Ein Land im Nie­dergang: Deindus­tria­li­sierung schreitet voran — vom Export­welt­meister zu Wär­me­hallen und Stromausfällen

„Deutschland muss sterben!“

So heißt ein beliebtes Lied der Ham­burger Punkband „Slime“ zu dem gerne Pogo getanzt wird. Kann denn ein Land sterben? Ja, zuerst seine Wirt­schaft und damit auch über kurz oder lang das ganze Land, denn die Wirt­schaft ist der Herz­schlag eines Landes. Und wenn das Herz stirbt, bleibt alles andere auch stehen.

Der Patient „Deutschland“ wurde mit einigen Beschwerden in die Not­auf­nahme ein­ge­liefert, die sich zuletzt rapide ver­schlimmert haben und jetzt liegt das Land auf der Inten­siv­station. Momentan haben wir noch keinen Herztod aber etliche Warn­si­gnale, dass ein akuter und schwerer Herz­in­farkt droht. Wir sehen ein Vor­hof­flimmern in Form von rasant stei­genden Ener­gie­preisen und mas­siver Ver­un­si­cherung der Bürger, welche sich durch eine Kauf­zu­rück­haltung aus­drückt. Ein Herz­stolpern durch offen­sichtlich über­for­derten Poli­tiker und unver­blümter War­nungen von besorgten Bran­chen­ver­tretern und auch schon einige kleinere Infarkte sind auf­ge­treten in Form von Kurz­arbeit sowie Insol­venzen erster Unter­nehmen. Selbst ein Laie würde attes­tieren: Es steht nicht gut um den Pati­enten und akute Gefahr ist in Verzug. 

Die Lage spitzt sich immer dra­ma­ti­scher zu. Man muss sich schon die Augen reiben und klar machen, dass man nicht in einem Alp­traum gefangen ist. Hätte Ihnen jemand vor wenigen Jahren gesagt, dass wir in Deutschland über Ener­gie­krise, Strom­aus­fälle, Wär­me­hallen, leere Regale und

gefor­derte Waf­fen­lie­fe­rungen durch die Grünen sprechen würden, hätten sie den­je­nigen völlig zurecht als Spinner oder Ver­schwö­rungs­theo­re­tiker abge­kanzelt. Doch jetzt sehen wir genau diesen Para­dig­men­wechsel in einer atem­be­rau­benden Geschwin­digkeit und damit ein­her­gehend den Nie­dergang des Landes.

Immer mehr Unter­nehmen klagen über die hohen Ener­gie­preise und Ver­bände und Bran­chen­ver­treter warnen vor einer Insol­venz­welle sowie einer Deindus­tria­li­sierung Deutschlands. 

Denn durch die immens stei­genden Energie- und Strom­preise geraten nicht nur wir Bürger immer weiter unter Druck, sondern auch die deutsche Wirt­schaft und Industrie. Vor allem die ener­gie­in­ten­siven Branchen wie Chemie, Glas, Papier oder Metall stehen mit dem Rücken zur Wand. Zunehmend gehen Unter­nehmen dazu über, ihre Pro­duktion zu drosseln, um Kosten zu sparen. Mit­ar­beiter werden in Kurz­arbeit geschickt und Inves­ti­tionen werden gestoppt. Apropos Inves­ti­tionen: Aus­län­dische Unter­nehmen werden es sich zweimal über­legen ob sie im Hoch­steu­erland Deutschland, mit jetzt auch noch Rekord­ener­gie­preisen plus zäher Büro­kratie inves­tieren wollen. Ebenso über­legen jetzt schon zehn Prozent der Firmen die Pro­duktion ins Ausland zu ver­lagern, um die Ener­gie­kosten wieder in den Griff zu bekommen und  somit wett­be­werbs­fähig auf dem glo­balen Markt zu bleiben. Andere haben schon auf­ge­geben und die Tore ganz geschlossen bzw. mussten Insolvenz anmelden. Weitere Unter­nehmen werden leider folgen, wenn sich die Situation nicht rasch bessern sollte. Die unver­meid­liche Rezession wird die Lage für viele Firmen und Bürger weiter ver­schlimmern. Der spek­ta­kuläre Abstieg Deutsch­lands wird genauso in die Geschichts­bücher ein­gehen wie sein Auf­stieg durch das Wirt­schafts­wunder: Vom wirt­schaft­lichen Power­house zu Wär­me­hallen innerhalb weniger Jahre.  

Insolvenz oder Inflation

Wie prekär die Situation ist zeigt der kolossale Anstieg der Erzeugerpreise.

Diese stiegen zuletzt im August um 45,8 Prozent auf das höchste Niveau seit der Daten­er­hebung im Jahr 1955! 

Alleine zum Vor­monat ging es um sport­liche 7,9 Prozent nach oben!

Der größte Kos­ten­treiber war die Energie: Kohle, Öl, Gas und Strom haben sich auf Jah­res­sicht mehr als ver­doppelt. Besonders dras­tisch ist der Anstieg von Strom: +174,9 Prozent.

