Ein älterer Fall in dem Ringen zwischen Russland und der Ukraine ist jetzt vom IGH entschieden worden: Das Gericht wies die Klage der Ukraine aus dem Jahr 2017 ab, Russland wegen seiner von ihm „verübten Terrorakte und Diskriminierung während der rechtswidrigen Aggression gegen die Ukraine“ zur Verantwortung zu ziehen. Der Vorwurf der Ukraine bezieht sich auf die Zeit während des berühmten Maidanaufstandes 2014, der die von Russischstämmigen besiedelten Gebiete an der Grenze zu Russland quasi zum Kriegsgebiet machte. Eigentlich könnte es egal, sein, denn weder Russland, noch die Ukraine haben sich bis heute verpflichtet, die Autorität des nach dem Zweiten Weltkrieg gegründeten IGH anzuerkennen.<
Woher kommt eigentlich der ganze Unkraine-Konflikt?
Wir erinnern uns: 2014, ziemlich genau vor 10 Jahren, wurde die Ukraine von täglich wachsenden Protesten erschüttert. Präsident Wiktor Janukowitsch trat zurück und das Land versank in Gewalt. Seitdem zanken sich der „Westen“ und die Russische Föderation verbissen um den Einfluss in dem großen Land Ukraine zwischen den Blöcken.
Am 21. November 2013 weigerte sich der ukrainische Präsident Janukowitsch (auf Druck durch Russland), das Assoziierungsabkommen mit der EU zu unterschreiben. Die Menschen hatte sich auf eine blühende Zukunft und eine Öffnung zu großen, weiten Welt samt EU-Gelder und Wirtschaftswachstum erhofft, insbesondere die junge Generation. Die Leute gingen daher auf die Straße und machten ihrem Unmut Luft.
Am 30 November schlägt die Polizei, die bisher eher zurückhaltend war, brutal auf die Protestierenden auf dem Maidan ein, dem Platz der Unabhängigkeit. Das schüchtert aber die Menge nicht ein, im Gegenteil … nun wachsen die Demos erst richtig an. Bis zu 800.000 Menschen ziehen durch Kiews Innenstadt, besetzen regierungs- und öffentliche Verwaltungsgebäude und skandieren Parolen, die Präsident Janukowitsch zum Rücktritt auffordern. In den letzten Tagen vor dem neuen Jahr bis Mitte Januar lässt die Volkswut erstmals nach.
Am 16 Januar erlässt das ukrainische Parlament drakonische Gesetze, die die Versammlungsfreiheit einschränken. Das feuert den Protest nur an und es kommt zu Gewalttätigkeiten. Die Protestierer bauen brennende Barrikaden, um die Räumung des Maidan zu verhindern. Gegen Ende Januar schießen die Sicherheitskräfte mit scharfer Munition auf die Demonstranten. Ermittlungen ergeben aber, dass anscheinend Scharfschützen von denselben Positionen sowohl auf die Sicherheitskräfte, als auch auf die Demonstranten geschossen haben – um die Stimmung noch weiter aufzuheizen. Es gab rund 100 Tote und ungefähr 1.000 Verletzte.
Präsident Janukowitsch erklärte sich am 21. Februar unter Vermittlung von Polen, Frankreich und Deutschland und in Gesprächen mit der Opposition zu dem Kompromiss bereit, ein Amnestiegesetz zu unterzeichnen und vorgezogene Präsidentschaftswahlen in zehn Monaten abzuhalten. Die Protestler fordern dagegen den sofortigen Rücktritt. Da der Präsident auch in seiner Partei keinen Rückhalt mehr hat und auch die Sicherheitskräfte nicht mehr hinter ihm stehen, flieht er nächtens über die Ostukraine und die Krim nach Russland. Das Parlament in Kiew wählt einen Übergangspräsidenten.
Die Amerikaner besetzen wichtige Posten in der Ukraine mit ihren Leuten, bekanntestes Beispiel ist Hunter Biden, der Sohn von Joe Biden im Vorstand des ukrainischen Gasriesen Burisma. Amerikaner tauchen in wichtigen Posten ukrainischer Schlüsselindustrien auf, insbesondere Kohle, Gas und Erdöl. Aber auch die fruchtbaren Schwarz-Erden, die die Ukraine zur Kornkammer Europas machen, finden ihr Interesse. Die EU versucht ebenfalls an lukrative Positionen zu kommen. Victoria (Fuck the EU) Nuland, für Europa zuständige Staatssekretärin im US-Außenministerium, mischt kräftig mit im Personalkarussell und wer aus dem Westen welche Posten besetzt. Die EU möchte den Boxer Klitschko als stellvertretenden Premierminister, Frau Nuland will „Klitsch“ aber nicht. Die EU wird außen vor gelassen, sie geht den Amerikanern zu „soft“ vor.
