„Export­welt­meister“ – ein teurer Titel!

„Export­welt­meister“ – klingt das nicht gut? Wir sind was in der Welt und so wie der Gewinn der Fuß­ball­welt­meis­ter­schaft etwas Tolles ist, so muss doch auch der Gewinn der – nicht exis­tie­renden – „Export­welt­meis­ter­schaft“, etwas Tolles sein. So zumindest der Ein­druck, den Medien und Politik in schöner Regel­mä­ßigkeit erwecken.

Doch leider ist es falsch. Denn ein genauerer Blick auf die öko­no­mi­schen Zusam­men­hänge zeigt, dass wir uns nicht freuen sollten, sondern dringend etwas tun, um diesen Titel abzu­geben. Aller­dings kann es durchaus sein, dass wir schon dabei sind, dies zu tun, indem wir unsere Schlüs­sel­in­dus­trien demon­tieren. Aber das ist ein anderes Thema.

Was es bedeutet, Export­welt­meister zu sein?

Wenn ein Land einen Außen­han­dels­über­schuss erzielt, bedeutet dies zwangs­läufig einen Export von Erspar­nissen ins Ausland. Ent­weder in Form von Kre­diten oder aber in Form von Direkt­in­ves­ti­tionen im Ausland. Um das zu erklären, tue ich mal so, als ob es keinen Außen­handel gäbe. In diesem Fall bestünde die Volks­wirt­schaft aus den pri­vaten Haus­halten, den Unter­nehmen und dem Staat. Jeder dieser Sek­toren kann sparen oder Schulden machen bzw. Eigen­ka­pital erhöhen. Die Summe der Finan­zie­rungs­salden der drei Sek­toren ist per Defi­nition null. Nor­ma­ler­weise sparen die pri­vaten Haus­halte, während die Unter­nehmen ein Defizit haben, weil sie inves­tieren und dabei auf Finan­zierung ange­wiesen sind. Das, was die Unter­nehmen nicht brauchen, leiht sich dann der Staat. Sparen die Haus­halte mehr, als Unter­nehmen und Staat sich leihen wollen, kommt es zu einer Rezession und die Anglei­chung erfolgt über sin­kende Ein­kommen und Ersparnis oder höhere Staats­de­fizite. Es ist in einer geschlos­senen Volks­wirt­schaft, also einer Welt ohne Außen­handel, nicht möglich „zu viel“ zu sparen. Es kommt zu einem Ausgleich.

Anders ist das, wenn man als wei­teren Sektor das Ausland mit ein­führt. So kann es sein, dass ein Land Erspar­nisse aus dem Ausland impor­tiert oder eigene Erspar­nisse expor­tiert. Die Summe der Finan­zie­rungs­salden der nun vier Sek­toren, private Haus­halte, Unter­nehmen, Staat und Ausland ist eben­falls zwingend null. Wichtig zu wissen ist zudem, dass ein Net­to­ka­pi­tal­import aus dem Ausland zwangs­läufig ein genauso großes Han­dels­de­fizit bedeutet und umge­kehrt ein Han­dels­über­schuss immer auch einen Net­to­ka­pi­tal­export in gleicher Höhe bedingt.

Schauen wir uns die Zahlen für Deutschland für genauer an:

  • Finan­zie­rungs­saldo der pri­vaten Haus­halte: 4,8 Prozent vom Brut­to­in­lands­produkt (BIP). Das bedeutet, alle Haus­halte zusammen haben netto im Volumen von 4,8 Prozent des BIP gespart.
  • Finan­zie­rungs­saldo der Unter­nehmen: 3,2 Prozent vom BIP. Also eben­falls eine Nettoersparnis.
  • Finan­zie­rungs­saldo Staat: 0,6 Prozent vom BIP – die berühmte „schwarze Null“.

Wäre Deutschland eine geschlossene Volks­wirt­schaft, befänden wir uns in einer schweren Krise. Es würde massiv Nach­frage, immerhin im Volumen von 8,6 Prozent des BIP fehlen, weil wir alle sparen. Doch von Krise ist keine Spur! Das ver­danken wir dem Ausland, wohin wir unsere über­schüs­sigen Erspar­nisse von 8,6 Prozent vom BIP expor­tiert haben. Dies bedeutet aber zugleich, dass das Ausland im Volumen von 8,6 Prozent des deut­schen BIP mehr Waren aus Deutschland gekauft als nach Deutschland expor­tiert hat. Der Titel des Export­welt­meisters gilt folglich für Waren und für Erspar­nisse gleichermaßen.

Was steht hinter den Exporterfolgen?

Zunächst müssen wir fest­halten, dass wir in Deutschland von Indus­trien leben, die es schon im Kai­ser­reich gegeben hat: Auto­mobil, Maschinen-/An­la­genbau, Chemie. Auf diesen Sek­toren sind wir sehr wett­be­werbs­stark und es ist gelungen, die Spitze der Ent­wicklung zu halten. Ob dies auch in Zukunft so sein wird, ist zu hoffen, aber nicht sicher. Einstmals führten wir auch bei Unter­hal­tungs­elek­tronik, Foto­grafie und Phar­mazie, um nur einige zu nennen. Der Com­puter wurde in Berlin erfunden. Gut möglich, dass mit der Auto­mo­bil­in­dustrie der nächste Sektor vor dem Nie­dergang steht.

