In einem beispiellosen Vorgang hat Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) die EU-Zulassung des umstrittenen Pestizids Glyphosat um fünf weitere Jahre erwirkt. Er hat dabei nicht nur seine Kabinettskollegin, die SPD-Umweltministerin Barbara Hendricks, brüskiert. Er hat auch die Warnungen zahlreicher Wissenschaftler ignoriert, die Schäden für Umwelt und Gesundheit mit dem weiteren Einsatz von Glyphosat erwarten.
Sofort nach der Entscheidung in Brüssel hat Staatspräsident Macron in Frankreich ein nationales Verbot von Glyphosat angekündigt. Ein solches Verbot ist auch in Deutschland möglich. (Quelle: Greenpeace)
Glyphosat ist einer der weltweit am meisten eingesetzten Wirkstoffe in Pflanzenschutzmitteln, die zur Verhinderung von unerwünschtem Pflanzenwuchs oder zur Abtötung von Pflanzen oder Pflanzenteilen verwendet werden. Diese Mittel werden als Herbizide oder umgangssprachlich als „Unkrautbekämpfungsmittel“ bezeichnet. Das erste Glyphosat-Herbizid wurde 1974 unter dem Handelsnamen „Roundup“ auf dem Markt eingeführt. Mittlerweile wird der Wirkstoff in hunderten von Pflanzenschutzmitteln unter verschiedenen Handelsnamen weltweit vertrieben. Roundup von Monsanto ist eines der meistverkauften Herbizide überhaupt. Es steht im Verdacht, Embryonen zu schädigen und Krebs auszulösen.
Glyphosat wird in der Landwirtschaft und im Gartenbau zur Bekämpfung von Wildkräutern (Unkraut) vor der Aussaat verwendet. Beim Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen mit einer Glyphosatresistenz wird der Wirkstoff außerhalb der Europäischen Union auch nach der Aussaat angewandt, um konkurrierende Wildkräuter zu bekämpfen. Das zweite Einsatzgebiet von Glyphosat ist die Vorerntebehandlung von Getreide auf dem Feld, auch Sikkation genannt. Glyphosat beschleunigt den Reifeprozess des Getreides, dieses reift gleichmäßiger und kann früher geerntet werden.
Nicht nur in der Landwirtschaft wird Glyphosat eingesetzt, auch der Hobbygärtner im eigenen Garten verwendet oft dieses giftige Herbizid.
Wie wirkt Glyphosat?
Glyphosat greift in die Produktion bestimmter Aminosäuren (z.B. Tryptophan, Tyrosin) ein, die für das Wachstum von Pflanzen, Pilzen und Bakterien essentiell sind. Tryptophan gehört zu den essentiellen Aminosäuren, kann also vom menschlichen Körper nicht gebildet und muss mit der Nahrung zugeführt werden. Es ist die Vorstufe des Neurotransmitters Serotonin und von Melatonin. Tryptophan-Mangel wurde bei folgenden Erkrankungen des Nervensystems festgestellt: Alkoholismus, Angstzustände, Depressionen, Gedächtnisstörungen, Schlafstörungen, Demenz.
Glyphosat soll für den weltweiten Anstieg von Darm-Erkrankungen verantwortlich sein.
WHO verkündet: Glyphosat ist ein Krebserreger
Die im März 2015 in der Fachzeitschrift Lancet Oncology veröffentlichte Studie zeigt auf, dass insgesamt fünf Organophosphate, die als Herbizide oder Pestizide zum Einsatz kommen, krebserregend sind.
Darunter befindet sich auch das Herbizid Glyphosat, das in die Gruppe 2A eingestuft wurde. Diese Kategorie umfasst Substanzen, die bei Tieren definitiv und bei Menschen höchstwahrscheinlich Krebs auslösen.
Die Forschungen ergaben mitunter eine Häufung von Karzinomen der Nierentubuli und von bösartigen Tumoren im Stütz- und Bindegewebe. Zudem erhöhte Glyphosat die Rate von Geschwülsten in der Bauchspeicheldrüse und es kam zu einer erhöhten Rate von Hautkrebs. Die Wissenschaftler konnten überzeugende Beweise vorlegen, dass das Herbizid Lymphdrüsen- und Lungenkrebs auslöst.
