Es sind lauter hübsche, junge Leute, die da ein Gruppenselfie schießen. Vier, vielleicht fünf Europäer und zwei oder drei Migranten. Erkennbarer Migrationshintergrund, aber auch nicht allzu fremdländisch aussehend. Ausgelassen fröhlich sind sie, und der junge Mann mit dem Kraushaar in der Mitte hält das Handy hoch, um diesen harmonischen, glücklichen Moment in Pixeln zu bannen. Ein eingeschworenes Grüppchen bester Freunde, so scheint es. Helle, freundliche, moderne Umgebung, das Bild könnte aus dem neuen Ikea-Katalog stammen. Da sind auch ständig alle gnadenlos gut drauf, aus allen Winkeln der Welt im Multikulti-Ikea-Heim beisammen und futtern in trauter Eintracht aus den viereckigen Pappschachteln vom China Restaurant.
Es ist die optimale, bildliche Umsetzung der Überschrift eines Berichtes, herausgegeben am 24. August von der Bertelsmannstiftung. „Religionsmonitor: Integration von Muslimen in Deutschland macht Fortschritte“ frohlockt der Titel. Man liest den Text und glaubt an eine Beschreibung aus einem anderen Land. „Sprachkompetenz, Bildung, Teilhabe am Arbeitsleben und interreligiöse Kontakte von Muslimen in Westeuropa. Man schaut verdutzt noch einmal hin. Ja, tatsächlich, sie reden von Deutschland, denn gleich kommt die Watschn für die Deutschen: Die Forscher sehen Deutschland auf einem guten Weg, auch wenn Teile der Gesellschaft die Integrationserfolge zu wenig anerkennen. Diese Teile der Gesellschaft sind natürlich „das Pack“, die Populisten, die Rechten, die Intoleranten, die AfD-Wähler, igitt.
Dass es nicht noch sehr viel besser läuft, als es eh schon tut, ist natürlich nur die „Gesellschaft“ schuld, also wir Deutschen. Dazu wird ein Zitat-Insert gebracht, in dem der Verantwortliche für diese Untersuchung, nämlich der „Director“ und Bertelsmann-Manager, seine eigene Studie mit einem Zitat seiner eigenen Meinung als Wahrheit ex Cathedra untermauert:
„Der internationale Vergleich zeigt, dass nicht Religionszugehörigkeit über die Erfolgschancen von Integration entscheidet, sondern staatliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen“
Stephan Vopel,
Experte für gesellschaftlichen Zusammenhalt der Bertelsmann Stiftung.
Damit ist schon im Prinzip alles gesagt, was diese Untersuchung an Ergebnissen bringt.
Berufliche Nachteile für „hochreligiöse Muslime“ fordern von der Gesellschaft noch mehr Toleranz und Nachgiebigkeit. Ständiges Beten, Moscheegänge, Fasten und andere religiöse Vorschriften, die die Arbeitzeit unterbrechen und in Beschlag nehmen, dürften nicht für Nachteile bei der Bewerbung sorgen, findet Yasemin El-Menouar, die Islam-Expertin der Bertelsmann-Stiftung.
Beim Lesen der Studie fällt auf, dass hier Meister der sprachlichen Camouflage am Werk waren. Hier gleich zu Anfang eine Passage als Beispiel:
„Große muslimische Bevölkerungsgruppen sind für die meisten europäischen Gesellschaften ein relativ neues Phänomen … Allerdings wurden daraus erst verzögert gesellschaftspolitische Gestaltungsnotwendigkeiten abgeleitet. Dies hat damit zu tun, dass sowohl die Einwanderer selbst als auch die Mehrheitsgesellschaft Ansprüche an die gesellschaftliche Gleichstellung des Islams und an die soziale Integration der Muslime erst in dem Maße formulierten, wie das Bewusstsein wuchs, dass die Muslime bleiben würden und Westeuropa zu ihrer Heimat geworden ist.“ (Seite 10 der Studie, Hervorhebung durch den Autor)
Dies ist schlicht unwahr. Die (noch) Mehrheitsgesellschaft (die Deutschen) hat nicht den Anspruch der Gleichstellung des Islams formuliert, ganz im Gegenteil. Laut Focus finden dieses Jahr 70% der Deutschen, dass der Islam nicht zu Deutschland gehört, etwa ein Drittel empfindet den Alltag in Deutschland sogar als „von der zunehmenden Anzahl von Muslimen negativ beeinflusst“. Von einer Forderung der Mehrheitsgesellschaft nach Gleichstellung des Islam kann also keine Rede sein. Es ist auch nicht so, dass das Verständnis und Wohlwollen für den Islam in dem Maße gewachsen sei, wie den Deutschen bewusst wurde, dass die Migranten gekommen sind, um zu bleiben. Im Gegenteil: Mitte 2016 waren nur 60% der Deutschen der Meinung, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Im August 2014 waren es sogar nur 52%, die den Islam ausdrücklich als nicht zu Deutschland gehörig sahen.
