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So ist es: „Die Krise des Jahres 2008 holt uns wieder ein“

Ich denke bekanntlich, dass die Krise von 2008 nur Pause macht, unter­drückt durch eine Flut bil­ligen Geldes. Doch Geld­drucken schafft keinen Wohl­stand. Mit dieser Auf­fassung bin ich natur­gemäß nicht allein. Die NZZ sprach mit Peter Schiff, Chef­ökonom Euro Pacific Group:
  • „Obwohl noch im Januar alles nach eitel Son­nen­schein aus­ge­sehen hatte, sind ein­zelne Akti­en­märkten wie der argen­ti­nische oder der tür­kische unter die Räder gekommen und haben umge­rechnet in Schwei­zer­franken bis zu 50% ihres Wertes ver­loren. Selbst Bör­sen­in­dizes in den Indus­trie­staaten haben inzwi­schen das Bären­ter­ri­torium‘ betreten, weil sie seit dem letzten 52-Wochen-Hoch um mehr als 20% nach­ge­geben haben. Dazu zählt inzwi­schen das ame­ri­ka­nische Tech­no­lo­gie­ba­ro­meter Nasdaq Com­posite, der chi­ne­sische CSI 300, der irische ISEQ Overall, der öster­rei­chische ATX, der bel­gische Bel 20 und nicht zuletzt auch der deutsche DAX.“
    Stelter: Letz­terer dürfte auf­grund der Struktur der deut­schen Wirt­schaft und der beson­deren Struktur des Index – Auto, Chemie, Ein­zel­werte mit Pro­blemen – auch 2019 einen sehr schweren Stand haben.
  • „(…) glaubt man aus­ge­prägten Skep­tikern wie zum Bei­spiel Peter Schiff, waren die jüngsten Tur­bu­lenzen nur der Anfang von etwas Grös­serem. Der Chef­ökonom und Chef­stratege des in Westport, Con­nec­ticut, ansäs­sigen Anla­ge­be­ra­tungs- und Ver­mitt­lungs­un­ter­nehmens Euro Pacific Capital ist dezi­diert der Ansicht, die Akti­en­kurse fielen aus­gehend von einem Zuckerhoch‘. Es handle sich um eine Kurs­blase, die nun platze. Das beginnt mit der­selben Dynamik wie im Jahr 2008, nur dass diesmal die Blase viel grösser ist als damals‘, sagt der Fachmann ziemlich über­zeugt. Es frage sich, wie lange es dauern werde, bis die ame­ri­ka­nische Zen­tralbank (Fed) erkenne, dass wir vor einer neuen Finanz­krise und vor einer grös­seren Rezession wie der letzten stehen‘ .“
    Stelter: Ok, Schiff ist als Skep­tiker bekannt, dennoch deckt es sich mit meiner Einschätzung.
  • „Auf die Frage, auf welche Indi­ka­toren er achte und wie er über­haupt zu seinen Schluss­fol­ge­rungen komme, ent­gegnet er: (…) Als das Fed den Leitzins auf null gesenkt und begonnen hat, Wert­pa­piere in grossem Stil auf­zu­kaufen, war das bittere Ende schon absehbar. Dieses war nur eine Frage der Zeit.‘ Die Notenbank habe einen Pakt mit dem Teufel geschlossen und die Kon­se­quenzen der letzten Krise in die Zukunft ver­schoben – aller­dings zum Preis, dass die Kosten heute viel höher seien als damals. So gesehen beenden wir nun die Krise des Jahres 2008, die durch die Mass­nahmen des Fed nur unter­brochen worden ist.‘ In den ver­gan­genen zehn Jahren haben die Ver­bind­lich­keiten auf hohem Niveau weiter zuge­nommen, und die volks­wirt­schaft­lichen Ver­hält­nisse sind durch die mone­tären Inter­ven­tionen nur noch stärker ver­zerrt worden. Nun, da die Mutter aller Kurs­blasen platze, müsse man sich anschnallen (…).“
    Stelter: Das ist genau meine Sicht der Dinge. 2019 wird turbulent.
  • „(…) die ame­ri­ka­nische Zen­tralbank (…) werde sie den Leitzins im Laufe des nächsten Jahres wieder auf null senken und erneut Wert­pa­piere in grös­serem Umfang kaufen – wor­aufhin der Dollar durch den Fuss­boden in den Keller falle. Im End­stadium werden wir eine Dollar- sowie eine Staats­schulden- und Tre­asury-Krise sehen.‘  (Er) rät Inves­toren, ame­ri­ka­nische Aktien zu ver­kaufen. Auf der anderen Seite hat er in die super­güns­tigen‘ Papiere ver­schie­dener Schwel­len­länder-Unter­nehmen und in Gold­mi­nen­werte inves­tiert.“
    Stelter: Das ist auch richtig, aller­dings denke ich mehr an die Gold­minen als an die Schwel­len­länder, weil Letztere von der Welt­krise mit­ge­zogen werden.
  • „Die ame­ri­ka­nische Regierung werde in der nächsten Krise Bud­get­de­fizite von 2000 bis 3000 Mrd. $ in Kauf nehmen, die vom Fed mone­ta­ri­siert würden, pro­gnos­ti­ziert Schiff. Die Ame­ri­kaner würden die Welt mit Dollars fluten. Schon jetzt liege das Han­dels­bi­lanz­de­fizit auf einem Rekord­niveau, und das Bud­get­de­fizit werde künftig völlig aus dem Ruder laufen. Prä­sident Donald Trump tue über­haupt nichts dagegen, sondern ver­schlimmere die Lage nur. Das werde letztlich dazu führen, dass Trump in der nächsten Prä­si­dent­schaftswahl nicht mehr gewählt werde. Wir werden einen sozia­lis­ti­schen Prä­si­denten bekommen, und die USA werden so ähnlich wie oder noch schlimmer als Frank­reich werden‘, fürchtet der Skep­tiker, der für die Zukunft mit ver­schie­densten sozia­lis­ti­schen Pro­grammen und stei­genden Steuern für Wohl­ha­bende rechnet.“
    Stelter: Und wenn das in den USA kommt, kommt es hier­zu­lande allemal!
  • Fal­lende Aktien- und Immo­bi­li­en­preise sowie mehr Pleiten seien der Preis, den man für das monetäre Fehl­ver­halten in der Ver­gan­genheit bezahlen müsse.“
    Stelter: Doch auch eine sozia­lis­tische Pro­gram­matik wird an der dann unwei­ger­lichen Krise der Wirt­schaft nichts ändern. Dann haben wir die große Depression.

 


Dr. Daniel Stelter — www.think-beyondtheobvious.com
→ nzz.ch (Anmeldung erfor­derlich): „Die Krise des Jahres 2008 holt uns wieder ein“, 25. Dezember 2018