Marc Friedrich: Bitcoin für alle — das Bitcoin ETF ist da!

Das Drama hat ein Ende. Der lang ersehnte Bitcoin-Spot-ETF ist endlich da. Bitcoin ist mit seinen 15 Jahren end­gültig in der tra­di­tio­nellen Finanzwelt ange­kommen. Damit ist jetzt schon eine Pro­gnose aus meinem neu­esten Buch ein­ge­troffen, welches vom Timing nicht besser sein könnte. Auch dass die Zulassung zu einem Verkauf und somit sin­kenden Kursen führt, hat sich bestätigt. Wie geht es nun weiter? Sollte man das ETF kaufen oder Bitcoin direkt kaufen? Wann sollte man kaufen und was sind die Chancen und Risiken?

SEC-Drama

Vorab: Schon einen Tag vor der offi­zi­ellen Zulassung haben die Korken geknallt, nachdem Gary Gensler, Chef der US-Wert­pa­pier­auf­sichs­be­hörde (SEC), einen Tweet ver­öf­fent­lichte, indem er die Geneh­migung aller Bitcoin-ETFs ver­kündete. Der Markt verfiel sofort in Euphorie. Der Bitcoin-Kurs stieg in weniger als zwei Minuten von etwa 46.600 Dollar auf fast 48.000 Dollar. Das Internet glühte nur so vor Jubel­mel­dungen und Memes. Es gab nur ein Problem: Der Tweet der SEC war eine Falschmeldung. 

Die Bitcoin-Spot-ETFs waren gar nicht zuge­lassen worden, denn schon wenige Minuten später wurde von der SEC bekannt gegeben, dass der Twitter-Account der SEC gehackt worden war und Unbe­fugte offenbar eine Nach­richt abge­setzt hatten. Schnell machte auch das Gerücht die Runde, dass der Hack nur eine Ausrede der SEC sei, doch X bestä­tigte wenige Zeit später, dass der Account tat­sächlich gehackt worden sei. Wie sich schnell her­aus­stellte, hatte die SEC wohl kein zusätz­liches Sicher­heits­ver­fahren (2FA) benutzt.

Quelle: https://twitter.com/SECGov/status/1744837121406349714

Spott und Häme waren natürlich groß, weil die Aufgabe der SEC der Schutz der Inves­toren ist und man es augen­scheinlich nicht mal schafft, sich selbst zu schützen. Selbst Edward Snowden äußerte sich zu Genslers Patzer mit den Worten “Get your shit tog­ether Gary” (Reiß dich zusammen, Gary).

Vor- und Nachteile 

Vor­teile: Erst­malig ist der Kauf von Bitcoin für alle pro­blemos möglich, denn bei den ETFs handelt es sich um regu­lierte Finanz­pro­dukte, die man bequem über den eigenen Broker erwerben bzw. ver­äußern kann. Das macht ein Investment in erster Linie dadurch natürlich viel ein­facher und unkom­pli­zierter. Außerdem muss man sich keine Gedanken bezüglich der Ver­wahrung machen. Also sozu­sagen ein All-inclusive-Paket.

Ein großer Nachteil ist natürlich, dass man keinen direkten Zugriff auf die eigenen Coins hat. Nicht umsonst gibt es innerhalb der Bitcoin-Com­munity den Slogan “not your keys not your coins”. Wer also einen Bitcoin-ETF erwirbt, der muss sich im Klaren darüber sein, dass das mit der eigent­lichen Bitcoin-Idee von Freiheit und Selbst­be­stimmung rein gar nichts zu tun hat. Ein ETF führt die Idee des Bit­coins demnach also ad absurdum. Außerdem gibt es noch einen steu­er­lichen Aspekt. Wer Bitcoin länger als ein Jahr hält, der muss keine Steuern auf mög­liche Gewinne zahlen. Bei einem ETF kann dies anders sein und hier hängt es vor allem davon ab, ob der ETF einen Her­aus­ge­bens­an­spruch für echte Bitcoin enthält oder nicht.

Wall­street sucht neues Narrativ

Inter­essant war auch zu beob­achten, dass kurz nach der Zulassung der Kurs von Ethereum (der zweit­größten Kryp­to­währung) stark anstieg. Auch dafür gibt es eine logische Erklärung und die hat eben­falls mit ETF-Phan­tasien zu tun.

Viele Markt­teil­nehmer spe­ku­lieren darauf, dass sich nun der Fokus auf die Geneh­migung eines Ethereum-ETFs ver­schieben wird. Auch hier gab es bereits erste Anträge von Ver­mö­gens­ver­waltern. Aller­dings gibt es deutlich größere Unsi­cher­heiten, da immer noch nicht vollends geklärt ist, ob Ethereum ein Wert­papier ist oder nicht.

