Fiat-Geld — Eine (wackelige) Säule zum Bau eines Impe­riums — Teil 1

Fiat-Geld, Militär und Reser­ve­währung: Die drei Säulen der Hege­mo­ni­al­macht – und wieso sie zu wackeln scheinen — Teil 1 von 3

(von von Ben­jamin Mudlack)

Mit diesem Beitrag möchte ich mit Blick auf die Säulen einer Welt­macht einen kleinen Denk­anstoß geben und eine Bot­schaft zur Befriedung Europas und der Welt senden. Selbst­ver­ständlich kann dieser Beitrag keine voll­ständige geo­po­li­tische Analyse liefern. Dennoch sollte klar werden, dass die Kon­trolle über das Geld nach meiner Ein­schätzung DAS Mittel zur Macht­zen­tra­li­sierung, Macht­ak­ku­mu­lation und auch zum Macht­erhalt ist. Überdies werden die Wech­sel­wir­kungen zwi­schen dem US-Dollar als Welt­leit­währung, dem Militär und dem Petro-Dollar bezie­hungs­weise der Quasi-Ölde­ckung des US-Dollars thematisiert.

Auf­stieg und Fall von Imperien

Wirk­liche Welt­geltung erlangen auf­stre­bende Imperien aus­schließlich durch Gewalt. Mit Krieg, wirt­schaft­licher Erpressung – auch Sank­tionen genannt – und durch mili­tä­rische Stärke werden andere Länder und Regionen unter­worfen bzw. gefügig gemacht. Auch durch geheim­dienst­liche Spe­zi­al­ope­ra­tionen erwirkte Regime­wechsel stellen ein pro­bates Mittel dar, um eine Regierung zu „instal­lieren“, die der jewei­ligen Welt­macht ver­meintlich wohl­ge­son­nener ist, als die vor­herige es war. His­to­rische Bei­spiele für Ver­dachts­fälle hierfür, auch in der jün­geren Ver­gan­genheit, ließen sich zu Genüge finden.

Sowohl für einen Putsch als auch für Kriege sind finan­zielle Res­sourcen erfor­derlich. Zumeist finan­ziert wird und wurde diese Politik durch neue Staats­schulden und in letzter Kon­se­quenz durch Geld­ver­schlech­terung. Die neuen Staats­schulden erweitern die Geld­menge (Inflation) und ver­schlechtern folglich den Tauschwert (Kauf­kraft­ent­wertung) des Geldes. Die Staats­ver­schuldung und die mit ein­her­ge­hende Geld­ver­schlech­terung ist seit jeher das staat­liche Pri­vileg zur Beschaffung finan­zi­eller Res­sourcen. Der Geld- und auch Macht­ex­pansion wären enge Grenzen gesteckt, wenn erst ein anderer Markt­teil­nehmer sparen müsste, damit die Kriege oder Put­sch­ak­ti­vi­täten der Macht­elite bezahlt werden könnten. Eine – für alle prak­ti­schen Erwä­gungen – kon­stante und nicht will­kürlich  infla­tio­nierbare Geld­menge wäre ohne Zweifel ein wahr­haf­tiges Friedensgeld!

Eine – für alle prak­ti­schen Erwä­gungen – kon­stante und nicht will­kürlich  infla­tio­nierbare Geld­menge wäre ohne Zweifel ein wahr­haf­tiges Friedensgeld!

Die erste Säule der Macht: Das Fiat-Geld

Geld ist das Tauschgut schlechthin und folglich als Produkt oder Gut anzu­sehen. Die men­gen­mäßige Erwei­terung setzt die Qua­lität herab, weil die Kauf­kraft bzw. der Tauschwert in Relation zu knapp geblie­benen Gütern sinkt.

Ein Kaufmann oder Unter­nehmer, der seine Pro­dukte und Dienst­leis­tungen in der Qua­lität betrugs­mäßig her­ab­setzen und damit ver­trags­widrig handeln würde, hätte voll­kommen zu Recht eine straf- oder zivil­recht­liche Ver­folgung zu erwarten. Der oder die Staaten und deren Lenker hin­gegen prak­ti­zieren diese Art der Finan­zierung, ohne je etwas befürchten zu müssen.

