#MeToo: Was darf Mann noch?

In Amerika hat der Film­mogul Harvey Wein­stein offenbar über Jahr­zehnte ver­sucht, seine Position als (mög­licher) Arbeit­geber gegenüber Frauen aus­zu­nützen und diese sexuell belästigt. Diverse Schau­spie­le­rinnen sind jetzt an die Öffent­lichkeit gegangen, haben die Vor­komm­nisse berichtet und aus diesen Outings ist dar­aufhin eine nahezu welt­weite Kam­pagne namens #MeToo geworden. Sie soll es Frauen erleichtern, per­sön­liche Erleb­nisse ähn­licher Art publik zu machen.

(Von Dr. Marcus Franz)

Als Vor­ge­setzter ein NoGo

Es ist keine Frage, dass das Aus­nützen eines Abhän­gig­keits­ver­hält­nisses, wie das der Film­pro­duzent augen­scheinlich tat, erbärmlich und ekelhaft ist. So etwas kann keine Recht­fer­tigung bekommen. Und natürlich ist dieses Ver­halten auch kein Ein­zelfall, sondern das kommt in allen Branchen und überall auf der Welt vor. (Wir haben derzeit einen ähn­lichen Fall in Öster­reich: Ein mitt­ler­weile fristlos gekün­digter Chef­re­dakteur einer renom­mierten Zeitung hat angeblich in Wein­stein-Attitüde einer Frau und Nach­ge­ord­neten Arbeit gegen Inti­mi­täten angeboten).

Ein Festmahl für Feministinnen

Das Thema ist natürlich ein gefun­denes Fressen für Femi­nis­tinnen aller Art. Sogar die immer irgendwie merk­wür­digen männ­lichen Frau­en­kämpfer haben sich drauf­ge­setzt und spielen die Empörten im Konzert des viel­stim­migen weib­lichen Auf­schreis. Der Femi­nismus, der bis vor kurzem nur noch zwi­schen Opfer­gehabe, Selbst­mitleid und furi­en­haften Auf­tritten oszil­lierte und bereits ein völlig dege­ne­riertes, geradezu schein­totes Mau­er­blüm­chen­dasein fristete, hat mit #MeToo endlich wieder eine Thema gefunden, um seine eigene Reani­mation zu probieren.

Der Stell­ver­tre­ter­krieg

Die kämp­fe­ri­schen Damen haben es zwar nicht geschafft, beim alles über­schat­tenden Thema der letzten Jahre Position zu beziehen und die zu uns impor­tierte ori­en­ta­lische Kultur, in der die Frauen zu Mil­lionen unter­drückt werden, in einer ent­spre­chenden Kam­pagne anzu­greifen, aber dafür hat jetzt Hol­lywood endlich einen Anlass geliefert, die west­liche Män­nerwelt einer femi­nis­ti­schen Gene­ral­kritik zu unter­ziehen. Ist ja auch ein­facher, weil sich der schon lange domes­ti­zierte west­liche Mann offen­sichtlich jederzeit wie ein Tanzbär vor­führen lässt, wenn aus Hol­lywood von den dort stets streit­lus­tigen weib­lichen Stars ein angrif­figes oder vik­ti­mi­sie­rendes Thema vor­ge­geben wird.

Was darf Mann noch?

Die Wein­stein-Affäre hat nicht nur ihre zwei­fellos ungus­tiöse Seite, sondern sie wirft ja auch durch die breite Lan­cierung via #MeToo-Kam­pagne viele Fragen nach dem grund­sätz­lichen Umgang zwi­schen Mann und Frau auf. Spe­ziell in der Arbeitswelt, aber auch im ganzen sozialen zwi­schen­ge­schlecht­lichen Ver­hältnis steht nun die Frage im Raum: Was darf Mann noch? Wo ver­läuft die Grenze zwi­schen Beläs­tigung und Flirt? Ein­fache All­tags­ge­schichten werden zum Problem: Wie mache ich mir heut­zutage kor­rek­ter­weise ein Ren­dezvous aus – vor allem, wenn es mit einer Arbeits­kol­legin statt­finden soll? Ist es ratsam, dabei gleich Betriebsrat und Anwalt mitzunehmen?

Fun­da­mentale Fragezeichen

Es geht auch um ganz grund­sätz­liche Fragen: Darf ein Mann heute noch eine Frau „erobern“ oder braucht er für zwi­schen­mensch­liche Annä­he­rungen die schrift­liche Ein­ver­ständ­nis­er­klärung der hofierten Dame? Oder wird ihm so ein Ansuchen über­haupt gleich zum Ver­hängnis? Ist es viel­leicht für Männer am sichersten und besten, zöli­batär zu leben oder in die Homo­se­xua­lität zu wechseln?

Das männ­liche Dilemma

Der Mann scheint nun in einer Double-Bind-Situation gefangen zu sein, in der er nur mehr ver­lieren kann. Ris­kiert er eine Annä­herung ans weib­liche Geschlecht, hat er mit juris­ti­schen Schwie­rig­keiten zu rechnen. Ris­kiert er nichts, bleibt er „unbe­weibt“ und muss sein Dasein als Jung­ge­selle fristen oder sich eben dem eigenen Geschlecht hin­geben. Wobei — auch da könnte ja die Frage der Beläs­tigung auf­tauchen. Die uner­wünschte homo­se­xuelle Zudring­lichkeit zwi­schen Männern ist ein The­men­be­reich, der noch ziemlich uner­forscht ist, aber er wird sicher in der nächsten Zeit seine Akti­visten finden. Das neue „Opfer Mann“ muss sich erst sein Betä­ti­gungsfeld suchen, den Linken wird da schon noch was einfallen.

