Bun­desbank meldet Heim­holung ihres Goldes — zumindest zum Teil

Die Bun­desbank meldet die erfolg­reiche Ver­la­gerung von 674 Tonnen Gold aus New York und Paris nach Frankfurt. Dabei habe man jeden ein­zelnen Barren geprüft. Nun lagert mehr als die Hälfte des deut­schen Goldes im Inland. 

Am Mittwoch teilte die Bun­desbank mit, dass sie ihren Plan zur Umla­gerung eines erheb­lichen Teils ihres Goldes aus New York und Paris nach Frankfurt drei Jahre vor der Zeit abge­schlossen hat. Ursprünglich sollte die Ver­la­gerung bis Ende 2020 über­führen. Damit lagern nun 50,6 Prozent des deut­schen Goldes im Inland.

Ins­gesamt holte die Bun­desbank 674 Tonnen des Edel­me­talls von der Federal Reserve und der Banque de France in die eigenen Tresore. Das waren 53.780 Gold­barren mit einem Gewicht von je 400 Fein­unzen (knapp 12,5 Kilo­gramm). Die Umsetzung dieses Plans kostete 7,7 Mil­lionen Euro.

Bun­desbank will jeden Barren geprüft haben

„Jeder der Barren, die ein­ge­liefert wurden, wurde umfang­reich auf Gewicht und Fein­gehalt geprüft“, zitiert die WELT Carl-Ludwig Thiele, Vor­stands­mit­glied der Bun­desbank. Zu Beginn der Aktion im Jahr 2013 wurden angeblich zur Prüfung 55 Tonnen Gold aus New York umgeschmolzen.

Die Lager­stelle Paris ist auf­gelöst worden. In New York hin­gegen werden 36,6 Prozent des deut­schen Goldes ver­bleiben und in London 12,8 Prozent. „Die Ver­la­gerung aller Gold­be­stände nach Deutschland wäre nicht sach­ge­recht“, sagt Carl-Ludwig Thiele. Die Ver­la­gerung in Zahlen:

  • Bun­desbank in Frankfurt: 1.710 Tonnen (vorher 1.036)
  • Federal Reserve in New York: 1.236 Tonnen (vorher 1.536)
  • Bank of England in London: 432 Tonnen (vorher 455)
  • Banque de France in Paris: 0 Tonnen (vorher 374 Tonnen)

Knapp die Hälfte des deut­schen Goldes bleibt im Ausland

Weitere Ver­la­ge­rungen sind geplant. Denn das Gold solle zumindest teil­weise dort ver­bleiben, wo die Bun­desbank bei Bedarf auch ein­setzen kann. In London etwa befindet sich der welt­größte Gold­han­dels­platz, was vor­aus­sichtlich auch nach dem Brexit so bleiben wird.

Für New York spricht, dass der US-Dollar wei­terhin die wich­tigste Währung der Welt ist. Und ein Teil der Edel­metall-Reserven sollte dort lagern, wo das Gold bei Bedarf am schnellsten in Dollar getauscht werden kann.

Für eine Gold­la­gerung in Paris gibt es hin­gegen seit der Ein­führung des Euro keinen sach­lichen Grund mehr. Zudem befindet sich dort auch kein wich­tiger Gold­han­delsort. Dies waren die Gründe dafür, dass die Bun­desbank den Standort jetzt ganz auf­ge­geben hat.

Die Umla­gerung dieses erheb­lichen Teils des deut­schen Goldes aus New York und Paris nach Frankfurt hängt mit einer öffent­lichen Dis­kussion zusammen, die im Jahr 2012 unter anderem von dem CSU-Poli­tiker Peter Gau­weiler ange­stoßen wurde.

Er äußerte Zweifel an der Sicherheit des Goldes im Ausland. Er stellte in Frage, dass die Deutsche Bun­desbank im Falle eines Falles dort wirklich auf ihren Besitz zugreifen kann. „Das Thema Gold­re­serven ist in Deutschland mit vielen Emo­tionen belegt“, sagt heute Carl-Ludwig Thiele.

Zudem kri­ti­sierte der Bun­des­rech­nungshof, dass die Bun­desbank ihre Gold­be­stände im Ausland noch nie „kör­perlich auf­ge­nommen und auf Echtheit und Gewicht“ geprüft hatte. Dies tut sie nun nach eigenen Angaben.

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Heim­holung des deut­schen Goldes ist keine Rückholung

Bei der Über­führung des Aus­lands­goldes nach Deutschland handelt es sich jedoch nicht um eine „Rück­holung“. Denn die Gold­be­stände sind vor allem in den 50er- und 60er-Jahren im Ausland ent­standen, als das globale Wäh­rungs­gefüge noch auf Gold­re­serven aufbaute.

Die Bun­des­re­publik erzielte schon damals große Leis­tungs­bi­lanz­über­schüsse, unter anderem gegenüber den USA. Diese Über­schüsse wurden durch die Leit­währung Dollar oder Gold aus­ge­glichen, das einen festen Preis in Dollar hatte.

Bei der US-Notenbank lagerten die Gold­re­serven diverser Nationen, die dort jeweils ein eigenes Gelass für ihr Gold hatten. Um die Leis­tungs­bi­lanz­de­fizite aus­zu­gleichen mussten dann nur die Gold­barren von einem Gelass ins andere ver­schoben werden.

Auf diese Weise kam im Jahre 1951 der erste Gold­barren in den Besitz der Bun­desbank. In den fol­genden Jahren kamen Tau­sende weitere hinzu. Auf die gleiche Weise bauten die Deut­schen auch Gold­be­stände in London und in Paris auf.

Und dort beließ die Bun­des­re­publik ihr Gold. Denn zum einen wollte man die Trans­port­kosten für die Über­führung der Barren nach Deutschland sparen. Zum anderen sollte das Gold im Kalten Krieg mög­lichst außerhalb der Reich­weite der sowje­ti­schen Armee lagern.

Bis Ende der 80er-Jahre lagerten nur rund zwei Prozent der Gold­re­serven über­haupt in Deutschland. Erst um die Jahr­tau­send­wende holte die Bun­desbank rund 930 Tonnen aus London nach Deutschland. Das wurde damals jedoch nicht öffentlich verkündet.

Deutsche Gold­menge seit 40 Jahren fast unverändert

Ins­gesamt besitzt die Bun­desbank derzeit 270.000 Barren mit einem Gewicht von je 12,5 Kilo­gramm. Das Gesamt­ge­wicht des deut­schen Gold­schatzes beträgt somit 3.378 Tonnen. Der Gesamtwert beträgt rund 120 Mil­li­arden Euro.

Die Gesamt­menge des deut­schen Goldes hat sich seit rund 40 Jahren kaum ver­ändert. Aller­dings können vier Tonnen pro Jahr vom Finanz­mi­nis­terium erworben werden, um daraus Gold­münzen prägen zu lassen.

Die Barren dafür werden dann aus den Beständen in London ent­nommen. Dies erklärt den Rückgang der dort gela­gerten Gold­menge in den letzten Jahren. Und der Anteil dieses Lage­r­ortes wird auch in den kom­menden Jahren weiter zurückgehen.

 

Bild: Gold­re­serven Bank of England / flickr.com

Dieser Beitrag erschien zuerst auf www.berlinjournal.biz