Doch wie kam es zu den Export­erfolgen der letzten Jahre, die durchaus beein­dru­ckend sind?

Die Gründe sind vielfältig:

  • Die Glo­ba­li­sierung führt zu einer über­pro­por­tio­nalen Nach­frage nach Inves­ti­ti­ons­gütern, was zu unserem Export­profil passt.
  • Die Nach­frage wuchs vor allem aus China und damit ein großer Teil der Nach­fra­ge­stei­gerung der letzten Jahre.
  • Der Euro sta­bi­li­sierte die Nach­frage aus den anderen Mit­glieds­ländern der Eurozone, die nicht wie in der Ver­gan­genheit gegenüber der D‑Mark abwerten konnten.
  • Die Krise des Euro und die Maß­nahmen der EZB, sie zu bekämpfen, führten zu einer deut­lichen Abschwä­chung des Euro und damit zu einer über­pro­por­tio­nalen Nach­frage nach deut­schen Pro­dukten, die so noch wett­be­werbs­fä­higer wurden.
  • Im Nachgang der Reformen der Agenda 2010 in Folge des Ein­füh­rungs­schocks des Euro sind die Löhne in Deutschland fast nicht mehr gestiegen. Real seit der Euro­ein­führung um rund 0,4 Prozent pro Jahr. Dies macht deutsche Waren noch wettbewerbsfähiger.

Wir sehen also, dass es neben der unstrit­tigen Qua­lität hie­siger Firmen und Arbeit­nehmer vor allem externe Fak­toren waren, die dazu geführt haben, dass unsere Wirt­schaft immer export­ab­hän­giger wurde.

Ist es schlecht, so abhängig vom Export zu sein?

2019 wurden von Deutschland Waren im Wert von 1 327,6 Mil­li­arden Euro expor­tiert und Waren im Wert von 1 104,1 Mil­li­arden Euro impor­tiert. Damit lag die soge­nannte Export­quote, also der Anteil der Exporte am BIP bei rund 32 Prozent. Das ist solange erfreulich, solange das Ausland bei uns weiter in diesem Maße ein­kauft. Doch das beschreibt auch das Problem:

  • Schon 2019 kam es zu einer deut­lichen Abschwä­chung der hie­sigen Indus­trie­pro­duktion auf­grund gerin­gerer Nach­frage aus China.
  • Dies dürfte sich ange­sichts der Corona-Epi­demie in China im Frühjahr 2020 fort­setzen und könnte zu einer Rezession führen.
  • Es gibt zunehmend Kritik an den Han­dels­über­schüssen, was Pro­tek­tio­nismus zu einer echten Gefahr macht.

Donald Trump ist mit seiner Kritik an Deutschland nicht allein. Noch nicht so laut, aber ähnlich deutlich kommt Kritik aus Italien und Frank­reich, und sie dürfte sich in Zukunft weiter ver­stärken. Wundern kann es nur den naivsten Beob­achter – also vor allem die deutsche Bun­des­re­gierung. Seit Jahren nehmen die Span­nungen wegen der enormen Han­dels­über­schüsse zu. Während wir diese poli­tisch und medial feiern, machen wir damit vor allem eines: Wir ent­ziehen einer Welt, die kol­lektiv unter Nach­fra­ge­schwäche leidet, Kauf­kraft. Nichts können die anderen Länder und Regionen weniger gebrauchen.

Kommt es zu einem – wie auch immer aus­ge­lösten – Rückgang der Exporte, trifft uns das hart. Andere Wirt­schaften mit besser balan­ciertem Handel sind nicht in diesem Maße vom Zustand der Welt­wirt­schaft abhängig.

 Ist es nicht richtig, Kapital im Ausland anzulegen?

Da wir seit Jahren Han­dels­über­schüsse auf­weisen, expor­tieren wir auch seit Jahren Kapital in erheb­lichem Maß ins Ausland. Theo­re­tisch bauen wir damit Ver­mögen auf, das wir zu einem spä­teren Zeit­punkt, zum Bei­spiel, wenn die Folgen des demo­gra­fi­schen Wandels ein­treten, ver­kaufen können, um dann unseren Lebens­standard zu erhalten.

Das Problem ist jedoch, dass wir das Geld im Ausland nicht gut inves­tieren. Die Summe der Außen­han­dels­über­schüsse der letzten Jahre ist nämlich höher als der Zuwachs an Aus­lands­ver­mögen. Alleine in der Finanz­krise, schätzt das DIW, haben wir 400 bis 600 Mil­li­arden Euro ver­loren – also fast den Über­schuss von zwei Jahren! Die Summe der Han­dels­über­schüsse der letzten Jahre liegt deutlich über dem Zuwachs des Auslandsvermögens.

Diese Politik wird unge­bremst fort­ge­setzt. Die TARGET2 –For­de­rungen der Bun­desbank liegen bei über 900 Mil­li­arden Euro. Diese Mil­li­arden sind eine For­derung gegen Kri­sen­länder wie Grie­chenland und Italien, die mit dem „Haupt­fi­nan­zie­rungssatz“ der EZB – also null – ver­zinst werden. Im besten Fall bekommen wir auf unsere Erspar­nisse also keine Zinsen. Im schlimmsten Fall ver­lieren wir zumindest einen Teil im Zuge der unum­stößlich auf uns zukom­menden Schul­den­re­struk­tu­rierung im Euroraum – egal, ob offen durch Schul­den­schnitte oder ver­deckt durch Inflation. Wir hätten unsere Autos genauso gut ver­schenken können.

