Demonstration von EU-Klima-Hysterikern in Brüssel - Photo by Friends of the Earth Europe FoE Europe/Lode Saidane - flickr.com - CC BY-NC 2.0

Bald wird Brüssel die Klimavor­gaben setzen und sanktio­nieren — Dann ist es vollkom­men egal, was Deutsch­land entscheidet

Während bei uns wer­be­wirksam Kli­ma­ge­setze in Bund und Ländern gefordert werden, ist wohl weniger bekannt, dass die EU in Brüssel mit Unter­stützung von Deutschland begonnen hat, nationale Gesetze aus­zu­hebeln und ihren Ländern vor­zu­schreiben, wie sie ihre Ener­gie­er­zeugung kli­ma­ge­recht aus­zu­führen haben. Wie immer: Ver­bunden mit Sank­tionen bei Abweichungen.
(Von Helmut Kuntz)
Der EU-Kom­mission werden direkte Ein­griffs­rechte in nationale Energie- und Kli­ma­stra­tegien gewährt
Die den Län­der­par­la­menten ent­zo­genen Brüs­seler Auto­kraten sind (mit Unter­stützung durch Deutschland) kon­se­quent weiter dabei, Län­der­ho­heiten aus­zu­hebeln. Und so ist es bald nicht mehr eine nationale, sondern EU-Vor­schrift, die Welt vor dem Klima zu retten.
Und wer es dann nicht EU-vor­schrifts­gemäß durch­führt, bekommt Sank­tionen. Es wird min­destens ein Land in der EU geben, welches auch diese Vor­gaben der EU akri­bisch umsetzt und einhält. Damit die Sta­tisten von Abge­ord­neten im Par­lament nicht noch dagegen „Mauern“, wurde im Koali­ti­ons­vertrag wurde extra bekräftigt, dass die GroKo EU-Vor­gaben 1:1 umsetzt und das nationale Par­lament dann nichts mehr zu sagen hat.
Und es wird Länder geben, welche dadurch (ihre gefor­derten) Vor­teile bekommen: Frank­reich kann seine Atom­kraft behalten, doch Deutschland muss auf Vorgabe der EU alle Koh­le­kraft­werke abschalten.
BMWi, Staats­se­kretär Rainer Baake: [1] … „Das vom Ener­gierat beschlossene Paket „Saubere Energie für alle Europäer“ ist ein Mei­len­stein. Es gestaltet fast den gesamten euro­päi­schen Ener­gie­rahmen neu … Neue Koh­le­kraft­werke dürfen an diesen Kapa­zi­täts­märkten ab Ende 2025 und Bestands­an­lagen ab Ende 2030 nicht mehr teilnehmen …
Kern­element sind inte­grierte nationale Energie- und Kli­ma­pläne aller 28 Mit­glied­staaten und darüber hinaus ein Mecha­nismus für den Fall, dass die frei­wil­ligen Bei­träge der Mit­glied­staaten nicht aus­reichen, um die EU-Ziele zu erreichen …
Staats­se­kretär Baake: „Ich freue mich, dass wir jetzt klare Spiel­regeln ver­ab­redet haben, wie wir gemeinsam die beschlos­senen EU-Ziele auch tat­sächlich erreichen. Die Bedeutung der neuen Gover­nance für die Ener­gie­union geht aber über die Erfüllung der 2030-Energie-und Kli­ma­ziele hinaus. Erstmals gibt sich hier einer der größten Wirt­schafts­räume der Welt einen gemein­samen Plan, wie die Mit­glied­staaten zur lang­fris­tigen Dekar­bo­ni­sierung und Ver­sor­gungs­si­cherheit Europas bei­tragen wollen.

