Vera Lengsfeld: Die poli­tische Pandemie

„Schon im März 2020 war klar, dass die epi­de­mio­lo­gische Fak­tenlage mit frü­heren Virus­aus­brüchen ver­gleichbar war. Doch die Reak­ti­ons­weise darauf war eine völlig andere“. Das stellen Christoph Lütge und Michael Esfeld in ihrem Buch „Und die Freiheit?“ fest. Statt, wie in der Ver­gan­genheit die Pan­demie medi­zi­nisch zu bekämpfen, wurde beschlossen, sie durch poli­tische Maß­nahmen ein­zu­dämmen. Blau­pause dafür war aus­ge­rechnet das auto­kra­tische China.

In den fol­genden zwei Jahren kam es zu immer dras­ti­scheren Ein­schrän­kungen der Frei­heits­rechte der Bürger, bis hin zum Versuch, das grund­ge­setz­liche Recht auf kör­per­liche Unver­sehrtheit mittels Impf­pflicht abzu­schaffen. Nach zwei Jahren täg­licher Panik­mache mit Hor­ror­mel­dungen, die Angst vor Mil­lionen Toten, dem Zusam­men­bruch des Gesund­heits­systems – oder wenigstens der Inten­siv­me­dizin – schürten, die dazu führte, dass die Bürger nicht mehr als Mit­men­schen, sondern als Gefährder ange­sehen wurden, haben wir es mit einer tief gespal­tenen und noch tiefer ver­un­si­cherten Gesell­schaft zu tun, deren Ver­trauen in die eigene Urteils­kraft und den Rechts­staat schwer gestört ist.

Wie absurd die beschlos­senen Maß­nahmen im Zuge einer angeb­lichen “epi­de­mische Notlage von natio­naler Trag­weite” waren, zeigt sich allein an dem Bei­spiel, dass laut Regie­rungs­be­schluss eine Inzidenz von 50, von der kaum einer weiß, was sie aussagt, schon Ein­schrän­kungen ver­hängt, ab einer Inzidenz von 100 Schlie­ßungen von Schulen, Sport­stätten, Clubs, Theater, Gast­stätten und Ein­zel­han­dels­ge­schäften verfügt wurden.

Heute, bei einer Inzidenz von über 1000 sind fast alle so genannten Corona-Schutz­maß­nahmen außer Kraft gesetzt, ohne dass eine der Gefahren, die per­manent von Politik und mei­nungs­ma­chenden Medien an die Wand gemalt wurden, ein­ge­treten wäre.

Trotzdem wird weiter Angst geschürt, vor einer neuen Welle im Herbst, die wir mit Furcht und Schrecken erwarten sollen. Es wird weiter auf die „Inzidenz“ gestarrt, die ein künst­licher Wert ist, den es bei frü­heren Pan­demien nicht gab. Dieser Wert ergibt sich aus den positiv auf das Corona-Virus getes­teten Per­sonen, obwohl der PCR-Test, der dafür benutzt wird, nichts über das Infek­ti­ons­ge­schehen aussagt, weil er auch nicht infek­tiöse Viren­trümmer ent­deckt. Aus diesem Grund hat der Erfinder dieses Tests, der ame­ri­ka­nische Chemie- Nobel­preis­träger Cary Mullis, öffentlich gesagt, dass man diese Tests nicht benutzen kann, um Virus­in­fek­tionen nach­zu­weisen. Das wurde ignoriert.

Ohne PCR-Test hätte die Politik nicht über zwei Jahre an dem Bild einer herr­schenden Pan­demie fest­halten können.

Jetzt, wo mit jedem Tag klarer wird, dass die poli­tische Bekämpfung der Pan­demie nicht nur gescheitert ist, sondern immensen Schaden ange­richtet hat, mehren sich die Stimmen, die eine Auf­ar­beitung fordern. Die scheut die Politik aller­dings, wie der Teufel das Weihwasser.

Zwar wurde von Regierung und Bun­destag ein Sach­ver­stän­di­gen­aus­schuss ein­ge­setzt, der die deut­schen Maß­nahmen zur Corona-Bekämpfung eva­lu­ieren soll. Doch einige Mit­glieder zweifeln, ob das sinnvoll sei, zum Bei­spiel der Virologe Drosten. Wobei mit der Berufung Drostens, einer der eif­rigsten Pan­demie-Treiber und Pro­fi­teure der poli­ti­schen Test­stra­tegie, der sprich­wört­liche Bock zum Gärtner gemacht wurde. Wer so tief in die Corona-Politik ver­strickt ist, hat natürlich kein Interesse daran, ihre Fehler zu finden und zu benennen. Prä­ventiv haben Drosten & Co. schon mal geäußert, dass eine präzise Bewertung poli­ti­scher Ent­schei­dungen nicht möglich sei.

