Palästinenserin vor Israelischen Soldaten Bild: Flickr.com, Scottish Palestine Solidarity, CC BY-NC-SA 2.0 DEED

Das Mas­saker der Hamas am 7. 10.: Waren die Nach­rich­ten­agen­turen mit „embedded Jour­na­lists“ live dabei?

Es gibt genügend Berichte darüber, dass Israels Regierung – ins­be­sondere Premier Netanjahu – von vor­ne­herein in die ganze Sache ein­ge­weiht gewesen sein soll. Ein Über­ra­schungs­an­griff sei die ganze, ent­setz­liche Sache kei­neswegs gewesen, heißt es nun. Dafür spricht immer mehr, was nun ams Tages­licht kommt. Am gest­rigen Tag, dem 9. November, ver­öf­fent­lichte die israe­lische Auf­sichts­be­hörde auf ihrer Seite „Honest Reporting“ (ehr­liche Bericht­erstattung) erhebt hoch­bri­sante Vorwürfe.

Mit­ar­beiter der inter­na­tional bekannten und renom­mierten Nach­rich­ten­agen­turen AP (Asso­ciated Press) und Reuters, die übrigens auch für den US-ame­ri­ka­ni­schen Sender CNN und die New York­Times berichten, sollen während des grau­en­haften Mas­sakers an israe­li­schen Zivi­listen und Familien mit der Hamas zusam­men­ge­ar­beitet haben.

Der Bericht von „Honest Reporting“ schreibt:

„Am 7. Oktober waren Hamas-Ter­ro­risten nicht die ein­zigen, die die Kriegs­ver­brechen doku­men­tierten, die sie während ihres töd­lichen Amok­laufs in Süd­israel begangen hatten. Einige ihrer Gräu­el­taten wurden von Foto­jour­na­listen aus dem Gaza­streifen ein­ge­fangen. Sie arbei­teten für die Nach­rich­ten­agen­turen Asso­ciated Press und Reuters. Ihre Anwe­senheit am frühen Morgen, nach dem Durch­bruch im Grenz­gebiet wirft ernst­hafte, ethische Fragen auf.“

Die bren­nende Frage, die die jour­na­lis­tische Inte­grität in Zweifel zieht: Wie konnten Foto­jour­na­listen so passend vor Ort sein? Das Film- und Bild­ma­terial von den Mas­sakern, das als das grau­samste anti­se­mi­tische Ver­brechen seit Jahr­zehnten gilt, wurde von Foto-Reportern dku­men­tiert und ver­breitet, die unter nor­malen Umständen keinen Zugang zu diesen Orten gehabt hätten – außer, sie waren vor­in­for­miert. Dann müssen sich die Foto­grafen fragen lassen, warum sie die Behörden nicht infor­mierten und das Grauen geschehen ließen.

Was taten sie dort so früh an einem nor­ma­ler­weise ruhigen Sams­tag­morgen? War das mit der Hamas abge­sprochen? Haben die seriösen Nach­rich­ten­agen­turen, die ihre Fotos ver­öf­fent­lichten, ihre Anwe­senheit im feind­lichen Gebiet zusammen mit den ter­ro­ris­ti­schen Ein­dring­lingen abge­sprochen? Haben die Foto­jour­na­listen, die frei­be­ruflich für andere Medien wie CNN und die New York Times arbeiten, diese infor­miert? Nach den Bildern von Lynchmord, der Ent­führung und der Erstürmung eines israe­li­schen Kibbuz zu urteilen, scheint die Grenze nicht nur phy­sisch, sondern auch jour­na­lis­tisch über­schritten worden zu sein.

Denn am 7. Oktober erscheinen auf den Bildern dieses Über­falls, die AP sendete, vier Namen: Hassan Eslaiah, Yousef Masoud, Ali Mahmud und Hatem Ali.

