Butter: Macht, dass die Wurst nicht so leicht vom Brot fällt.

Der stei­gende But­ter­preis — Vom “Wahnsinn”, dem Kli­ma­wandel und der ver­fluchten Marktwirtschaft

Der But­ter­preis steigt und das ist ein Thema, das viele Men­schen direkt betrifft. Und weil es so viele betrifft, ver­suchen sich die Medien einen Reim drauf zu machen. Immerhin steht Weih­nachten vor der Tür und bereits vor dem Ersten Advent wird tra­di­tionell gebacken, was das Zeug hält. Jetzt, an der 2‑EUR-Schall­mauer für das halbe Pfund Butter, hagelt es daher Erklär­stücke zu den „astro­no­mi­schen Butterpreisen“.

Das Spektrum mög­licher Ursachen scheint weit gefä­chert. Einen der eher spa­ßi­geren Erklä­rungs­ver­suche lie­ferte die Münchner tz, die das Phä­nomen global betrachtete und es sogar schaffte, das all­seits beliebte Stichwort „Kli­ma­wandel“ unter­zu­bringen. „Starke Hit­ze­pe­rioden z.B. in Aus­tralien führten dazu, dass die Kühe dort weniger Milch pro­du­zierten.“ … und deshalb die But­ter­preise in Europa explo­dierten?! Klar, dass da den But­ter­lieb­habern nicht nur global erwärmte, sondern „heiße Tränen in die Augen“ steigen. Laut „Stern“ sei die Butter auf­grund der Preis­explosion gar zum „gelben Gold“ geworden. Solche Sprach­bilder mögen bei Rohöl („schwarzes Gold“) oder Por­zellan („weißes Gold“) noch leidlich funk­tio­nieren, aber das echte Gold – also jenes, das nicht aufs Brot geschmiert wird – ist ja bereits gelb. Da wiehert der weiße Schimmel. Nur wer so tapfer für seine Leser kämpft wie BILD, belässt es nicht bei heißen Tränen oder wind­schiefen Bildern. Dort ruft man nach dem starken Mann: „Wer stoppt den But­ter­preis-Wahnsinn?“ Es steht zu befürchten, dass sich in jenen Par­teien, die sich uner­bitt­licher Gerech­tigkeit ver­schrieben haben, nicht nur Hin­ter­bänkler finden werden, die diese Frage mit einem deut­lichen „Ich!“ beant­worten. Eine „But­ter­preis­bremse“ wird von der nicht-veganen Wäh­ler­schaft sicherlich hono­riert – vor­aus­ge­setzt diese besteht aus öko­no­mi­schen Laien.

Denn das, was bei BILD „Wahnsinn“ heißt, nannte man früher einmal Markt­wirt­schaft und diese galt in den dunklen Zeiten Ludwig Erhards durchaus als Erfolgs­modell. Irgendwann danach muss ein äußerlich kaum wahr­nehm­barer Quan­ten­sprung in der Intel­ligenz poli­tisch Han­delnder statt­ge­funden haben. Denn inzwi­schen weiß dort fast jeder wo der richtige und vor allem wo der „gerechte“ Preis zu liegen hat – bald auch bei der Butter.

Aldi Süd zeigte sich dagegen weiter altem Denken ver­haftet: Die Ein­kaufs­preise folgen dort noch immer “grund­sätzlich dem markt­wirt­schaft­lichen Prinzip von Angebot und Nach­frage”. Kein Wort über die him­mel­schreiende Unge­rech­tigkeit anzie­hender Preise oder die ele­men­taren Bedürf­nisse der Ver­braucher. Auch viele der ein­gangs erwähnten Erklär­stücke lassen dieses markt­wirt­schaft­liche Prinzip noch anklingen. Einige erwähnen gar den Schwei­ne­zyklus. Nicht weil die Milch von Schweinen käme, sondern weil es die „Schweine-„ – Pardon – „-pro­duktion“ war, für die die aus­ge­prägten zykli­schen Preis­muster einst aus­führlich beschrieben wurden. Diese ent­stehen nämlich vor­zugs­weise dort, wo das Angebot pro­duk­ti­ons­be­dingt nur mit Ver­zö­gerung auf Preis­im­pulse reagieren kann. Und wer diese markt­wirt­schaft­lichen Prin­zipien einmal ver­standen hat, der kann sich leicht selbst aus­malen, welche Wir­kungen eine Miet­preis­bremse, ein Min­destlohn oder ein Nullzins-Diktat auf die jewei­ligen Anbieter und Nach­frager ent­falten wird.

Löcher in der Matrix / smartinvestor.de