Wichtig zu wissen: Die Erzeu­ger­preise signa­li­sieren wei­teres Ungemach denn seit jeher gelten sie als Vor­läufer für die Inflation.

Die Unter­nehmen müssen die stei­genden Preise an den End­ver­braucher wei­ter­geben ansonsten droht ihnen die Insolvenz. Wenn sie diese wei­ter­geben können, bedeutet dies wie­derum weiter stei­gende Preise also ein Anfeuern der Inflation und somit eine weitere Belastung für die Bürger. Dies resul­tiert dann in einer Kauf­zu­rück­haltung der Kon­su­menten, was man am fol­genden Chart schön ablesen kann. Der GfK-Kon­sum­kli­ma­index hat ein Allzeit-Nega­tiv­rekord zu verzeichnen:

Beinahe die Hälfte (47,5 Prozent) der deut­schen Unter­nehmen werden die Preise erhöhen. In der Lebens­mit­tel­in­dustrie werden fast alle Firmen die Kosten auf die Ver­braucher abwälzen.

Sank­tionen und Corona-Maß­nahmen ent­falten ihre volle Wirkung

Ent­standen sind die Gefah­ren­quellen für den Herz­in­farkt der Wirt­schaft durch die Kumu­lation von poli­ti­schen Fehl­ent­schei­dungen der letzten Jahre auf­grund von Hybris, Selbst­ge­fäl­ligkeit und dog­ma­tisch ver­blen­deter Ideologien:

  1. eine kom­plett fehl­ge­schlagene und über­stürzte Energiewende
  2. Ideo­logie statt Prag­ma­tismus 

Deutschland ver­kommt immer mehr zum Geis­ter­fahrer und Sonderling

Nicht nur sind wir das einzige Land in Europa mit Mas­ken­pflicht und Coro­na­maß­nahmen, nein, wir sind auch das einzige Land, welches sichere und funk­tio­nie­rende Atom­kraft­werke abschaltet, während alle um uns herum ein­schalten und gar neue Atom­kraft­werke bauen wollen.

Das jetzt auch noch die EU mit der Taxo­nomie Gas und Atom als „grün“ ein­ge­stuft hat, ist ein wei­terer Schlag ins Gesicht der deut­schen Politik und de facto die totale Bank­rott­erklärung für die deutsche Ener­gie­po­litik der ver­gan­genen Jahre.

  1. Sank­tionen gegen einen der Haupt­lie­fe­ranten von bil­ligen Roh­stoffen und Energie 
  2. Unge­sunde Abhän­gigkeit von Russland 

Ukraine wird den Krieg viel­leicht gewinnen oder ver­lieren — Deutschland hat ihn schon verloren

Die Sank­tionen wirken — leider bei uns!

Vorab: Was nicht ein jeder weiß: Die Mehrheit der Wel­ten­ge­mein­schaft macht nicht mit bei den Sank­tionen und betreibt weiter fröhlich Handel mit Russland. Dies nimmt dann solche gro­tesken Züge an, dass wir dann über China oder Indien rus­si­sches Gas teuer einkaufen.

Fakt ist: Die Sank­tionen sind gescheitert und treffen uns am här­testen, während Putin mit seinen Gas- und Ölver­käufen soviel Geld ver­dient wie noch nie. Seine Ein­nahmen aus den Roh­stoff­ver­käufen über­treffen die Kriegs­kosten bei weitem.

5. ein geschei­tertes Wäh­rungs­expe­riment mit immensen Kosten – sowohl finan­ziell, als auch sozial

6. das Igno­rieren der Demographie 

7. das Aus­ruhen auf Lorbeeren 

8. man­gelnde Inves­ti­tionen in Bildung, For­schung und Inno­vation 

All das wird nach­haltig die Pro­duk­ti­vität und Wett­be­werbs­fä­higkeit Deutsch­lands gefährden. Ebenso die Ver­sor­gungs­si­cherheit und damit unser Wohl­stand sowie der soziale Frieden sind dadurch in Gefahr.

Die daraus resul­tie­renden Krisen und Pro­bleme werden dann nur zu gerne von den Brand­stiftern mit unseren Steu­er­geldern „gelöst“, um sich dann selbst auf die Schulter zu klopfen und sich als Feu­erwehr feiern zu lassen. Absurd aber leider wahr! Die Umver­teilung und der Sozia­lismus sind wieder en vogue. Der Bürger mutiert immer mehr zum unmün­digen Abhän­gigen an der Zitze der Politik, der sich dann zweimal überlegt, ob er seiner Unzu­frie­denheit Aus­druck ver­leiht und in die Hand beißt, die ihn füttert. Aus diesem Grund freut sich die Politik über Krisen und weiß diese geschickt zu nutzen. Zur Erin­nerung: Wenn der Staat einem 300 Euro Ener­giegeld „schenkt“, muss er es woanders ein­treiben ent­weder durch Steuern oder neue Schulden. Egal wie, aber wir Bürger zahlen dafür. 