Herr Eslaiah sei ein Frei­be­rufler, der für CNN und auch AP arbeitet. Eines der Fotos, die er während der Über­fälle geschossen hat, zeigt einen bren­nenden, israe­li­schen Panzer. Unten, im Bild­nachweis, taucht sein Name auf: „Pal­es­ti­nians cele­brate the des­truction of an israeli tank at the border fence between Israel and the Gaza Strip, east of Khan Younis, during a sur­prise attack on Israel, Saturday, Oct.7, 2023 (AP Photo/Hassan Eslaiah)“

Tat­sächlich ist Herr Eslaiah auch mitten im Geschehen:

 

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Nach Angaben der Seite „Honest Reporting“ sagt Eslaiah in diesem Video auf Ara­bisch: „Jeder, der sich in diesem Panzer befand, wurde ent­führt, Alle, die sich im Tank befanden, wurden vor kurzem von al-Qassam Bri­gaden [der bewaff­neter Flügel der Hamas] ent­führt, wie wir mit eigenen Augen gesehen haben.“

Es spricht also alles dafür, dass die Jour­na­listen Insi­der­wissen hatten und wussten,was kommt – und dennoch nie­manden warnten. Ob sie von dem Mas­saker wussten? und­warum warnten sie nie­manden? Fotos und Videos dieses grau­en­haften Tages belegen, dass die Jour­na­listen in die Hamas inte­griert waren – und es ihnen nicht einmal der Mühe wert war, als Pres­se­ver­treter erkennbar zu sein, schluss­folgert „Honest Reporting“. Man zeigt sich in bestem Ein­ver­nehmen mit der mili­tanten Hamas.

Hassan Eslaiah ist auf einem Foto zu sehen, auf dem er mit dem Hamas-Führer und „Mas­termind“ des 7. Oktobers, Yahya Sinwar zusammen in die Kamera strahlt – sehr freundschaftlich:

 

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CNN reagierte auf die Ver­öf­fent­li­chung, indem Hassan Eslaiah sus­pen­diert wurde. Es steht zu bezweifeln, dass CNN nicht wusste, wer da diese Bilder gemacht hatte, denn es stand ja unter den Fotos. Die Nach­rich­ten­agentur, die die Fotos eben­falls in Umlauf brachte, äußerte sich bisher nicht zu der Rolle, die ihre freien Foto­jour­na­listen bei den Mas­sakern spielten.

Der Foto­re­porter Yousef Masoud arbeitet für die New York Times. Er berichtete eben­falls live von dem Überfall und den MAs­sakern, Ali Mahmud und Hatem Ali filmten die Gei­selent­füh­rungen isra­li­scher Bürger nach Gaza. Herr Mahmud machte die Bilder von der ent­führten und halb beklei­deten, toten Shani Louk, die um die ganze Welt gingen. Hatem Ali konnte mehrere Fotos von Israelis machen, die in den Gaza­steifen ent­führt wurden. Auf den Videos und Fotos sind die Foto-Jour­na­listen in Zivil und wer nicht weiß, wer sie sind, kommt gar nicht auf die Idee, dass sie allesamt gut bezahlte Mit­ar­beiter der inter­na­tio­nalen Nach­rich­ten­agen­turen sind.

Nun könnte man sagen, räso­niert „Honest Reporting“, dass die Männer nur ihre Arbeit gemacht haben und nicht die Aufgabe hatten, sich in das Geschehen ein­zu­mi­schen. Dass sie einfach nur die Bilder gemacht haben die die Welt sehen muss: „Die Doku­men­tation von Kriegs­ver­brechen kann leider ein Teil davon sein. Aber so einfach ist das nicht“ schreibt die Seite.

Hier wird es ein wenig seltsam. So nach­voll­ziehbar die Empörung ist, so hell­hörig sollten die Autoren der Seite doch werden, wenn sie davon schreiben, dass der Angriff offen­sichtlich lange Zeit geplant war, sogar absolut minutiös geplant war, alles an Material ein­schließlich Gleit­schirme, Bodycams und Kameras bereit­ge­stellt und selt­sa­mer­weise an diesem Tag die Grenz­posten massiv unter­be­setzt waren. Einen Tag lang konnten die Hamas­kämpfer wüten, wie die Ber­serker … und niemand kommt? Die Nach­rich­ten­agen­turen sind wun­der­ba­rer­weise schon vor Ort – nur die israe­lische Regierung hatte keine Ahnung und die besten In-In Aus­lands-Geheim­dienste der Welt, Shin Beth und Mossad, sind eben­falls blind wie die Grottenmolche?