Wie valide ist dann die Ver­fas­sungs­ge­richts­ent­scheidung über die pau­schalen Schul­schlie­ßungen im Rahmen der Bundesnotbremse?

Immerhin regt sich das Gewissen des Deut­schen Ethik­rates. Auf 164 Seiten haben die Regie­rungs­be­rater aus­ge­führt, was aus ihrer Sicht schief­ge­laufen ist, auch wenn das mit ange­zo­gener Hand­bremse pas­sierte. Das Papier heißt „Lessons learned“, was irre­führend ist, denn bislang ist nicht zu sehen, dass die Politik aus ihrem Ver­sagen gelernt hat. Denn die einzig richtige Lehre wäre, die künftige Pan­de­mie­be­kämpfung wieder den Medi­zinern zu überlassen.

Aber immerhin hat der Ethikrat fest­ge­stellt, dass die ver­hängten Maß­nahmen undif­fe­ren­ziert waren und zu wenig auf ihre Neben­wir­kungen geprüft wurden.

Wie bei keiner anderen Pan­demie war von Anfang an klar, dass Covid 19 vor allem Hoch­be­tagte mit Vor­er­kran­kungen betrifft. Statt diese vul­nerable Gruppe zu schützen, wurden die Maß­nahmen auf die ganze Gesell­schaft aus­ge­dehnt, besonders auch auf Kinder und Jugend­liche, die kaum betroffen sind. Das ging bis dahin, dass Kinder geimpft werden sollten, obwohl es nach wie vor kein ordentlich zuge­las­senes Vakzin gibt. Nun wurde auch noch bekannt, dass der Impf­erfolg bei Kindern negativ zu bewerten ist. Über die Impf­ne­ben­wir­kungen, vor allem bei Kindern, wird nach wie vor ein Mantel des Schweigens gebreitet.

Immerhin stellt der Ethikrat fest, dass Kritik zuge­lassen werden muss, um das Ver­trauen der Bürger in die Politik und die staat­lichen Insti­tu­tionen wieder her­zu­stellen. Gesund­heits­schutz müsse mit den übrigen gesell­schaft­lichen Auf­gaben in Über­ein­stimmung gebracht werden. Das soziale Wohl der Kinder sei ver­nach­lässigt worden, dies dürfe sich nicht wie­der­holen. Wie sehr die Politik auch banale medi­zi­nische Erkennt­nisse igno­riert hat, wird klar, wenn der Ethikrat fordert, es hätte früher fest­ge­stellt werden müssen, dass Bewegung im Freien nicht anste­ckend ist. Dass eine solche Bewegung im Freien das Immun­system stärkt, wissen die Ärzte seit Jahr­hun­derten. Dies den Kindern und Jugend­lichen aus­ge­rechnet in einer Situation zu ver­bieten, wo es auf ein gutes Immun­system ankommt, ist mehr als kontraproduktiv.

Kinder und Jugend­liche sind durch die Corona-Maß­nahmen am meisten geschädigt worden. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Politik weiter vor allem die Alten und Kin­der­losen im Blick hat.

So weit geht der Ethikrat nicht. Aber Eisfeld und Lütge fordern, dass einige Para­meter neu jus­tiert werden müssen- gerade in Bezug auf die Grundrechte.

„Die Ver­hält­nis­mä­ßigkeit von Maß­nahmen ist ein zen­traler Punkt, den die Juristen ein­fordern müssen – egal, was die Politik sagt und will.“

Die poli­tische Kom­mu­ni­kation muss weg von Angst und Panik­mache. Dies ist ent­scheidend für die Zukunft, denn schon wurde uns ange­droht, die Corona-Maß­nahmen als Blau­pause für die Kli­ma­po­litik anzuwenden.

„Der nächste Akt im Drama hin zu einer geschlos­senen Gesell­schaft, die von einer Allianz aus wis­sen­schaft­lichen Experten und auto­ri­tären Poli­tikern beherrscht wird, wäre dann die Kli­ma­krise. Diese könnte ähnlich insze­niert werden: pseu­do­wis­sen­schaft­liche Modell­rech­nungen, die in Kata­stro­phen­pro­gnosen münden, mit denen gezielt Angst in der Bevöl­kerung geschürt wird, Poli­tiker, die dann diese Angst nutzen, um den Rechts­staat aus­zu­setzen, und an seine Stelle  eine angeblich wis­sen­schaftlich legi­ti­mierte, tota­litäre Steuerung der Gesell­schaft zu setzen [… ] Es ist höchste Zeit, unsere pseu­do­wis­sen­schaft­lichen Vor­münder und angeblich Wis­sen­schaft- basierten Poli­tiker in die Schranken zu weisen, die ihnen Men­schen­würde, Rechts­staat und Demo­kratie setzen.“

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Vera Lengsfeld — Erst­ver­öf­fent­li­chung auf dem Blog der Autorin www.vera-lengsfeld.de