Datenquelle: Visual Capitalist
Der Erste Weltkrieg und das Ende des tatsächlichen Goldstandards
Ludwig von Mises schrieb im Jahre 1919 in Nation, Staat und Wirtschaft:
Wer Frieden zwischen den Völkern will, muss den Staat und seinen Einfluss auf das Stärkste einzuschränken versuchen.
Bis zur Gründung der amerikanischen Notenbank FED am 23. Dezember 1913 verfügten die Vereinigten Staaten von Amerika per Definition über eine echte Golddeckung. Sie wurde mit der Gründung bzw. Unabhängigkeitserklärung begonnen und durch die Einführung des sogenannten Bruchteilreservesystems (Geldschöpfung durch die Geschäftsbanken unter Hinterlegung eines Bruchteils der per Kredit neu geschaffenen liquiden Mittel) im Jahre 1914 abgeschafft.
Nahezu zeitgleich nahm die westliche Welt Abstand von den gold- und teilgoldgedeckten Währungen. In einem Umfeld der Golddeckung hätte man den Ersten Weltkrieg vermutlich nur wenige Monate oder Wochen finanzieren können. In den USA bestand seit 1914 dann eine, wie ich sie nenne, „formale Golddeckung“. 20 US-Dollar standen einer Unze Gold gegenüber. Mit dieser Tauschrelation wurde die damalige Geldreform und der Einstieg in die bis heute bestehende Fiat-Geld-Welt begonnen.
Der Fiat-Geld getriebene und kreditfinanzierte, wenig substanzstarke Boom kam 1929 zum Einsturz. Es folgten der Bust und die Große Depression. 1934 wählte die Politik im Rahmen des New Deals unter dem damaligen Präsidenten Franklin D. Roosevelt den staatsplanwirtschaftlichen Weg zur Abmilderung der Depression. Ab 1934 erfolgte kalte Enteignung. Per staatlichem Dekret (Diktat) wurde die Tauschrelation von 20 US-Dollar für eine Unze Gold auf 35 US-Dollar verändert. Der US-Dollar hatte in den knapp 20 Jahren also 75 Prozent gegen das Gold an Tauschwert verloren. Ein klarer Ausdruck für die Verschiebung der Knappheitsrelation von Gold zum US-Dollar.
Vorher schon, ab dem 1. Mai 1933, verbot die Roosevelt-Regierung den privaten Goldbesitz. Das Verbot wurde erst am 31. Dezember 1974 wieder aufgehoben. Derartige Geschehnisse, Verbote und Zwangsmaßnahmen sind nicht mit einer freiheitlichen und marktwirtschaftlichen Ordnung (frei von Zwang und Diktat mit Gewaltandrohung) in Einklang zu bringen und als klarer Angriff auf das Privateigentum zu werten.
Das Ende der formalen Golddeckung und die Erosion der US-Dollar-Kaufkraft
Die „formale Golddeckung“ von 35 US-Dollar pro Unze Gold gegenüber anderen Währungsbehörden beziehungsweise Notenbanken hatte bis 15. August 1971 Bestand. Vor 1971 hatten die USA kostspielige Kriege in Korea und Vietnam geführt. Darüber hinaus belasteten staatliche Sozialprogramme den US-Haushalt. Als Frankreich Ansprüche auf die Herausgabe der in den USA gelagerten Goldbestände anmeldete, musste der damalige US-Präsident Nixon das sogenannte „Goldfenster“ schließen. Im Grunde räumte er ein, dass man im Rahmen der ausufernden Staatsverschuldung mehr US-Dollar produziert hatte, als man an Gold in der benannten Relation von 1 zu 35 (35 US-Dollar gegen eine Unze Gold) vorhalten konnte. Heute wird eine Unze Gold im Bereich von 2.000 US-Dollar gehandelt. Der US-Dollar hat gegen das Gold in den rund 52 Jahren mehr als 98 Prozent an Tauschwert eingebüßt. Die Geldverschlechterung hat in etwas über 50 Jahren also unglaubliche Dimensionen erreicht. Der Staat hat seinen Machthunger, seine Kriege und seinen Einfluss durch Kaufkraftminderung finanziert.