Para­de­bei­spiel für den Abschwung ist das einstige Zug­pferd der deut­schen Wirt­schaft, die Auto­mo­bil­in­dustrie. 2021 sank schon die Pro­duktion um 11,7 Prozent, um jetzt im 1. Halbjahr 2022 nochmals 2,9 Prozent zum Vorjahr zu verlieren. 

Ob unsere Auto­firmen den Trans­for­ma­ti­ons­prozess voll­ziehen und über­leben, steht in den Sternen. Ebenso, ob die mobile Zukunft tat­sächlich elek­trisch ist und woher der dafür benö­tigte Strom (von den Roh­stoffen fange ich erst gar nicht an) eigentlich kommen soll? Denn zur Wahrheit gehört auch: Grund­last­fähig sind aktuell weder Sonne noch Wind. 

Doch nicht nur in der Auto­mo­bil­in­dustrie sieht es gerade düster aus. Mitt­ler­weile schlägt die Industrie und das Handwerk Alarm. “Vielen steht das Wasser inzwi­schen bis zum Hals”, so Hans Peter Wolls­eifer, Prä­sident des Zen­tral­ver­bands des Deut­schen Hand­werks (ZDH). Die Politik müsse hier rasch mit staat­lichen Hilfen ein­springen, sonst drohe eine Insol­venz­welle im Handwerk.

Wie dra­ma­tisch die Lage ist, zeigt eine Umfrage des Bun­des­ver­bands mit­tel­stän­dische Wirt­schaft BVMW unter 835 befragten Unter­nehmen in Deutschland. Demnach sehen mehr als 40 Prozent der deut­schen Mit­tel­ständler ihre Existenz bedroht.

Fakt ist: Wenn Deutschland so weiter macht und sich deindus­tria­li­siert, ver­liert es massiv an Pro­duk­ti­vität und Wett­be­werbs­fä­higkeit, was Arbeits­plätze, soziale Sicherheit und Wohl­stand kosten wird. Wir müssen jetzt handeln!

Ener­gie­po­li­tische Zeitenwende

Wir machen immer noch die dümmste Ener­gie­po­litik der Welt

Ein gutes Sinnbild der aktu­ellen Krise ist der ver­staat­lichte Ener­gie­ver­sorger Uniper. Er hatte zu 50 Prozent auf rus­si­sches Gas gesetzt, was ihm zum Ver­hängnis wurde und er kurz vor dem Bankrott stand. Deutschland teilt das­selbe Schicksal: wir haben eben­falls zu 50 Prozent auf rus­si­sches Gas ver­lassen. Kommt nun die Pleite?

Doch noch hat die Politik Zeit, um den plötz­lichen Herztod zu ver­hindern. Dazu bräuchte es nun aber mehr Rea­lismus und weniger Ideo­logie und Dog­ma­tismus. Dazu gehört auch das Ein­ge­ständnis, dass wir zum aktu­ellen Zeit­punkt weder auf die saubere Atom­energie, noch auf die fos­silen Ener­gie­träger ver­zichten können.

Ob sie das tun wird, ist leider eher fraglich. Fol­gende Punkte wären wichtig, um Deutschland autark auf­zu­stellen und eine Ver­sor­gungs­si­cherheit für den Wirt­schafts­standort zu garantieren:

  • Den Krieg beenden durch Diplo­matie und nicht durch Waf­fen­lie­fe­rungen 
  • Die bestehenden Atom­kraft­werke am Netz lassen und abge­schaltete AKW´s reak­ti­vieren  

- Den Bau neuer Kern­kraft­werke prüfen 

- Gas­för­derung und Gas­fracking in Deutschland prüfen

 - Koh­le­abbau wieder starten 

- Geld in die For­schung stecken (Speicher, Was­ser­stoff etc.)  

- Erneu­erbare Energien aus­bauen  

  • Stra­te­gische Vorräte massiv aus­bauen  
  • Ver­läss­liche Ener­gie­part­ner­schaften auf­bauen 
  • Sank­tionen beenden

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Marc Friedrich ist sechs­facher Best­sel­ler­autor, Finanz­ex­perte, gefragter Redner, Vor­denker, Frei­geist und Gründer der Hono­rar­be­ratung Friedrich Ver­mö­gens­si­cherung GmbH für Pri­vat­per­sonen und Unternehmen. 

Sein neuer Best­seller ist das erfolg­reichste Wirt­schaftsbuch 2021: Die größte Chance aller Zeiten — Was wir jetzt aus der Krise lernen müssen und wie Sie vom größten Ver­mö­gen­s­transfer der Menschheit pro­fi­tieren 

Mehr Infor­ma­tionen unter https://friedrich-partner.de sowie bei YouTube: https://www.youtube.com/MarcFriedrich7

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