Ob das (bei dann weiter stei­genden Preisen) und bis tief in per­sön­liche Bereiche hinein grei­fenden Restrik­tionen dem Volk wirklich gefallen wird, weiß man noch nicht, doch unsere Umwelt­ver­bände werden jubeln.
EU Vorgabe: Die Zahl der von Ener­gie­armut betrof­fenen Men­schen ist zu erheben, deren Unter­stützung hat aber in fünf Jahren auszulaufen
Dem Gewerk­schaftsbund ist dabei etwas mulmig zumute. Aber Oppo­sition traut er sich nicht, nach dem Motto: Am Besten hat es ein Mär­tyrer, der seine Taten überlebt und sich später in deren Glanz sonnen kann.
Dabei hat er Schwach­stellen gut erkannt:
– Deutschland wird immer mehr von der EU am Par­lament vorbei zwangsgesteuert,
– der Haus­halts­strom wird durch die neuen Tarif­ge­stal­tungen vor allem noch teurer,
– Deutschland muss künftig von seinem Geld Pro­jekte im Ausland (zwangs-)finanzieren,
– national darf keine „Wett­be­werbs­ver­zerrung“ erfolgen, indem zum Bei­spiel Strom für ärmere Haus­halte sub­ven­tio­niert wird,
– Frank­reich pro­fi­tiert mit seinen Kern­kraft­werken überproportional.
DGB, 25.09.2017: [2] Europa Saubere Energie für alle Europäer-Innen Das Ener­gie­paket der Euro­päi­schen Kommission
In beiden Fällen hatte sich die Mehrheit der Mit­glied­staaten gegen nationale ver­bind­liche Ziele aus­ge­sprochen. Statt­dessen soll die Errei­chung des EU-weiten Zieles durch eine „Gover­nance-Ver­ordnung“ abge­si­chert werden. Danach werden der EU-Kom­mission direkte Ein­griffs­rechte in nationale Energie- und Kli­ma­stra­tegien gewährt, ergänzt durch „dele­gierte Rechtsakte“, die keine Mit­be­stimmung des EU-Par­la­mentes vor­sehen. Eine deut­liche Stärkung der EU-Exe­kutive also.
Die Vor­stellung der EU-Kom­mission, wonach private Haus­halte quasi zu „Strom­börse-Händler-Innen“ werden und ihren Ver­brauch in 15-Minuten-Inter­vallen fle­xibel an das schwan­kende Strom­an­gebot anpassen, spiegelt aber nicht die Rea­lität und den Alltag der Men­schen wider. Die über­wie­gende Mehrheit der Haus­haltskund-Innen kann die Vor­teile zeit­ab­hän­giger, fle­xibler Strom­preise nicht nützen und müssen künftig höhere Strom­preise bezahlen, wenn sie in Zeiten hoher Strom­nach­frage, wie am Morgen oder in den frühen Abend­stunden, den meisten Strom benötigen.
Die EU-Kom­mission möchte die natio­na­leren För­der­systeme für den Ausbau von erneu­er­baren Energie-Erzeu­gungs­an­lagen auch für grenz­über­schrei­tende Pro­jekte öffnen. Damit
könnten För­der­gelder, die von den Strom­ver­braucher-Innen in einem Mit­glied­staat auf­ge­bracht werden, für den Bau von Pho­to­voltaik- oder Wind­kraft­an­lagen in anderen EU-Ländern ein­ge­setzt werden.
Positiv ist die Ver­pflichtung der Mit­glied­staaten, die Zahl der von Ener­gie­armut betrof­fenen Men­schen zu erheben. Eine zen­trale Vor­aus­setzung, um ziel­ge­richtet Maß­nahmen ergreifen zu können. Bedau­erlich ist aller­dings, dass immer noch klarere Vor­gaben zu effek­tiven Maß­nahmen gegen Ener­gie­armut fehlen, und
dass der Einsatz von Instru­menten zu ihrer Bekämpfung, wie etwa regu­lierte Preise ein­ge­schränkt wird. Für ener­giearme Haus­halte müssen diese in fünf Jahren auslaufen.
Last but not least: Kri­tisch zu bewerten ist die Berück­sich­tigung von Atom­energie zur Errei­chung der EU-Klima- und Energieziele. 
Deutsch­lands Abge­ordnete lassen sich wider­spruchslos entmachten
Deutschland hat eine ver­gleichs­weise über­bor­dende „Abge­ord­ne­ten­dichte“:
China: 427.000 Einwohner/Volkskongressabgeornetem
USA: 610.000 Einwohner/Kongressabgeordneten, zzgl. Senatoren
Deutschland: 117.000 Einwohner/Bundestagsabgeordnetem

Trotzdem scheint es unseren Abge­ord­neten zu viel Arbeit geworden zu sein, das Volk zu ver­treten. Und so wurde Ent­lastung ersonnen, indem man die Sou­ve­rä­nität an Brüssel abgibt und sich von dort (ohne par­la­men­ta­rische Ein­fluss­nahme) vor­schreiben lässt, was Deutschland machen darf und zu machen hat. Damit nicht jemand anfängt, darüber Dis­kus­sionen anzu­zetteln, haben die GroKo-Par­teien es gleich ver­traglich festgelegt:
[3] Koali­ti­ons­vertrag zwi­schen CDU, CSU und SPD, 19. Legislaturperiode:
Zeile 2549 … eine kon­se­quente 1:1‑Umsetzung von EUVorgaben.
Zeile 2910 … EU-Rege­lungen werden wir 1:1 umsetzen
Zeile 6455 … EU-Recht setzen wir 1:1 um

Wie ist das mit dem Grund­gesetz, Artikel 20 (2) vereinbar?

 
Nachtrag:
Soeben kam die Infor­mation einer Rede unseres neuen Wirt­schafts­mi­nisters auf der inter­na­tio­nalen Ener­gie­wende-Kon­ferenz in Berlin:
WELT 17.04.2018: Alt­maier akzep­tiert den wahren Zustand der Energiewende
In dieser Rede soll die Nach­sprech­puppe der Kanz­lerin „Bewe­gendes“ über die Deutsche Ener­gie­wende gesagt haben, indem er so etwas wie einen Rea­li­tätssinn äußerte.
Was er aber auch gesagt hat:„Die Ener­gie­wende wird nur über­leben, wenn sie global wird“ … Sie sei „keine Lösung für ein­zelne Länder.“
Über­spitzt heißt das: Die Deutsche Ener­gie­wende ist so bescheuert, dass sie nur überlebt werden kann, wenn die Länder drum herum diese „Bescheuerung“ mit­machen. Nur unter gleich Blinden kann der Ein­äugige besser überleben.
Wie man sieht, hilf nun die EU aus diesem Desaster.
Eine Frage stellt sich dabei sofort: Was hat Deutschland „der EU“ dafür hin­tenrum wieder versprochen?
Quellen
[1] BMWi: Staats­se­kretär Baake zu den Ergeb­nissen des gest­rigen Ener­gierats in Brüssel – 28 EU-Ener­gie­mi­nister stellen Weichen auf euro­päische Energiewende
[2] DGB, 25.09.2017: Europa Saubere Energie für alle Europäer-Innen Das Ener­gie­paket der Euro­päi­schen Kommission
[3] Koali­ti­ons­vertrag zwi­schen CDU, CSU und SPD, 19. Legis­la­tur­pe­riode: Ein neuer Auf­bruch für Europa Eine neue Dynamik für Deutschland Ein neuer Zusam­menhalt für unser Land


Ein Beitrag von EIKE — Euro­päi­sches Institut für Klima & Energie