Die Donbassgebiete sind die Filetstücke und werden zum Schlachtfeld
In der Ukraine gab und gibt es mächtige Oligarchen, die durchaus auch ihre eigenen, gut ausgerüsteten Privatarmeen haben. Sie sehen, was gespielt wird und fürchten, unter amerikanischer Herrschaft eine Einschränkung ihrer Macht und Pfründe. In den Donbassgebieten im Osten und Süden leben russischstämmige Ukrainer. Sie sprechen russisch und sind mit Russland eng verbunden. Und nachdem die Kiewer Regierung nun nach der Pfeife der USA tanzt, schwant ihnen Schlimmes. Die Amerikaner schicken sich anscheinend an, die Bodenschätze des Donbass zu explorieren. Das wollen auch die Oligarchen für sich nutzen und mit den Amerikanern gute Geschäfte machen. Und die USA wollen natürlich direkt an der Ostgrenze der Ukraine direkt an der Haustür Russlands, wie überall auf der Welt, ihre Stärke demonstrieren.
Die neue Kiewer Regierung startet auf Druck der Amerikaner eine Anti-Terror Aktion in den Donbassgebieten, um die Bevölkerung einzuschüchtern, die immer lauter protestiert, dass ganze Dörfer umgesiedelt werden, um Bodenschätze zu explorieren. Gleichzeitig infiltriert Russland diese Gebiete und unterstützt prorussische Demonstranten dabei, die regionalen Behörden zu besetzen, indem sie busseweise junge, russische Kämpfer über die noch offene Grenze karren, die die Proteste mitmachen. Ein Reserveoberst des russischen Geheimdienstes namens Igor Girkin besetzt mit einer Gruppe Männer Slowjansk im Donbass. Kiew schickt – im Auftrag Washingstons – Truppen, um die Donbassregion wieder unter die Gewalt der Zentralregierung zu bekommen. So begann der jahrelanger Krieg in der Ostukraine.
Kiew eröffnet den Krieg gegen den Donbass
Die Kiewer Truppen setzen nun Panzer, Bomben, Artillerie und Granaten gegen die Menschen im Donbass ein. In den Städten werden die Zivilisten in den Straßen zerfetzt, Kinder in den Schulen sterben im Bombenhagel. Besonders gefürchtet sind die Bataillone, die als Anhänger des nationalsozialistischen Unabhängigkeitskämpfers und glühenden Antisemiten Stephan Bandera gerne Aufmärsche in originalen SS- und Wehrmachtsuniformen am Todestag ihres Idols tragen. Seine Organisation hatte das Blut tausender Juden an den Händen.
„Dass die OUN in Lemberg maßgeblich an pogromartigen Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung beteiligt war, gilt heute als unbestritten. Später ermorden die UPA-Kämpfer 80 000 Polen, darunter viele Zivilisten. Ihr Ziel: eine ethnisch homogene Ukraine.“
Der Westen möchte natürlich ungern zugeben dass zu ihren Kollaborateuren in der Ukraine solche Leute gehören und die westliche Presse versucht zuerst, jede Existenz von „Nazi-Bataillonen“ abzustreiten: Vergeblich – um dann Bandera als einerseits „umstrittenen“ Nazi-Kollaborateur, andererseits aber auch als mutigen Freiheitskämpfer zu bezeichnen. Doch die Bataillone, die ihn verehren, gehen mit besonderer Brutalität gegen alles vor, was russisch ist. Und sie haben viele Sympathisanten.
Natürlich hat Russland in diesem fürchterlichen Krieg gegen die russischstämmigen Donbassbewohner nicht neutral danebengestanden. Russland infiltrierte mit Veteranen und Ausbildern die Donbassgebiete, bewaffneten die Aufständischen und halfen so, aus Bauern, Bürgern und Arbeitern kampftüchtige Milizen und daraus schnell Armeen zu bilden, die die Kiewer Truppen durchaus in Schach halten konnten. So entstanden dann die Donezeker und die Lugansker Volksrepubliken, die aufgrund dieser ganzen Entwicklung nun staatliche Strukturen aufbauten und der russischen Föderation beitreten wollten. Was wohl wenig erstaunlicherweise bei den Amerikanern nicht auf Begeisterung stößt.
