Gold­preis erreicht Sechs­jah­reshoch: Sicherer Hafen in einer kri­sen­ge­schüt­telten Welt – wie geht es weiter?

Mitte Februar 2019 ver­öf­fent­lichten die „Gold­seiten“ ein Interview mit den beiden Star­ana­lysten und Best­seller-Autoren Marc Friedrich und Mat­thias Weik zur Lage der Welt­märkte, des Finanz­systems, der Sta­bi­lität des Euro – oder besser das Fehlen der­selben — und am Ende wurden die hoch gefragten, weil treff­si­cheren Experten noch um eine Beur­teilung und Kurs­pro­gnose zum Thema Edel­me­talle gebeten. Die Antwort fiel ein­deutig aus:
„Klar, wie in unserem Aus­blick geschrieben haben wir 2018 nach sieben Jahren Bären­markt das Tief bei Gold gesehen. Unserer Analyse nach ist der nächste Zyklus ein Roh­stoff- und vor allem Edel­me­tall­zyklus. Wir haben aus diesem Grund auch in unserer Hono­rar­be­ratung den Anteil von Edel­me­tallen auf das Maximum und ein All­zeithoch von bis zu 30% des Gesamt­ver­mögens erhöht. Das Ver­trauen der Men­schen in die Eliten und in Papier­werte schwindet mehr. Die Flucht in Sach­werte wird anhalten und Gold und Silber werden die großen Gewinner sein. Wir erwarten bis Ende 2019 Ziel von 1400 Dollar im Gold und lang­fristig ein neues Hoch in 2020/2021. In 10 Jahren werden wir bei Gold bei 5000 US Dollar plus x stehen, in einer Über­trei­bungs­phase vlt. sogar 10k oder 15k. Bei Silber wird der Anstieg noch dra­ma­ti­scher sein. Hier sehe ich Kurse im drei­stel­ligen Bereich.“
Auf einmal geht der Gold­preis hoch
336x280 Produktfeature GoldWie gesagt, das war im Februar. Zur Zeit steht der Dol­lar­preis für de Unze Gold bei 1.418 $ und wir haben erst Anfang Juli. Sie waren also offenbar noch zurück­haltend mit ihren Pro­gnosen. Im asia­ti­schen Handel wurden schon Kurse von 1.435 $/Unze erzielt.
Edel­me­tall­ex­perte Egon von Greyerz sieht hier eine „Maginot-Linie“ durch­brochen und ange­sichts der Ver­fassung der tra­genden Systeme in der Welt sieht auch er hier nur den Anfang einer immensen Goldpreis-Rallye.
Bei Silber tobt im Hin­ter­grund ein Preis­kampf. Das klas­sische Preis­ver­hältnis Gold zu Silber im Altertum lag damals, aus römi­scher Zeit bis von 200 Jahren immer so um 1:12, was auch ungefähr das auf der Erde vor­kom­mende Men­gen­ver­hältnis wie­dergibt. Heute liegt das Gold/Silberverhältnis bei 1:92, was voll­kommen ver­rückt ist. Ins­be­sondere, weil es mitt­ler­weile durch indus­trielle Nutzung weniger Silber als Gold gibt.
Silber: Das „Gold des kleinen Mannes“ und hoff­nungslos unterbewertet
Silber hat einige ein­malige Eigen­schaften. Es hat eine sehr hohe Leit­fä­higkeit, kor­ro­diert fast nicht, hat die höchste Licht­re­flexion und keim­tö­tende und geruchs­ver­hin­dernde Wirkung. Durch die Zeiten, in denen man zur Foto­ent­wicklung viel Silber ver­brauchte, durch die Nutzung von Silber für medi­zi­nische und Hygie­ne­pro­dukte, die Anfer­tigung von bedampften Spiegeln, Hightech-Kom­po­nenten und Schmuck und ver­sil­berte Bestecke ist sehr viel Silber ver­braucht worden. Das Silber gibt es natürlich noch irgendwo in den alten Abfällen und Müll­halden, doch da es unter seinem wahren Preis gehandelt wird, war ein Recyceln unwirt­schaftlich. Und bis jetzt lohnt es sich nicht, aus den Müll­bergen das Silber auf­wändig zurück zu gewinnen.
Dass der Preis des mond­weißen Metalls so am Boden liegt, hat unter anderem mit dem Handel mit „Papier­silber“ zu tun. Mas­sen­weise Zer­ti­fikate über eine bestimmte Menge Silber, die ge- und ver­kauft werden, und das in großen Mengen als „Shorts“. Das sind keine kurzen Hosen aus Silber, sondern Spe­ku­lation mit Papier-Sil­ber­zer­ti­fi­katen darauf, dass das Metall im Preis sinken wird, und man davon pro­fi­tiert. Man ver­kauft also bei­spiels­weise heute Silber für 15,30$, bekommt gleich das Geld dafür, muss aber erst in drei Monaten liefern. Das heißt, der Ver­käufer denkt, jetzt ist der Preis gut. Ich will jetzt das Geld, in einem Vier­teljahr, wenn er liefern muss, wird der Preis auf z.B. 14,00$ gefallen sein. Also macht er ein gutes Geschäft, wenn seine Rechnung aufgeht.
