Air Berlin und der inter­ven­tio­nis­tische Staat – ein Mißverständnis

Air Berlin ist pleite, und wir stehen vor einer Bundestagswahl

Air Berlin hat schon lange finan­zielle Schwie­rig­keiten. Die Flug­ge­sell­schaft ist auch ein Opfer des miss­lun­genen Flug­hafen-Pro­jektes Berlin-Bran­denburg. Denn gerade auf dem neuen Dreh­kreuz in der Haupt­stadt sollte die Macht des Unter­nehmens auf­gebaut werden. Ein Irrtum war wohl auch die Annahme, Deutschland bräuchte eine zweite, klas­sische Fluglinie.

In wenigen Wochen ist die Bun­des­tagswahl. Also hilft die Bun­des­re­gierung – allen markt­wirt­schaft­lichen Rege­lungen zum Trotz. Die Hilfe ist unüber­sehbbar dem deut­schen Wahl­kampf geschuldet. Man wollte nicht tau­sende Arbeit­nehmer und zehn­tau­sende Pas­sa­giere im Stich lassen. Und, darf man weiter ver­muten, durch die Groß­zü­gigkeit wollen sich Merkel und Siggi Gabriel buch­stäblich Stimmen kaufen.

Natürlich hat „alle Welt“ erwartet, dass Merkel nicht gerade vor einer wich­tigen Wahl zig­tau­sende deutsche Urlauber irgendwo in der Welt hätte fest­sitzen lassen. Die böse Oppo­sition aus der AfD hätte sie da gewiss nicht so davon­kommen lassen. Im Volke hätte es geheißen: „Kein Geld zur Rettung eines deut­schen Unter­nehmens und deut­scherFamilien, statt­dessen gibt Merkel das Geld wohl lieber den Willkommenskultur-Gästen.“

„Air Berlin“ hat eine Mrd. Euro Schulden, trotz ara­bi­scher „Hilfe“ – von wegen „deut­sches“ Unter­nehmen. Nun hilft die Bun­des­re­gierung mit 150 Mio. € Kredit – für mich ein klarer Fall von Kon­kurs­ver­schleppung. Bezahlen müssen das wir, die deut­schen Steuerbürger.

Nach Medi­en­be­richten reicht das „Ret­tungsgeld“ für die hava­rierte Flug­linie gerade ‘mal für drei Monate Flug­be­trieb von Air-Berlin. Das reicht dann aber auch. Denn nach drei Monaten ist die Bun­des­tagswahl längst gelaufen, da wird „Air Berlin“ gewiss keine (oder nicht mehr so viel) öffent­liche Beachtung erfahren.

Nun wird also „das Fell des Bären zerlegt“, die Lei­chen­fled­derer treten sich gegen­seitig auf die Füße. Einige Unter­nehmen machen sich jetzt Hoff­nungen, ein Stück vom wert­vollen Rest abzu­be­kommen. Sie sind vor allem inter­es­siert an den Start- und Lan­de­rechten. Der Politik indes geht es in erster Linie um 7.500 Arbeits­plätze in Deutschland und um zehn­tau­sende Kunden. Deshalb haben Luft­hansa, Condor und Easyjet bei der Ver­wertung bessere Chancen als Ryanair.

Klar, wenn Ryanair-Chef O’Leary nun ein abge­kar­tetes Spiel wittert, liegt er damit mög­li­cher­weise nicht ganz falsch. Ryanair spricht von einem Kom­plott zugunsten der Deut­schen Luft­hansa und hat Beschwerde bei den Kar­tell­be­hörden eingelegt.

Auch klar, dass die Bun­des­re­gierung ein berech­tigtes Interesse daran hat, die wert­vollen Start- und Lan­de­rechte in Deutschland zu halten. Die Luft­hansa wie­derum hat auf die Insolvenz bei Air Berlin gewartet, um ohne Schulden beim Kon­kur­renten ein­zu­steigen. Klare Worte aus Brüssel sollten jene Inter­es­senten, die jetzt eben­falls auf Teile von Air Berlin schielen, aber nicht erwarten.

Wirt­schafts­mi­nis­terium weist Kar­tell­be­denken zurück

Das Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­terium hat kar­tell­recht­liche Bedenken gegen die Staats­hilfen für die insol­vente Flug­ge­sell­schaft Air Berlin natürlich zurückgewiesen.

Dies sei abwegig, sagte Staats­se­kretär Machnig im ZDF mit Blick auf Vor­würfe der iri­schen Flug­ge­sell­schaft Ryanair. Air Berlin werde nicht kom­plett von einem Unter­nehmen über­nommen werden. Damit sei der Wett­bewerb gesi­chert. Der SPD-Poli­tiker Barthel wies den Ver­dacht einer Wett­be­werbs­ver­zerrung eben­falls zurück. Er sagte im Deutsch­landfunk, bei einer Zer­schlagung von Air Berlin könnten sich alle zu gleichen Bedin­gungen um Teile des Unter­nehmens bewerben.

Auf dem Weg zu einem „weichen Sozia­lismus“ – Staat­licher Interventionismus

Kapiert haben unsere lieben Poli­tiker eines wieder nicht: Ein Unter­nehmen mit Staats­mitteln vor dem Bankrott bewahren zu wollen, ver­stösst nicht nur gegen die Regeln der Markt­wirt­schaft (und des freien Wett­be­werbs), sondern bedeutet gewöhnlich nichts anderes, als eine Ver­län­gerung des Todeskampfes.

Dieser staat­liche Inter­ven­tio­nismus geht immer mehr in Richtung „Wohl­fühlstaat“: Alle Men­schen sollen sich wohl­fühlen, glücklich sein. „Der Staat“ in seiner all­mäch­tigen Güte kann alles besser als privat und sorgt für Dich.“ Das ist Sozia­lismus in einer Markt­wirt­schaft. So aber hatten Walter Eucken, Ludwig Erhard und die Begründer der Idee von der „Sozialen Markt­wirt­schaft“ das aber gewiss nicht gemeint.

Auf diese Weise werden der „inter­ven­tio­nis­tische Staat“ zu einer gewal­tigen Umver­tei­lungs­ma­schine und die markt­wirt­schaft­liche Ordnung zu einem „weichen Sozia­lismus“ umge­formt. Ein Irrweg, eine Sackgasse!

Man­nesmann läßt grüßen.

von Peter Helmes, zuerst erschienen auf con­servo