All die schönen Formulierungen der Studie können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der blanke Wahrheitsgehalt all dieser euphemistischen Säuseleien gegen Null geht.
Beispiel Integration im Arbeitsmarkt.
Die muslimischen Probanden wurden beispielsweise befragt, ob sie arbeitslos seien oder berufstätig. Die Antwort wurde unhinterfragt als wahr angenommen, und so kam man auf eine Zahl von nur 7% Arbeitslosigkeit unter den befragten Muslimen — und das sei von den 5% Arbeitslosigkeit bei den Deutschen nicht weit entfernt. Das steht im Widerspruch zu den offiziellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Zu einer Zeit, als es noch keine Massenmigration nach Deutschland gab, die Zahlen der arbeitslosen und auf Sozialleistungen angewiesenen Flüchtlinge und Zuwanderer also noch nicht in die Statistiken Eingang gefunden haben, finden wir in der Arbeitsmarktberichterstattung der Bundesagentur für Arbeit aus dem Juni 2014 folgende Angaben in der Zusammenfassung:
„Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in der Bevölkerung lag im Jahr 2012 bei 20 Prozent. Von den 2,17 Millionen Arbeitslosen (Dezember 2013) mit Angaben zum Migrationsstatus hat mit 770.000 deutlich mehr als ein Drittel (36 Prozent) einen Migrationshintergrund.“
In der gesamten Bundesrepublik lag im Jahr 2012 der Migranten in Deutschland bei 20%
Bei ca. 80 Millionen Einwohnern waren das 16 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund.
Davon waren 770.000 arbeitslos. Das entspricht einem Arbeitslosigkeits-Prozentsatz von 4,8% im Jahr 2012.
Der Anteil der deutschen Arbeitslosen, von den 64 Millionen Deutschen, die nach Abzug der Einwohner mit Migrationshintergrund bleiben, beträgt nach Abzug der 770.000 nichtdeutschen Arbeitslosen in absoluten Zahlen 1.400.000 (Eine Million Vierhunderttausend). Das entspricht einem Arbeitslosigkeits-Prozentsatz von 2,1% im Jahr 2012.
Also halb so viele, wie bei den Migranten.
Damals war die Welt aber noch halbwegs in Ordnung.
In neueren Statistiken der Bundesagentur für Arbeit findet man „Erste Ergebnisse“ aus dem Juni 2016 zu den Arbeitsmarktstatistiken zu geflüchteten Menschen. Darin werden anerkannte Schutzberechtige und geduldete Ausländer zusammengefasst. Hierzu heißt es in der Statistik:
„Im Juni 2016 waren 297.000 Geflüchtete als Arbeitsuchende gemeldet, von ihnen waren 213.000 anerkannte Schutzberechtigte, 78.000 Asylbewerber und nur 6.000 geduldete Ausländer. Grundsätzlich werden anerkannte Schutzberechtigte von Jobcentern und Asylbewerber und geduldete Ausländer von Arbeitsagenturen betreut. Von den Flüchtlingen waren 131.000 arbeitslos.“
Dazu ist anzumerken, dass diese Zahlen lediglich die eingewanderten Menschen erfassen, die sich gemeldet haben, registriert sind und tatsächlich Arbeit suchen. Illegale und Untergetauchte sind nicht erfasst. Auch nicht solche, die gar nicht Arbeit suchen. Von diesen 297.000 Registrierten sind 131.000 arbeitslos. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 44% — wohlgemerkt, unter denen, die überhaupt Arbeit suchen.
