Wie unruhig die Erde ist, zeigt sich im Südpazifik, denn dort wurde Vanuatu am 12. Juli 2022 von einem Erdbeben der Stärke 6,1 und auch Tonga wurde erneut von einem schweren Erdbeben der Stärke 6,0 erschüttert. Am 16. März 2022 ereignete sich vor der Küste von Fukushima in Japan ein Erdbeben der Magnitude 7,4. Doch nicht nur im Südpazifik bebt die Erde, auch im Mittelmeerraum. Erst im Januar 2022 sind die Mittelmeerinsel Zypern und das gesamte östliche Mittelmeer von einem Erdbeben der Stärke 6,5 erschüttert worden. Und auch in Griechenland und Türkei kommt es immer wieder zu einem Erdbeben. Erst aktuell erschüttert ein Erdbeben Georgien und ein Erdbeben der Stärke 4,2 wurde auch in Süddeutschland gemessen.
Das Beben passierte in acht Kilometern Tiefe. Am 22. Juni 2022 erschütterte ein Erdbeben der Stärke 5,9 die östlichen Regionen Afghanistans. Mehr als 1000 Menschen starben und das Beben löste eine humanitäre Katastrophe aus. Auch Afghanistan ist anfällig für Erdbeben. In den letzten 72 Stunden gab 907 Erdbeben und die für den Menschen gefährlichste Begleiterscheinungen eines Erdbebens sind Riesenwellen, die so genannten Tsunamis. Ein einziges Erdbeben kann also eine katastrophale Situationen verursachen, wie die neuen Studien zu der Seattle-Verwerfung in Seattle zeigen. Die Verwerfung ist immer noch aktiv und kann heute Erdbeben mit 12 Meterhohen Tsunamiwellen erzeugen. Und auch San Francisco hat Angst vor „the big one“. Die San-Andreas-Linie in Kalifornien ist die am intensivsten untersuchte Erdbebenverwerfung der Welt und Wissenschaftler sind sich sicher, dass es nur eine Frage der Zeit ist, wann das Beben kommt. Wenn wir an Tsunamis denken, denken wir meistens an Außenküsten und Gemeinden entlang des Pazifischen Ozeans, so wie der Tsunami, im Januar 2022 nach dem Ausbruch des Unterwasservulkans Tonga-Hunga-Ha’apai. Die Tsunamiwellen wurden nicht nur in Tonga, sondern auch in Neuseeland, Japan und Fidschi registriert. Auch gab es Überschwemmungen im US-Staat Kalifornien und sogar in Chile musste die 4.000 Kilometer lange chilenische Küste evakuiert werden. Doch auch viele große Ballungszentren liegen in Gefahrenzonen und liegen in unmittelbarer Nähe tektonischer Bruchzonen, die praktisch jeder Zeit schwere Erdbeben und Tsunamis auslösen könnten. Auch in Europa bereitet man sich auf Tsunamis vor, denn ein Tsunami könnte schon bald große Städte am oder in der Nähe des Mittelmeers treffen, darunter Marseille, Alexandria und Istanbul.
Die unruhige Erde – Wann kommt der große Knall?
Stand 12.Juli 2022 gab es weltweit 907 Erdbeben in nur 72 Stunden. In 2022 gab es drei Beben über Stärke 7und 71 Beben zwischen 6 und 7 und 937 Beben zwischen der Stärke 5 und 6.
