Exponate der Ausstellung

Befrei­ungs­aus­schuß Süd­tirol — Opfer für die Freiheit! — Eine Aus­stellung in Bozen

Die recht­liche Ver­an­kerung der Selbst­ver­waltung des 1919 Italien zuge­schla­genen und auch nach dem Zweiten Welt­krieg im Stie­fel­staat ver­blie­benen süd­lichen Lan­des­teils Tirols in Form einer mit Son­der­au­to­nomie aus­ge­stat­teten Provinz wird bis­weilen als „Modell“ für die Ent­schärfung oder gar Lösung anderer Kon­flikte mit natio­nalen Min­der­heiten genannt.  So „friedlich“, wie die „Lösung des Süd­tirol-Kon­flikts“ letztlich durch Instal­lation eines Auto­no­mie­statuts für das Gebiet zwi­schen Brenner und Salurner Klause meist im sonn­tags­red­ne­ri­schen Rück­blick gepriesen wird, verlief sie ganz und gar nicht.
„Pariser Abkommen“ – von Italien nicht erfüllt
Das am 5. Sep­tember 1946 in Paris zwi­schen dem ita­lie­ni­schen Minis­ter­prä­si­denten Alcide de Gasperi und dem öster­rei­chi­schen Außen­mi­nister Karl Gruber getroffene Über­ein­kommen hatte zwar eine autonome Gesetz­gebung und Ver­waltung vor­ge­sehen. Doch im Ersten Auto­no­mie­statut von 1948, mit dem Rom vorgab, das „Pariser Abkommen“ erfüllt zu haben, wurde die Selbst­ver­wal­tungs­be­fugnis  auf die Region Trentino-Alto Adige über­tragen, worin die Pro­vinzen Bozen-Süd­tirol und Trentino zwangs­vereint und die Süd­ti­roler auf­grund des weit über­wie­genden Bevöl­ke­rungs­an­teils eth­ni­scher Ita­liener majo­ri­siert wurden. Überdies führte das „demo­kra­tische” Italien die faschis­tische Zuwan­de­rungs- und Ent­na­tio­na­li­sie­rungs­po­litik unge­hemmt weiter.
Kano­nikus Gamper: „Auf dem Todesmarsch“
Weshalb Kano­nikus Michael Gamper, sozu­sagen der geistige Führer der deut­schen Volks­gruppe, am 28. Oktober 1953 in der Zeitung „Dolo­miten” schrieb:
„Die gewollte Unter­wan­derung unseres Volkes geht weiter. Viele Zehn­tau­sende sind nach 1945 und nach Abschluß des Pariser Ver­trages aus den süd­lichen Pro­vinzen in unser Land ein­ge­wandert, während zur gleichen Zeit die Rückkehr von einigen Zehn­tau­senden unserer umge­sie­delten Lands­leute unter­bunden wurde … Es ist ein Todes­marsch, auf dem wir Süd­ti­roler uns befinden, wenn nicht noch in letzter Stunde Rettung kommt.”
Der massive, staat­li­cher­seits geför­derte Zuzug von Ita­lienern nach Süd­tirol, das Errichten von „Volks­wohn­bauten“ und das Schaffen von Arbeits­plätzen nahezu aus­nahmslos für sie, dis­kri­mi­nierte nicht nur die ange­stammte Bevöl­kerung und die rück­keh­renden Optanten, sondern führte zur unüber­seh­baren Abwan­derung junger Süd­ti­roler. Weshalb Gamper zurecht vom „Todes­marsch“ sprach – und es zu erstem, auch gewalt­be­reitem Auf­be­gehren dagegen kommen musste.
