Quo vadis Europa? Eine Hoch­kultur auf dem Weg in die Verblödung

In welchem geis­tigen Zustand befindet sich Europa? Das hier erläu­terte Exempel könnte dies sym­bo­lisch ver­deut­lichen: geschichts­ver­gessen, kul­tur­ver­gessen, geist­ver­gessen. Auf dem Weg in die völlige Verblödung.

Geschichts­ver­gessen, kul­tur­ver­gessen, geistvergessen

Er war der wich­tigste Denker Europas, ja, der Welt der letzten 2.300 Jahre. In ihm gip­felte die zweite große Auf­klä­rungs­welle der Mensch­heits­ge­schichte nach der ersten in der grie­chi­schen Antike (Sokrates, Platon, Aris­to­teles …), die große Auf­klä­rungs­be­wegung des 18. Jahr­hun­derts. Er ebnete mit seiner Moral- und Staats­phi­lo­sophie dem Men­schen­rechts­denken den Weg. Er war es, der den Begriff und die Idee der Men­schen­würde erstmals fernab von allen meta­phy­si­schen Spe­ku­la­tionen rein ana­ly­tisch her­leitete als innere, all­ge­meine Eigen­schaft des Men­schen, die im Kern unver­än­derlich ist: als Fähigkeit zur Selbst­be­stimmung. Er arbeitete heraus, was (innere) Freiheit wirklich bedeutet.

Er ist der geistige Haupt­vater aller Men­schen­rechts­er­klä­rungen und unseres Grund­ge­setzes. In ihm kul­mi­nierte der Geist der Menschheit und fand seinen zweiten Höhe­punkt nach Platon und Aris­to­teles. Und was wurde aus dem Haus, in welchem er lebte? Zur Ruine ver­kommen. Obdachlose hausten in ihr und schrieben an die Wand: „Kant ist ein Trottel“.

Das zeigt wohl, in welchem geis­tigen Zustand sich Europa befindet: geschichts­ver­gessen, kul­tur­ver­gessen, geist­ver­gessen. Auf dem Weg in die völlige Verblödung. 

Immer mehr zum kon­su­mis­ti­schen Tier dege­ne­rierend, welches sich für seine eigene Kultur und Geschichte, die es längst gar nicht mehr ver­steht, über­haupt nicht mehr inter­es­siert. Sich statt­dessen lieber dem pri­mi­tiven Welt- und Men­schenbild aus dem Nahen Osten andienend. Viel­leicht weil es dieses besser ver­steht, weil es ihm inzwi­schen ähn­licher ist?

Aus­ge­rechnet Putin ließ Kants Haus renovieren

Passt es da nicht gut ins Bild, dass aus­ge­rechnet ein ganz anderer aus seiner Pri­vat­kasse das Haus Kants reno­vieren ließ? Es ist übrigens der Gleiche, der Edward Snowden, einer der letzten großen Helden unserer Zeit und einer der Wenigen, der es wagte, sich mit der Super­macht Nr. 1 anzu­legen, bei sich aufnahm und ihm Unter­schlupf und Sicherheit gewährte. Wie traurig ist es, dass ein rus­si­scher Despot unsere Werte, unsere Kul­tur­ge­schichte, unsere Freiheit ver­tei­digen muss, da wir dazu nicht mehr in der Lage sind?

Das Schlimmste aber dürfte sein: Die meisten werden sich dafür nicht mal schämen, weil die vor allem von den neuen Linken vor­an­ge­triebene Ver­blödung bereits ein Stadium erreicht hat, dass sie selbst dazu nicht mehr imstande sind.

Der bestirnte Himmel über mir und das mora­lische Gesetz in mir

Ein Diktum Kants hat mir immer besonders gefallen und hat mich tief berührt (man muss nicht jeden Satz ver­stehen, manches kann man in seiner Wahrheit und Tiefe auch erspüren):

Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zuneh­mender Bewun­derung und Ehr­furcht, je öfter und anhal­tender sich das Nach­denken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir, und das mora­lische Gesetz in mir. Beide darf ich nicht als in Dun­kel­heiten ver­hüllt, oder im über­schweng­lichen, außer meinem Gesichts­kreise, suchen und bloß ver­muten; ich sehe sie vor mir und ver­knüpfe sie unmit­telbar mit dem Bewußtsein meiner Existenz.

Das erste fängt von dem Platze an, den ich in der äußern Sin­nenwelt ein­nehme, und erweitert die Ver­knüpfung, darin ich stehe, ins Unab­sehlich-Große mit Welten über Welten und Sys­temen von Sys­temen, überdem noch in gren­zenlose Zeiten ihrer peri­odi­schen Bewegung, deren Anfang und Fort­dauer. Das zweite fängt von meinem unsicht­baren Selbst, meiner Per­sön­lichkeit, an, und stellt mich in einer Welt dar, die wahre Unend­lichkeit hat, aber nur dem Ver­stande spürbar ist, und mit welcher … ich mich, nicht wie dort, in bloß zufäl­liger, sondern all­ge­meiner und not­wen­diger Ver­knüpfung erkenne.

Der erstere Anblick einer zahl­losen Wel­ten­menge ver­nichtet gleichsam meine Wich­tigkeit, als eines tie­ri­schen Geschöpfs, das die Materie, daraus es ward, dem Pla­neten (einem bloßen Punkt im Weltall) wieder zurück­geben muß, nachdem es eine kurze Zeit (man weiß nicht wie) mit Lebens­kraft ver­sehen gewesen. Der zweite erhebt dagegen meinen Wert, als einer Intel­ligenz, unendlich, durch meine Per­sön­lichkeit, in welcher das mora­lische Gesetz mir ein von der Tierheit und selbst von der ganzen Sin­nenwelt unab­hän­giges Leben offenbart … (Immanuel Kant: Kritik der prak­ti­schen Ver­nunft – Beschluss)

Höchste Zeit zur Umkehr!

Davon, daran kann es keinen Zweifel geben, ent­wi­ckeln wir uns lange schon wieder weg, ent­wi­ckeln uns geistig rück­wärts. Der Ein oder Andere wird sich dabei viel­leicht an Albert Ein­steins berühmtes Diktum erinnern, womit der Kreis sich schließt:

Zwei Dinge sind unendlich, das Uni­versum und die mensch­liche Dummheit, aber bei dem Uni­versum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“

Es wird Zeit für die Umkehr zur Umkehr. Höchste Zeit!

 

Dieser Artikel erschien zuerst auf juergenfritzphil.wordpress.com