Im Weiteren nennt die Statistik die Qualifikationen der Flüchtlinge, die Arbeit suchen:„Arbeitsuchende Flüchtlinge sind weit überwiegend männlich (76 Prozent) und zu einem großen Teil jünger als 30 Jahre (47 Prozent). Von ihnen haben 26 Prozent keinen Hauptschulabschluss und 74 Prozent keine formale Berufsausbildung. 26 Prozent können Abitur bzw. Hochschulreife und 9 Prozent eine akademische Ausbildung vorweisen. Im Vermittlungs- und Beratungsgespräch legen Arbeitsvermittler und Arbeitsuchende einen ersten Zielberuf fest. Danach kommen von den Geflüchteten 58 Prozent für Helfertätigkeiten, 15 Prozent für Fachkraft- und Spezialistentätigkeiten und 4 Prozent für Expertentätigkeiten in Frage“.
Diese wenig hoffnungsspendenden Qualifikationen machen es sehr schwer, überhaupt eine berufliche Betätigung für die 74% ohne Berufsausbildung zu finden, schon gar eine Tätigkeit, die ein einigermaßen auskömmliches Leben bietet. Zwei Drittel der Migranten verfügen über keine oder äußerst rudimentäre Kenntnisse im Schreiben, Lesen oder Rechnen.
Eine Industriegesellschaft wie Deutschland hat aber wenig Hilfsarbeiterstellen zu bieten, dafür sind die Produktionsabläufe zu sehr automatisiert. Der Wille zur Ausbildung ist bei den Neuankömmlingen aber eher zurückhaltend ausgeprägt, und so titelte die Süddeutsche im April 2017 „Integration — der große Job-Flop“. 70% der Flüchtlinge, die aus Afghanistan, Syrien oder dem Irak nach Deutschland kamen, brachen ihre Ausbildung wieder ab. Das war allerdings 2013, als es noch wenige Flüchtlinge gab. Man sich konnte sich damals noch so um die Neueinsteiger kümmern, wie es erforderlich war. Die Situation hat sich seither sehr verschlechtert.
So schreibt die Welt, dass, obwohl 75% der Betriebe dazu bereit wären, Flüchtlinge als Arbeitnehmer, Auszubildende oder Praktikanten aufzunehmen, nur sehr wenige Asylbewerber und Flüchtlinge interessiert oder fähig sind, allerdings viele auch noch in Sprachkursen Deutsch lernen. Man geht davon aus, dass diejenigen, die wirklich Arbeit wollen, acht bis zehn Jahre brauchen werden, bis sie in den Arbeitsmarkt integriert sind. Die Euphorie ist verflogen, lautet das Resümée.
Im Mai 2017 ist die Zahl der arbeitssuchenden Flüchtlinge stark gewachsen — seit Juli 2016 um rund 48 Prozent auf 475.823 Personen, laut offizieller Statistiken.
Im Gegensatz zu den postulierten Ergebnissen der Bertelsmann-Stiftung ist die Integration in den Arbeitsmarkt sowohl bei den schon länger in Deutschland lebenden Migranten und besonders bei den Flüchtlingen nicht so eine strahlende Erfolgsgeschichte, wie die Stiftung es darstellen möchte.
“Kulturelle Distanz” als Hindernis für Integration
Dazu kommt in der Tat noch das Problem der „kulturellen Distanz“. Dieses Problem beruht sicher auch zu einem guten Teil auf beiderseitigen Vorurteilen, die aber nicht – wie die Bertelsmann-Studie zu vermitteln bemüht ist, fast gänzlich von den Deutschen ausgehen. Freundliche, dankbare, aufgeschlossene Menschen, die hierherkommen, sich eingliedern, engagieren und den Deutschen offen und tolerant begegnen, würden die Reserviertheiten der Deutschen in wenigen Jahren abbauen, so dass nur die echten, Ewig-Gestrigen und eingefleischte Rassisten die muslimischen Neubürger weiter ablehnen würden. Denjenigen Muslimen und anderen Einwanderern, die sich so freundlich und aufgeschlossen zeigen, erweisen sich 95% der Deutschen auch als offen und freundlich.
Dass die wachsende Ablehnung gegen Muslime einen Grund hat, arbeitet der Migrationsforscher Ruud Koopmans sehr gut heraus.