Daten­quellen: Tra­din­ge­co­nomics, US Notenbank FED & US-Finanzministerium

Die Aus­weitung der Staats­schulden und Geld­menge sind heute nicht mehr als Buchungs­sätze. Das Geld ist kom­plett ent­ma­te­ria­li­siert, es liegt keine Sach­wert­de­ckung vor. Mit Auf­kommen des deckungs­losen Papier­geldes, der Dru­cker­presse und des Buch­geldes wurde die Geld­men­ge­ner­wei­terung (Geld­ver­schlech­terung) gewis­ser­maßen hocheffizient.

Aus diesem Grund voll­zieht sich die Über­schuldung der Staaten und die Kauf­kraft­ent­wertung einer jeden ein­zelnen Einheit deutlich dyna­mi­scher als es zu frü­heren Zeiten über­haupt tech­nisch möglich war. Der US-Dollar hat, in Relation zum Gold seit 1971 mehr als 98 Prozent seines Tausch­wertes ver­loren. Der Euro seit 1999 über 85 Prozent. Im Römi­schen Reich vollzog sich der Nie­dergang des römi­schen Denarius über mehr als 250 Jahre. Auch damals wurden Krieg und put­sch­ähn­liche Akti­vi­täten durch Geld­ver­schlech­terung finan­ziert. So sank der Sil­ber­gehalt des Denarius im Jahre 60 nach Christus von knapp 100 Prozent Sil­ber­gehalt bis zum Jahre 300 nach Christus auf einen kaum nen­nens­werten Sil­ber­gehalt herab.

Begin­nende Imperien starten, wie einst das Römische Reich, zumeist mit einer 100 Prozent sach- oder roh­stoff­ge­deckten Währung. Im Zuge der Kriege und all­ge­meinen Haus­halts­fi­nan­zierung wurde das Geld immer weiter ver­schlechtert. Das Römische Reich verlor nach der Geld­ver­schlech­terung zunehmend an Ein­fluss und ver­schwand im fünften Jahr­hundert nach Christus kom­plett von der Bildfläche.

Daten­quelle: Visual Capitalist

Der Erste Welt­krieg und das Ende des tat­säch­lichen Goldstandards

Ludwig von Mises schrieb im Jahre 1919 in Nation, Staat und Wirtschaft:

Wer Frieden zwi­schen den Völkern will, muss den Staat und seinen Ein­fluss auf das Stärkste ein­zu­schränken versuchen.

Bis zur Gründung der ame­ri­ka­ni­schen Notenbank FED am 23. Dezember 1913 ver­fügten die Ver­ei­nigten Staaten von Amerika per Defi­nition über eine echte Gold­de­ckung. Sie wurde mit der Gründung bzw. Unab­hän­gig­keits­er­klärung begonnen und durch die Ein­führung des soge­nannten Bruch­teil­re­ser­ve­systems (Geld­schöpfung durch die Geschäfts­banken unter Hin­ter­legung eines Bruch­teils der per Kredit neu geschaf­fenen liquiden Mittel) im Jahre 1914 abgeschafft.

Nahezu zeit­gleich nahm die west­liche Welt Abstand von den gold- und teil­gold­ge­deckten Wäh­rungen. In einem Umfeld der Gold­de­ckung hätte man den Ersten Welt­krieg ver­mutlich nur wenige Monate oder Wochen finan­zieren können. In den USA bestand seit 1914 dann eine, wie ich sie nenne, „formale Gold­de­ckung“. 20 US-Dollar standen einer Unze Gold gegenüber. Mit dieser Tausch­re­lation wurde die damalige Geld­reform und der Ein­stieg in die bis heute bestehende Fiat-Geld-Welt begonnen.

