Rund 300 Isla­misten sitzen in deut­schen Gefängnissen

Nach Angaben der Bun­des­länder sitzen knapp 300 Isla­misten in deut­schen Gefäng­nissen. Auch in Berlin sind es 42. Aller­dings sind nicht alle wegen Ter­ro­rismus ver­ur­teilt, sondern viele nur wegen Kör­per­ver­letzung oder Drogenkriminalität.

In der ver­gan­genen Woche sagte EU-Anti-Terror-Koor­di­nator Gilles de Ker­chove, dass heute mehr als 50.000 Dschi­ha­disten in Europa leben. Der Isla­mische Staat sei in Syrien und im Irak mili­tä­risch besiegt worden, exis­tiere aber in Europa als „vir­tu­elles Kalifat“ weiter. Laut einer am Mittwoch ver­öf­fent­lichten Umfrage bei den Jus­tiz­mi­nis­terien der Bun­des­länder sitzen derzeit fast 300 Isla­misten in deut­schen Gefäng­nissen. Die meisten von ihnen sind in Hessen, Bayern, Nord­rhein-West­falen und Berlin inhaftiert.

In Bayern sitzen demnach 55 zum Teil gewalt­be­reite Gefangene mit „isla­mis­ti­schen Bezügen“ ein, bei 30 wei­teren gebe es einen Ver­dacht. In Hessen ist es nach Angaben des Minis­te­riums eine „mittlere zwei­stellige Zahl“, berichtet die WELT. In Nord­rhein-West­falen sind laut der von den Zei­tungen der Funke-Medi­en­gruppe ver­öf­fent­lichten Umfrage bei den Jus­tiz­mi­nis­terien derzeit 46 Isla­misten in Haft. In Hamburg sitzen zwölf Gefangene, die den Islam radikal aus­legen. Auch in Berlin sitzen zurzeit 42 Isla­misten in Haft. In den ost­deut­schen Bun­des­ländern hin­gegen sind es deutlich weniger. In Meck­lenburg-Vor­pommern und Thü­ringen liegt die Zahl der inhaf­tierten Isla­misten sogar bei null.

Viele Isla­misten sitzen nicht wegen Terrortaten

Manche der Extre­misten sind bereits ver­ur­teilt, andere sitzen in Unter­su­chungshaft. Aller­dings sind nicht alle der Isla­misten wegen extre­mis­ti­scher oder ter­ro­ris­ti­scher Straf­taten ver­ur­teilt, sondern viele auf­grund von Kör­per­ver­letzung oder Dro­gen­kri­mi­na­lität. Nach Angaben der Jus­tiz­mi­nis­terien der Länder stehen die Isla­misten hinter Gittern fast überall „unter beson­derer Beob­achtung“ der Behörden werden und „spe­zi­ellen Sicher­heits­maß­nahmen“ unter­zogen. Die Haft­an­stalten stünden im Kontakt mit Polizei und Verfassungsschutz.

Die meisten Jus­tiz­mi­nis­terien haben zudem ange­geben, dass die Isla­misten getrennt von anderen Extre­misten unter­ge­bracht seien, um „gegen­sei­tiger Bestärkung in der radi­kalen Gesinnung nicht Vor­schub zu leisten“. Zudem werden Jus­tiz­voll­zugs­beamte in fast allen Bun­des­ländern für die Prä­ven­ti­ons­arbeit und den Umgang mit Isla­misten in Gefäng­nissen fort­ge­bildet. In meh­reren Bun­des­ländern wie etwa Hamburg, Hessen oder Bayern arbeiten Imame als Seelsorger.

Aktuell werden in Deutschland mehr als 350 Isla­misten per Haft­befehl gesucht. Die Haft­be­fehle könnten aber nicht voll­streckt werden, weil sich die gesuchten Per­sonen sich im Ausland auf­hielten oder ihr Auf­ent­haltsort unbe­kannt sei. Dem Bericht vom Juni zufolge wirft man nur einem Teil des gesuchten Isla­misten Taten mit ter­ro­ris­ti­schem Hin­ter­grund vor. Beim anderen Teil handle es sich hin­gegen um Delikte wie gefähr­liche Kör­per­ver­letzung, Dro­gen­handel oder Raub.

Auf­grund der Zunahme von aus­län­di­schen Straf­tätern sind zahl­reiche deutsche Gefäng­nisse kri­tisch belegt oder überlegt. BSBD-Chef René Müller warnte daher kürzlich vor Gefäng­nis­re­volten. Vor allem die Nafris seien „hoch aggressiv“.

 

Bild: Wiki­pedia / JVA Stuttgart

Quelle: BerlinJournal.biz