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Golf von Oman — Das rus­sische Fern­sehen über kon­stru­ierte Kriegs­gründe der USA in der Vergangenheit

Das rus­sische Fern­sehen hat in der Sendung „Nach­richten der Woche“ einen kurzen Beitrag über die von den USA in der Ver­gan­genheit kon­stru­ierten Kriegs­gründe gebracht und die Par­al­lelen zur Situation mit dem Iran auf­ge­zeigt. Da ich mir einen solchen Beitrag mal von den deut­schen Medien wün­schen würde, habe ich diesen Beitrag über­setzt.
Beginn der Übersetzung:
Die Angriffe auf die Tanker im Golf von Oman ist nur ein ame­ri­ka­ni­scher Klas­siker für den Beginn eines Krieges. Nach diesem Muster haben sich die Ver­ei­nigten Staaten schon vor hundert Jahren aus­getobt. So explo­dierte 1898 plötzlich das ame­ri­ka­nische Schlacht­schiff „Maine“ vor der Küste Kubas. Kuba gehörte damals, wie andere riesige Gebiete in Latein­amerika, zur spa­ni­schen Krone. Den Ver­ei­nigten Staaten gefiel das nicht. Sie wollten das ändern. Spanien wollte nicht kämpfen, aber die Ame­ri­kaner schufen einen Grund und sprengten ihr eigenes Schlacht­schiff in die Luft. Inter­es­san­ter­weise waren die meisten Offi­ziere aus irgend­einem Grund zu dem Zeit­punkt an Land. Die Explosion auf dem Schlacht­schiff tötete 261 Men­schen, meist schwarze Matrosen. Die USA beschul­digten Spanien, eine Mine unter ihrem Schiff ange­bracht zu haben. Dann kam eine Hetz­kam­pagne in der US-Presse und der Krieg.
So wurde der Casus Belli, der Kriegs­grund, geschaffen. Und der spa­nisch-ame­ri­ka­nische Krieg brach aus. Im Ergebnis wurde Kuba von den Ver­ei­nigten Staaten erobert und auch Guam, Puerto Rico und die Phil­ip­pinen besetzt. Zehn Jahre nach dem Ende des spa­nisch-ame­ri­ka­ni­schen Krieges, als die Über­reste des ame­ri­ka­ni­schen Schlacht­schiffs „Maine“ geborgen wurden, wurde deutlich, dass sich die töd­liche Explosion nicht außerhalb, sondern im Inneren des Schiffes ereignet hatte. Und die Dampf­kessel waren intakt, das heißt, es war auch kein Unfall. Aber der Krieg war lange vorbei und niemand konnte seine Ergeb­nisse revidieren.
Ein ähn­licher Casus Belli wurde von den Ame­ri­kanern am 4. August 1964 kon­struiert, um den Viet­nam­krieg zu beginnen. Damals inter­pre­tierten zwei ame­ri­ka­nische Zer­störer im Golf von Tonkin Signale ihrer Radar­geräte als Angriff viet­na­me­si­scher Boote auf sie. Es gab jedoch gar keinen Angriff, aber US-Prä­sident Johnson ordnete den Beginn der Bom­bar­dierung Vietnams an. Infol­ge­dessen wurden in den elf Jahren des Krieges Mil­lionen Viet­na­mesen getötet. Die US-Ver­luste beliefen sich auf 60.000 Tote und 300.000 Ver­wundete, und am Ende stand die schänd­liche Flucht aus Vietnam. Aber sie wollten unbe­dingt Krieg führen.
Später, im Jahr 2005, ver­öf­fent­lichte die National Security Agency (NSA) die Doku­mente über den Vorfall im Golf von Tonkin. Aus ihnen geht ein­deutig hervor, dass die NSA absichtlich falsche Berichte über die Ereig­nisse vom 4. August an das Weiße Haus geschickt hat.
Auch der Grund für den Beginn des Krieges im Irak im Jahr 2003 war eine Erfindung der USA. Das Reagenzglas mit weißem Pulver in den Händen von Außen­mi­nister Colin Powell im UN-Sicher­heitsrat war eine Fäl­schung. Er behauptete, dass der Irak Mas­sen­ver­nich­tungs­waffen, ein­schließlich che­mi­scher Waffen, hätte und dass der ira­kische Führer Saddam Hussein mit Al-Kaida in Ver­bindung stehe. In der Folge wurde bewiesen, dass beides Lügen waren. Aber der Krieg wurde unter diesen fal­schen Vor­wänden geführt, Saddam Hussein wurde gehängt, Hun­dert­tau­sende Men­schen starben und es ent­stand ein bar­ba­ri­sches Pseudo-Kalifat, der Isla­mische Staat.
Aber die USA kon­stru­ieren, ohne sich bei irgend­je­mandem ent­schuldigt zu haben, bereits einen neuen Vorwand für einen Krieg, jetzt gegen den Iran. Wie man sagt, mit heißer Nadel gestrickt. Aber es ist eine Sache, einen Vorwand für den Krieg zu kon­stru­ieren, und eine andere, einen Krieg selbst zu beginnen. Wird Trump einen Krieg mit dem Iran beginnen? Da er bereits seine Kan­di­datur bei den nächsten Wahlen ange­kündigt hat, könnte der Krieg für ihn ein großes innen­po­li­ti­sches Risiko dar­stellen. Das ist das Eine. Das Zweite ist, Israel könnte leiden. Und das wird auch nicht zu Trumps Vorteil sein. Und das Dritte ist, es ist schwierig, die Folgen eines Gemetzels zu berechnen, bei dem der Iran droht, die Straße von Hormus zu blo­ckieren, die Öl-Arterie der Menschheit. Ist Trump dazu bereit? Es hängt davon ab, wie heiß­blütig er ist. Das scheint er aber nicht in einem solchen Ausmaß zu sein.
Ende der Übersetzung
 

Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“