AfD ver­liert in drei Monaten ein Viertel ihrer Anhänger

In der INSA-Umfrage von Ende Sep­tember, Anfang Oktober 2018, stand die AfD noch bei 18,5 Prozent. Damit lag sie auf Platz zwei, direkt hinter CDU/CSU, vor der SPD und den Grünen. Ja man dachte, jetzt würde es endlich auf die 20 Prozent-Marke zugehen. Seither hat sich viel getan. Zunächst wurde die AfD von den Grünen, inzwi­schen auch von der SPD, überholt und liegt nun nur noch auf Platz vier. Vor allem aber hat sie in nur gut drei Monaten ein Viertel ihrer Anhänger ver­loren (ca. zwei Mil­lionen). Somit stellt sich die Frage: Was läuft hier schief aus der Sicht der Alter­native für Deutschland?

Aus­gangs­punkt

Bevor wir uns die Ent­wicklung der letzten Monate anschauen, sei zunächst ein Blick zurück­ge­worfen auf die Bun­des­tagswahl im Sep­tember 2017, damit wir die aktuelle Ent­wicklung in einen etwas grö­ßeren Kontext ein­ordnen können. Bei der Bun­des­tagswahl lan­deten die Par­teien bei fol­genden Ergeb­nissen:

  1. CDU/CSU: 32,9 %
  2. SPD: 20,5 %
  3. AfD: 12,6 %
  4. FDP: 10,7 %
  5. LINKE: 9,2 %
  6. GRÜNE: 8,9 %
  7. Sonstige: 5,0 %

Die Union hat ihren mas­siven Abwärts­trend in den letzten zwei Monaten stoppen und drehen können

Dies waren vor allem für die Union und die SPD mise­rable Wahl­er­geb­nisse. Die Sozis büßten über fünf, CDU/CSU sogar fast neun Punkte ein. Doch der Abwärts­trend der beiden ehe­ma­ligen großen Volks­par­teien setzte sich fort. Bis Ende Oktober 2018 fiel die Union, die im Sommer 2015 noch bei 43 Prozent stand, von 32,9 noch weiter auf 25 Prozent. Nach dem eben­falls mise­rablen Ergebnis bei der Hes­senwahl am 28.10.2018 zog die CDU-Vor­sit­zende Angela Merkel endlich die Reiß­leine und ver­kündete am nächsten Tag, dass sie Anfang Dezember das Amt der CDU-Vor­sit­zenden abgeben wolle. Am 05.11.2018 wies INSA dann den nied­rigsten Wert der Union aus — mit nur noch 24,5 Prozent.
Inzwi­schen hatten drei aus­sichts­reiche Bewerber für den Par­tei­vorsitz ihren Hut in den Ring geworfen, tourten dann durch Deutschland, um sich den CDU-Mit­gliedern und der Öffent­lichkeit vor­zu­stellen. Anfang Dezember wählte die CDU Annegret Kramp-Kar­ren­bauer vor Friedrich Merz und Jens Spahn zur neuen CDU-Vor­sit­zenden. In den letzten zwei Monaten stieg die Union bei INSA von 24,5 auf jetzt 29 Prozent, konnte also 4,5 Punkte (ca. zwei Mil­lionen Wähler) zulegen. Die CDU schaffte es also, ihren Abwärts­trend zu stoppen und zu drehen.

Grüne star­teten nach der BT-Wahl eine ful­mi­nante Rallye, die inzwi­schen gestoppt ist, SPD fällt und fällt und fällt

Der ganz große Gewinner nach der Bun­des­tagswahl waren dagegen Bündnis 90/Die Grünen. Diese stiegen von knapp neun bis Ende Oktober, Mitte November 2018 auf 20 Prozent, bei anderen Insti­tuten sogar noch höher (bei Infratest dimap auf 23 Prozent, bei Forsa kurz­zeitig auf 24 Prozent). Seit Mitte November ist dieser Auf­wärts­trend gebrochen und Die Grünen fallen wieder etwas zurück, stehen aktuell bei INSA bei 18 Prozent, also doppelt so stark wie bei der Bun­des­tagswahl 2017.
Für die SPD ging es dagegen auch nach der Bun­des­tagswahl weiter bergab und das rote Ther­mo­meter kennt hier im Grunde nur eine Richtung: nach unten. Zwar konnte sich die SPD in den ersten Wochen nach der Wahl minimal ver­bessern, von 20,5 auf 21 bis 22 Prozent, aber ab Januar 2018 ging es dann fast nur noch bergab. Am 2. Januar wurde erstmals die 20 Prozent-Marke gerissen, dann die 19er, dann die 18er und immer so weiter, bis sie sogar unter 15 Prozent fiel. In den letzten zwei­einhalb Monaten konnten die Sozis sich jetzt bei 13,5 bis 15 Prozent sta­bi­li­sieren, aktu­eller Stand: 15 Prozent.