In einer Welt, die sich immer mehr dem Zustand der Über­schuldung nähert, ist es keine gute Idee, Gläu­biger zu sein. So erinnert das deutsche Spar­ver­halten an das Eich­hörnchen, das zwar fleißig vor­sorgt, aber ver­gisst, wo es die Erspar­nisse ver­steckt hat.

Studie zeigt: Wir legen unser Geld sehr schlecht an!

Ein Team von Öko­nomen hat sich den Erfolg der deut­schen Kapi­tal­anlage im Ausland gründlich ange­schaut. Wer es gern dyna­misch erklärt haben möchte, dem emp­fehle ich die Auf­nahme der Prä­sen­tation von Pro­fessor Schul­arick – einem der Autoren – im ifo Institut.

→ ifo: „Mil­li­ar­dengrab Kapi­tal­export – Die Ren­ta­bi­lität deut­scher Aus­lands­in­ves­ti­tionen“, 4. November 2019

Die Studie kann man auch nach­lesen: → EXPORT­WELT­MEISTER: THE LOW RETURNS ON GERMANY’S CAPITAL EXPORTS

Es lohnt sich, die Studie zu lesen, wenn man bereit ist, sich mit einer der pro­mi­nen­testen Ursachen für unser geringes Ver­mögen – Stichwort „Märchen vom reichen Land“ – zu beschäf­tigen. Zunächst die Fest­stellung: Die Dimen­sionen sind gigantisch!

  • „(…) the last decade is cha­rac­te­rized by excep­tio­nally high sur­pluses, even by his­to­rical stan­dards. The recent sur­pluses were about three times higher relative to GDP than in gold standard times and during the so-called eco­nomic miracle in the 1950s and 1960s. As a result of con­sis­t­ently high capital exports, Germany ranks among the worlds top external cre­ditors, both in absolute numbers and relative to GDP, as Figure 3 shows.“Stelter: Das ist unser aller Ver­mögen und deshalb betrifft es uns alle, was wir daraus machen!

  • „Fur­thermore, Figure 4 shows that Germany not only has a large net position but also a large gross position. Both the asset and lia­bility posi­tions rose strongly since the mid- 1990s and now amount to 256 % and 197 % of GDP respec­tively. While they initially grew in tandem leaving the net position at rela­tively small levels, the gap has been incre­asing since the mid-2000s and espe­cially in recent years. While the net position has been positive over the entire post-war period with few excep­tions, it curr­ently stands at above 50 % of GDP. This reflects Germany’s sus­tained past current account sur­pluses.“Stelter: Hier zeigt sich die unge­sunde Hatz auf den Exportweltmeistertitel!
  • „How does Germany’s inter­na­tional investment position (IIP) compare to accu­mu­lated capital exports? In a simple framework, one can think of Germany’s external asset port­folio as a savings account. Adding up all the pay­ments that have flown into this account corre- spond to the his­to­rical book value of gross invest­ments. The dif­fe­rence between his­to­rical costs and market value then reflects valuation gains on that port­folio. In other words, the larger the dif­fe­rence between the accu­mu­lated flow measure and the current market value of external invest­ments, the higher the capital gains. Figure 5 demons­trates that the value of Germany’s (gross) foreign asset position very closely tracks the cumu­lated current accounts. This implies that the valuation gains, i.e., the wedge between his­to­rical flows and current market value, cannot have been large. In light of the multi-decade asset price boom that has cha­rac­te­rized the world economy in the past decades this is clearly note­worthy.“Stelter: „clearly note­worthy“, dass ich nicht heule. Es ist ein Ausweis außer­or­dent­lichen Ver­sagens und es betrifft – ich wie­derhole mich – uns alle!

  • „Germany today is the world’s foremost exporter of savings. More than 300 billion Euros of German savings are sent abroad every year. Despite the heavy losses on Ame­rican and other invest­ments in the 2008 crisis, Germany has exported 2.7 trillion Euros in the past decade alone, equi­valent to about 70% of GDP. These capital out­flows came from German banks, firms, and house­holds. Unlike in China or Japan, the public sector has played only a secondary role in the build-up of Germany’s foreign asset stock, despite the Bundesbank’s much-debated Target2 claims within the Euro­system (2018, Target2 claims accounted for about 10% of Germany’s total external assets).“ – Stelter: Das ist doch schon mal eine Aussage! 2.700 Mil­li­arden wurden in das Ausland expor­tiert. Und was haben wir daraus gemacht?
  • „Various voices in the domestic debate view Germany’s capital out­flows favorably. Often-heard argu­ments include the potential for inter­na­tional risk sharing and as a hedge against adverse demo­graphic trends, in line with the tra­di­tional textbook view. An aging country like Germany (…) can benefit from investing abroad and achieve better investment returns in younger, more dynamic eco­nomies abroad. Storing wealth abroad will also help for risk sharing and con­sumption insu­rance, for example when German house­holds are hit by a recession while other countries are not, resulting in sta­bi­lizing capital income transfers from abroad.“Stelter: Wie beim pri­vaten Sparen setzt das aber voraus, dass man sich gut um seine Erspar­nisse kümmert und das Geld intel­ligent anlegt!