Chancen und Risiken

Die Wich­tigkeit der SEC-Ent­scheidung darf man auf keinen Fall unter­schätzen, denn nun haben große insti­tu­tio­nelle Anleger zum ersten Mal die Mög­lichkeit, in Bitcoin zu inves­tieren, denn ETFs sind regu­lierte Finanz­pro­dukte in die man als großer Pen­si­ons­fonds oder insti­tu­tio­neller Anleger ohne große Pro­bleme inves­tieren kann. Selbst wenn die großen Fonds nur 0,5 oder 1 Prozent in den ETF inves­tieren würden, wären das bereits gigan­tische Geld­summen, die da zusam­men­kommen. Auch wird das Investment in Bitcoin für viele dadurch deutlich ein­facher. Das dürfte zusätz­liches Geld anziehen, die vorher von den tech­ni­schen Hürden abge­schreckt wurden.

Bit­coins Markt­ka­pi­ta­li­sierung beträgt 900 Mil­li­arden Dollar. Alleine die Pen­si­ons­kassen ver­fügen über hun­derte Bil­lionen Dollar. Wenn nur ein Bruchteil aus der alten Finanzwelt in die neue Anla­ge­klasse Bitcoin via ETFs ein­fließt, sehen wir schnell eine Ver­dop­pelung. Aus diesem Grund sehe ich nach wie vor in diesem Zyklus min­destens sechs­stellige Kurse.

Eines steht natürlich fest: Ein Bitcoin-Verbot, so wie es viele Kri­tiker erwartet haben, ist mit der ETF-Zulassung gänzlich vom Tisch. Denn wieso ver­bieten, wenn die größten Pen­si­ons­fonds und Ver­si­che­rungen der Welt dem­nächst mit an Bord sein werden?

Man darf gespannt sein, wie sich Bitcoin in den kom­menden Wochen und Monaten wei­ter­ent­wi­ckeln wird. Auch wenn immer wieder gerne Ver­gleiche zum Gold gezogen werden, so muss man diesmal ganz klar sagen, dass es sich bei Bitcoin um ein völlig anderes Biest handelt. Wie Daten von Glassnode zeigen, wurden rund 70 Prozent aller Bitcoin, die sich im Umlauf befinden, seit mehr als einem Jahr nicht bewegt. Diesen Inves­toren muss man wohl deutlich höhere Kurse bieten, damit diese ver­kaufen – wenn über­haupt. Viel Glück liebe Wall­street bzw. Welcome to the Show.

Quelle: Glassnode

Die breite Streuung von Bitcoin und das schon über 19 Mil­lionen von 21 Mil­lionen ver­teilt sind lässt die Gefahr schrumpfen, dass die Finanz­branche Bitcoin domi­nieren und mani­pu­lieren wird wie z.B. Gold, Silber usw.

Für wen ist das ETF geeignet:

Wer noch nicht inves­tiert ist und Angst vor den tech­ni­schen Hürden hat, der kann das ETF als Vehikel ver­wenden. Ich emp­fehle aber nach wie vor, Bitcoin selbst zu besitzen. Eine Anleitung finden Sie in meinem neuen Buch. Ich würde bei der nächsten Kor­rektur anti­zy­klisch ein­steigen. Generell sehe ich Kurse unter 35.000 Dollar als Kauf­kurse an. Wer schon inves­tiert ist, kann die Füße hoch­legen und das ganze beob­achten und eben­falls die fal­lenden Kurse nutzen.

Abge­sehen von dem ganzen Hype der letzten Wochen rund um den Spot ETF ist Bitcoin eine geniale Erfindung. Durch die ETF-Zulassung ist Bitcoin zwar ein Teil des tra­di­tio­nellen Finanz­systems geworden, wer sich aller­dings inten­siver mit Bitcoin beschäftigt, wird ver­stehen, dass er mit dem aktu­ellen Fiat-Geld­system so gar nichts gemein hat. Bitcoin hat seine eigenen Spiel­regeln, die von Satoshi für alle Ewigkeit in den Code ein­gra­viert wurden und daran wird niemand etwas ändern können, auch nicht BlackRock.

Der Autor – Marc Friedrich

Marc Friedrich ist Deutsch­lands erfolg­reichster Sach­buch­autor (6 SPIEGEL Best­seller in Folge), aus­ge­wie­sener Finanz­ex­perte, gefragter Redner, YouTube-Star, bekannt aus Funk und TV, Vor­denker, Frei­geist und Honorarberater.

Sein neustes Buch trägt den Titel “Die größte Revo­lution aller Zeiten – Warum unser Geld stirbt und wie Sie davon pro­fi­tieren” und wird sich aus­schließlich mit dem Thema Bitcoin und Geld­ge­schichte beschäf­tigen. Das Buch wird am 23. Januar erscheinen.

Mehr Infor­ma­tionen:www.friedrich-partner.de und www.marc-friedrich.de

Twitter (X) und Instagram: @marcfriedrich7