Erdbeben waren die mit Abstand tödlichste Naturkatastrophe der letzten Jahre. Ihre Gefährlichkeit beruht nicht zuletzt darauf, dass heute mehr als sieben Milliarden Menschen auf der Erde leben. Ressourcenknappheit und Platzmangel zwingen diese Menschen dazu, Räume zu besiedeln, die riskant sind: etwa die Hänge von Vulkanen oder flache Meeresküsten. Auch viele große Ballungszentren liegen in Gefahrenzonen. So befinden sich zum Beispiel die Millionen- und Küstenstädte Los Angeles und Istanbul auf regelrechten Pulverfässern: Beide Metropolen liegen in unmittelbarer Nähe tektonischer Bruchzonen, die praktisch jeder Zeit schwere Erdbeben und Tsunamis auslösen könnten, so ein Bericht von Statista Research Department
- Tsunamis: Die tödlichsten Tsunamis des letzten Jahrhunderts ereigneten sich fast ausnahmslos im Pazifik. Allerdings sind Tsunamis keineswegs auf bestimmte Meeresgegenden beschränkt. Auch die europäischen Küsten erlebten schon mehrfach Tsunamis. Während ein häufiger Auslöser Erdbeben an kollidierenden Plattengrenzen sind, können genauso submarine Rutschungen, Vulkanausbrüche oder Meteoriteneinschläge Ursache für einen Tsunami sein. Der stärkste Tsunami (nach Wellenhöhe) der letzten Jahrhunderte entstand zum Beispiel in Alaska, als durch einen Bergrutsch Millionen Tonnen Gestein in eine Bucht stürzten. Erst im Jahr 2017 führte in Grönland ein Felssturz zur einem Tsunami mit bis zu 90 Meter hohen Wellen. Weil der Klimawandel zunehmend Berge in der Arktis destabilisiert, wird des ähnliche Ereignisse in Zukunft vermutlich immer häufiger geben.
Tsunami-Wellen mit einer Höhe von bis zu 42 Fuß
Eine weitere aktuelle Untersuchung ergab, dass die Seattle-Verwerfung zwei Erdbeben-Typen erzeugen kann; von beiden droht „beträchtlicher Schaden“ in der Metropolregion Seattle und könnte Tsunamiwellen mit 12 Meterhohen Tsunamiwellen erzeugen, so das Washington State Dept. of Natural Resources . Mehr als 760.000 Menschen leben in Seattle , Washingtons bevölkerungsreichster Stadt.
Erläuterung: Tektonische Platten
Erdbeben entstehen oft in den gleichen Gegenden wie Vulkane. Besonders an den Grenzen der beweglichen Erdkrustenplatten entstehen Erdbeben und Vulkane. Reiben zwei Platten aneinander, entsteht ein Erdbeben. So ein Erdbeben ist ein tektonisches Beben.
Den meisten Vulkanausbrüchen geht eine Erdbebenserie voran.
Die Erdkruste ist permanent in Bewegung. Mit der Geschwindigkeit, mit der Fingernägel wachsen, entfernen sich Kontinente wie Afrika und Südamerika voneinander. Wie Eisschollen auf dem Meer „schwimmen“ die Platten der Erdkruste auf den flüssigeren Schichten des Erdinneren – ganz vereinfacht gesagt.
An anderen Stellen treffen Erdmassen aufeinander, schieben über Jahrtausende alte Gebirge in die Höhe und üben enormen Druck aufeinander aus. Wenn sie sich ineinander „verhaken“, baut sich Spannung auf. Wenn die sich dann ruckartig entlädt, bebt die Erde. [Siehe: Weltkarte]
Die tektonischen Platten schwimmen auf dem flüssigen Erdmantel. Das Beben wurde dadurch ausgelöst, dass sich die Pazifische Platte unter die Asiatische schiebt. So entstand einst Japan. Die Inselgruppe wurde „aufgefaltet“.
In Japan treffen gleich vier Platten aufeinander: die Pazifische, Eurasische, Philippinische und Nordamerikanische Platte. Das Beben im März 2011 (Fast 19 000 Menschen kamen ums Leben) wurde vor allem von der Konfrontation zweier Platten ausgelöst: Die Pazifische Platte schiebt sich unter die Eurasische, dadurch wird diese gewölbt und gestaucht. Regionen, in denen eine Platte unter eine andere abtaucht, nennt man Subduktionszonen:
Dort sind Vulkane und Erdbeben. Der Pazifik ist an seinen Rändern gar nicht still: An ihnen verlaufen fast durchgehend Plattengrenzen, dort liegt daher auch ein Gutteil der Vulkane der Erde. So spricht man vom Pazifischen Feuerring, vom „Ring of Fire“. Kalifornien etwa liegt darauf und viele Inselbögen, etwa die Aleuten, Neuguinea und die Neuen Hebriden. Die meisten dieser Inseln entstanden aus der Bewegung der Platten, sie wurden „aufgefaltet“ so wie Japan.
Wenn ein starkes Beben (mindestens Stärke 7 nach Richter) eine vertikale Verschiebung des Meeresbodens verursacht, gerät die Wassersäule darüber in jähe Bewegung, die Energie pflanzt sich horizontal in Wellenform fort. Im flachen Wasser vor Küsten bäumt sich das Wasser auf: Ein Tsunami entsteht.