Die Ergeb­nisse zusammengefasst:

  • „First, we find that the returns on German foreign assets are con­siderably lower than those earned by other countries investing abroad. Since 1975, the average of Germany’s yearly foreign returns was about 5 per­centage points lower than that of the US and close to 3 per­centage points lower than the average returns of other European countries. Germany fared par­ti­cu­larly bad as an equity investor where investment returns under-per­formed by 4 per­centage points annually.“ – Stelter: Wenn ich 100 Euro anlege, werden daraus bei 10 Prozent pro Jahr von 1975 bis heute 7290 Euro, bei 5 Prozent pro Jahr 898 Euro – 6391 Euro Unterschied!
  • „Second, we find that Germany earns signi­fi­cantly lower foreign returns within each asset category, after con­trolling for risk. This sug­gests that Germany’s weak financial per­for­mance abroad is not merely the result of a more con­ser­vative investment strategy that focuses on safer assets. The low German returns com­pared to other countries also cannot be explained by exchange rate effects (app­re­ciation), nor by the recent build-up of Target2 balances. Instead, valuation losses are a big part of the expl­anation. The valuation of Germany’s external asset port­folio has sta­gnated or decreased, while other countries wit­nessed con­siderable capital gains, on average. Germany’s fre­quent investment losses are remar­kable given that the world economy has wit­nessed a spec­ta­cular price boom across all major asset markets over the past 30 years.“ – Stelter: In der Dis­kussion beim ifo Institut wird in diesem Zusam­menhang erwähnt, dass es auch die Unter­nehmen sind, die falsche Inves­ti­tionen tätigen und so im Ausland viel Geld ver­lieren. Man denke an Thys­sen­Krupp in Bra­silien und an Bayer mit Monsanto.
  • „Third, German returns on foreign investment were con­siderably lower than the returns on domestic investment. This is an important insight for the policy debate on the merits of domestic vs. foreign investment. The dif­fe­rence was par­ti­cu­larly pro­no­unced in the last decade, when the average return on a domestic port­folio of German bonds, equity, and real estate was about 4 per­centage points higher per year than the returns on Germany’s foreign assets.“Stelter: Nun könnte man meinen, dass dies klar ist, weil man näher dran ist und es besser managed. Ande­rer­seits haben wir wie ange­sprochen einen welt­weiten Boom der Ver­mö­gens­werte erlebt. Da muss man schon besonders doof sein, um so schlecht abzuschneiden.
  • „Fourth, we find little evi­dence that foreign returns have positive effects for con­sumption insu­rance. The return on Germany’s external assets is highly cor­re­lated with German eco­nomic activity – even more so than domestic returns – and, thus, pro­vides no hedge against domestic con­sumption shocks. Moreover, 70 % of Germany’s foreign assets are invested in other advanced eco­nomies that face similar demo­graphic risks. In the past decade, less than 10 % of capital flows went to younger, more dynamic eco­nomies outside of Europe or North America, despite the fact that emerging markets now account for more than 50 % of world GDP.“Stelter: wobei die Asset­märkte gerade in den Indus­trie­ländern hoch­ge­gangen sind, die Schwel­len­länder under­per­formen schon eine Weile. Das heißt, die intel­lek­tuell eigentlich falsche regionale Allo­kation hätte in den letzten Jahren eine super Rendite erbringen müssen. Hat sie aber nicht.
  • „Table 1 sum­ma­rizes the main fin­dings of the paper. The table ranks countries by their average return on foreign invest­ments (…) Germany has the worst investment per­for­mance among the G7-countries. In the full country sample from 1975 to 2017, Germany ranks 12th, with only Finland per­forming worse. The picture looks similar if we con­sider the past decade (2009–2017), where Germany ranks on the 10th place. The same is true when we use real returns, deflating each country’s foreign asset returns with domestic inflation rates.

 

  • „The cumu­lative effects of these bad investment returns are quan­ti­ta­tively large, as can be illus­trated with a simple coun­ter­factual exercise. In the decade since the 2008 financial crisis alone, Germany could have become about 2 to 3 trillion Euros richer had its returns in global markets cor­re­sponded to those earned by Norway or Canada, respec­tively. This implies a (hypo­the­tical) wealth loss of 70 to 95 % of German GDP (see Section 5 for details). On a per capita basis, this implies an amount of 28.000 to 37.300 Euros of foregone wealth for each German citizen (com­pared to the per­for­mance of Norway and Canada). These numbers are only an illus­trative thought expe­riment, but they high­light the eco­nomic magnitude of high vs. low returns on foreign invest­ments. (…) Figure 1 com­pares the total return per­for­mance of German foreign invest­ments, US and UK external assets, as well as a port­folio of domestic German assets (stocks, bonds and houses). Assume you invested 1 Euro in global capital markets in 1975 and that you reinvest any divi­dends or interest gains. As of 2017, you would own 40 to 60 times of that initial investment had you fol­lowed the investment strategy of the UK or the US. In com­pa­rison, the initial investment only increased by a factor of 7 using the returns on German foreign assets (before inflation).“