Von ersten Anschlägen zum „Los von Trient“
So verübte die „Gruppe Stieler“ zwi­schen Sep­tember 1956 und (ihrer Ver­haftung und Miss­handlung im) Januar 1957 Spreng­stoff­an­schläge auf besagte „Volks­wohn­bauten“, um Zeichen zu setzen. 1957 kam es auch zu einer  –  in ihrer his­to­ri­schen Bedeutung  nach­hal­lenden — poli­ti­schen Groß­kund­gebung gegen die römische Politik. Der ita­lie­nische Arbeits­mi­nister Gui­seppe Togni hatte am 1. Oktober 1957 den Bau eines neuen Bozner Stadt­viertels mit 5000 Wohn­ein­heiten für ita­lie­nische Zuwan­derer ange­kündigt. Wor­aufhin Silvius Magnago, Obmann der Süd­ti­roler Volks­partei (SVP) und nachmals auch lang­jäh­riger Lan­des­hauptmann, in seiner Ansprache vor den am 17. November auf Sig­mundskron zusam­men­ge­strömten ca. 35 000 Teil­nehmern die „Erfüllung des Pariser Ver­trages“ und unter der Devise „Los von Trient!” eine „echte Auto­nomie für Süd­tirol“ verlangte.
Auf­wüh­lende Jahre der Repression
Bis es dazu mit der 1969 auf der SVP-Lan­des­ver­sammlung nur äußerst knapp gebil­ligten Grundlage zum dann erst 1972 in Kraft getre­tenen Zweiten Auto­no­mie­statut kam, durch­lebten die Süd­ti­roler auf­wüh­lende Jahre, die sie und ihr Dasein nicht nur daran erin­nerten, sondern geradezu in die schlimmsten Zeiten längst über­wunden geglaubter faschis­ti­scher Herr­schafts­me­thoden  zurück­führten. Die ein­hei­mische, will sagen: eth­nisch nicht-ita­lie­nische Bevöl­kerung war fort­während staat­licher Repression, Ver­höhnung, Anpö­belung und Dif­fa­mierung aus­ge­setzt. Ita­lie­nische Schlä­ger­trupps, vor­nehmlich aus Par­tei­gängern und Sym­pa­thi­santen des neo­fa­schis­ti­schen Movi­mento Sociale Ita­liano (MSI), störten Ver­samm­lungen der eth­nisch deut­schen respektive ladi­ni­schen Süd­ti­roler. Rigoros wandte die ita­lie­nische Justiz  die poli­ti­schen Unter­drü­ckungs-Para­graphen des nach wie vor in Geltung befind­lichen faschis­ti­schen Straf­ge­setz­buches „Codice Rocco“ an. Das Bemalen von Fens­ter­läden in den Tiroler Lan­des­farben wurde ebenso straf­rechtlich geahndet wie das Hissen der Landesfahne.
Zahl­reiche Süd­ti­roler wurden wegen angeb­licher Schmähung des Staates bzw. der „ita­lie­ni­schen Nation” ver­ur­teilt. Die staat­lichen „Ord­nungs­hüter” der diversen Polizei-Organe waren darauf aus,  jedwede Regung gelebter Tiro­lität  (Sitten, Gebräuche, Riten etc.) im Keim zu ersticken. Eines von vielen Bei­spielen:  Als Mes­se­be­sucher am 21. Februar 1960 nach dem Got­tes­dienst an dem auf dem Platz vor der Bozner Pfarr­kirche befind­lichen Denkmal für Peter Mayr, den Frei­heits­kämpfer von 1809,  einen Kranz nie­der­legten und das Andreas-Hofer-Lied anstimmten, schlugen Poli­zisten der Ein­satz­gruppe „Celere” mit Knüppeln auf sie ein („Knüp­pel­sonntag“).  „Rädels­führer“ wurden ver­haftet und vom Gericht als „Unru­he­stifter” zu Haft­strafen verurteilt.
