Hanns-Joachim-Fried­richs-Preis für Anja Reschke – besser wäre Pippi-Langstrumpf-Preis!

Das Wort Preis kommt wie das Verb aus dem Mit­tel­hoch­deut­schen „ prīs“ und „ prīsen“. Dies leitet sich wie­derum aus dem alt­fran­zö­si­schen Verb „ preisier“ her, was soviel heißt wie: schätzen, taxieren, hoch­schätzen, wert­schätzen (preisen, Lob- und Preis­gesang, Preisgeld). Das alt­fran­zö­sische „Pris“ bedeutete Lob, Ruhm, Herr­lichkeit, Belohnung und stammt sei­ner­seits aus dem Latei­ni­schen „Pretium“ (Kauf­preis). Das Wort „Pre­ziosen“ für Kost­bar­keiten rührt eben­falls daher. Im Deut­schen erhielt der Wort­stamm später auch wieder die latei­nische Bedeutung des “Kauf­preises”.
Die Janus­köp­figkeit des Wortes „Preis“, das sowohl die wirt­schaft­liche, berech­nende zweck­ge­bundene Kom­po­nente, als auch das Hoch­ach­tungs­volle und Bewun­dernde beinhaltet, zeigt sich auch in dem Umgang mit solchen Aus­zeich­nungen und Preisen, weist aber in letzter Zeit deut­liche Ten­denzen zur berech­nenden und wirt­schaftlich aus­ge­rich­teten Absicht auf.
Noch hat sich der Pul­ver­dampf nicht ver­zogen und das „Echo“ des Schlach­ten­lärms um die beiden edlen Lau­reaten Kol­legah & Farid Bang ist noch nicht ver­hallt. Die Empö­rungs­welle hatte die Preis­ver­leiher „Deutsche Phono-Aka­demie“ und das „Kul­tur­in­stitut des Bun­des­ver­bandes Musik­in­dustrie“ kalt erwischt. War man doch über­zeugt, mit den zwei vollgut, ey, mega­coolen Typen, einer davon noch echt mega­krass erfolg­reich inte­griert, die idealen Kan­di­daten zu Ehrung „her­aus­ra­gendster Leis­tungen natio­naler und inter­na­tio­naler Künstler“ gefunden zu haben. Ob die Lau­da­toren sich den Text des dann dar­ge­bo­tenen Stücks vorher eigentlich mal angehört haben? Die Geehrten, Kol­legah und Farid Bang, haben – auf offener Bühne — mit der Zeile „Mein Körper defi­nierter als der von Ausch­witz­in­sassen“, gehäs­siger Frau­en­ver­achtung, Homo­phobie und Gewalt­ver­harm­losung der­maßen mit der flachen Hand in den Breiteller gehauen, dass die gesamte Preis­ver­leihung versaut war.
Auf die fas­sungslose Frage an die Jury, wie man denn umgot­tes­willen dazu kam, so etwas mit einer Ehrung zu ver­sehen, lautete nach Abzug des Rela­tivier-Geschwafels die Netto-Aussage: Es waren die hohen Ver­kaufs­zahlen. Wobei wir wieder bei dem Ver­ständnis des Wortes „Preis“ wären. Hätte es in Frank­reich in den Jahren 1789 bis 1799 (fran­zö­sische Revo­lution) einen Musik­preis auf­grund des Kri­te­riums der Ver­breitung gegeben, wäre es sicher der beliebte Musik­titel gewesen „Ah! ça ira, ça ira, ça ira, Les aris­to­crats à la lan­terne!“ (Jetzt geht’s los! Jetzt geht’s los! Aris­to­kraten an die Laterne!)
Anscheinend tritt der Gedanke, welche Ver­dienste – außer den des wirt­schaft­lichen Erfolgs — der Laureat denn erworben hat, um des Preises würdig zu sein, zunehmend in den Hintergrund.
Die dies­jährige Gewin­nerin des Hanns-Joachim-Fried­richs-Preises ist Frau Anja Reschke. Der jährlich zu ver­ge­bende Preis wurde nach dem Tode des all­seits geach­teten Tages­themen-Mode­rators Hanns Joachim Fried­richs gestiftet. Als Leit­spruch und Mess­latte schmückt Herrn Fried­richs’ berühmter Ausspruch