Welche Rolle die Qua­lität der Geld­anlage hat, ist übrigens auch daran ersichtlich, dass die USA seit Jahren ein Han­dels­de­fizit fahren, sich also im Ausland ver­schulden und dennoch meist ein posi­tives Aus­lands­ver­mögen haben. Nur wenn der Dollar stark auf­wertet wie in den letzten Jahren, gibt es tem­porär ein nega­tives Aus­lands­ver­mögen. Bis zur nächsten – unwei­gerlich – kom­menden Dollar-Abwertung. Insofern ist Donald Trump auf dem Holzweg, mit seinem Blick auf das Han­dels­de­fizit der USA. 

Woran liegt es?

Da lohnt der Blick auf die Struktur des Aus­lands­ver­mögens und auf die Ver­walter unseres Aus­lands­ver­mögens. Wie­derum aus der bereits zitierten Studie:

  • „The rise in the overall level in assets was largely driven by increases in foreign direct investment and port­folio investment reflecting incre­asing inter­na­tional financial inte­gration. Reserve assets on the other hand made up 20 – 30 % of all assets until the 1970s and have become almost irrelevant today. Target2 balances have been incre­asing in recent years but only represent about 10 % of all assets. As Target2 balances do not generate income, they could poten­tially bias our esti­mated down­wards, and throughout the paper we will pay close attention that our fin­dings are unaf­fected by this.“ – Stelter: Es liegt also nicht daran, dass wir auf die TARGET2-For­de­rungen keine Zinsen bekommen. Schon so sind unsere Erträge schwach.
  • „In addition to the com­po­sition by func­tional category, one can also decompose the foreign asset position by domestic sectors. Here, the balance of pay­ments distin­gu­ishes between four broad sectors: banks, firms and house­holds, the government, and the central bank. In more recent data, the non-bank private sector is further split into financial firms and non-financial firms plus house­holds. The panel shows that the increase in gross position since the 1990s was mainly driven by banks incre­asing their exposure relative to GDP. However, since the financial crisis the banking sector reduced its exposure. This decline has been par­tially offset by non-financial firms.“ – Stelter: Dass unsere Banken nicht gerade Welt­klasse sind, wissen wir schon lange. Es genügt auch ein Blick auf die Rang­listen der größten Banken der Welt, um zu erkennen, dass das Finanz­wesen nicht gerade eine Stärke der Deut­schen ist. Dies ist als solches nicht schlimm, nur muss man sich dann Profis holen.

Und das Ergebnis ist ernüch­ternd.

Zum einen würden wir mehr ver­dienen, wenn wir unsere Erspar­nisse im Inland anlegten:

Zum anderen sind wir im inter­na­tio­nalen Ver­gleich einfach nur schlecht:

Was zur Frage führt: Woran liegt es? Darüber kann man nur spe­ku­lieren. Die For­scher haben es bewusst um die Folgen von Wäh­rungs­auf­wer­tungen kor­ri­giert. Es liegt also wirklich an der Art der Geld­anlage. Wir können oder wollen es offen­sichtlich nicht richtig machen. Deshalb sollten wir zwei Dinge tun:

  • weniger im Ausland anlegen,
  • unsere Anlagen im Ausland besser managen.

Mehr im Inland investieren

Ein­gangs habe ich den Zusam­menhang zwi­schen Erspar­nissen und Han­dels­bilanz gesehen. Dabei ist es irrelevant, ob nun die Erspar­nisse zu den Han­dels­über­schüssen oder die Han­dels­über­schüsse zu den Erspar­nissen führen, eine unter Öko­nomen heftig geführte Dis­kussion. Klar ist, dass es uns nichts bringt, Geld im Ausland zu ver­lieren. Besser, mehr im Inland zu inves­tieren, vor allem weil es sich auch noch besser verzinst!

Wir brauchen also dringend ein Pro­gramm für mehr Inves­ti­tionen im Inland:

Der Staat muss von der schwarzen Null abrücken – deren fal­schen Cha­rakter ich in der ver­gan­genen Woche beleuchtete – und ent­spre­chend mehr im Inland inves­tieren (statt weiter mehr zu kon­su­mieren)! Er würde mehr von den Erspar­nissen der Pri­vat­haus­halte absor­bieren und damit sogar einen kleinen Effekt auf die Zinsen haben.

Die Unter­nehmen müssen auf­hören, Netto-Sparer zu sein und eben­falls mehr im Inland inves­tieren. Anders als bei pri­vaten Haus­halten, die im Schnitt immer sparen sollten, ist es bei Unter­nehmen als Sektor normal, dass sie mehr inves­tieren und sich dazu Kapital von den Sparern besorgen, egal ob als Eigen- oder Fremd­ka­pital. Sie sollten also einen nega­tiven Finan­zie­rungs­saldo haben und hatten das in der Ver­gan­genheit auch, wie diese Abbildung zeigt:

Quelle: KfW, Destatis; BWS steht für Bruttowertschöpfung

Die Ursache liegt auf der Hand:

  • unat­traktive Steuerbelastung
  • schlechte und zunehmend ver­fal­lende Infrastruktur
  • Rück­stand bei Digi­ta­li­sierung und Mobilfunk
  • absehbar schlechte demo­gra­fische Entwicklung
  • Verfall des Bildungswesens
  • falsche poli­tische Prio­ri­täten mit mehr Diri­gismus (siehe Don­nerstag bei bto)
  • Tech­no­lo­gie­s­kepsis, inves­ti­tions- und inno­va­ti­ons­feind­liches Klima.