Auch in den USA geht die Angst vor einem großen Erdbeben um, „The Big One”. In Kalifornien liegt die Wahrscheinlichkeit bei 99,7 Prozent. Menschen, Häuser und Schnellstraßen sind in Gefahr – und zahlreiche Atomkraftwerke, die dicht an tektonischen Spalten stehen.
Tsunami in der Türkei und Griechenland nach Erdbeben
Die Türkei ist wie kein anderes Land in Europa von Erdbeben betroffen. Im Norden des Landes verläuft die sog. Nordanatolische Verwerfung. Sie ist ca. 900 km lang und erstreckt sich parallel zur Schwarzmeerküste über das Marmarameer bis nach Griechenland. Nachdem bereits im Januar 2020 ein Erdbeben der Stärke 6,8 den Osten der Türkei erschütterte, etwa 50 Menschen starben und mehr als 1000 Menschen wurden verletzt, bebte die Erde mit einer Stärke von 7 in einem großen Teil der Ägäis und der Marmaaregion mit einem Tsunami.
Eines der folgenreichsten war das Beben im Jahre 1999 in der Nähe der Metropole Istanbul. Damals kamen mehr als 17.000 Menschen ums Leben. Experten erwarten in Istanbul ein weiteres starkes Erdbeben.
Marseille, Alexandria und Istanbul bereiten sich auf Mittelmeer-Tsunami vor
Das Risiko eines signifikanten Tsunamis innerhalb der nächsten 30 Jahre liegt bei fast 100 %, so die Unesco, die die Küstenstädte auffordert, sich auf den Tsunami vorzubereiten, so ein aktueller Bericht von The Guardian
Ein Tsunami könnte schon bald große Städte am oder in der Nähe des Mittelmeers treffen, darunter Marseille, Alexandria und Istanbul. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Welle in den nächsten 30 Jahren eine Höhe von mehr als einem Meter erreicht, liegt laut Unesco bei fast 100 %.
Die Gefahr eines Tsunamis in den Küstengemeinden des Mittelmeers wird mit dem Anstieg des Meeresspiegels voraussichtlich weiter zunehmen. Während die Gemeinden im Pazifik und im Indischen Ozean, wo sich die meisten Tsunamis ereignen, sich der Gefahr oft bewusst waren, wurde sie in anderen Küstenregionen, einschließlich des Mittelmeers, unterschätzt, so die Unesco.
Die UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur erklärte nun, dass sich fünf gefährdete Gemeinden im Mittelmeerraum bis zum nächsten Jahr zu 40 anderen „tsunamibereiten“ Städten und Gemeinden in 21 Ländern gesellen werden. Dazu gehören neben Marseille, Alexandria und Istanbul auch Cannes und Chipiona, eine Stadt an der spanischen Atlantikküste nahe Cádiz.
„Die Tsunamis von 2004 und 2011 waren ein Weckruf“, sagte Bernardo Aliaga, leitender Tsunami-Experte der Unesco. „Wir haben seit 2004 einen langen Weg zurückgelegt. Wir sind heute sicherer. Aber es gibt Lücken in der Vorbereitung und wir müssen uns verbessern; wir müssen sicherstellen, dass die Warnungen von Besuchern und Gemeinden verstanden werden.“
Der Tsunami im Indischen Ozean am zweiten Weihnachtstag 2004, der tödlichste in der Geschichte, kostete schätzungsweise 230 000 Menschen in 14 Ländern das Leben, während das Erdbeben und der Tsunami der Stärke 9,1 im Jahr 2011, der eine Höhe von fast 40 Metern erreichte, 18 000 Menschen in Japan tötete.
Seit dem Tsunami im Indischen Ozean 2004 hat das Tsunami-Warnzentrum der Unesco für den Pazifik, das von den USA betrieben wird, auf 125 Tsunami-Ereignisse reagiert, im Durchschnitt sieben pro Jahr.
„Der stromaufwärts gelegene Teil ist in gutem Zustand“, sagte Aliaga. „Es wurde daran gearbeitet, 12 Tsunami-Warnzentren einzurichten, die den größten Teil des Ozeans, einschließlich des Mittelmeers, abdecken“.