Ver­härtung Roms trotz UN-Resolutionen
Eine gra­duelle Bes­serung schien in Aus­sicht zu kommen, nachdem sich Öster­reich als Ver­trags­partner von 1946 und somit als „Schutz­macht“ Süd­tirols auf Initiative des dama­ligen Außen­mi­nisters Bruno Kreisky an die Ver­einten Nationen (UN) gewandt und die Welt­or­ga­ni­sation am 31. Oktober 1960 mit der Reso­lution 1497 Italien und Öster­reich zu Ver­hand­lungen über die Erfüllung des Pariser Abkommens auf­ge­fordert hatte. Doch Rom betrieb, um jeg­liche Zuge­ständ­nisse mit der Parole von der „inneren Ange­le­genheit Ita­liens“ ver­meiden zu können, eine Destruk­ti­ons­po­litik und ließ alle Ver­hand­lungen ergeb­nislos enden. Daran änderte sich auch nach der zweiten hin­sichtlich des Süd­tirol-Kon­flikts ergan­genen UN-Reso­lution 1667 vom 28. November 1961 zunächst nichts Wesentliches.
Sepp Kersch­baumer und seine Getreuen
Weil sich Italien nicht nur nicht bewegte, sondern alle poli­ti­schen Ver­hand­lungen ins Leere laufen ließ, trat in dem von Hoff­nungs­lo­sigkeit bis Ver­zweiflung schwan­kenden süd­lichen Tirol eine bereits seit 1957 ins­geheim wir­kende Gemein­schaft von für die Freiheit des Landes und  dessen ange­stammte Bewohner kämp­fenden Akti­visten stärker denn je zuvor seit ihrer Gründung ins Ram­pen­licht. Sie wollte mittels spek­ta­ku­lärer Maß­nahmen die inter­na­tionale Öffent­lichkeit auf den Kon­flikt und auf die kujo­nie­rende Ent­rechtung der deut­schen und der ladi­ni­schen Volks­gruppe Süd­tirols auf­merksam zu machen. Die um den Fran­g­arter Kaufmann (und anfäng­lichen SVP-Orts­obmann) Sepp Kersch­baumer im „Befrei­ungs­aus­schuß Süd­tirol“ (BAS) ver­sam­melten Gleich­ge­sinnten aus beiden Teilen Tirols – einige auch aus anderen öster­rei­chi­schen Bun­des­ländern sowie der Haupt­stadt Wien – pro­tes­tierten zunächst mittels Flug­blättern, Rund­briefen und an öffent­lichen Gebäuden sowie auf Straßen ange­brachten Auf­schriften.  Kersch­baumer hatte auf Sig­mundskron  BAS-Flug­blätter unter den Kund­ge­bungs­teil­nehmern ver­teilen lassen, auf denen es hieß:
„Lands­leute! Noch nie in den fast 40 Jahren ita­lie­ni­scher Herr­schaft hat sich unser Volk in einer so gefähr­lichen Lage befunden wie heute. Was dem Faschismus in nahezu 20 Jahren mit gewalt­samen Unter­drü­ckungs­me­thoden nicht gelungen ist, hat das demo­kra­tische Italien in nahezu 10 Jahren beinahe erreicht. Trotz des Pariser Ver­trages! Noch 10 Jahre ‚christlich-demo­kra­tische‘ Herr­schaft in Süd­tirol und sie haben es erreicht, was sie sich von Anfang an zum Ziele gesetzt haben: Die Süd­ti­roler im eigenen Lande in die Min­derheit zu drängen … Lands­leute! Es ist fünf vor zwölf … Süd­tirol erwache! Rüstet euch zum Kampf! Zum Kampf um unsere Existenz. Es geht um Sein oder Nichtsein unseres Volkes! Es geht um den Bestand unserer Kinder, unserer Kin­des­kinder! Frei wollen wir wieder werden in unserem Lande, frei wie unsere Vor­väter es gewesen über 1000 Jahre im deut­schen Südtirol!” 
