach außen an Profane dringen darf und soll. Das hat Methode, denn ver­schweigen, täu­schen und tarnen kenn­zeichnet den poli­ti­schen Mord. Ebenso wie das Legen fal­scher Spuren, die Insze­nierung von Tat­orten oder die Benutzung von „Stroh­männern“.

Frei­maurern und Illu­mi­naten wurden von Ver­schwö­rungs­theo­re­tikern wie etwa Abbé Barruel, Gabriel Jogand-Pagès, besser bekannt unter seinem Pseudonym Leo Taxil, oder General Erich Luden­dorff immer wieder das Meu­cheln über­wiegend poli­ti­scher Per­sön­lich­keiten unter­stellt; soge­nannte „Frei­mau­rer­morde“. Wie bei­spiels­weise die Ermordung des fran­zö­si­schen Königs Ludwig XVI., des schwe­di­schen Königs Gustav III., des öster­rei­chi­schen Kaisers Leopold oder Kaiser Karls I., um nur einige zu nennen. Ergänzt wurden diese Unter­stel­lungen durch anti­se­mi­tische Ritu­al­mord­be­schul­di­gungen und dem „erzwun­genen“ Selbstmord.

Aller­dings sind Vor­würfe einer „Welt­um­span­nenden Frei­mau­rerloge unter jüdi­scher Führung“ und der­gleichen tat­sächlich Ver­schwö­rungs­theorien, die Anti­ma­so­nismus und Anti­se­mi­tismus geschaffen haben. Doch gab und gibt es auch Experten, die sich diesem Vorwurf aus­ge­setzt sahen und sehen, obwohl dieser nur zum Teil oder gar nicht zutraf und zutrifft.

In diesem Zusam­menhang möchte ich auf Dr. Friedrich Wichtl (1872–1921) zu sprechen kommen, der Frei­maurern in vielen Publi­ka­tionen den Kampf angesagt hatte. Einige Logen­brüder der Neuzeit ver­suchten sodann Wichtl eben­falls in diese ver­ruchte oder gar in die  natio­nal­so­zia­lis­tische Ecke zu stellen. Doch dies miss­lingt, denn Wichtl starb bereits 1921 und konnte so mit Adolf Hitler zwangs­läufig nichts zu tun haben (bekanntlich wurde Hitler im Juli 1921 Vor­sit­zender der NSDAP – Wichtl starb im selben Monat – und kam erst 1933 an die Macht).

Bis heute ist Friedrich Wichtls „Porträt“ auf der Par­la­ments­seite der Republik Öster­reich zu finden: https://www.parlament.gv.at/WWER/PAD_01479/index.shtml

Sollte er also wirklich ein solcher „Böse­wicht“ sein, wie die Frei­maurer mit­unter behaupten, dann müssten sie schon das Öster­rei­chische Par­lament darum bitten, Wichtl von dieser Seite zu „ent­fernen“, wie ich meine.

Dr. Friedrich Wichtl war öster­rei­chi­scher deutsch­na­tio­naler Poli­tiker, Reichs­tags­ab­ge­ord­neter und Mit­glied der ersten pro­vi­so­ri­schen Natio­nal­ver­sammlung der (selbst­stän­digen) deutsch-öster­rei­chi­schen Republik. Außerdem Jurist mit Pro­mo­ti­ons­ab­schluss, Pri­vat­schul­di­rektor und Gründer der ersten Pri­vat­rechts­schule Öster­reichs in Wien. Dort ver­fasste er Lehr­bücher für seine eigene Lehr­an­stalt und andere. Zu seinen bekann­testen Werken gehörten Welt­frei­mau­rerei – Welt­re­vo­lution – Welt­re­publik (1919) und Frei­mau­rer­morde (1921).

Dazu steht im Inter­na­tio­nalen Frei­maurer Lexikon (S. 902): „Dr. Carl Vogl behauptet in ‚Auf­zeich­nungen und Bekennt­nisse eines Pfarrers‘ (Berlin 1930), dass das Material und die Richt­linien zu dem Machwerk (Welt­frei­mau­rerei …/d.A.) 1917 vom Aus­wär­tigen Amt in Berlin geliefert worden seien (…)“

Friedrich Wichtl schrieb in Frei­maurer-Morde (His­to­rische Quel­len­texte zur Frei­mau­r­er­for­schung) dazu: „(Der Thron­folger) … selbst wusste darum; er wusste, das ihn fran­zö­sische Hoch­grad­maurer zum Tode ver­ur­teilt hatten und dass man ihm nach dem Leben trachtete. Er machte daraus auch kein Geheimnis, aber niemand schenkte ihm Glauben, niemand hatte volles Ver­ständnis für diese furchtbare Macht, die im Geheimen arbeitet um mit dem Schlage gegen den Thron­folger Öster­reich selbst treffen und – ver­nichten wollte! – Die Gebeine der hin­ge­rich­teten bzw. im Gefängnis ver­stor­benen Mörder wurden nach dem Umsturz in einem förm­lichen Tri­umphzuge aus der Tschecho-Slo­wakei in ihrer Heimat über­führt und dort unter größten Ehren bestattet. Überdies setzte man diesen Meu­chel­mördern in Sarajevo ein prunk­volles Denkmal …“ (S. 7)

Selbst Rudolf Steiner, Begründer der spi­ri­tu­ellen bezie­hungs­weise eso­te­ri­schen Welt­an­schauung der Anthro­po­sophie (siehe: Die Phi­lo­sophie der Freiheit – Grundzüge einer modernen Welt­an­schauung, Rudolf Steiner Verlag) und der Wal­dorf­päd­agogik sprach im Zusam­menhang mit den ver­häng­nis­vollen Ereig­nissen in Sarajewo von einem „wohl­durch­dachten“, „groß­an­ge­legten Attentat“.

Konkret: „Denn jenes Attentat vom Juni 1914, das hat ja (fast) nicht miss­glücken können – sollten die einen Kugeln ver­sagen, so sollten andere treffen! Es war dazumal wirklich in reich­lichstem Maße dafür gesorgt, dass, selbst wenn das eine hätte ver­sagen sollen, das andere nicht miss­lungen wäre. Es war ein so wohl­durch­dachtes, man möchte sagen groß­an­ge­legtes Attentat, wie über­haupt noch keines in der Welt­ge­schichte da war“ (GA 173a, S. 173, Dornach, 16. Dezember 1916 zit. nach Oster­rieder, S. 610).

Tat­sächlich war Franz Fer­di­nands d’Este, Erz­herzog und Thron­folger von Öster­reich-Ungarn aus dem Haus Habsburg-Loth­ringen, ein aus­ge­spro­chener „Frei­mau­rer­feind“. Und es gab schon lange vor seiner Ermordung ein „Logen­urteil“ gegen ihn! Und genau das war offen­sichtlich kein Fake!

So lösten die Schüsse am 28. Juni 1914 die größten Kata­strophen des 20. Jahr­hun­derts aus, die für eine bislang nie dage­wesene globale Umwälzung sorgten:

Den Ersten Welt­krieg, der zwanzig Mil­lionen mili­tä­rische und zivile Todes­opfer for­derte sowie durch die Fol­ge­er­eig­nisse – wie etwa den Ver­sailler Vertrag, der unter anderem die Macht­er­greifung Adolf Hitlers erst möglich machte – auch den Zweiten Welt­krieg mit sechzig bis siebzig Mil­lionen Toten.

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