Im Gegensatz zur Bertelsmann-Studie, die behauptet, die Muslime seien sehr gut integriert und das auch auf dem Arbeitsmarkt, und dass auch hochreligiöse Muslime, die etwa 40% (!) der Muslime in Deutschland stellen, bei etwas mehr Toleranz und Entgegenkommen keine Probleme im Arbeitsmarkt verursachen würden, kommt Koopmans mit sorgfältigen Recherchen auf ein anderes Ergebnis:
„In allen europäischen Ländern liegen muslimische Immigranten bei fast allen Merkmalen der Integration mit Abstand hinter allen anderen Einwanderergruppen zurück. Das gilt für den Arbeitsmarkt, aber auch für Bildungsergebnisse, für interethnische Kontakte, also solche mit der heimischen Bevölkerung, und die Identifikation mit dem Wohnland.“
In seinen Untersuchungen machte er drei Hauptfaktoren aus, die durch “Kulturelle Distanz”-Probleme bei der Integration auf dem Arbeitsmarkt hinderlich sind: „Sprachkenntnisse, interethnische Kontakte — vor allem Heiraten als intensivste Form — und Wertvorstellungen über die Rolle der Frau.“
Hochreligiöse Muslime, nur um ein Beispiel zu nennen, dürfen einer Frau nicht einmal die Hand geben, die Frau hat den Blick zu senken, wenn ein Mann zugegen ist, und so ein Mann wird unter keinen Umständen einer Frau gehorchen. Eine unverschleierte Frau ist für ihn eine Prostituierte und eine Ungläubige überdies und steht – dem Koran nach – noch unter der Stufe eines Tieres. Da in der westlichen Arbeitswelt etwa die Hälfte der Kollegen aus Frauen besteht und viele davon in leitender Position, muss man nicht weiter erläutern, warum eine fruchtbare Zusammenarbeit kaum möglich ist.
Es ist unklar, ob den Machern der Studie diese grundlegenden Dinge nicht bekannt sind, wenn sie fordern, dass der Islam denselben Stellenwert besitzen soll, wie die Europäische Kultur und Religion. Es wäre interessant zu erfahren, wie sie sich vorstellen, dass eine Chefin einem angestellten, hochreligiösen Muslim Anweisungen gibt oder ihn sogar kritisiert, ohne dass das zu ernsthaften Schwierigkeiten führt. Wie soll ein Betrieb damit umgehen, dass ein homosexueller Mitarbeiter keinesfalls dem Hochreligiösen unter die Augen kommen darf, da dieser sich sonst gezwungen sehen könnte, den Homosexuellen der vom Koran geforderten Strafe zuzuführen. In vielen islamischen Staaten steht auf Homosexualität die Todesstrafe.
Das, was die Bertelsmann-Stiftung so hübsch als „hochreligiös“ bezeichnet, nennt man landläufig auch „fundamentalistisch“. Darauf angesprochen, sieht Koopmans sehr wohl die Probleme dieser Hochreligiösen, sich in die deutsche Gesellschaft einzufinden: „Deren strenge Religiosität bedeutet: Ablehnung anderer Bevölkerungsgruppen, Antisemitismus, Feindschaft gegen Schwule, und die Idee, dass der Westen den Islam vernichten will. Außerdem: schwache Sprachkenntnisse und eine extrem konservative Auffassung über die Rolle der Frau. Daher ist in dieser Gruppe das Problem der Arbeitslosigkeit noch deutlich größer als bei anderen Muslimen.“
Den gerne vorgebrachten Einwand, muslimische Migranten radikalisierten sich erst durch die Erfahrung der Diskriminierung im Gastland Deutschland, widerspricht Koopmans energisch: „Das ist eine oft in den Raum gestellte Behauptung. Sie ist aber falsch. Wir haben in unserer großen Studie die Muslime gefragt, wie stark sie sich diskriminiert fühlen, und nach Zusammenhängen zur Entwicklung eines fundamentalistischen Weltbildes gesucht. Aber die gibt es nicht. Hass gegen Nicht-Muslime ist kein besonderes Phänomen muslimischer Einwanderung, sondern ist in den Herkunftsländern noch schlimmer. Die Radikalisierung wird nicht erst hier in Europa produziert, sondern kommt aus der muslimischen Welt.“
Ruud Koopmans Ergebnisse basieren nicht auf Suggestivfragen, schwammigen Selbstauskünften und ungenauen Definitionen. Der Direktor der Abteilung Migration, Integration, Transnationalisierung am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung hat eine wissenschaftlich saubere, seriöse und wirklich wissenschaftliche Untersuchung unter dem Titel „Funktioniert Assimilierung? Bestimmende soziokulturelle Faktoren der Teilnahme am Arbeitsmarkt bei europäischen Muslimen“ (Does assimilation work? Sociocultural determinants of labour market participation of European Muslims) durchgeführt, die man hier (kostenpflichtig) abrufen kann.