Der BAS schlägt punk­tuell zu
Doch mit der­ar­tigen Mah­nungen und Auf­rufen war es umso weniger getan, als sich die Unnach­gie­bigkeit Roms zuse­hends ver­härtete. So gingen die BAS-Akti­visten  — ein­fache Bauern, Arbeiter, Hand­werker, Klein­ge­wer­be­trei­bende – zu gezielten Anschlägen gegen Symbole der unter­drü­ckenden Staats­macht über. In der Nacht vom 29. auf den 30. Januar 1961 sprengten BAS-Leute aus Nord- und Süd­tirol bei­spiels­weise den soge­nannten „Alu­minium-Duce”, ein über­di­men­sio­niertes Mus­solini-Denkmal vor dem Kraftwerk in Waid­bruck, welches zu dessen Leb­zeiten die ver­herr­li­chende Widmung „Al Genio del Fascismo” („An den Genius des Faschismus”) trug. Und am 1. Februar 1961 sprengte der Neu­markter BAS-Aktivist Josef Fontana ein Loch in die Wand der Villa des  faschis­ti­schen Senators Ettore Tolomei, der einst die Maß­nahmen zur Ent­na­tio­na­li­sierung der Süd­ti­roler ent­worfen hatte. Es kam auch zu wei­teren Anschlägen auf Neu­bauten, in denen Woh­nungen für ita­lie­nische Zuwan­derer errichtet werden sollten.
Mit­wisser dies- und jen­seits des Brenners
Öster­rei­chische Poli­tiker wie Kreisky (SPÖ) und die Nord­ti­roler Lan­desräte Aloys Ober­hammer (ÖVP) sowie Rupert Zechtl (SPÖ) und weitere bedeu­tende Per­sön­lich­keiten waren mehr oder weniger „ein­ge­weiht“, wussten von den Plänen der Frei­heits­kämpfer des BAS. Dessen Ziel war es, lediglich Sach­schäden anzu­richten; Men­schen sollten auf Weisung des tief­gläu­bigen  Kersch­baumer  kei­nes­falls zu Schaden kommen. In Süd­tirol zählten der SVP-Obmann­stell­ver­treter und Land­tags­ab­ge­ordnete Hans Dietl, die SVP-Land­tags­ab­ge­ord­neten Friedl Volgger und Peter Brugger sowie einige andere SVP-Funk­tionäre — wie etwa das Par­tei­aus­schuss­mit­glied Franz Widmann — zu den Ver­trau­ens­leuten des BAS. Ihre Namen wurden von den nachmals Ver­haf­teten trotz erlit­tener Folter nicht preisgegeben.
Auch Par­tei­obmann und Lan­des­hauptmann Magnago war in groben Zügen unter­richtet, denn Kersch­baumer und sein enger Mit­streiter Georg („Jörg“) Klotz – der Schüt­zen­major und Schmied aus Walten im Pas­seier war einer der lei­den­schaft­lichsten Frei­heits­kämpfer —  hatten ihm unmiss­ver­ständlich klar­ge­macht, dass sie Wider­stands­hand­lungen begehen würden. Magnago bestritt dies Jahr­zehnte später auch nicht, erklärte aber, Kersch­baumer und Klotz von ille­galen Aktionen abge­raten zu haben. Wie auch immer — in Ein­zel­heiten bevor­ste­hender Aktionen wurde Magnago tat­sächlich nicht ein­ge­weiht; man wollte ihn nicht kom­pro­mit­tieren und seine Partei nicht gefährden.
