Affen in der Gaskammer (Screenshot aus der Netflix-Doku „Dirty Money“)

Die­selgate: Abgas-Tier­ver­suche mit Affen! Was wusste Merkel? Was wird uns noch verschwiegen?

Affen, die in einer abge­schirmten Kammer VW-Die­selgase ein­atmen mussten. Viel­leicht sogar Men­schen im Labortest, wie die Stutt­garter Nach­richten melden. Die­selgate ohne Ende, und die Ein­schläge kommen immer näher an die deutsche Regierung in Berlin.  Inzwi­schen wird es ziemlich eng für die deutsche Kanz­lerin. „Was Merkel wusste“ schreiben Stefan Aust und Dirk Laabs in der „Welt am Sonntag“ in einem  „Pro­tokoll des Sit­ten­ver­falls“ bei Deutsch­lands größtem Autobauer.
Dass die deut­schen Inge­nieure an den strengen US-Grenz­werten gescheitert waren, war auf Regie­rungs­ebene ein „offenes Geheimnis“ gewesen, berichtet die WamS. Erstaunlich gut sei darüber die Bun­des­kanz­lerin Angela Merkel bereits im April 2010 infor­miert gewesen. Damals habe sie den kali­for­ni­schen Gou­verneur Arnold Schwar­zen­egger in einem Luxus­hotel in Beverly Hills zum Früh­stück getroffen. Die WamS wörtlich und ungekürzt:
Bei dem Treffen mit dabei: die Chefin der Luft­schutz­be­hörde CARB, Mary Nichols. Nichols schil­derte in einem Interview mit der „Wirt­schafts­woche“ und später vor einem Unter­su­chungs­aus­schuss des Bun­des­tages, was bei dem Treffen geschah: Sie (die Kanz­lerin) sagte, eure Stick­oxyd­grenz­werte sind zu strikt, und das schadet unseren deut­schen Dieseln. Sie war dort, so schien es, als Spre­cherin der Auto­in­dustrie, und sie war gut ein­ge­wiesen worden. Es war das erste Thema, das sie ansprach.
Die Welt-Autoren fragen zu Recht, wieso die Kanz­lerin vom Abgas­problem (NOX) wusste, das ja von den Inge­nieuren wie ein Staats­ge­heimnis behandelt worden sein soll. Hatte sich die Führung von VW, Martin Win­terkorn etwa, bei der Bun­des­re­gierung beklagt, spe­ku­liert die Welt?
Dazu gibt es von VW bis heute keinen Kom­mentar. Denn sonst würde deutlich, dass die VW-Chef­etage schon 2010 davon wusste, dass man die US-Grenz­werte nicht ein­halten werde können. Und von diesem Wissen bis zum Wissen um die VW-Abgas­tricks wäre es nur ein kleiner Schritt. Win­terkorn bestreitet bis heute, von der Schum­mel­software gewusst zu haben.
Kom­mentar: Die Ein­schläge kommen näher
Was ist es, das die Deut­schen an der neuen Skandal-Episode in der Die­selgate-Affäre so erregt?
Ja richtig, es ist der gigan­tische Beschiss, mit dem geld­geile, pro­fit­ori­en­tierte Auto­bauer wie VW ihre Kunden über den Tisch gezogen haben. Aber mehr noch ist es, dass Schlag­worte wie „Deutsche“, „Gas“, „Auto“ auto­ma­tisch Ana­logien zu unse­ligen Zeiten wach­rufen. Ob man will oder nicht: Es ist, als wenn der Holo­caust als schreck­liches Synonym mit­schwingt. PI titelt deshalb ganz bewusst von „Gas­kammer für Affen“. Denn jedem, der im Geschichts­un­ter­richt auf­ge­passt hat, drängen sich diese gedank­lichen Zusam­men­hänge auf.
Das heißt aber auch: Jedem, der bei Ver­stand war und solche Expe­ri­mente zulässt, musste klar sein, dass sie sich ethisch streng ver­bieten. Zumal sie aus­schließlich der Gewinn­ma­xi­mierung dienten. Nur abge­stumpfte Hirne und Leute mit Dol­lar­zeichen auf den Augen können so etwas zulassen.
Noch Eines: die hek­ti­schen Absetz­be­we­gungen ins­be­sondere von nie­der­säch­si­schen Regie­rungs­po­li­tikern von SPD und CDU am neu­er­lichen VW-Skandal ver­stellen den Blick auf Nahe­lie­gendes. Die Frage ist doch, wie dicht Berlin und die Kanz­lerin mitt­ler­weile an Die­selgate ist.
Niemand unter­stellt, dass Merkel von den Affen-Tests wusste. Die erfolgten 2015. Aber immerhin wusste Merkel laut „WamS“ wahr­scheinlich schon seit 2010, dass VW die strengen US-Abgas­werte nicht ein­halten konnte. Deshalb: warum hat dann niemand in Berlin und Brüssel bis zum Auf­fliegen des Skandals die Gret­chen­frage gestellt, ob sich bei VW ein abgas­tech­ni­sches Wunder ereignet hat und ob die Abgas­pro­bleme inzwi­schen beseitigt werden konnten? Das Drei-Affen-Prinzip als Regierungsmaxime?
Wie eng die Ber­liner Netz­werke sind, zeigt auch Fol­gendes: Laut Bild-Zeitung hat der VW-Chef­lob­byist Thomas Steg von den Affen-Tests gewusst. Das belegen offenbar Kor­re­spon­denzen mit der VW-Führung. Man muss wissen: Steg ist SPD-Mit­glied und war bis zu seinem Ein­tritt bei VW Vize-Regie­rungs­sprecher bei Merkel. Vorher war er Pres­se­sprecher beim nie­der­säch­si­schen Sozi­al­mi­nister Walter Hiller (SPD). Hiller war zuvor mäch­tiger Betriebs­ratschef bei VW, bis ihn Gerhard Schröder (SPD)  in seine Lan­des­re­gierung holte.
 
Quelle: NEMO / PI-News