Ob es nun stimmt oder nicht, darüber gibt es keine belegbaren Quellen, es ist aber durchaus denkbar, dass in diesem Ringkampf der Interessen der Großmächte die Amerikaner und Verbündeten das Problem in ihrem Sinne lösen wollten … und Putin ihnen zuvorkommen musste. Denn im März 2022, einen Monat nach dem Einmarsch der Russen, hatten Präsident Selenskyj und Präsident Putin schon Friedensgespräche geführt und waren beide kurz davor, die Sache beizulegen. Was dagegen spricht, dass Putin die gesamte Ukraine invadieren und besetzen wollte. Präsident Putin soll Garantien in Aussicht gestellt haben, sich wieder zurückzuziehen unter der Bedingung, dass die Donbass-Volksrepubliken anerkannt werden und neutral bleiben und die Ukraine ebenfalls neutral bleibt und beide Teile nicht in ein Militärbündnis eintreten. Bekanntermaßen haben die Amerikaner Selenskyj zurückgepiffen.
Nun zeigt sich, dass die Kriegsführung des „Westens“ nicht erfolgreich ist und Russland nicht in die Knie gezwungen werden kann. Die Lage ist festgefahren.
Die Ukraine verklagte Russland vor dem IGH – und und wird abgewiesen
Die Ukraine machte 2017 geltend, dass die einseitige Aggression Russlands 2014 im Donbass begonnen und die prorussischen Rebellen dort finanziell unterstützt habe und fordert eine Art Schadensersatz dafür. Russlands Vorgehen im Donbass verstoße damit gegen das Internationale Übereinkommen zur Bekämpfung der Finanzierung des Terrorismus.
Auf der wieder zu Russland gehörenden Krim habe Russland gegen das Internationale Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung verstoßen (dazu mehr unten). Der Internationale Gerichtshof habe zwar in einem Fall einen Verstoß Russlands gegen den Anti-Terrorismus-Vertrag der UN gesehen, sieht aber kein Recht der Ukraine, eine Kompensation dafür zu fordern.
Die westlichen Medien berichten auffällig schmallippig darüber, was schon ahnen lässt, dass man von dem Urteil des den Haager Gerichtshofes nicht so richtig begeistert ist.
Tatsache ist, dass am gestrigen Mittwoch, den 31. Januar 2024 die Richter des Internationalen Gerichtshofes den größten Teil der ukrainischen Beschuldigungen für unbegründet hielten und die Klage abwiesen. Weder konnten die Vertreter der Ukraine eine Diskriminierung der Krimtartaren oder der ethnischen Ukrainer unter russischer Verwaltung auf der Krim glaubhaft machen, noch gab es von Seiten der Ukraine Beweise, dass Russland terroristische Anschläge und andere Aktivitäten finanziert hat.
Der einzige Vorwurf, den der Internationale Gerichtshof gelten ließ war der, dass Russland keinen Interesse zeigte, von der Kiewer Regierung behauptete Missetaten von Behörden und Militärs der Volksrepubliken Donezk und Lugansk aufzuklären. Überdies drückten die Richter ihre Besorgnis darüber aus, dass immer weniger Schüler auf der Halbinsel Krim, die durch Volksabstimmung zurück an Russland fiel, in der Schule auf Ukrainisch unterrichtet werden. Russland habe die Pflicht, laut Völkerrechts-Verträge, diese Minderheit und ihre Sprache zu schützen und zu fördern.
Die russische Seite wies darauf hin, dass auf der Krim drei Amtssprachen gelten: Neben Russisch ist dort auch Ukrainisch und Krimtatarisch offizielle Amtssprache. Dass immer weniger Schüler in Ukrainisch unterrichtet werden, begründet die Verwaltung der Krim und Russland damit, dass die meisten Eltern gar kein Interesse daran haben, ihre Kinder in ukrainischsprachigen Schulen und Klassen einzuschulen.
In diesen beiden Punkten musste Russland eine Rüge einstecken, die ihm mit 13 zu zwei erteilt wurde. In allen übrigen Punkten stimmten die 15 Richter mit 10 zu fünf für einen „Freispruch“ für Russland, Die Forderung der Ukraine nach Schadensersatz wurde in Gänze abgewiesen.
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