Der „große Schlag“ – die „Feu­er­nacht“
Zum wirklich „großen Schlag“ des BAS sollte es indes erst in der denk­wür­digen „Feu­er­nacht“ kommen. Dem waren abermals ergeb­nislos ver­laufene Süd­tirol-Ver­hand­lungen Kreiskys mit dem dama­ligen ita­lie­ni­schen Außen­mi­nister Antonio Segni am 25. Mai 1961 in Kla­genfurt vor­aus­ge­gangen. In der Nacht zum „Herz-Jesu-Sonntag“ vom 11. auf den 12. Juni wurden an mar­kanten Stellen Süd­tirols, besonders rund um Bozen, mehr als 40 Hoch­span­nungs­masten durch Spreng­la­dungen zer­stört oder stark beschädigt. Die Frei­heits­kämpfer suchten ihre Anschlags­ziele so aus, dass nach mensch­lichem Ermessen  Men­schen­leben nicht gefährdet waren. So hatte es Sepp Kersch­baumer von seinen Kame­raden ver­langt, und alle waren sich darin einig gewesen: Der Frei­heits­kampf sollte unblutig sein. Dennoch kam es zu einem tra­gi­schen Vorfall: Der Stra­ßen­ar­beiter Gio­vanni Postal ent­deckte nahe Salurn eine nicht deto­nierte Spreng­ladung, wollte sie eigen­händig vom Mast ent­fernen, wobei sie nunmehr losging und er zu Tode kam. Es sollte hinfort nicht der einzige Tote bleiben.
Mit der „Feu­er­nacht” hatte der BAS ein wesent­liches poli­ti­sches Ziel erreicht: Die Welt blickte auf Süd­tirol, auf einen Kon­fliktherd im Herzen Europas. Dorthin beor­derte Rom zusätz­liche Carabinieri‑, Polizei- und Hee­res­kräfte, sodass alsbald ungefähr 40.000 bewaffnete Uni­form­träger das Land in ein Heer­lager verwandelten.
Pur­ga­torium der Freiheitskämpfer 
Im Juli war in Laas der Schüt­zen­major Franz Muther ver­haftet und in der Cara­bi­nieri-Kaserne von Meran einer  „Son­der­be­handlung” unter­zogen worden, bis er unter der Folter Namen von Mit­ver­schwörern preisgab. Die nächsten Ver­haf­tungen mit anschlie­ßender Folter galten Schüt­zen­major Jörg Pircher aus Lana und Sepp Kersch­baumer selbst. Bis Ende Sep­tember 1961 wurden mehr als 140 BAS-Leute ver­haftet und skru­pellos der Folter aus­ge­setzt; höh­nisch erklärten ihnen ihre Pei­niger, Innen­mi­nister Mario Scelba per­sönlich habe ihnen  „carta bianca” – „freie Hand” – gelassen, damit sie mit den Häft­lingen anstellen könnten, was immer ihnen beliebe. Infolge der Fol­terung starben die Süd­ti­roler Franz Höfler und Anton Gostner; und die Folter-Folgen führten auch bei Sepp Kersch­baumer im Gefängnis von Verona 1964 zum Tode. Weitere Fol­ter­opfer trugen, wie der Unter­hasler-Bauer Sepp Mit­ter­hofer, lebens­lange Gesund­heits­schäden davon, andere ver­starben vorzeitig.
Rom: „Vor­bild­licher Einsatz“ der Folterknechte
44 Süd­ti­roler Häft­linge erstat­teten gegen 21 namentlich bekannte Cara­bi­nieri  Anzeige wegen Fol­terns. Lediglich deren sieben  wurden jus­ti­ziell berück­sichtigt und nur zehn  „Fol­ter­ca­ra­bi­nieri“ 1963 in Trient vor Gericht gestellt, die anderen amnes­tiert. Im lau­fenden Ver­fahren wurden zwei Cara­bi­nieri ver­ur­teilt und unmit­telbar nach dem Urteils­spruch amnes­tiert, die übrigen Fol­terer sofort frei­ge­sprochen. Anschließend wurden sie allesamt in Rom von General  Gio­vanni De Lorenzo, dem Ober­be­fehls­haber der Cara­bi­nieri,  Geheim­dienstchef und spä­teren neo­fa­schis­ti­schen Kam­mer­ab­ge­ord­neten, öffentlich für ihren „vor­bild­lichen Einsatz” belobigt, aus­ge­zeichnet und einige sogar befördert.
