von Gabriele Schuster-Haslinger
Droht den Kleingärtnern und Selbstversorgern das Aus? Eine neue Studie befasst sich mit dem heutzutage omnipräsenten „CO2-Fußabdruck“ der städtischen Gärten. Unter Umständen könnte das Auswirkungen für jene haben, die ihr Gemüse und Obst selbst anbauen. Diese sind den Konzernen schon lange ein Dorn im Auge, weil sie die Kleingärtner viel lieber als Kunden ihrer Produkte sehen würden.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, „dass selbst Low-Tech-Stadtbauernhöfe und ‑gärten einen hohen CO2-Fußabdruck haben. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die heutige UA [= Urban agriculture; Hinweis der Autorin] im Allgemeinen mehr Treibhausgase produziert als die konventionelle Landwirtschaft … UA muss mit Bedacht konzipiert und verwaltet [!] werden, um Klimaziele zu erreichen.“
Die Rede ist von sogenannter Urban agriculture, in der Studie UA genannt. Was ist damit gemeint? In Wikipedia wird „Urbane Landwirtschaft“ wie folgt beschrieben: „Oberbegriff für verschiedene Weisen der primären Lebensmittelproduktion in städtischen (urbanen) Ballungsgebieten und deren unmittelbarer Umgebung … Er umfasst neben städtischen Formen des Gartenbaus auch Tierhaltung in urban geprägten Gebieten. Der Begriff geht über die bekannten Formen des urbanen Gartenbaus (Hausgarten, Kleingarten, Grabeland) hinaus und beinhaltet z.B. auch Ackerbau, Tierhaltung …“. Es geht dabei also um die Nutzung von Grünflächen im Stadtgebiet und im angrenzenden Umland. Die offene Frage hierbei ist, ob damit auch die Einfamilienhaus- und die Schrebergärten mit eingeschlossen sind, in denen Gemüse und Obst für den eigenen Bedarf angebaut werden.
In Wikipedia wurde dazu wie folgt veröffentlicht: „… während urbaner Gartenbau von Teilgruppen der Gesamtbevölkerung zum Zwecke der Selbstversorgung betrieben wird, hat urbane Landwirtschaft das Ziel … Produkte für die Gesamtbevölkerung zu liefern“. Doch Sie werden es selbst bemerken: Der Übergang ist nicht ganz klar definiert, und möglicherweise soll ohnehin keine klare Grenze gezogen werden. Betrachten wir die Vorschriften für Hühnerhaltung, dann sind die kleinen Selbstversorger ebenso von gravierenden Maßnahmen wie die Keulung ihrer Tiere betroffen wie riesige Hühnerfarmen.
Könnte diese Studie die Folge nach sich ziehen, dass künftig auch Selbstversorger „verwaltet“ werden, wie im obigen Studientext bereits erwähnt? Wie könnte das aussehen? Müssen Sie die Zahl und Art der von ihnen angebauten Pflanzen genau angeben? Wenn ja, wem muss das mitgeteilt werden bzw. wer kontrolliert diese Angaben? Und wie sieht es mit dem Gießwasser aus? Müssen die Größenordnungen von Regentonnen genannt und nachgewiesen werden? Muss evtl. ein Wasserzähler in die Gartenwasserleitung eingebaut werden, und könnte es sein, dass bei Überschreitung einer bestimmten Wassermenge eine extra „Steuer“ fällig wird? Wird für das angebaute Gemüse eine „Kleingarten-CO2-Steuer“ eingeführt? Wie würden Ernteausfälle durch Schnecken, Kohlweißlinge, Vögel (Beeren), Fäule usw. berücksichtigt werden?
Wie Sie sehen, gibt es zu diesem Thema Fragen über Fragen. Man kann durchaus damit rechnen, dass den meisten die Lust am Gärtnern vergehen würde, wenn auch nur ein Bruchteil meiner Phantasie wahr werden sollte. Aber wie heißt es so schön: „Nachtigall, ich hör‘ Dir trapsen!“ Steht ein Thema einmal im Raum – vor allem, wenn das Attribut „Klima“ dabeisteht –, dann dauert es erfahrungsgemäß nicht lange, bis die ersten Einschränkungen tatsächlich vor der Türe stehen.
Ich kann Sie und uns alle daher nur dazu auffordern, wachsam zu sein, sich zusammenzuschließen und sich bei den ersten Anzeichen zu wehren.
Machen Sie’s gut!
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