ARD: 9.031 € durch­schnitt­liches Monats­gehalt ist eine Ver­höhnung des Beitragszahlers

Für die ARD wird es eng. Nach mas­siven „Lügen-Vor­würfen“, harten Bei­trags­ver­wei­ge­rungen und ange­kün­digten Par­la­ments­de­batten durch die neue AfD ‑Bun­des­tags­fraktion „wollen“ die Sender ARD/ZDF bis 2028 rund 2 Mrd. € – oder 10% jährlich – sparen. Da ist im Ver­gleich zu den schmerz­lichen Kos­ten­schnitten in der Wirt­schaft ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn bei einem 9.021 € durch­schnitt­lichen Monats­gehalt kann der GEZ-Zahler mehr erwarten. Diese Gehaltszahl kann der Leser in den öffent­lichen KEF-Berichten (Abk. Kom­mission zur Ermittlung des Finanz­be­darfs der Rund­funk­an­stalten) und Jah­res­ab­schlüssen der Anstalten nach­lesen. Er wird nicht schlecht staunen, dass die Fern­seh­leute bei der Gesamt­ver­gütung (Gehälter, Sozi­al­ab­gaben, Alters­ver­sorgung) mehr als Top-Ver­diener, hohe Staats­be­dienstete (Pro­fes­soren, Generäle) oder Fach­kräfte in DAX-Firmen (Volks­wagen, Siemens) monatlich nach Hause bringen. Wie im Schla­raf­fenland! Hat das etwas mit der Regie­rungs­treue („Sys­tem­loya­lität“) zu tun?

Warum vom „ARD-Konzern“ gesprochen werden darf?

Wegen seiner Markt­be­herr­schung (45% Ein­schalt­quoten), Finanz­kraft (2016 über 8,1 Mrd. €) und üppiger Beschäf­tig­tenzahl wird häufig vom „ARD-Konzern“ gesprochen. Inklusive der Toch­ter­ge­sell­schaften und frei­be­ruf­licher Mit­ar­beiter arbeiten bei demm Riesen 42.000, so viel wie in einer mit­tel­großen Kreis­stadt. Allein für die Ein­treibung und die Ver­waltung der Gebühren werden 1.000 Mit­ar­beiter beschäftigt. Der Staat bestimmt direkt über die KEF und die Besetzung der Kon­troll­gremien die Mittel, Ein- und Aus­gaben, was auch den Namen „Staats­fern­sehen“ recht­fertigt. Die ARD ist größer als der Kos­me­tik­her­steller Bei­ersdorf oder die DAX-Zwerge Infineon, Vonovia und Pro­Sieben. Sie muss sich jedoch nicht am Markt „behaupten“, sondern lebt seit Jahr­zehnten zu 96% von den GEZ – Zwangs­ge­bühren, abge­schirmt von wirk­licher öffent­licher Kon­trolle. Wir hören tag­täglich von den VW-San­dalen und was ist mit dem „Konzern“? Herrscht dort heile Welt?

Ein paar Zahlen gibt es schon. Ein­zelne Rechts­sub­jekte des ARD (WDR & Co.) sowie das ZDF, die Deutsche Welle und das Deut­sches Radio sind ver­pflichtet, jähr­liche Geschäfts­be­richte zu ver­öf­fent­lichen, konkret Bilanzen und Gewinn- und Ver­lust­rech­nungen. Zudem publi­zieren sie alle zwei Jahre den „Bericht über die wirt­schaft­liche und finan­zielle Lage der Lan­des­rund­funk­an­stalten“. Die 20. Ausgabe dieses opu­lenten Werkes von 2015 zählt immerhin 376 Seiten, von denen 50 den Per­so­nal­be­reich betreffen. Es lohnt sich dort herein zu schauen.

Der betriebs­wirt­schaftlich inef­fi­ziente Koloss namens ARD würde an der Börse schnell unter­gehen. Der einzige Kon­kurrent und DAX-Titel ProSiebenSat1 beschäftigt 6.000 Mit­ar­beiter bei einem Umsatz von 3,7 Mrd. €, die mit den GEZ-Gebühren ver­gleichbar sind. Während dessen Per­so­nal­kos­ten­quote bei 16% liegt, ver­harrt sie bei der ARD über der Marke von 50%. Bei 42.000 Beschäf­tigten kein Wunder. In Polen kommt ein unab­hän­giger und bör­sen­fi­nan­zierter Fern­seher Repu­blika mit 50 Beschäf­tigten und 2 Mio. € jährlich aus und hat eine Ein­schalt­quote von immerhin über 5%, so wie viel­leicht der SWR oder RBB. Auch wenn in Deutschland alles dreimal teurer wäre, sind das immer noch Peanuts. Fern­sehen machen kann billig sein!