Die meisten der ver­haf­teten BAS-Akti­visten wurden indes zu hohen Haft­strafen ver­ur­teilt, ihre gesamte Habe wurde ein­ge­zogen. Einige wenige  blieben trotz der Ver­haf­tungs­welle nach der „Feu­er­nacht“ uner­kannt, andere konnten in letzter Minute über die Grenze nach Öster­reich ent­kommen: So der legendäre Schüt­zen­major Georg Klotz (1919 – 1976), der Schüt­zen­leutnant Luis Amplatz aus Bozen-Gries (1926 – 1964) und die „Pus­terer Buben” (im Volksmund „Puschtra Buim”) Sieg­fried Steger, Sepp Forer, Heinrich Ober­lechner und Heinrich Ober­leiter. Sie flüch­teten nach Öster­reich und kamen zu gege­benen Anlässen allein oder zusammen mit öster­rei­chi­schen Kame­raden immer wieder über die Grenze, um ihren Kampf wei­ter­zu­führen — nach Bekannt­werden der Fol­te­rungen bewaffnet wei­ter­zu­führen: Denn sie waren fest ent­schlossen, eher im Feu­er­ge­fecht zu sterben, als  Fol­terern in die Hände zu fallen. Es kam zu wei­teren bewaff­neten Aktionen, und es gab Opfer auf der Seite der ita­lie­ni­schen Sicher­heits­kräfte wie auf Seiten der Freiheitskämpfer.
Die Rolle der ita­lie­ni­schen Geheimdienste
Eine besonders düstere Rolle spielten die betei­ligten ita­lie­ni­schen Geheim­dienste. Luis Amplatz wurde in der Nacht auf den 7. Sep­tember 1964 in einem Heu­stadel auf den „Brunner Mahdern” im Pas­seier von Christian Kerbler, einem vom Mili­tär­ge­heim­dienst Ser­vizio Infor­ma­zioni Forze Armate (SIFAR) – danach Ser­vizio Infor­ma­zioni Difesa (SID) — gedun­genen Mörder, im Schlaf erschossen. Sein Kamerad Georg Klotz wurde dabei schwer ver­wundet und konnte sich wie durch ein Wunder aus eigener Kraft über die Grenze nach Nord­tirol in Sicherheit bringen.
Im Zusam­menhang mit spä­teren Vor­komm­nissen dürften Geheim­dienst­ein­flüsse  eine noch weit größere Rolle gespielt haben. Jüngere For­schungs­er­geb­nisse des öster­rei­chi­schen (Militär-)Historikers Hubert Speckner  legen offen, dass die meisten Anschläge/Attentate, die dem BAS ver­bun­denen nach­ma­ligen Frei­heits­kämpfern und Grup­pie­rungen zuge­schrieben wurden, eher auf das Konto ita­lie­ni­scher Dienste respektive von Ange­hö­rigen der von Geheim­dienstlern und neo­fa­schis­ti­schen Par­tei­gängern bzw. Sym­pa­thi­santen durch­setzten „Gla­disten“, Ange­hö­rigen des ita­lie­ni­schen Zweigs der „Stay behind“-Verbände der Nato, gehen dürften.
„Attentate“, die keine waren
So zeigen Speckners auf bis dato unaus­ge­wer­teten sicher­heits­dienst­lichen und juris­ti­schen öster­rei­chi­schen Unter­lagen fußenden Unter­su­chungen, dass der als „schlimmstes Attentat“ gel­tende „Porzescharte“-Vorfall  vom 25. Juni 1967 (vier Tote) kei­nes­falls so abge­laufen sein konnte wie er von ita­lie­ni­schen Stellen offi­ziell dar­ge­stellt und von poli­ti­scher Seite Öster­reichs sowie von der jour­na­lis­ti­schen wie wis­sen­schaft­lichen Publi­zistik als gegeben erachtet wurde und bis zur Stunde wird. Die völlige Reha­bi­li­tierung der 1971 in Florenz ver­ur­teilten, in Öster­reich hin­gegen frei­ge­spro­chenen Beschul­digten Erhard Hartung, Peter Kie­nes­berger (ver­storben 2015) und Egon Kufner steht indes aus. Des­gleichen gilt für eine zweite, ebenso volu­minöse Studie Speckners, in welcher er anhand von 48 Gescheh­nissen, für welche (nicht allein) Italien den BAS ver­ant­wortlich machte, nach­weist, dass die offi­zielle Dar­stellung nicht der Wirk­lichkeit, folglich auch nicht der Wahrheit entspricht.
