Berlin hat jede Menge Probleme: Die Stadt verwahrlost in immer schnellerem Tempo, die öffentlichen Parks verkommen zu Gefahrenzonen, viele Schultoiletten sind unbenutzbar, es mehren sich die Gebiete, die man abends besser nicht mehr betreten sollte, der Alexanderplatz ist auch tagsüber gefährlich, die Berliner Staatsanwaltschaft nicht mehr handlungsfähig, die Polizei und ihre Akademie teilweise von arabischen Clans unterwandert.
Mehr als genug zu tun für den Senat, sollte man meinen. Statt Ordnung zu schaffen, widmet der sich lieber Problemen, die keine sind. Dazu gehören die öffentlichen Toiletten der Stadt, sofern sie von der Wall AG betrieben werden. Der Unternehmer Hans Wall hatte der Stadt vor Jahren ein Konzept angeboten, das die chronisch klamme Hauptstadt keinen Cent kostete. Er stellte die Bedürfnisanstalten der Kommune gratis zur Verfügung. Im Gegenzug durfte er Werbeflächen vermieten. Berliner Politiker fanden sein Konzept genial. Wall schloss einen ähnlichen Vertrag mit den Berliner Verkehrsbetrieben, denen er Wartehäuschen zur Verfügung stellte.
Daneben engagiert sich Hans Wall vielfältig für die Stadt, u. a. für den Erhalt ihres kulturellen Erbes. Als Vorsitzender des Vereins „Denk mal an Berlin“ setzt er sich u. a. für den Wiederaufbau des Glockenturmes der Berliner Parochialkirche ein. Es heißt, Wall möchte auch den Wiederaufbau der Schinkelakademie finanzieren.
Im Jahr 2000 erhielt er das Bundesverdienstkreuz für sein ehrenamtliches Engagement in Berlin. 2004 ehrte ihn die Jüdische Gemeinde von Berlin für sein Eintreten gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und für Toleranz mit dem Heinrich-Stahl-Preis. Ein Musterunternehmer, über den jede Stadt froh wäre. Nicht aber Berlin. Nächstes Jahr läuft der Vertrag mit Wall aus. Statt ihn zu verlängern, wurde Wall gekündigt. Ob das damit zusammenhängt, dass Hans Wall zeitweilig Mitglied der AfD war? Dabei waren auf seinen Werbeflächen Linke-Politiker wie Gesine Lötzsch und Petra Pau jahrein jahraus präsent.
Nun ist die Linke wieder in der Stadtregierung und ausgerechnet da wird Wall gekündigt. Hinter den Kulissen hört man, der eigentliche Grund sei gewesen, das Wall an der Werbung weit mehr verdient hätte, als der Toilettenbetrieb kostete. Dass Unternehmer Geld verdienen, ist offensichtlich ein Skandalon für die Linken.
Um die wahren Gründe zu vertuschen, wurde verlautbart, Walls Konzept wäre veraltet und müsste einem moderneren weichen. Berlin will den Neuanfang nutzen, um seine öffentlichen Toiletten „umweltfreundlicher“ zu machen.
Der Weg dahin sollen Plumpsklos sein, die in Berlin in Zukunft mehr zum Einsatz kommen werden. Ein Pilotprojekt in Lichtenberg läuft angeblich vielversprechend. Das behauptet zumindest die Senatsverwaltung für Umwelt und Klima in der Antwort auf eine schriftliche Anfrage. Als Vorteile der Trockentoiletten wird angeführt, dass sie Trinkwasser einsparen und sich die darin gesammelten Fäkalien als biologischer Dünger nutzen lassen. Um Gestank zu vermeiden, werden in Trockentoiletten Hilfsstoffe wie Holzspäne zur Kompostierung verwendet.
Dieser frohen Nachricht folgt noch die Ankündigung, dass in den neuen Toiletten WLAN empfangen werden soll. Da ist die Dauerblockade der öffentlichen Aborte vorprogrammiert. Wer dringend mal muss und sich nach einer Ausweichtoilette in der Umgebung umsieht, sollte Schulen auf jeden Fall meiden. Die meisten Berliner Schultoiletten stinken so gen Himmel, dass keine Sägespäne mehr helfen.
Das beunruhigt die Berliner Abort-Koalition aber nicht, obwohl sie sich vom ersten Sitzungstag nach der Wahl an mit keinem Problem so oft befasst hat, wie mit den stillen Örtchen. Und das ist dabei herausgekommen: Das gendergerechte WLAN-Plumpsklo! Halleluja!
Vera Lengsfeld / vera-lengsfeld.de