Der Fiat-Geld getriebene und kre­dit­fi­nan­zierte, wenig sub­stanz­starke Boom kam 1929 zum Ein­sturz. Es folgten der Bust und die Große Depression. 1934 wählte die Politik im Rahmen des New Deals unter dem dama­ligen Prä­si­denten Franklin D. Roo­sevelt den staats­plan­wirt­schaft­lichen Weg zur Abmil­derung der Depression. Ab 1934 erfolgte kalte Ent­eignung. Per staat­lichem Dekret (Diktat) wurde die Tausch­re­lation von 20 US-Dollar für eine Unze Gold auf 35 US-Dollar ver­ändert. Der US-Dollar hatte in den knapp 20 Jahren also 75 Prozent gegen das Gold an Tauschwert ver­loren. Ein klarer Aus­druck für die Ver­schiebung der Knapp­heits­re­lation von Gold zum US-Dollar.

Vorher schon, ab dem 1. Mai 1933, verbot die Roo­sevelt-Regierung den pri­vaten Gold­besitz. Das Verbot wurde erst am 31. Dezember 1974 wieder auf­ge­hoben. Der­artige Gescheh­nisse, Verbote und Zwangs­maß­nahmen sind nicht mit einer frei­heit­lichen und markt­wirt­schaft­lichen Ordnung (frei von Zwang und Diktat mit Gewalt­an­drohung) in Ein­klang zu bringen und als klarer Angriff auf das Pri­vat­ei­gentum zu werten.

Das Ende der formalen Gold­de­ckung und die Erosion der US-Dollar-Kaufkraft

Die „formale Gold­de­ckung“ von 35 US-Dollar pro Unze Gold gegenüber anderen Wäh­rungs­be­hörden bezie­hungs­weise Noten­banken hatte bis 15. August 1971 Bestand. Vor 1971 hatten die USA kost­spielige Kriege in Korea und Vietnam geführt. Darüber hinaus belas­teten staat­liche Sozi­al­pro­gramme den US-Haushalt. Als Frank­reich Ansprüche auf die Her­ausgabe der in den USA gela­gerten Gold­be­stände anmeldete, musste der damalige US-Prä­sident Nixon das soge­nannte „Gold­fenster“ schließen. Im Grunde räumte er ein, dass man im Rahmen der aus­ufernden Staats­ver­schuldung mehr US-Dollar pro­du­ziert hatte, als man an Gold in der benannten Relation von 1 zu 35 (35 US-Dollar gegen eine Unze Gold) vor­halten konnte. Heute wird eine Unze Gold im Bereich von 2.000 US-Dollar gehandelt. Der US-Dollar hat gegen das Gold in den rund 52 Jahren mehr als 98 Prozent an Tauschwert ein­gebüßt. Die Geld­ver­schlech­terung hat in etwas über 50 Jahren also unglaub­liche Dimen­sionen erreicht. Der Staat hat seinen Macht­hunger, seine Kriege und seinen Ein­fluss durch Kauf­kraft­min­derung finanziert.

In einem rein markt­wirt­schaft­lichen Umfeld ist das Geld (Gold und – zeit­weise und regional – Silber waren das Grundgeld der Menschheit), welches die Men­schen ver­wenden möchten, frei wählbar. Die Ver­wender ent­scheiden also, welches Geld sie für dienlich (wert­haltig) und welches sie für weniger wert­haltig halten. Leider leben die Men­schen auch in der west­lichen Welt nicht in einem ide­al­ty­pi­schen frei­heit­lichen und markt­wirt­schaft­lichen Umfeld. Das Geld wird heut­zutage staatlich/zwangsmonopolistisch dik­tiert und in der Güte bzw. Qua­lität durch die men­gen­mäßige Erwei­terung kon­ti­nu­ierlich herabgesetzt.

