Özdemir und Roth zur Özil-Debatte: Deutsche sind immer schuld und rassistisch

Der frühere Grünen-Chef Cem Özdemir sieht die Kritik an Mesut Özil wegen der Erdogan-Fotos “ein­deutig ras­sis­tisch grun­diert”. Man kann es drehen und wenden wie man will: Am Ende sind für die Grünen immer die Deut­schen schuld.
(Von Dr. Rainer Zitelmann)
Özdemir meint in einem aktu­ellen FAZ-Interview, es gehe vielen um die tür­kische Abstammung des deut­schen Fußball-Natio­nal­spielers: „Das kata­stro­phale Kri­sen­ma­nagement des DFB infolge der Erdogan-Fotos hat Raum gelassen für Angriffe von rechts und die über­wunden gehoffte Debatte, ob hier geborene Deutsch-Türken wirklich Teil unserer Gesell­schaft sind oder für immer Aus­länder bleiben. Das wirft uns um Jahre zurück”, sagte Özdemir.
Das ver­stehe, wer will: Mesut Özil ist in Gel­sen­kirchen geboren. Er hat einen deut­schen Pass, also ist er Deut­scher. Aber iden­ti­fi­ziert er sich eher mit Deutschland oder mit der Türkei, so wie Gün­dogan, der Erdogan als „meinen Prä­si­denten“ bezeichnete? Özil will die deutsche Natio­nal­hymne nicht mit­singen. Groß­zügig erklärt er aller­dings, er „respek­tiere“ es, wenn andere Spieler die deutsche Natio­nal­hymne mit­singen… Dann lässt er sich mit dem tür­ki­schen Staatschef Erdogan ablichten und macht für ihn Wahl­pro­pa­ganda. Als er deshalb in Deutschland kri­ti­siert wird, ver­weigert er sich dem Dialog. Er will nichts erklären, obwohl er darum gebeten wird. Er schweigt. Und wer ist jetzt Schuld? Die deut­schen Ras­sisten, so erklärt uns der Grüne Özdemir.
Auch für Claudia Roth sind die Deut­schen schuld
Claudia Roth äußerte viel Ver­ständnis für den Auf­tritt von Özil und Ilkay Gün­dogan mit Erdogan. Die Grünen-Poli­ti­kerin bezeichnete die beiden Fuß­ball­profis in einem Interview des Deutsch­land­funks als „mündige Bürger“ und meinte: „Selbst­ver­ständlich sollen sich auch Sportler, Sport­le­rinnen, Fuß­baller, Fuß­bal­le­rinnen äußern, sich ein­mi­schen, ein­bringen. Das ist ihr gutes Recht.“ Zwar übte Roth in einem NDR-Interview auch Kritik, rela­ti­vierte diese jedoch gleich mit dem Hinweis, dass die deutsche Regierung Rüs­tungs­güter in die Türkei expor­tiere. Irgendwie sind immer die Deut­schen schuld. Und dann fügte Roth zur Ver­tei­digung der beiden Spieler hinzu: “Es ist eine Rea­lität, dass die Wurzeln der beiden Natio­nal­spieler in der Türkei liegen, und dass Erdogan deshalb für sie eine große Rolle spielt.” Man solle „doch bit­te­schön die Natio­nalelf nicht so natio­na­lis­tisch auf­laden”, so Roth.
Zu Erin­nerung: Vor einem Jahr – Ver­fas­sungs­re­fe­rendum in der Türkei: Während das Ergebnis in der Türkei knapp ausfiel, stimmten fast zwei Drittel der wahl­be­rech­tigten Türken in Deutschland für Erdogans Ver­fas­sungs­än­derung. Das wurde in Deutschland kri­tisch kom­men­tiert. Aber Roth gab natürlich den Deut­schen an dem Abstim­mungs­er­gebnis die Schuld: „Es gibt viele (Türken), die strengen sich sehr an und erfahren trotzdem Zurück­weisung. Wenn Men­schen über Jahre ver­mittelt bekommen, dass sie irgendwann wieder in die Türkei zurück­gehen müssen, dann ist es bedau­erlich, aber nach­voll­ziehbar, dass diese Men­schen nach Jahr­zehnten immer noch nicht die deutsche Sprache gelernt haben. Viele infor­mieren sich aus­schließlich über tür­kische Medien und können Deutschland nicht als neue Heimat sehen“, so Roth damals. Also: Die Deut­schen sind schuld, weil sie all den Türken, die jetzt für Erdogan gestimmt haben, erzählt hätten, sie müssten wieder zurück in die Türkei. Deshalb haben sie kein Deutsch gelernt und, können also keine deut­schen Medien nutzen und stimmten deshalb für Erdogan. Roth weiter: „Deutschland hat sich über viele Jahre nicht offen gezeigt. Wie oft hat man unser Land als Teil des christ­lichen Abend­landes dar­ge­stellt… Das mussten viele Men­schen als aus­grenzend emp­finden. Und dann kommt Erdogan und sagt ihnen: Ich gebe euch euren Stolz zurück. Das fällt dann auf frucht­baren Boden.“ Also: Deutsche haben die Türken ver­letzt, wenn sie behaupten, Deutschland gehöre zum christ­lichen Abendland. Dadurch haben sich die Türken „aus­ge­grenzt“ gefühlt, so dass sie jetzt fol­ge­richtig bzw. ver­ständ­li­cher­weise für eine Dik­tatur in der Türkei gestimmt haben.
Bei den Grünen stehen zwei Dinge stets von vorn­herein fest: Die Deut­schen sind an allem schuld – besonders an nicht gelun­gener Inte­gration. Dass Mul­ti­kulti, was die Grünen lange so intensiv pro­pa­giert und als buntes Stra­ßenfest idea­li­siert haben, nicht funk­tio­niert, liegt daran, dass die Deut­schen ras­sis­tisch sind. Es ist immer wieder das gleiche Erklärungsschema.
 


Dr. Rainer Zitelmann für TheEuropean.de