Was ist also zu tun?

  • Mehr staat­liche Inves­ti­tionen in bessere Infra­struktur, Digi­ta­li­sierung führen auch zu mehr pri­vaten Investitionen.
  • Staat­liche För­derung von Innovation.
  • Umstellung der Besteuerung der Unter­nehmen, um Inves­ti­tionen besonders zu begüns­tigen, also keine gene­relle Steu­er­senkung, sondern Anreize zu Inves­ti­tionen in Sach­ver­mögen, aber auch For­schung und Entwicklung.
  • Weniger Regu­lierung und Bürokratie.
  • Eine nach­haltige Kli­ma­po­litik mit plan­baren Kosten, wett­be­werbs­fä­higen Ener­gie­preisen und Verstand.
  • Bekenntnis der Politik zur freien Markt­wirt­schaft und Inves­tition statt Konsum.

Da dies nicht absehbar ist, dürfte der Erspar­nis­überhang in Deutschland weiter bestehen bleiben – zumindest bis zu dem Punkt, an dem die De-Indus­tria­li­sierung so weit vor­an­ge­schritten ist, dass die Exporte deshalb fallen. Keine schönen Aussichten.

Das Geld besser im Ausland anlegen

Bleiben wir Welt­meister im Export unserer Erspar­nisse, sollten wir sie besser anlegen. Eine mög­liche Idee ist, sich am Vorbild anderer Länder zu ori­en­tieren und einen „Staats­fonds“ auf­zu­legen. Ange­sichts des bis­he­rigen Erfolges unserer Aus­lands­an­lagen, dem geringen öko­no­mi­schen und finan­zi­ellen Wissen der Bevöl­kerung – siehe indi­vi­duelle Geld­anlage – und mehr noch unserer Poli­tiker, mag diese Idee völlig abwegig sein.

Das unter­streichen bereits die Äuße­rungen füh­render Poli­tiker. So fordern bei­spiels­weise die Grünen einen „Bür­ger­fonds“ für Deutschland „Der Fonds sollte allen Bürgern offen­stehen und lang­fristig in sinn­volle Pro­jekte zum Umbau der Wirt­schaft inves­tieren“, sagte Habeck. Die Bürger würden von Gewinn­zu­wächsen pro­fi­tieren. Zugleich könne sich die Lage an den Finanz­märkten sta­bi­li­sieren. Habeck verwies auf exis­tie­rende Vor­bilder wie den nor­we­gi­schen Staats­fonds. ‘Insofern wäre so ein Bür­ger­fonds kein Hexenwerk, sondern machbar.’“ → F.A.Z.: „Grüne fordern Bür­ger­fonds für die Alters­vor­sorge“, 23. Sep­tember 2019 Offen­sichtlich geht es hier nicht um bessere Rendite, sondern um einen Topf, mit dem aus Sicht der Politik „lang­fristig sinn­volle Pro­jekte zum Umbau der Wirt­schaft“ finan­ziert werden sollen. 

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Genau das darf nicht damit gemeint sein. Wenn man im Inland mehr inves­tieren möchte (und das sollte man ja, wie dar­gelegt!), dann sollte man sich dafür verschulden.

Hier geht es um Anlagen im Ausland und damit per Defi­nition außerhalb des Zugriffs der Par­teien. Nur dann ist es ein sinn­volles Unternehmen.

Die Idee eines Staats­fonds für Deutschland ist nicht neu. So schlugen bereits 2013 die Öko­nomen Daniel Gros  und Thomas Mayer einen solchen Fonds vor: → F.A.Z.: „Ein Ver­mö­gens­bil­dungs­fonds für Deutschland“, 22. November 2013