Ohne Wirken des BAS kein Autonomiepaket 
Ob die Aktionen des BAS der Süd­ti­roler Sache  geschadet oder  genutzt haben, ist insofern umstritten, als Befunde im Kleide „wis­sen­schaftlich begrün­deter“ Aus­sagen dazu stets unter der Prä­misse des soge­nannten „erkennt­nis­lei­tenden Inter­esses“ zustande gekommen und zu bewerten sind. Der unter maß­geb­lichem Ein­fluss der „Inns­brucker Schule“ der Zeit­ge­schichts­for­schung und ‑schreibung sozu­sagen als wis­sen­schaft­liche „Opinio com­munis“ gel­tenden „Erkenntnis“, wonach die Autonomie(lösung) für Süd­tirol „nicht wegen, sondern trotz“ (!) der Anschläge des BAS zustande gekommen sei, stehen nicht minder begründete fun­dierte Aus­sagen von Poli­tikern und Zeit­zeugen der Erleb­nis­ge­ne­ration gegenüber, wonach die ent­schei­dende  Neun­zehner-Kom­mission, welche „Paket-Maß­nahmen“ sowie „Ope­ra­ti­onska­lender“ als  Grund­lagen für das Zweite Auto­no­mie­statut aus­ar­beitete, ohne die öffent­lich­keits­auf­rüt­telnden Taten der Frei­heits­kämpfer kaum ein­ge­setzt worden und somit das Ein­lenken Roms kaum zustande gekommen wäre.
Eine Aus­stellung aus der Ver­pflichtung zum Gedenken 
Aus alldem leitet sich die Ver­pflichtung zu red­lichem Gedenken für die BAS-Akti­visten ab, die infolge ihres selbst­losen  Ein­satzes im Frei­heits­kampf zu Tode gekommen sind, sowie für jene, die infolge ihres Wirkens für das ange­stammte Tiroler Volk im süd­lichen Lan­desteil Gesundheit, Hab und Gut, Familie(nangehörige) sowie  Heimat ver­loren. Ihnen allen, den Toten wie den (noch) Lebenden, gilt die zeit­ge­schichtlich bedeutsame, auf Dauer ange­legte Aus­stellung „BAS – Opfer für die Freiheit“, welche das Geschehen  während der 1960er Jahre in all seinen Facetten ver­ge­gen­wärtigt und veranschaulicht.
 
Die Aus­stellung befindet sich in Bozen, Lauben 9, und ist von Dienstag bis Samstag (jeweils von 10–12 Uhr und von 15–17 Uhr) geöffnet. Nach Vereinbarung
( Kontakt:  https://bas.tirol ; Tel. 0039 0471 214 169; E‑Post:  info@bas.tirol ) sind Grup­pen­füh­rungen auch außerhalb dieser Zeiten möglich. Initia­toren sind der Andreas-Hofer-Bund Tirol (AHB; Inns­bruck) und der Süd­ti­roler Hei­matbund (SSB; Bozen). Groß­zü­giges Mäze­na­tentum der (von der in Aus­tralien lebenden Öster­rei­cherin Dr. Helga Christian 1966 ein­ge­rich­teten) Laurin-Stiftung (Liech­ten­stein) hat ihre Ein­richtung als Dau­er­aus­stellung erst  ermöglicht.