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Der Käufer denkt, der Preis wird steigen und in einem Vier­teljahr auf 17,00$ stehen. Dann hat er ein gutes Geschäft gemacht. Er geht wie­derum „long“ dabei. Der eine wettet auf sin­kende Preise, der andere auf steigende.
Die Short-Spe­ku­la­tionen werden platzen
Pro­ble­ma­tisch ist es, wenn der Ver­käufer weder die Zer­ti­fikate hat oder das Silber, was er da ver­kauft. Er denkt ja, das Zeug kann er auch in drei Monaten noch kaufen, wenn es bil­liger geworden ist. Ist der Preis jedoch gestiegen und der Ver­käufer bekommt die Ware gar nicht, weil sie zu knapp ist, oder er das Geld dafür einfach nicht hat, aber liefern muss, wird es unge­mütlich. Daher kämpfen die Short­seller, die Händler, die auf sin­kende Preise gesetzt haben, mit allen Mitteln darum, die Kurse unten zu halten, um nicht drauf­zahlen zu müssen.
Weil Silber „vola­tiler“ ist als Gold, d.h. der Preis oft und stark schwankt, lädt das weiße Edel­metall weit mehr zu solchen Spe­ku­la­tionen ein, als Gold, dessen Preis sich meistens nur moderat bewegt. Und das ist bei Silber das Problem.
Doch das Spiel geht nicht endlos, und wenn Gold weiter ansteigt, werden viele Anleger auf das immer noch stark unter­be­wertete Silber auf­springen. Und weil sie wissen, dass die meisten Sil­ber­ver­käufe nur „Papier­silber“ sind, wovon es hun­dertfach mehr gibt, als echtes Metall (pro echter Sil­berunze gibt es 517 fiktive Papie­runzen), werden sie auf Lie­ferung von rich­tigem Silber zum Anfassen bestehen. Damit explo­diert der Sil­ber­markt. Echtes Silber gibt es, wie gesagt, kaum noch und sein Preis wird sehr schnell steigen. Sehr bald könnte er sich ver­vier­fachen. Egon von Greyerz schreibt:
„Sinkt das Ver­hältnis (Gold/Silber) auf die Marke von 30, wie im Jahr 2011, dann wird Silber dreimal so schnell steigen wie Gold. Wenn Gold 2.000 $ erreicht, müsste Silber 66 $ erreichen. Doch das ist nur der Anfang. Nicht ver­gessen: Silber ist extrem volatil und nichts für zart­be­saitete Wesen.“
Aber auch Gold wird meistens als Papier­zer­ti­fikat ver­kauft. Auf jede echte Unze Gold kommen 233 „fiktive“, also Papie­runzen Gold. Damit wird, wie bei Silber, ein „Über­an­gebot“ simu­liert, das es gar nicht gibt. Sobald die Käufer aber echtes Metall haben wollen, ist das künstlich simu­lierte Über­an­gebot weg und das Metall kostet den wahren Preis und der liegt weit darüber, was heute gehandelt wird.
Aber warum wollen die Käufer plötzlich echtes Metall zum Anfassen?
Das Papier-Edel­me­tall­ge­schäft funk­tio­niert nur so lange, wie alle daran glauben, dass sie im Zwei­felsfall ihr Metall auch bekommen. Sobald Zweifel daran auf­kommen – und das werden sie aus oben genannten Gründen – geht es zu, wie beim Stuhl­spiel „die Reise nach Jeru­salem“, wo die Teil­nehmer um Stühle her­um­laufen und sich bei einem Zeichen auf einen Stuhl setzen müssen. Es gibt aber weniger Stühle aus Teil­nehmer, und wer keinen Stuhl für sich grab­schen kann, hat ver­loren. Also lauern alle auf das Zeichen und stürzen sich auf den nächst­besten Stuhl.
Letzt­endlich ist alles, was auf einem Papier steht nur ein Ver­sprechen von jemandem, der sich auf diesem Papier zu einer Leistung für den Eigen­tümer des Papiers ver­pflichtet. Ver­sprechen aber werden gebrochen, seit es die Menschheit gibt. Wenn es hart auf hart kommt, ist das Papier rein gar nichts wert. Viel­leicht gibt es dann den Unter­zeichner gar nicht mehr. Schade.