Aber nun wieder zurück zur Frage zwi­schen Mann und Frau: Was ist eigentlich mit den Frauen, die am Arbeits­platz ver­suchen, ihr Frausein ohne Hem­mungen aus­nützen, um „nach oben“ zu kommen? Jeder invol­vierte Mann ist ab nun ein mög­licher Täter und man weiß nicht mehr, wie ein Flirt ausgeht oder wie eine char­mante Bemerkung auf­ge­fasst wird: Am Ende könnte ein Richter darüber urteilen müssen.

Rufmord inbe­griffen

Was ist mit jenen Situa­tionen, wo Männer unge­recht­fertigt wegen Beläs­tigung ange­zeigt werden und einen mas­siven Repu­ta­ti­ons­schaden erleiden — auch wenn sie frei­ge­sprochen werden oder die Anzeige nie­der­ge­schlagen wird? In Öster­reich werden etwa 1300 Anzeigen pro Jahr wegen sexu­eller Beläs­tigung erstattet, aber nur knapp ein Drittel davon gelangt vor Gericht. Der Rest kommt ad acta. Es bleibt die Tat­sache, dass man als Mann wegen einer unguten Geschichte, die offenbar gar nicht statt­ge­funden hat, ange­zeigt wurde. Mit allen nega­tiven Folgen und Auswirkungen.

Absurd und kontraproduktiv

Wenn man näher über das offi­ziell gewünschte poli­tisch kor­rekte Ver­hältnis zwi­schen Mann und Frau ein­ge­hender nach­denkt, ist es leicht, die Absur­dität der Situation zu erkennen. Die Femi­nis­tinnen wollen eine völlig neue und defi­nitiv desexua­li­sierte, zumindest aber tes­to­ste­ron­freie Sexu­al­moral eta­blieren. Alles, was Mann tut, ist ja männlich und daher poten­ziell immer gefährlich und womöglich im Grunde sogar kri­minell. Und wenn es noch nicht kri­minell ist, dann wollen die Damen es zumindest gesell­schaftlich ächten. Die linken Oppor­tu­nisten, die eigentlich Männer sind, tun dabei fleißig mit, es könnten ja ein paar Krümel abfallen. Viel­leicht kann man als “Feminist” doch noch in die Gunst einer Frau gelangen?

Das banale Ziel hinter betu­lichen Kam­pagnen wie #MeToo ist: Der Mann soll solange ver­schreckt, ange­schwärzt und letztlich kri­mi­na­li­siert werden, bis endlich Ruhe herrscht und nur noch die Frau bestimmt, was Mann darf, was nicht — und vor allem, was er muss. Dass am Ende dieser von Linken und Feminist(inne)n for­cierten Ent­wicklung ein geschlechts- und farb­loses Wesen und nur noch die Kari­katur einen Mannes stehen kann, ist den Mas­ter­minds der völlig aus dem Ruder gelau­fenen kämp­fe­ri­schen Abteilung der Frau­en­be­wegung klar, nur die Mitläufer(innen) haben es noch nicht durchschaut.

Der Zynismus von Frauen gegenüber Frauen

Im Namen der Gleich­stellung und des Schutzes der Frau müssen diese Mas­ter­minds den Frauen und Männern vor­geben, was in Ordnung ist und was nicht. Frauen sollen das bitte nicht indi­vi­duell selber ent­scheiden, das über­nehmen lieber die Vor­den­ke­rinnen. Damit ver­halten sich diese aber unglaublich zynisch, weil sie auf diese Weise der ein­zelnen Frau ihr Recht und ihre Kom­petenz absprechen, ihre Situation selber in die Hand zu nehmen. Selt­sa­mer­weise hört man von den Kampf­truppen der Frau­en­be­wegung daher immer nur, was nicht OK ist zwi­schen Mann und Frau, niemals aber liest man etwas darüber, was denn eigentlich im Umgang mit­ein­ander normal ist und dem tra­di­tio­nellen Anstand und Haus­ver­stand entspricht.

Die Medien-Damen sind natürlich dabei

Die polit­kor­rekten und in der Frau­en­frage stets hoch­ak­tiven Redak­teu­rinnen in allen Medien haben längst in diesen Chor der Beläs­tigten und Ton­an­ge­benden ein­ge­stimmt und lassen keine andere Meinung zu — nicht einmal eine von Frauen: Die öster­rei­chische Schau­spie­lerin Nina Proll hat den Mut gehabt, die #MeToo Kam­pagne in Frage zu stellen und an sich tri­viale Wahr­heiten in die Debatte zu bringen, die ohnehin jede normale Frau (und auch jeder normale Mann) so sieht. Mehr hat sie nicht gebraucht. Sie erntete dafür von ihren an der Front kämp­fenden Geschlechts­ge­nos­sinnen einen Shit­storm der Extra­klasse. Am harm­lo­sesten waren noch Kom­mentare wie: Frau Proll möge doch ihre Haltung bitte über­denken, sie habe noch nicht ver­standen, worum es eigentlich geht.

Fazit: Wer nicht mit­singt bei #MeToo und all den Kam­pagnen, die da noch kommen werden, ist halt dumm oder ein hirn­loses Weibchen – oder er ist eben ein unbe­lehr­barer Sexist und Mann. Und das kann sich keine ver­nünftige Frau und kein ver­nünf­tiger Mann mehr gefallen lassen.

Dr. Marcus Franz / thedailyfranz.at