„BAS – Opfer für die Freiheit“ ver­herr­licht kei­neswegs Gewalt und/oder Ter­ro­rismus. Sie legt anhand von Ein­zel­ob­jekten offen, wozu  Männer und Frauen imstande sein können (und müssen), die keinen anderen Weg mehr sehen, als zur Tat zu schreiten, um die im Lügen­gewand des „demo­kra­ti­schen Staates“ aus­geübte Gewalt­herr­schaft gegen die in fremd­na­tio­naler Umgebung zu leben gezwun­genen Lands­leute durch gezielte Attacken zu unter­mi­nieren —  wenn der güt­lichen Worte genug gewechselt sind, ohne dass sich Besserung/Befriedung einstellt.
Erstmals öffentlich prä­sen­tierte Exponate (siehe Titelbild und unten)

Die Aus­stellung „BAS – Opfer für die Freiheit“ erinnert an Ver­dienste, Leiden und Opfer der Ver­folgten und ihre® Familien – auch und gerade weil sie in der über­wie­genden Zahl der Fälle ohne Dank geblieben sind. Die meisten der erstmals in aller Öffent­lichkeit prä­sen­tierten Exponate ent­stammen der „Mit­ter­hofer-Sammlung“. Sepp Mit­ter­hofer aus Meran-Obermais, ein bisher von der Süd­ti­roler Politik unbe­dankt geblie­bener BAS-Aktivist der ersten Stunde, jetzt Ehren­obmann des Süd­ti­roler Hei­mat­bundes (SHB), in dem sich  am 9. Februar 1974  ehe­malige Frei­heits­kämpfer zusam­men­schlossen, hat sie über Jahr­zehnte hin zusam­men­ge­tragen und beher­bergt. Seine Sammlung bildet den Kern der Aus­stellung „BAS – Opfer für die Freiheit“.
Aus­ge­stellt werden zudem weitere Objekte aus dem Besitz von BAS-Akti­visten bzw. deren Nach­kommen. Aus dem  „BAS-Archiv“, dem im Tiroler Lan­des­museum Fer­di­nandeum in Inns­bruck vor­han­denen Vorlass der BAS-Akti­visten Her­linde und Klaudius Molling, sind Leih­gaben aus­ge­stellt, welche die mit­unter ein­fachen Methoden ver­an­schau­lichen, derer sich die Frei­heits­kämpfer bedienen mussten. Ein reich­haltig aus­ge­stat­teter Aus­stel­lungs­ka­talog stellt in Wort und Bild ein­drucksvoll den inneren Zusam­menhang von Expo­naten und Gesche­hens­his­torie her.
Her­aus­for­de­rungen
Eine Her­aus­for­derung für diese erst­malige Aus­stellung über den BAS bestand darin, dass sowohl die „offi­zielle“ ita­lie­nische, als auch die wis­sen­schaft­liche und jour­na­lis­tische Publi­zistik  im deutsch­spra­chigen Raum deren Akti­visten poli­tisch in die „recht(sradikal)e Ecke“ stellt(e). Das wird jedoch weder den han­delnden Per­sonen noch ihrer Sache  gerecht. In den für die damalige Süd­tirol-Politik ent­schei­denden Jahren waren unter den BAS-Leuten (in Süd­tirol wie in Öster­reich und Deutschland) fast alle gän­gigen poli­ti­schen Welt­an­schau­ungen ver­treten; ihren füh­renden Köpfen ging es vor allem darum, dass „etwas geschehen muss“.
Die allen Bevöl­ke­rungs­schichten ent­stam­menden Süd­ti­roler BAS-Akti­visten han­delten schlicht und ergreifend aus dem Beweg­grund, als Tiroler Patrioten Heimat und  Volks­kultur vor der schieren Gefahr  „ewiger Ita­lianità“, der vom „demo­kra­ti­schen Italien“ bruchlos über­nom­menen Ziel­setzung des Faschismus, somit vor dem von Kano­nikus Gamper beschwo­renen „Todes­marsch der Süd­ti­roler“ (s.o.) zu bewahren. Dies just auch  für die Anschauung  Nach­ge­bo­rener nach­voll­ziehbar zu machen, ist das hehre Ziel dieser durch und durch für gelungen zu erach­tenden Ausstellung.