In einem rein marktwirtschaftlichen Umfeld ist das Geld (Gold und – zeitweise und regional – Silber waren das Grundgeld der Menschheit), welches die Menschen verwenden möchten, frei wählbar. Die Verwender entscheiden also, welches Geld sie für dienlich (werthaltig) und welches sie für weniger werthaltig halten. Leider leben die Menschen auch in der westlichen Welt nicht in einem idealtypischen freiheitlichen und marktwirtschaftlichen Umfeld. Das Geld wird heutzutage staatlich/zwangsmonopolistisch diktiert und in der Güte bzw. Qualität durch die mengenmäßige Erweiterung kontinuierlich herabgesetzt.
Die zweite Säule der Macht kommt ins Spiel: das Militär
Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde Großbritannien von den USA als die zentrale Weltmacht abgelöst. Von da an bauten die USA ihre Machtstellung aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg und bis ungefähr 1989 sprach man bekanntlich vom sogenannten „Kalten Krieg“ zwischen dem von den USA angeführten Westen und dem durch die Sowjetunion dominierten Ostblock. Seit Ende des kalten Krieges haben die USA die hegemoniale Machtstellung inne und stützen diese auf ca. 1.000 ausländische Militärbasen in 80 Ländern der gesamten Erde. Um die teure Armee im Rahmen dieser „subtilen Kolonialherrschaft“ zu finanzieren, ist eine permanente Ausweitung der Staatsschulden unabdingbar. Das Geldschöpfungspotential des US-Dollars steht und fällt mit der Verwendung des Dollars. Die Weichen dafür wurden während des Zweiten Weltkrieges gestellt.
Am 1. Juli 1944 trafen sich die Staatslenker von 40 Nationen zur sogenannten Bretton-Woods-Konferenz. Die US-Dollar zentrierte Währungsordnung (Mischung aus festen und innerhalb einer Bandbreite flexiblen Wechselkursen) wurde beschlossen. Zuvor begannen im Jahre 1940 in Großbritannien und kurz darauf in den USA Planungen für eine internationale Währungsordnung, die nach dem Zweiten Weltkrieg Anwendung finden sollte.
Der US-Dollar hatte sich als Weltreservewährung und Hauptverrechnungseinheit für die globalen Wirtschaftsgeschäfte etabliert. Und je mehr Staaten, Unternehmen und sonstige Marktteilnehmer eine bestimmte Währung halten und sie für ihren Handel nutzen, desto größer ist der Geldschöpfungsspielraum für den jeweiligen Herausgeber dieser Einheit.
————————————–
Die im Text verwendeten Quellen werden im 3. Teil dieser Artikelserie veröffentlicht.
Benjamin Mudlack ist gelernter Bankkaufmann und hat an der Fachhochschule Dortmund das Diplom zum Wirtschaftsinformatiker erworben. Er ist Vorstandsmitglied der Atlas Initiative, Mitglied der Friedrich August von Hayek Gesellschaft und begleitet aktiv einige andere freiheitliche Projekte, wie zum Beispiel das jüngst neu gegründete Free Economic Forum.
Zudem betreibt Benjamin Mudlack den YouTube-Kanal „Der ökonomische IQ“ mit der Zielsetzung, möglichst vielen Menschen die österreichische Schule der Nationalökonomie anhand von tagesaktuellen Themen zugänglich zu machen.
Durch seine unternehmerischen Tätigkeiten, unter anderem auch in dem seit mehr als fünf Generationen bestehenden mittelständischen Familienunternehmen, erhielt Benjamin Mudlack tiefe Einblicke in die reale Wirtschaftswelt. Die theoretischen Kenntnisse und der praktische Bezug zum Mittelstand haben ihn zu einem Befürworter von kleinen effizienten Einheiten auf Basis dezentraler („vor Ort“) Strukturen werden lassen, mit den damit verbundenen sinnvollen emotionalen wie auch wirtschaftlichen Haftungsprozessen.
Benjamin Mudlack ist zudem Autor des im Lichtschlag Verlag erschienen Buches „Geld-Zeitenwende – vom Enteignungsgeld zurück zum gedeckten Geld.“ Neben einigen Interviews sind zahlreiche Artikel von ihm erschienen zum Thema Geld bzw. Geldsystem und Mittelstand wie beispielsweise im Smart Investor, bei Tichys Einblick oder im Sachwert Magazin.
Quelle: misesde.org
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.