  • „Die deutsche Regierung haftet dafür in Höhe von 431 Mil­li­arden Euro, dar­unter nominal mit 291 Mil­li­arden Euro über das Euro­system. Über das Inter­bank­zah­lungs­system „Target 2“ hat die Bun­desbank 561 Mil­li­arden Euro (Stand 31. Oktober 2013) an die EZB zur Wei­ter­leitung an die Defi­zit­länder ver­liehen. Die mit deut­scher Staats­ga­rantie ver­ge­benen Kredite sind der Natur nach ein Staats­fonds zur Anlage deut­scher Über­schuss­er­spar­nisse im Ausland. Gegenüber anderen Staats­fonds zeichnet sich der deutsche Fonds durch seine hohe Kon­zen­tration der Anlagen in finanz­schwachen Staaten und Banken der Eurozone und durch seine geringe Ver­zinsung aus.“ – Stelter: Und wir haben gesehen, dass es bei den pri­vaten Inves­ti­tionen nicht besser aussieht!
  • „Die Wirt­schafts­po­litik kann (…) dafür sorgen, dass die deut­schen Über­schuss­er­spar­nisse dau­erhaft gewinn­bringend angelegt und der deutsche Sparer vor der schlei­chenden Ent­eignung durch Inflation geschützt wird. Dazu kann sie die von deut­schen Sparern bevor­zugten fest­ver­zins­lichen Anlagen in höher ren­tie­rende Divi­den­den­werte trans­for­mieren. Durch breite Diver­si­fi­zierung und einen lang­fris­tigen Anla­ge­ho­rizont kann dies ohne höheres Risiko erreicht werden.“ – Stelter: Und genau das machen die anderen Staats­fonds inklusive der Schweizer Notenbank, die fak­tisch wie ein Staats­fonds agiert.
  • „Auf­grund der Schwie­rigkeit des pri­vaten Sektors, nationale Über­schuss­er­spar­nisse gewinn­bringend im Ausland anzu­legen, haben Länder mit chro­ni­schen Leis­tungs­bi­lanz­über­schüssen in der Regel staat­liche Fonds zu diesem Zweck geschaffen. Der klas­sische Fall eines Landes mit chro­ni­schem Leis­tungs­bi­lanz­über­schuss ist ein roh­stoff­reiches Land mit relativ geringer Bevöl­kerung. Dort können die Erlöse aus Roh­stoff­ex­porten von den Inländern nicht voll­ständig zu Konsum und Inves­tition ver­wendet werden. Sie werden daher über einen Staats­fonds in aus­län­dische Ver­mö­gens­werte angelegt.“ – Stelter: Statt, dass jeder Nor­weger allein das Geld im Ausland anlegt, machen es die Nor­weger gemeinsam.
  • „Erreicht würde dies dadurch, dass ein zu grün­dender deut­scher Ver­mö­gens­bil­dungs­fonds im Inland lang­lau­fende Anleihen zur pri­vaten Alters­vor­sorge mit einem garan­tierten posi­tiven Realzins anbietet. Damit die Garantien des Staats­fonds lang­fristig nicht im Trend relativ zum Brut­to­in­lands­produkt wachsen, könnte sich der Realzins am deut­schen Poten­ti­al­wachstum von etwa einem Prozent pro Jahr ori­en­tieren. Darüber hin­aus­ge­hende Anla­ge­er­folge könnten den Sparern als Boni gut­ge­schrieben werden. Bei Ein­tritt in den Ruhe­stand würde dann das Alters­vor­sor­ge­ver­mögen zur Auf­bes­serung der staat­lichen Rente gra­duell abgebaut.“ – Stelter: Bei pro­fes­sio­nellem Management und langem Anla­ge­ho­rizont ist das allemal besser als das, was wir heute machen.
  • „Die auf­ge­nom­menen Mittel würde der Fonds lang­fristig in Betei­li­gungen an Unter­nehmen und öffent­licher Infra­struktur im In- und Ausland anlegen. Die globale Allo­kation der Mittel könnte sich an der Größe des Brut­to­in­lands­pro­dukts der Länder ori­en­tieren. (…) Da der Ver­mö­gens­fonds wegen seiner grö­ßeren Mög­lichkeit zur Diver­si­fi­zierung und seines län­geren Anla­ge­ho­ri­zonts die mit Anlagen in Unter­neh­mens­be­tei­li­gungen und Infra­struk­tur­pro­jekten ver­bun­denen höheren Risiken besser tragen kann als der Pri­vat­in­vestor, kann er diesem die einem Akti­en­port­folio ent­spre­chende Rendite bei dem einem Ren­ten­port­folio ent­spre­chenden Risiko bieten.“ – Stelter: Das ist alles so ein­leuchtend, das man sich fragt, warum wir das nicht machen. Wichtig ist aber die richtige Gover­nance, damit es eben nicht poli­ti­schen Wunsch­pro­jekten dient, sondern der Geld­anlage zur Vermögensbildung!

Auch das ifo Institut hat sich (deutlich später) für einen solchen Fonds ausgesprochen:

→ ifo: „Staats­fonds für eine effi­ziente Alters­vor­sorge: Welche inno­va­tiven Lösungen sind möglich?“

Die Ber­telsmann-Stiftung kommt in einer ver­glei­chenden Unter­su­chung eben­falls zu einem posi­tiven Schluss und fasst die Vor­aus­set­zungen für einen Erfolg zusammen:

