Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG) meldet für das letzte Jahr 860.000 wohnungslose Menschen – zweieinhalb Mal so viele wie noch 2014. Mehr als jeder zweite Wohnungslose in Deutschland ist ein Flüchtling.
(Von Emilia David)
In Deutschland waren im letzten Jahr 860.000 Menschen ohne Wohnung, darunter 440.000 wohnungslose Flüchtlinge. Dies teilte die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG) am Dienstag in Berlin mit.
Dies seien zweieinhalbmal so viele wie noch im Jahr 2014, als noch deutlich weniger Flüchtlinge auf Deutschlands Straßen lebten. Bis 2018 erwartet die Wohnungslosenhilfe einen weiteren Anstieg auf 1,2 Millionen wohnungslose Menschen.
Seit 2016 bezieht die BAG in ihre Schätzungen auch anerkannte Flüchtlinge ohne Wohnung mit ein. Zwar würden diese in der Regel weiterhin in den Gemeinschaftsunterkünften geduldet. Doch auch sie seien Nachfragende auf dem Wohnungsmarkt.
Zuwanderung bringt mehr wohnungslose Menschen
„Die Zuwanderung hat die Gesamtsituation dramatisch verschärft“, zitiert der Tagesspiegel den BAG-Geschäftsführer Thomas Specht. Doch die wesentlichen Ursachen für die Wohnungsnot seien eine verfehlte Wohnungspolitik und eine unzureichende Armutsbekämpfung.
Seit 1990 sei der Bestand an Sozialwohnungen um rund 60 Prozent auf 1,2 Millionen im letzten Jahr gesunken. Zudem hätten Kommunen, Bundesländer und Bund Wohnungsbestände verkauft. „Damit haben sie Reserven bezahlbaren Wohnraums aus der Hand gegeben“, so Thomas Specht.
Der Wohnungsmangel bei den Ein- bis Zweizimmerwohnungen vor allem in den Ballungsgebieten habe zu einem extremen Anziehen der Mietpreise geführt. Auf 16,8 Millionen Einpersonenhaushalten kamen 2016 nur 5,2 Millionen Ein- bis Zweizimmerwohnungen.
Von den 420.000 Wohnungslosen, die keine Flüchtlinge sind, lebten im letzten Jahr rund 52.000 auf der Straße. Im Jahr 2014 waren es noch 39.000 Straßenbewohner gewesen. Die BAG schätzt, dass es 32.000 wohnungslose Kinder und minderjährige Jugendliche gibt (ohne Flüchtlinge).
Etwa 50.000 Wohnungslose sind nichtdeutsche EU-Bürger. Viele leben auf der Straße, vor allem in den Metropolen. In Berlin gilt der Tiergarten als eine beliebte Schlafstätte für Wohnungslose, die dort sogar die Schwäne verspeist haben.
Laut dem grünen Bürgermeister von Mitte, Stephan von Dassel, ist der Tiergarten „völlig außer Kontrolle“. Er spricht von aggressiven Osteuropäern, die dort illegal campen, von Drogenmissbrauch und Prostitution. Es brauche harte Maßnahmen.
Emilia David / BerlinJournal.biz