Bild: Hintergrund Pixabay, Vordergrund Brucella-Bakterien, Brucella Suis, GEFOR, gemeinfrei

China ist (mal wieder) schuld: Tau­sende Men­schen mit alt­be­kannter Bak­terie infi­ziert!!! Schon wieder aus chi­ne­si­schem Labor!

Langsam wird‘s albern. Covid-19 stammte erst vom Fisch­markt, dann von Fle­der­mäusen, dann von einem bizarren Tier namens Pan­golin. Jeder, der damals sagte, das Virus stammt aus dem Wuhaner Hoch­si­cher­heits­labor (meine zwei Artikel dazu hier), wurde als Ver­schwö­rungs­theo­re­tiker abge­kanzelt. Jetzt taucht eine Chi­nesin auf, angeblich Viro­login (was die Uni Hongkong anders sieht), und weil die nun plötzlich (bisher nach­weisfrei) behauptet, dass das neue Coro­na­virus oh-wohl-doch aus einem Labor stammt, über­schlägt sich die­selbe Presse vor Auf­regung, die das vorher, trotz sehr schlüs­siger Indizien, für Schwachsinn erklärt hat. Noch besser: Der SPIEGEL (!) kramt nun eine Meldung heraus, dass Tau­sende in China mit einem aus dem Labor ent­sprun­genen Bak­terium infi­ziert worden seien. Da trampeln ja schon Kohorten von Nach­ti­gallen im NATO-Gleichschritt.

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Brucella, der Erreger, um den es hier geht, ist ein Bak­terium, mit dem wir schon seit jeher in Europa leben und auch die Chi­nesen kennen diesen Erreger schon lange. Die Erkrankung wird auch Mit­tel­meer­fieber genannt. Das Bak­terium tritt haupt­sächlich bei Ziegen, Kamelen und Schafen auf. Es gibt auch noch Unter­arten der Brucellose, die bei Rindern, Hunden und Schweinen auf­treten. Aber auch Men­schen können sich bei engerem Kontakt mit daran erkrankten Tieren infi­zieren. Eine Mensch-zu-Mensch-Über­tragung ist sehr selten, kann aber beim Stillen erfolgen, schreibt Wiki­pedia. Und: bis zu 90% der Infek­tionen ver­laufen ohne große Sym­ptome (sub­kli­nisch)  mit nur wenig gestörtem All­ge­mein­be­finden. So, wie Corona auch. Mit den Anti­biotika Doxy­cyckin und Strep­to­mycin ist die Sache schnell aus­ge­standen und in nur wenigen Fällen kommt es zu lang­wie­ri­geren Problemen.

Nun ist in China aus einem Werk, das tier­me­di­zi­nische Impf­stoffe gegen Brucellose her­stellt, das Bak­terium ent­wichen, berichtet der Spiegel. Die chi­ne­sische Regierung hat das jetzt öffentlich gemacht und die phar­ma­zeu­tische Fabrik hat das auch zuge­geben. Das Ganze habe sich letztes Jahr im August ereignet. Man hatte ein abge­lau­fenes Des­in­fek­ti­ons­mittel ver­wendet, sodass das Bak­terium nicht mehr abge­tötet wurde und in die Belüf­tungs­anlage des Werks geraten ist und auf diese Weise wun­derbar ver­teilt wurde. Und so waren die Brucella-Bak­terien „gone with the wind“ und wehten ins Vete­ri­när­me­di­zi­nische For­schungs­in­stitut, wo 200 Leute ange­steckt wurden. Soweit, so nach­voll­ziehbar, wenn auch frag­würdig, da man angeblich nur eine Brucellose bei engem Kontakt mit infi­zierten Tieren bekommen kann. Von Wind-Über­tragung ist nir­gends die Rede.

Dann wird es noch unge­nauer und selt­samer. Alle Quellen, die man zur Brucellose finden kann, stellen fest, dass eine Mensch-zu-Mensch-Anste­ckung nur in Ein­zel­fällen pas­sieren kann. Wie erwähnt beim Stillen oder bei Geschlechtsverkehr.

Der Spiegel bleibt da im Unge­wissen, wenn er berichtet:

„Danach gab es weitere Infi­zierte, etwa Stu­denten und Mit­ar­beiter der Lanzhou-Uni­ver­sität. Der Aus­bruch habe sich der staat­lichen Nach­rich­ten­agentur Xinhua zufolge sogar bis in den Norden des Landes aus­ge­breitet, wo 13 Men­schen, die im August in dem Werk gear­beitet hatten, positiv getestet wurden.“ 

Auf welchem Weg sollen denn die Bak­terien wei­ter­ver­breitet worden sein? Durch Stillen quer durch Nordwest-China? Wohl kaum. Und ange­sichts der rigiden Sexu­al­moral in China scheidet auch der andere, erwähnte Mensch-zu-Mensch-Über­tra­gungsweg weit­gehend aus. Der Spiegel schreibt selbst, dass dieser Über­tra­gungsweg extrem selten vor­kommt. Dass die 13 Infi­zierten im chi­ne­si­schen Norden im August im Werk gear­beitet haben und dass es bei diesen 13 Erst­in­fi­zierten offen­sichtlich auch blieb, ist wohl offen­sichtlich. Von Aus­breitung kann da keine Rede sein. Diese 13 haben sich bei der pri­mären Frei­setzung des Bak­te­riums im phar­ma­zeu­ti­schen Werk infi­ziert und nir­gendwo sonst und nie­manden sonst. Also keine neue Pan­demie, nicht mal eine Epi­demie, aber der Spiegel berichtet es habe sich „sogar“ in den Norden China „aus­ge­breitet“. Das ist schon bewusste Irre­führung und Panikmache.

Warum so eine alar­mis­tische Über­schrift? Jeder, der das liest, denkt doch sofort: „Oh, mein Gott! Die Chi­nesen lassen wieder eine neue, töd­liche Pan­demie auf die Menschheit los!“

Wetten, es geht genau darum? Haben die Medien zusätzlich zum Trump-Bashing auch die Order zum China-Bashing bekommen? Oder muss die Bevöl­kerung hier ständig an der Schwelle zur Panik gehalten werden? Ist das so dringend, dass man auch so eine mehr als durch­sichtig-faden­scheinige Geschichte auftischt?