Manager- und Durch­schnitts­ver­gü­tungen des ARD/ZDF kein Geheimnis für Informierte

Über die Gehalts­ge­schenke weiß die breite Öffent­lichkeit so gut wie nichts und stellt nur Ver­mu­tungen an. In der Presse finden wir spo­ra­disch span­nende Über­schriften. („Was ver­dient…?). Eine externe Studie, interne Prä­sen­ta­tionen oder Ver­gü­tungs­be­richt werden sich nicht finden. Hin und wieder lüftet sich auch ohne Günther Wallraff ein kleines Geheimnis über die Pen­sionen. So soll die Chefin des Rund­funks Berlin Bran­denburg, Dagmar Reim, nach eigenen Angaben neben der gesetz­lichen Rente eine betrieb­liche Pen­si­ons­zahlung von rd.12.000 € monatlich erhalten, fast so viel wie einst Ex-Alt­kanzler Helmut Kohl (12.800 €). Werden die Fernseh-Oberen, selten wie selten, auf das heikle Thema ihrer Gehälter ange­sprochen, bekommt der Zuschauer das gleiche Stan­dard­ar­gument zu hören: Diese seien so hoch, weil sonst „gute Leute“ in die Pri­vat­wirt­schaft abwandern. Eine freche Schutz­be­hauptung. Das sagen unisono auch dritt­klassige Wirt­schafts­ma­nager, wenn sie mit dem Weggang in die USA „drohen“. Es gibt aber nach­weislich am deut­schen Medi­en­markt gar nicht so viele Stellen, zu denen die ARD-Top-Leute wechseln können. In die USA kommen auch nur wenige Wirt­schafts­ka­pitäne an.

Die wenigen Ver­mu­tungen beschränken sich letzt­endlich auf die Mana­ger­ge­hälter und helfen bei einem Niveau­ver­gleich nicht weiter, da sie nicht den Durch­schnittwert für die Gesamtheit aller Beschäf­tigten der ARD angeben. Der Durch­schnitt liegt irgendwo in der Mitte zwi­schen dem Gehalt einer ARD-Putzfrau und dem des Inten­danten. In diesem Kontext sind Ein­zel­an­gaben irrelevant, so ob die Star-Frau Marietta Slomka ein „Ver­mögen“ ange­häuft hat, oder die 399.000 € Jah­res­gehalt des WDR-Bosses Tom Burow im Ver­gleich zu den 16 Mio. € des ram­po­nierten VW-Chefs Martin Win­terkorn viel oder zu wenig sind. 

9.021 € monat­liche Durch­schnitts­ver­gütung bun­des­deut­scher Spitzenwert?

Dieses monat­liche Durch­schnitts­gehalt kann der Leser ermitteln, wenn er weiß wo die Zahlen zu finden sind.

2016 erzielte ein ARD-Ange­stellter nach dem KEF-Bericht im Durch­schnitt eine Gesamt­ver­gütung von 108.252 € jährlich oder 9.021 € monatlich (Tabelle). Dieser Betrag setzte sich aus 7.238 € Gehalt und 1.783 € Zuführung zu den Pen­si­ons­rück­stel­lungen, aus denen seine zukünftige Betriebs­rente gespeist wird. 

Eine solche Traum­ver­gütung lag deutlich über der Marke vieler Vergleichsgruppen:

  1. Sie ist doppelt so hoch wie das durch­schnitt­liche Brut­to­ar­beits­entgelt eines Ver­si­cherten in der Gesetz­lichen Ren­ten­ver­si­cherung, die 2016 bei 36.267 € lag. Wird zwecks Ver­ein­heit­li­chung der Rech­nungs­basis eine monat­liche Neben­kos­ten­pau­schale von 35% unter­stellt, kommen wir im Bun­des­durch­schnitt auf 48.960 € jährlich oder 4.080 € monatlich. Ob der ARD-Wert bei diesem Ver­gleich noch ange­messen erscheint, wird nicht einfach zu beant­worten sein. 

  2. Schneller wird sich der Bürger eine Vor­stellung über die Ange­mes­senheit machen, wenn er die nied­ri­geren Ver­gü­tungen einiger Spit­zen­be­amten wie z.B. eines Hoch­schul­lehrers oder eines frisch nomi­nierten Bun­des­wehr­ge­nerals her­an­zieht. Er muss wissen, dass im „Staats­fern­sehen“ nicht nach dem Bun­des­an­ge­stell­ten­tarif (BAT), sondern nach einem eigenen Tarif ent­lohnt wird.

  3. Wie fällt der Ver­gleich mit der freien Wirt­schaft aus? Gehalts­re­ports von Per­so­nal­be­ra­tungen belegen, dass Fach- und Füh­rungs­kräfte eben­falls weniger als bei der ARD ver­dienen. Stepstone nennt hier für 2016 eine Gehaltszahl von 5.750 € monatlich, die bei einer groß­zü­gigen Neben­kos­ten­pau­schale von 40% eine Gesamt­ver­gütung von 8.050 € monatlich ergibt. Von den ana­ly­sierten Berufen könnten nur die Medi­ziner und die Zahn­me­di­ziner (9.279 €) mit­halten, die Mit­ar­beiter der füh­renden Branche Chemie und Erd­öl­ver­ar­bei­tenden Industrie, mit 7.958 €, aber nicht mehr.