→ Ber­telsmann Stiftung: „Ein Staats­fonds für Deutschland“

  • Regie­rungs­un­ab­hängige Orga­ni­sation: Das nor­we­gische Finanz­mi­nis­terium erteilt der nor­we­gi­schen Zen­tralbank ein Ver­wal­tungs­mandat für den Government Pension Fund Global.“ – bto: Es dürfen auch keine Poli­tiker im Anla­ge­aus­schuss sitzen!
  • Trans­parenz: Der nor­we­gische Staats­fonds gilt als Vorbild für die Umsetzung der GAPP (Anmerkung: das sind die Grund­sätze ordent­licher Buch­führung). Das Land hält ein diver­si­fi­ziertes Port­folio aus Min­der­heits­be­tei­li­gungen und agiert somit als purer finan­zi­eller Investor. Zudem sind aus­führ­liche Infor­ma­tionen über die Ver­waltung des Fonds öffentlich zugänglich, (…) Die hohe Trans­parenz beugt nicht nur dem Miss­trauen in den Emp­fän­ger­ländern, sondern auch in der ein­hei­mi­schen Bevöl­kerung vor.“ – Stelter: Auch das ist einleuchtend.
  • Ethik­kom­mission über­prüft Inves­ti­ti­ons­ent­schei­dungen: In Nor­wegen prüft eine unab­hängige Ethik­kom­mission die Ein­haltung sozialer, ethi­scher und öko­lo­gi­scher Richt­linien bei Unter­nehmen, in die inves­tiert wird bzw. werden soll. Auf diese Weise hat der Staat die Mög­lichkeit, aktiv den Wandel der Markt­wirt­schaft hin zu ethi­schem und nach- hal­tigem Wirt­schaften zu gestalten.“ – Stelter: Das sehe ich bei einem staatlich orga­ni­sierten Fonds für unver­meidlich an. Es muss nur gelten, dass diese Kri­terien einmal fest­gelegt werden und nicht in jedem Ein­zelfall poli­tische Ein­mi­schung möglich ist.
  • Nur die erwirt­schaftete Rendite darf ver­wendet werden: Nur die durch­schnittlich erwirt­schaftete Rendite von jährlich vier Prozent darf in Nor­wegen für den Staats­haushalt, und somit bspw. zur Deckung von Pen­si­ons­for­de­rungen, ver­wendet werden. Das garan­tiert eine nach­haltige Ver­mö­gens­ak­ku­mu­lation, schützt das Staats­fonds­ver­mögen vor kurz­fris­tigen Plün­de­rungen und kom­bi­niert ein Sparziel sinnvoll mit anderen Ziel­set­zungen.“ – Stelter: Bei einem Fonds, wie von Gros und Mayer vor­ge­schlagen, wäre dies anders. Da würde auch das ein­ge­zahlte Kapital zurück­ge­zahlt, was aber auf Dauer keine Rolle spielen sollte.
  • Beschränkung inlän­di­scher Inves­ti­tionen: Der nor­we­gische Staats­fonds darf aus­schließlich im Ausland inves­tieren, um die Ent­wicklung des Fonds­ver­mögens auch in ein­hei­mi­schen Wirt­schafts­krisen zu sta­bi­li­sieren und inlän­dische Rezes­sionen nicht noch zu ver­stärken. Eine inlän­dische Inves­ti­ti­ons­be­schränkung wäre aus dem­selben Grund auch für einen deut­schen Staats­fonds emp­feh­lenswert, um mit einem stark diver­si­fi­zierten Port­folio das Risiko etwaiger Ver­mö­gens­ver­luste breit zu streuen. Würde zu viel im Inland inves­tiert, könnte die Inves­ti­ti­ons­stra­tegie nicht aus­rei­chend diver­si­fi­ziert sein. Zudem beugt es Vet­tern­wirt­schaften und Kor­ruption vor.“ – bto: wichtig!

„Die regie­rungs­un­ab­hängige Orga­ni­sation eines deut­schen Staats­fonds könnte dadurch gewähr­leistet werden, dass das Bun­des­mi­nis­terium der Finanzen der Deut­schen Bun­desbank ein Ver­wal­tungs­mandat erteilt. Die Bun­desbank hat Erfahrung mit der Ver­waltung von Fonds­ver­mögen, sie hat bereits das Mandat für mehrere Pen­si­ons­fonds. Sie ist z. B. an der Ver­waltung des Baye­ri­schen Pen­si­ons­fonds beteiligt. Eine unab­hängige Ethik­kom­mission könnte die Inves­ti­ti­ons­ent­schei­dungen der deut­schen Zen­tralbank hin­sichtlich ethi­scher, sozialer und öko­lo­gi­scher Richt­linien über­prüfen und gege­be­nen­falls ein Veto ein­legen. Die Vor­gaben sollten im Bun­destag beschlossen werden. Die Legis­lative sollte sich eben­falls darauf einigen, dass nur die erwirt­schaftete Rendite ver­wendet werden darf, um die Ziele des Fonds zu ver­folgen. Auch die Ein­haltung der GAPP sollte gesetzlich ver­ankert werden.“ – Stelter: ver­nünftige Vorschläge.

Hin­gegen sehe ich diesen Punkt bei Ber­telsmann sehr kri­tisch: „Die Ein­schränkung von Inlands­in­ves­ti­tionen kann hin­gegen dem Konzept des Investitions‑, Ent­wick­lungs- und Infra­struk­tur­fonds ent­ge­gen­stehen, weil sie gerade dazu da sind, um in eigene Regionen und Indus­trien zu inves­tieren.“ – Stelter: Zum einen geht es hier ja um die bessere Anlage unserer Aus­lands­er­sparnis, zum anderen um Rendite! Je mehr die Politik ihre Wünsche ver­folgt, desto geringer dürfte diese ausfallen.

Fazit

Das nächste Mal, wenn sie die Jubel­mel­dungen vom Export­welt­meister hören, sind sie hof­fentlich nicht mehr so stolz. Denn es ist nicht klug, was wir machen. Es gäbe aber Mittel und Wege, die besser für unseren Wohl­stand wären.


Dr. Daniel Stelter –www. think-beyondtheobvious.com