Gelungene Integration führt zum beruflichen Erfolg — nicht umgekehrt!
In der kostenlos einsehbaren Zusammenfassung (Abstract) heißt es:
„Numerous studies have shown that even after controlling for relevant socio-economic background variables, the labour market position of immigrant minorities lags considerably behind that of natives. The label ‘ethnic penalties’ is often used to denote these gaps and reflects the idea that differences between natives and immigrants that cannot be explained by demographic and human capital variables must be due to discrimination by employers. I challenge this interpretation by looking at the role of sociocultural variables such as language proficiency, interethnic social ties and gender values as alternative sources of unexplained ethnic group differences. I use the data from the cross-national ‘Eurislam’ survey of four immigrant ethnic groups of predominantly Muslim belief—Turks, Moroccans, former Yugoslav Muslims and Pakistani—as well as native ethnics. The results indicate that once sociocultural variables are taken into account, differences in rates of labour market participation and unemployment between native ethnics and the Muslim groups are strongly reduced and in many cases become statistically insignificant. Using mediation analyses, I demonstrate that the findings do not fit a scenario that assumes that the causality primarily flows from labour market participation to sociocultural assimilation rather than the other way around.“
Übersetzung:
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass – auch nach der Steuerung wichtiger Variablen des Sozio-ökonomischen Hintergrundes – die Lage eingewanderter Minderheiten auf dem Arbeitsmarkt beträchlich hinter der der Eingeborenen zurückbleibt. Das Etikett „ethnische Nachteile“ wird oft benutzt, um diese Lücken zu benennen, es spiegelt den Gedanken wider, dass Unterschiede zwischen Eingeborenen und Immigranten, die nicht durch demografische und bildungskapital-Variablen erklärt werden können, an der Diskriminierung durch den Arbeitgeber liegen müssen. Diese Interpretation stelle ich in Frage, indem ich die Rolle der soziokulturellen Variablen untersuche, wie zum Beispiel Sprachfertigkeiten, interethnische soziale Bindungen und Gender-Wertigkeiten als andere, mögliche Quellen der ungeklärten Unterschiede zwischen ethnischen Gruppen. Ich benutze das Datenmaterial der übernationalen „Eurislam“-Studie zu vier ethnischen Gruppen hauptsächlich muslimischen Glaubens: Türken, Marokkaner, ehemals jugoslawische Muslime und Pakistani – wie auch die Ethnie der jeweils Eingeborenen. Die Ergebnisse zeigen, dass, sobald man die soziokulturellen Faktoren berücksichtigt, die Unterschiede in den Quoten der Teilnahme am Arbeitsmarkt und der Arbeitslosigkeit zwischen den eingeborenen Ethnien und der muslimischen Gruppen stark zurückgehen, und in vielen Fällen sogar statistisch unbedeutend werden. Durch die Anwendung von Mediations-Analysen zeige ich auf, dass die Ergebnisse nicht zu einem Szenario passen, das davon ausgeht, dass der Kausalzusammenhang aus der Teilhabe am Arbeitsmarkt heraus, hin zur soziokulturellen Anpassung führt, sondern dass es genau andersherum ist.
(Gemeint ist: Nicht die gelungene Eingliederung im Arbeitsmarkt führt zur Integration und Anpassung an das Gastland, sondern andersherum: die gelungene Anpassung und Integration führt zum Erfolg in der Arbeitswelt.)
Das von der Bertelsmann-Stiftung propagierte Modell, den „hochreligiösen Muslimen“ einen Arbeitsplatz anzubieten, an dem nicht sie sich anpassen müssen, sondern stattdessen der Arbeitgeber ihrem (mit europäischen Gepflogenheiten und Werten gänzlich inkompatiblen) Fundamentalismus noch weiter entgegenkommt, um einseitig alle ihre Wünsche zu erfüllen, steht im Gegensatz zu den Erkenntnissen Koopmans. Das Bertelsmann-Modell geht aber auffällig konform mit den Bestrebungen ebenjener Fundamentalisten, Europa zu islamisieren sowie den Bemühungen Merkels und der linken Kräfte, alles Deutsche zu kriminalisieren, zu diffamieren und zu marginalisieren.