  4. Der Ver­gleich mit den Ver­gü­tungen in den DAX-Firmen ergibt eine weitere Fehl­an­zeige. In unsere Auswahl kommen die Bayer (hoher Aka­de­mi­ker­anteil), Volks­wagen (Sieger beim letzten Gehalts­zu­frie­den­heits-Index der FAZ) und die Luft­hansa (Tra­di­ti­ons­konzern in dem bekanntlich schlecht bezahlt wird). Die Zahlen für die Mut­ter­ge­sell­schaften – Kon­zern­zahlen würden wegen der vielen Toch­ter­ge­sell­schaften in Nied­rig­lohn­ländern das Bild ver­zerren – ergeben, dass auch die Bayer mit 8.216 €, die VW mit 7.336 € (trotz 2016er Bonus) und die Luft­hansa mit mageren 4.940 € vom ARD über­troffen werden. 

Weitere Bonbons für die braven „Demo­kra­tie­ver­tei­diger“ – exzel­lente Arbeits­platz­si­cherheit und gesi­cherte Pensionen 

Bei der Bewertung der Arbeits­platz­qua­lität geht es nicht allein um das Geld. Die genau so wichtige Arbeits­platz­si­cherheit kann mit der Fluk­tua­ti­ons­quote oder dem Anteil der Zeit­ver­träge an der Zahl der Gesamt­be­schäf­tigten ermittelt werden. Diese Angaben sind bei der ARD jedoch nicht in Erfahrung zu bringen. Per­so­nal­frei­set­zungen, wie in der Wirt­schaft, kommen im Staats­fern­sehen wohl nicht (selten?) vor. Bevor diese Bedrohung real wird, dürfte der Medi­en­riese zuerst auf die „Reser­ve­armee“ von den über 11.000 freien Mit­ar­beitern und Mit­ar­beitern mit Arbeit­neh­mer­über­lassung zurück­greifen. Diese Gruppe weist trotz gerin­gerer Alters­vor­sor­ge­zu­sagen fast die gleiche Ver­gütung wie die Fest­an­ge­stellten aus (Tab. 67 KEF-Bericht). Sind hier die intrans­pa­renten Top-Gagen für die Mehmet Scholl & Co. ent­halten?

Die Pen­si­ons­rück­stel­lungen der ARD-Beschäf­tigten sind durch Wert­pa­piere gesi­chert. Die Betriebs­renten sind daher sicherer als beim nor­malen Staats­be­diens­teten, da sie nicht auf puren Erfül­lungs­ver­sprechen basieren. Auf­grund geän­derten Bilan­zierung wurde zuletzt bei der ARD eine Deckungs­lücke von 2,2 Mrd. € attes­tiert. So ein Unglück auch! Die Lücken sollen durch die jetzt dis­ku­tierten Spar­maß­nahmen und Bei­trags­er­hö­hungen geschlossen werden. Fragen, wie hoch die Pen­sionen (Betriebs­renten) selber sind und welche Ein­schnitte die „anste­hende“ Reform bringen wird, stehen gerade auf der Agenda. Aus dem WDR-Geschäfts­be­richt von 2015 erfährt der Bilanz­leser (S. 143), dass die Pen­sionen im Durch­schnitt bei 1.839 € monatlich lag. Hinzu kommt noch – wie vor­er­wähnt – die gesetz­liche Rente. Mit über 3.000 € im Monat kann auch für einen Pförtner kom­for­tabel leben. 

„Reformchen“ bald in Sicht, die richtige Wende bringt erst ein unab­hän­giges Bürgerfernsehen 

Die Gehalts­pri­vi­legien und die Mei­nungs­hoheit des „Staats­fer­ne­sehens“ kommen höchst­wahr­scheinlich nach den letzten Bun­des­tags­wahlen auf den Prüf­stand. Das hohe Erken­nungs­de­fizit wird zwar suk­zessive abgebaut, dürfte wohl aber in ein Hand­lungs­de­fizit münden. Denn frei­willig wird die Regierung das Feld nicht räumen. Kleine Sys­tem­kor­rek­turen werden hier und dort zuge­lassen, das Status Quo aber so lange ver­teidigt wie es nur geht. Denkbar wäre, dass der GEZ-Zwang abge­schafft wird, der ARD-Konzern aber weiter aus dem Haushalt finan­ziert wird. Wem nützt dann solcher Pyrrhus – Sieg?

Daher ist die Zeit reif für einen alter­na­tiven bör­sen­fi­nan­zierten Bür­ger­sender. Mehr darüber erfährt der Leser auf dem Portal deutscherarbeitgeberverband.de