Der wich­tigste Grund: Gold ist eigentlich kein Investment. Es ist Ver­mö­gens­si­cherung. Man kann es nicht ver­mehren. Gold und Silber (und Kupfer) ist das einzige Geld, das seit Tau­senden von Jahren seinen Wert nicht ver­loren hat. Genau darum gab es goldene‑, sil­berne- und kup­ferne Münzen, auch wenn sie, wie heute, nur noch so aus­sehen. Alle Papier­wäh­rungen, aus­nahmslos alle! sind in der Mensch­heits­ge­schichte untergegangen.
Gold und Silber: Sicherer Hafen in Krisen
Nicht ohne Grund bewegt sich jetzt der Gold­preis nach oben: Die Welt­wirt­schaft und die globale Kon­junktur zeigen enorme Schwächen. Dirk Müller fasst es zusammen:
300 x 250 (Medium Rectangle)Gold und Silber zu gün
„Zum Ende des zweiten Quartals – und somit des ersten Halb­jahrs – erweckte es nicht den Ein­druck, als ob sich die Kon­junk­turlage in der Welt auf­hellen würde. Ganz im Gegenteil, ten­dierte das globale Indus­trie­ge­werbe erneut abwärts, was viele Ana­lysten dazu bewegte, vor einem sich weiter ein­trü­benden Wachs­tums­aus­blick im zweiten Halbjahr zu warnen.“
Der kos­ten­freie Beitrag zeichnet ein düs­teres Bild der Welt­wirt­schaft, der Aus­wirkung des glo­balen Han­dels­krieges, der Insta­bi­lität des Finanz­systems und der Kon­su­men­ten­nach­frage. Der schon lang tot­ge­sagte Euro lebt zwar immer noch und wird auch nicht in der aller­nächsten Zeit unter­gehen, aber dass diese Währung uns Europäer immer weiter in die Tiefe zieht und letzt­endlich trotz aller Tricks und Bemü­hungen doch scheitern wird, pre­digen auch Friedrich und Weik schon seit einiger Zeit. Und so fordern sie:
„Was wir seit Anfang an sagen und in unseren Bücher nicht müde werden zu schreiben: Das Ende des geschei­terten Wäh­rungs­expe­riment Euros! Mit jedem Tag, mit dem wir an diesem destruk­tiven Kon­strukt fest­halten, werden die Kol­la­te­ral­schäden größer — monetär, poli­tisch und gesell­schaftlich. Das sehen wir ja jetzt schon in Frank­reich, in Deutschland usw. Der Euro war von Anfang an zum Scheitern ver­ur­teilt, denn es war volks­wirt­schaft­licher Irrsinn, starke Volks­wirt­schaften wie Deutschland und Öster­reich mit schwachen Volks­wirt­schaften wie Italien und Por­tugal in ein Zins- und Wäh­rungs­korsett zu betten. Innerhalb dieser Zwangs­jacke werden die süd­lichen Staaten niemals gesunden und auf die Beine kommen. Wir sehen lediglich eine his­to­risch ein­malige Insol­venz­ver­schleppung mit fatalen Auswirkungen.“
Dann steht auch noch ein schwe­lender Kon­flikt mit dem Iran in Raum, bei dem niemand wirklich weiß, was geschehen wird. Das Säbel­rasseln ist eine unan­genehm schrille Begleit­musik zur glo­balen Misere.
Gold: Das Fie­ber­ther­mo­meter der Welt­wirt­schaft und des Weltfinanzsystems
Daher ist ein stei­gender Gold­preis zwar schön für die, die Gold besitzen. Aber er ist gleich­zeitig auch das Fie­ber­ther­mo­meter des Zustandes der Welt. Diese Welt hat lange über ihre Ver­hält­nisse gelebt, überall türmen sich riesige Schul­den­berge an pri­vaten Schulden und Staats­schulden. Fiat Money und immer höhere Kredite sind kein echter Wohl­stand. Die Schul­den­märkte — von faulen Kre­diten der Banken über Target 2 bis zu den Bil­lionen an Staats­schulden und den 1,5 Bil­li­arden an Deri­vaten — werden implo­dieren, denn die Schuldner werden auf breiter Front aus­fallen. Dann wird das sich mit Gewalt Bahn brechen, was in der Welt­fi­nanz­krise 2008 noch not­dürftig zuge­schüttet werden konnte.
Nicht umsonst hat Gold den Bei­namen „Kri­sen­metall“. In unsi­cheren Zeiten bietet es Sicherheit. Und je höher die Risiken werden, umso höher klettert der Gold­preis. Marc Friedrich drückt aus, was die Intel­li­genten unter uns fühlen und kommen sehen:
„Wir sind mitten drin in einer his­to­ri­schen Zei­ten­wende. Unser System neigt sich dem Ende zu und ein neues System wird kommen. Das ist ein ganz nor­maler Prozess. Alles ist immer im Wandel und nichts ist für die Ewigkeit. Es sind Zyklen. Und der uns bekannte Zyklus geht nun zu Ende. Wir müssen neu denken und uns anpassen.“
 
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