Zu den Warnzentren gehören fünf im Mittelmeer und im nordöstlichen Atlantik, darunter Griechenland, die Türkei, Italien, Frankreich und Portugal.
„Das Tsunami-Risiko wird in den meisten Gebieten, auch im Mittelmeer, unterschätzt“, so Aliaga. „Die Ereignisse sind nicht sehr häufig, und das Risiko wird nicht von einer Generation auf die andere übertragen.
„Wir müssen die Botschaft verbreiten“, fügte er hinzu. „Im Mittelmeerraum steht es außer Frage: Es geht nicht um das Ob, sondern um das Wann“.
Eines der tödlichsten Erdbeben der Geschichte traf Portugal an Allerheiligen 1755 und löste in Lissabon und Cádiz einen 6 Meter hohen Tsunami aus. Bis zu 50 000 Menschen kamen bei dem Erdbeben ums Leben, aber viele andere, die nichts ahnten, kamen in den nachfolgenden Bränden und dem Tsunami um.
Tsunamis, die nur 1,5 bis 2 Meter hoch sind, können Autos vom Boden abheben, während kleinere Wellen zu Wasserwänden führen können, die sich mit 65 km/h bewegen.
„Die Warnung ist nicht alles“, sagte Aliaga. „Der zweite Teil ist die Bereitschaft der Gemeinschaft – wie sich die Menschen verhalten und reagieren. Da müssen wir noch viel tun.“
Er verwies auf den Fall von Tilly Smith, einem 10-jährigen britischen Mädchen, das während des Tsunamis 2004 100 Menschen, einschließlich ihrer Familie, in Sicherheit brachte. Ihr Geografielehrer hatte sie in der Schule aufgefordert, sofort zu evakuieren, als sie das Wasser zurückgehen sah.
Der Anstieg des Meeresspiegels, der die Auswirkungen von Tsunamis auf Küstengemeinden verstärkt, ist ein weiterer Grund, unsere Arbeit zu beschleunigen“, sagte er.
„Der Zusammenhang besteht darin, dass der Anstieg des Meeresspiegels die Auswirkungen von Tsunamis verstärkt“.
Eine Studie aus dem Jahr 2018, in der Tsunamis in Macau, China, modelliert wurden, ergab, dass der steigende Meeresspiegel das Risiko von Tsunamis erhöht, da sie weiter ins Landesinnere vordringen können. Die Häufigkeit von tsunamibedingten Überschwemmungen stieg bei einem Anstieg des Meeresspiegels um 45 cm um das 1,2- bis 2,4‑fache und bei einem Anstieg um 90 cm um das 1,5- bis 4,7‑fache, so die Studie.
Die Behörden in Alexandria, Istanbul, Marseille, Cannes und Chipiona arbeiten an der Vorbereitung auf den Tsunami, einschließlich Evakuierungsschildern und ‑verfahren sowie Plänen zur Warnung von Touristen, so Aliaga.
„Wir wollen, dass bis 2030 100 % der Gemeinden, in denen nachweislich eine Gefahr besteht, bereit sind, darauf zu reagieren“, sagte er. „Sie werden Evakuierungskarten haben, sie werden Übungen durchgeführt haben und sie werden bereits einen 24-Stunden-Alarm eingerichtet haben.
Die Warnungen würden etwa 10 Minuten nach einem Erdbeben ausgelöst und könnten in Form von Lautsprechern oder WhatsApp-Nachrichten erfolgen, sagte er.
„Wenn es sich um einen lokalen Tsunami handelt, hat man maximal 20 Minuten Zeit, bevor die erste Welle eintrifft. Die zweite Welle ist größer und kommt 40 Minuten nach der ersten. Sie haben immer noch die Möglichkeit zu entkommen.“
Vladimir Ryabinin, Exekutivsekretär der Zwischenstaatlichen Ozeanographischen Kommission der Unesco, sagte: „Mehr als 40 Gemeinden in 21 Ländern sind bereits sicherer geworden, nachdem sie unser Tsunami-Vorbereitungsprogramm umgesetzt haben. Wenn wir diese globale Herausforderung bis 2030 meistern wollen, müssen wir unser Programm sehr schnell ausbauen.“
Netzfrau Lisa Natterer
Quelle: netzfrauen.org
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.