Die Seite „dossier today“ sin­niert in ihrem Beitrag „Jour­na­listen oder Dschi­ha­disten? Ange­stellte von ame­ri­ka­ni­schen Agen­turen waren in Zivil­kleidung ein­ge­bettet bei den Mas­sakern der Hamas vom 7. Oktober“:

„Die AP ihrer­seits unterhält seit langem beun­ru­higend enge Bezie­hungen zur Hamas in Gaza und teilte sich einst ein Büro mit dem Geheim­dienst der Dschi­ha­dis­ten­gruppe. Die israe­li­schen Streit­kräfte rissen das Gebäude 2021 ab, was bei den üblichen Ver­däch­tigen in den Kon­zern­medien Empörung aus­löste. Es ist sicherlich eine Über­legung wert, ob diese Medi­en­un­ter­nehmen in eine Unter­su­chung des Kon­gresses und/oder eine straf­recht­liche Unter­su­chung der Akti­vi­täten ihrer bezahlten Mit­ar­beiter und Auf­trag­nehmer in Gaza ver­wi­ckelt werden könnten.“

Das wird wohl nicht pas­sieren. Denn es gibt mehrere ernst­zu­neh­mende Berichte, dass dieser Hamas-Überfall von Premier Net­anyahu erwartet wurde und dass dies angeblich den Anlass und die Gele­genheit bieten soll, Gaza von der Land­karte zu tilgen und die Paläs­ti­nenser zwangs­weise in die Wüste Sinai umzu­siedeln. Dazu müsste die Szene bereitet werden und es bedarf grau­en­hafter Bilder von Mas­sakern und scheuß­licher Bar­barei, die die Welt empören. Nur dann würde die Welt still­halten, wenn die Paläs­ti­nenser aus Gaza ver­trieben werden und im Sinai ange­siedelt. Zu diesem angeb­lichen Plan der eth­ni­schen Säu­berung des Gaza-Streifens habe ich im letzten Beitrag zu diesem Thema aus­führlich geschrieben.

Außerdem darf man auch nicht ver­gessen, dass ein riesige Erd­gasfeld namens „Levithan“ im Mit­telmeer ca. 30 Kilo­meter vor der Küste des Gaza-Streifens ent­deckt wurde. Diese enormen Gas­vor­kommen gehören daher rechtlich zu Palästina. Die Medien berichten davon aber nur als die „israe­li­schen Gas­vor­kommen“. Es tauchen einige Berichte auf, die ver­muten, dass diese „eth­nische Säu­berung des Gaza-Streifens“ nicht zufällig genau dann in die heiße Phase ein­tritt, wo Europa auf­grund seiner Kli­ma­po­litik in einen Ener­gie­not­stand geraten ist und ins­be­sondere Deutschland Mühe hat, seine Gas­speicher auf­zu­füllen. Was da im Mee­res­boden vor Gaza liegt, ist viele Mil­li­arden Dollar wert. Auch die „British Gas“ hat bereits mit der Regierung in Tel Aviv verhandelt.

Mit der paläs­ti­nen­si­schen Ver­waltung wurde natürlich nicht darüber ver­handelt.

„Jeder, der die Gründung eines paläs­ti­nen­si­schen Staates ver­eiteln will, muss die Stärkung der Hamas und den Geld­transfer an die Hamas unter­stützen (…) Das ist Teil unserer Stra­tegie – die Paläs­ti­nenser in Gaza von den Paläs­ti­nensern im West­jor­danland zu isolieren.“

(Zitat Ben­jamin Net­anyahu, Erklärung bei einem Treffen der Knesset-Mit­glieder seiner Likud-Partei im März 2019, Quelle: Haaretz, 9. Oktober 2023)