Die zweite Säule der Macht kommt ins Spiel: das Militär

Mit dem Ende des Ersten Welt­krieges wurde Groß­bri­tannien von den USA als die zen­trale Welt­macht abgelöst. Von da an bauten die USA ihre Macht­stellung aus. Nach dem Zweiten Welt­krieg und bis ungefähr 1989 sprach man bekanntlich vom soge­nannten „Kalten Krieg“ zwi­schen dem von den USA ange­führten Westen und dem durch die Sowjet­union domi­nierten Ost­block. Seit Ende des kalten Krieges haben die USA die hege­mo­niale Macht­stellung inne und stützen diese auf ca. 1.000 aus­län­dische Mili­tär­basen in 80 Ländern der gesamten Erde. Um die teure Armee im Rahmen dieser „sub­tilen Kolo­ni­al­herr­schaft“ zu finan­zieren, ist eine per­ma­nente Aus­weitung der Staats­schulden unab­dingbar. Das Geld­schöp­fungs­po­tential des US-Dollars steht und fällt mit der Ver­wendung des Dollars. Die Weichen dafür wurden während des Zweiten Welt­krieges gestellt.

Am 1. Juli 1944 trafen sich die Staats­lenker von 40 Nationen zur soge­nannten Bretton-Woods-Kon­ferenz. Die US-Dollar zen­trierte Wäh­rungs­ordnung (Mischung aus festen und innerhalb einer Band­breite fle­xiblen Wech­sel­kursen) wurde beschlossen. Zuvor begannen im Jahre 1940 in Groß­bri­tannien und kurz darauf in den USA Pla­nungen für eine inter­na­tionale Wäh­rungs­ordnung, die nach dem Zweiten Welt­krieg Anwendung finden sollte.

Der US-Dollar hatte sich als Welt­re­ser­ve­währung und Haupt­ver­rech­nungs­einheit für die glo­balen Wirt­schafts­ge­schäfte eta­bliert. Und je mehr Staaten, Unter­nehmen und sonstige Markt­teil­nehmer eine bestimmte Währung halten und sie für ihren Handel nutzen, desto größer ist der Geld­schöp­fungs­spielraum für den jewei­ligen Her­aus­geber dieser Einheit.

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Die im Text ver­wen­deten Quellen werden im 3. Teil dieser Arti­kel­serie veröffentlicht.

Ben­jamin Mudlack ist gelernter Bank­kaufmann und hat an der Fach­hoch­schule Dortmund das Diplom zum Wirt­schafts­in­for­ma­tiker erworben. Er ist Vor­stands­mit­glied der Atlas Initiative, Mit­glied der Friedrich August von Hayek Gesell­schaft und begleitet aktiv einige andere frei­heit­liche Pro­jekte, wie zum Bei­spiel das jüngst neu gegründete Free Eco­nomic Forum.

Zudem betreibt Ben­jamin Mudlack den YouTube-Kanal „Der öko­no­mische IQ“ mit der Ziel­setzung, mög­lichst vielen Men­schen die öster­rei­chische Schule der Natio­nal­öko­nomie anhand von tages­ak­tu­ellen Themen zugänglich zu machen.

Durch seine unter­neh­me­ri­schen Tätig­keiten, unter anderem auch in dem seit mehr als fünf Gene­ra­tionen bestehenden mit­tel­stän­di­schen Fami­li­en­un­ter­nehmen, erhielt Ben­jamin Mudlack tiefe Ein­blicke in die reale Wirt­schaftswelt. Die theo­re­ti­schen Kennt­nisse und der prak­tische Bezug zum Mit­tel­stand haben ihn zu einem Befür­worter von kleinen effi­zi­enten Ein­heiten auf Basis dezen­traler („vor Ort“) Struk­turen werden lassen, mit den damit ver­bun­denen sinn­vollen emo­tio­nalen wie auch wirt­schaft­lichen Haftungsprozessen.

Ben­jamin Mudlack ist zudem Autor des im Licht­schlag Verlag erschienen Buches „Geld-Zei­ten­wende – vom Ent­eig­nungsgeld zurück zum gedeckten Geld.“ Neben einigen Inter­views sind zahl­reiche Artikel von ihm erschienen zum Thema Geld bzw. Geld­system und Mit­tel­stand wie bei­spiels­weise im Smart Investor, bei Tichys Ein­blick oder im Sachwert Magazin.


Quelle: misesde.org