Weltweit steigt die Anzahl von Darm-Erkrankungen wie Zöliakie (Verdauungskrankheit, die den Dünndarm schädigt und die Aufnahme von Nährstoffen aus der Nahrung stört), Gluten-Intoleranz und Reizdarmsyndrom. Das erhöhte Aufkommen der Krankheiten steht im Zusammenhang mit dem verstärkten Einsatz von Glyphosat, wie es im Monsanto-Unkrautgift Round-up vorkommt. Menschen, die unter Zöliakie zu leiden haben, vertragen kein Gluten, ein Protein, dass in Weizen, Roggen und Gerste vorkommt. Gluten-Unverträglichkeit ist ein wachsendes Problem weltweit. Symptome können Übelkeit, Durchfall, Hautausschläge und Depression sein.
Studie „Glyphosate, pathways to modern diseases II: Celiac sprue and gluten intolerance“.
(Quelle: www.Deutsche-Wirtschafts-Nachrichten.de vom 3.5.2014)
Glyphosat im Urin
Bei der Mehrheit der Teilnehmer der Studie von der Heinrich-Böll-Stiftung zum Unkrautvernichter Glyphosat konnte es im Urin festgestellt werden.
Bei 79 Prozent der Teilnehmer war die Belastung im Urin fünf- bis zweiundvierzigfach höher als der Rückstandshöchstwert für Pestizide in Trinkwasser – dieser beträgt 0,1 Nanogramm pro Milliliter. Es liegt also flächendeckend eine erhebliche Belastung vor. Das Alarmierende: Die Urinproben von Kindern und Jugendlichen ergaben die höchsten Messwerte. Insgesamt konnten bei 99,6 Prozent der Probanden Rückstände gefunden werden.
Glyphosat im Bier
Da kann einem der Durst auf Bier schon vergehen. Bei einem Test der 14 beliebtesten Biermarken Deutschlands hat das Münchner Umweltinstitut Spuren des Unkrautvernichters Glyphosat gefunden. Die Werte lagen zwischen 0,46 und 29,74 Mikrogramm pro Liter und damit im extremsten Fall fast 300-fach über dem gesetzlichen Grenzwert für Trinkwasser von 0,1 Mikrogramm.
Glyphosat ist hochtoxisch für Gewässer
Es regnet und das Glyphosat wird in Gewässer und auch in die Erde gespült. Glyphosat ist für Gewässer hochtoxisch. Je nach Dosis vernichtet Glyphosat im Wasser nahezu alles, was darin lebt und wächst – ob nun Fische, Frösche, Algen oder Wasserpflanzen.
Glyphosat reichert sich in der Nahrungskette an
Dass Glyphosat sich trotz der gegenteiligen Versprechen von Produzenten in der Nahrungskette anreichert und nicht so rasch abbaut, zeigt eine Studie von 2013. Von März bis Mai ließen der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und sein europäischer Dachverband Friends of the Earth (FOE) Urin-Proben von insgesamt 182 Stadtbewohnern aus 18 Ländern auf Glyphosat analysieren. Sieben von zehn untersuchten Großstädtern in Deutschland hatten das Unkrautvernichtungsmittel im Urin.
„Unsere Analysen bestätigen den Verdacht, dass die Bevölkerung in Europa zu weiten Teilen mit Glyphosat belastet ist. Woher die Rückstände im Einzelnen kommen, muss endlich genau untersucht werden. Entsprechend seiner Auskunft hatte keiner der von uns untersuchten Stadtbewohner – zum Beispiel in seinem Garten – selbst Glyphosat eingesetzt. Folglich stammen die Belastungen aus Quellen, die der Einzelne nicht zu verantworten hat“, erklärt Heike Moldenhauer, Gentechnikexpertin beim BUND.