Auf­wärts­trend der AfD seit drei Monaten gebrochen und gedreht

Ganz anders die Ent­wicklung bei der AfD. Nach der Bun­des­tagswahl, bei welcher sie mit einem Plus von fast acht Prozent als der größte Gewinner aus der Wahl her­vorging, stieg sie weiter von 12,6 auf 13, 14, 15, dann sogar 16 bis 18 Prozent. Ihren Höhe­punkt erreichte sie bei INSA am 01.10.2018 mit 18,5 Prozent.
Seither ging es aber nicht mehr weiter auf­wärts, sondern mehr oder wenig stetig abwärts. Inzwi­schen liegt sie bei INSA, das meist die genau­esten AfD-Werte aus­weist, nur noch bei 14 Prozent, hat also ein Viertel ihrer Anhänger ver­loren (ca. zwei Mil­lionen)! Und das in nur drei Monaten.
Bei dem umstrit­tenen Forsa-Institut, das die AfD meist zwei bis drei Punkte zu niedrig aus­weist, fiel sie in den letzten vier Monaten von 16 auf 12 Prozent, verlor also auch hier jeden vierten Anhänger. Bei Emnid fiel sie von Ende Sep­tember bis Mitte Dezember von 17 auf 14 Prozent, bei GMS von 18 auf 15, bei Infratest dimap sogar von 18 auf 13 Prozent in nicht einmal drei Monaten!

Wenig Ver­än­de­rungen bei Links­partei und FDP

Bei der Links­partei (SED) und der FDP sehen wir keine sehr großen Ver­än­de­rungen. Die Linke stieg zwar zwi­schen­zeitlich von 9,2 auf 11 bis 12 Prozent an, fiel inzwi­schen aber wieder auf 9 bis 10 Prozent.
Die FDP stieg direkt nach der Wahl von 10,7 auf bis zu 12 Prozent, fiel aber nach ihrem Aus­stieg aus den Jamaika-Ver­hand­lungen auf 8 bis 10 Prozent und kann diese Marke seither nicht mehr über­springen. Die Schwan­kungen der Nummer 5 und 6 sind also relativ gering.

Aktuelle Über­sicht

Hier der aktuelle Stand in der Über­sicht. INSA befragte im Zeitraum 02.01. (Mi.) bis 03.01.2019 (Do.) 1.026 Per­sonen per Online-Befragung von gezielt aus­ge­wählten Mit­gliedern einer Per­so­nen­gruppe (Befragten-Pool) und rechnete die Ergeb­nisse nach haus­ei­genen Formeln hoch. Hier die Ergebnisse:

  1. CDU/CSU: 29 %
  2. GRÜNE: 18 %
  3. SPD: 15 %
  4. AfD: 14 %
  5. LINKE: 10 %
  6. FDP: 10 %
  7. Sonstige: 4 %

insa-2019-01-04

Welch erschre­ckende Entwicklung

Nun muss man diese kurz­fristige negative Ent­wicklung nicht über­be­werten, das kann sich schnell auch wieder drehen. Gleichwohl kann dieser aktuelle Stand aus Sicht der AfD nicht zufrie­den­stellend sein. Im Grunde müsste sie bereits bei 20 Prozent stehen, bewegt sich aber jetzt wieder in Richtung des Ergeb­nisses der Bun­des­tagswahl von 2017 (12,6 Prozent). Während die Alter­native für Deutschland in Sachsen (ca. 25 Prozent) und Bran­denburg (über 20 Prozent) wie auch in anderen neuen Bun­des­ländern durchaus reüs­sieren kann, gelingt ihr das im Westen Deutsch­lands offen­sichtlich noch immer deutlich zu wenig und die letzten drei Monate sogar noch weniger.
Ich hatte in meinem Artikel Welch erschre­ckende Ent­wicklung bereits Ende Oktober auf diese Nega­tiv­ent­wicklung hin­ge­wiesen und dort auch mög­liche Gründe ange­führt und ana­ly­siert. Leider hat sich der Trend, der schon im Oktober zu erkennen war, genauso fort­ge­setzt und die AfD muss sich fragen, was sie falsch oder nicht gut macht. Alleine alles auf die M‑Medien zu schieben, ist wenig sinnvoll, auch wenn sie natürlich eine Schlüs­sel­rolle spielen.

Was macht die AfD falsch?

Die Mas­sen­medien fahren offen­sichtlich seit vielen Monaten eine sehr erfolg­reiche Kam­pagne gegen die Alter­native für Deutschland, haben nun womöglich den Bogen raus, wie man diese mög­lichst klein halten kann. Aber gerade ange­sichts der Akkla­mation zum UN-Migra­ti­onspakt, all den wei­teren Ver­brechen der letzten Monate und der Wahl Kramp-Kar­ren­bauers zur neuen CDU-Vor­sit­zenden hätte die AfD eigentlich steigen und nicht fallen müssen.
4,5 Punkte Ver­luste (von 18,5 auf 14 Prozent) ent­sprechen ca. zwei Mil­lionen Wählern. Somit muss sich die AfD die Frage stellen: Was machen wir selbst ver­kehrt, dass wir in einem Quartal ein Viertel all unserer Anhänger verlieren?


Erst­ver­öf­fent­li­chung auf dem Blog des Autors Jürgen Fritz — www.juergenfritz.com
Titelbild: YouTube-Screenshot der beiden AfD-Frak­ti­ons­vor­sit­zenden im Deut­schen Bun­destag, Alice Weidel und Alex­ander Gauland