„Einen guten Jour­na­listen erkennt man daran, 
dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, 
auch nicht mit einer guten Sache.“

die Homepage des gemein­nüt­zigen Trä­ger­vereins. In der Ankün­digung für den Preis, der im November ver­liehen werden wird, ist über Frau Reschke Fol­gendes zu lesen:
Als Mode­ra­torin der Fern­seh­sen­dungen Pan­orama und Zapp zeigt sie Haltung ohne Arroganz, Toleranz ohne Belie­bigkeit und Steh­ver­mögen ohne Sturheit. Ihre Kom­mentare in den Tages­themen sind klar, unmiss­ver­ständlich und nicht belehrend. Sie mutet den Zuschaue­rinnen und Zuschauern Meinung zu. Und sie begründet sie auch.
Nicht nur, dass schon diese Wür­digung im krassen Gegensatz zum Leit­spruch des Herrn Fried­richs steht. Was Frau Reschke in die deut­schen Wohn­zimmer trägt, ist zum Teil lupen­reine Pro­pa­ganda. Nichts anderes. Es ist einem Jour­na­listen auch durchaus erlaubt, Meinung zu haben und diese zu begründen. Der Zuschauer muss aber die Distanz wahren können, diese Meinung auch kri­tisch zu hin­ter­fragen. Der Unter­schied zwi­schen Meinung und Pro­pa­ganda ist der, dass Pro­pa­ganda eben keine erkennbare und begründete Mei­nungs­äu­ßerung ist, sondern mit Mitteln arbeitet, die die rezi­pie­renden Men­schen mit­hilfe von Psy­cho­logie und dem Triggern von Emo­tionen – eben vor­wiegend irra­tional – in die gewünschte Richtung lenkt und dabei die Emp­fänger der Bot­schaft manipuliert.
Schauen wir doch einmal eine der jour­na­lis­ti­schen, preis­wür­digen Meis­ter­leistung von Frau Reschke an. Da müssen wir gar nicht tief in der Ver­gan­genheit wühlen. Nehmen wir einen Abend Anfang April 2018. Hier wird the­ma­ti­siert, dass syrische Flücht­linge zum Teil wieder zurück wollen und illegal in die Türkei gehen, um dort ihre Familien wie­der­zu­sehen. Dass die Erwartung, die ganze Sippe mit nach Deutschland zu holen, doch nicht so einfach in Erfüllung geht, und die Sehn­sucht nach Hause doch recht groß ist.
 

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Der Bericht endet auch noch mit dem impli­ziten Vorwurf, dass die bösen Deut­schen nicht genug getan haben, um die Syrer hier glücklich zu machen und ihnen alle Wünsche zu erfüllen. Die düster-schluch­zende Geige des deut­schen Schuld­be­wusst­seins beherrscht Frau Reschke virtuos. Und vor allem: Deutschland hätte die Grenzen kon­trol­lieren sollen und die Syrer daran hindern müssen, aus­zu­reisen. Für alle, die illegal hier her­ein­strömen gilt: Kein Mensch ist illegal, Grenzen sind unmenschlich, jeder muss frei ent­scheiden können, wo er sein möchte. Nur wieder raus aus Deutschland, das darf er nicht. Dazu gibt es ja Grenzen, die dann dicht gemacht werden müssen (siehe auch: “Toleranz ohne Belie­bigkeit”).
Auch das Demo­kra­tie­ver­ständnis der Dame ist bemer­kenswert. Wer natürlich denkt wie Frau Reschke, dass das Volk eh zu dumm ist, die kom­plexen Zusam­men­hänge von Politik, Wirt­schaft und Gesell­schaft zu durch­blicken, dann braucht man dem Pöbel auch ehr­li­cher­weise nicht mit Sach­ar­gu­menten zu kommen. Da ist Psycho-Pro­pa­ganda wahr­scheinlich besser, um die dumme Masse in die richtige Richtung zu lenken. „Mal ehrlich“: Wir Dummies können wichtige Sachen gar nicht so richtig ent­scheiden, oder? (siehe auch: “Haltung ohne Arroganz, … und nicht belehrend.”)
 

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Viel­leicht wäre ja der richtige Preis für Frau Reschke der Pippi-Lang­strumpf-Preis unter der Maxime „Ich mach mir die Welt, wid­de­wid­dewie sie mir gefällt“. Das ist Meinung. Die mute ich Ihnen zu. Und begründe sie. Ganz ohne Arroganz.
 
Demo­kratie ist super, nur der Bürger stört und Fakten lenken nur von der rich­tigen Meinung ab:
 

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