Glyphosat in Mehl, Haferflocken und Backwaren
ÖKO-TEST hat Mehl, Haferflocken und Backwaren auf Glyphosat untersuchen lassen und wurde in 14 von 20 Proben fündig. Vor allem waren acht der zehn untersuchten Brötchen belastet, was beweist, dass Glyphosat die Backtemperaturen übersteht. „Unsere Testergebnisse zeigen, dass Glyphosat über Lebensmittel in die Körper der Menschen gelangt. Glyphosat gehört nicht ins Essen, Pestizide gehören nicht in den menschlichen Körper. Erschreckend ist das Versagen der Behörden, die ausgerechnet bei Glyphosat, dem am häufigsten eingesetzten Pestizid der Welt, kaum Untersuchungen auf derartige Belastungen durchgeführt haben“, kritisiert Jürgen Stellpflug, Chefredakteur von ÖKO-TEST. (13. Juni 2013)
Glyphosat in Mais und Sojabohnen
Wie verschiedene Studien zeigen, gelangt Roundup auch in den Boden und das Grundwasser. Über 88 Prozent des in den USA angebauten Maises ist heute genmanipuliert und wird mit Glyphosat besprüht.
Fast 100 Prozent der Sojabohnen, die in den USA wachsen, sind gentechnisch verändert und mit Glyphosat behandelt, das meiste mit Roundup von Monsanto, dem weltweit meistverkauften Unkrautkiller. Gen-Soja und Gen-Mais werden hauptsächlich als „Kraftfutter“ für Tiere verwendet und gelangen dadurch in die menschliche Nahrungskette. Fast alles Fleisch von Rindern, Schweinen oder Geflügel in den USA stammt von Tieren, die mit Gen-Getreide gefüttert wurden, und enthält deshalb Glyphosat.
Roundup von Monsanto greift Darm und Nieren an
Weltweit steigt die Anzahl von Darm-Erkrankungen wie Zöliakie (Verdauungskrankheit, die den Dünndarm schädigt und die Aufnahme von Nährstoffen aus der Nahrung stört), Gluten-Intoleranz und Reizdarmsyndrom. Das erhöhte Aufkommen der Krankheiten steht im Zusammenhang mit dem verstärkten Einsatz von Glyphosat, wie es im Monsanto-Unkrautgift Roundup vorkommt. Menschen, die unter Zöliakie zu leiden haben, vertragen kein Gluten, ein Protein, dass in Weizen, Roggen und Gerste vorkommt. Gluten-Unverträglichkeit ist ein wachsendes Problem weltweit. Symptome können Übelkeit, Durchfall, Hautausschläge und Depression sein.
„Der Auslöser für diese Epidemie ist Glyphosat, der Wirkstoff in dem Herbizid Roundup“, so die Wissenschaftler der Studie „Glyphosate, pathways to modern diseases II: Celiac sprue and gluten intolerance“.
(Quelle: www.Deutsche-Wirtschafts-Nachrichten.de vom 3.5.2014)
Weiterhin steht Roundup unter Verdacht, für eine weltweite Serie tödlicher Nierenerkrankungen verantwortlich zu sein. Anscheinend ist eine hohe Belastung des Trinkwassers mit Schwermetallen die Ursache für die tödliche Krankheit. Zu diesem Schluss kam eine Studie, die von International Journals of Environmental Research and Public Health veröffentlicht wurde.
(Quelle: www.Deutsche-Wirtschafts-Nachrichten.de vom 3.3.2014)
Wussten Sie, dass…
…bereits die 400fache Verdünnung einer in der Landwirtschaft üblichen Glyphosat-Spritzbrühe in der Lage ist, Embryonalzellen abzutöten? Die Folge sind Totgeburten und Missbildungen. (Quelle: Seralini, 2009)
Filmtipp: Das stille Gift, ZDF-Doku von 2013
Anmerkung der Redaktion: Wir bedanken uns an dieser Stelle ganz herzlich bei Monika Held für diesen hervorragenden Beitrag und heißen sie in der Runde unserer Autoren willkommen!