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Heul­susen-Alarm: Wenn Staats­funker um ihre Deu­tungs­hoheit fürchten

Für die Jour­na­listen des öffentlich-recht­lichen Rund­funks wird es zunehmend unge­mütlich. Immer mehr gerät das zwangs­fi­nan­zierte Staats­fern­sehen unter Recht­fer­ti­gungs­druck. Ohnehin von vielen Bürgern für ihre Pro­pa­ganda ver­achtet, bläst den Staats­funkern der eisige Wind nun aller­dings aus einer eher unver­mu­teten Richtung ins Gesicht. Die Kol­legen der Zei­tungs­re­dak­tionen hatten es tat­sächlich gewagt, dem öffentlich-recht­lichen Apparat eine zu geringe Staats­ferne zu attes­tieren. Ange­führt von der FAZ und dem Springer-Konzern, hatte die schrei­bende Zunft sich über die Aus­dehnung der GEZ-Medien in das Online-Zei­tungs­an­gebot mokiert. Aus Sicht der privat finan­zierten Zei­tungs­verlage ein durchaus ver­ständ­licher Vorstoß, können sie der mit Zwangs­ge­bühren gemäs­teten Kon­kurrenz doch kaum etwas ent­ge­gen­setzen. Zwar zeigen die Flagg­schiffe der pri­vaten TV-Sender, dass man sehr wohl auch ohne staat­liche Wege­la­gerei erfolg­reich sein kann, doch sind die Vor­aus­set­zungen im Online-Wer­be­markt ungleich schlechter. Nun ist der Kon­flikt eska­liert. Und so sehr er sich auch an Wirt­schafts­in­ter­essen ent­zündet, taugt er doch für eine grund­sätz­liche Betrachtung. Denn natürlich bilden ARD, ZDF und deren unzählige Ableger zusammen den Staatsfunk. Der speist sich nicht nur aus den mit uner­bitt­licher Härte bei­getrie­benen Zwangs­ab­gaben, denen dank einer frag­wür­digen Aus­höhlung des Daten­schutzes kein Bürger mehr ent­kommen kann, sondern wird auch von Rundfunk- und Fern­sehräten geführt, die mehr­heitlich par­tei­po­li­tisch besetzt sind.

Der Fern­seh­zu­schauer hat die Nase voll von Tele­promp­terab­lesern und Mode­ra­ti­ons­kärt­chen­haltern, die ihm ihre Ideo­logie aufzwingen

Sämt­liche inhalt­lichen und struk­tu­rellen Ent­schei­dungen trifft auf diese Weise der Par­tei­en­staat durch die von ihm ent­sandten Ver­treter. In ihrem Jam­mer­brief beklagen die öffentlich-recht­lichen Heul­susen dennoch, dass sie sich dis­kre­di­tiert fühlten, wenn die Presse sie als Staatsfunk bezeichne und damit unter­stelle, sie ließen sich poli­tisch steuern. Dabei ist es letztlich egal, ob die unver­hohlene Pro­pa­ganda nun Folge einer poli­ti­schen Steuerung oder eines außer Kon­trolle gera­tenen Sen­dungs­be­wusst­seins ist. Der Fern­seh­zu­schauer hat die Nase voll von Tele­promp­terab­lesern und Mode­ra­ti­ons­kärt­chen­haltern, die ihm ihre Ideo­logie auf­zwingen und ihm die Fähigkeit zum eigen­stän­digen Denken absprechen. Statt als Bericht­erstatter, denen sich im Zuge der Nach­rich­ten­über­mittlung jede per­sön­liche Kom­men­tierung ver­bietet, gebärden sich Deutsch­lands Staats­funker fast durchweg als Bes­ser­wisser und Volks­er­zieher. Um aber keine Miss­ver­ständ­nisse auf­kommen zu lassen: Die Schreib­tisch­täter der Zei­tungs­re­dak­tionen stehen ihren Kol­legen von der Matt­scheibe in nichts nach. Umso haar­sträu­bender ist der Versuch der öffentlich-recht­lichen Jour­na­listen, ihre Zei­tungs­kol­legen in die Nähe von Rechts­po­pu­listen zu rücken. Das ein­geübte Ritual offenbart hier seine ganze Absur­dität. Vor allem aber offenbart die Staats­jour­naille eine völlige Fehl­ein­schätzung der eigenen Rolle, wenn sie fragt: „Wer soll denn die Brücken bauen, zwi­schen aus­ein­an­der­fal­lenden Teilen der Gesell­schaft, wenn nicht wir JournalistInnen?“

Die unge­duldige Vor­freude weicht zunehmend bit­terer Ent­täu­schung, weil klar wird, dass sich CSU und FDP den grünen Dogmen nicht fügen wollen

Es ist eben gerade nicht Aufgabe des Nach­rich­ten­jour­na­lismus, gesell­schaftlich zu wirken. Weder darf er Gräben auf­reißen, noch muss er Brücken bauen. Er soll einfach nur berichten, was ist. Dass er dazu nicht bereit ist, haben die ver­gan­genen Jahre gezeigt – von der inzwi­schen legen­dären „Hurra-Schlacht“ rund um die Ted­dy­bären-Werfer über die gemein­schaft­liche Bemän­telung der offen­kun­digen Muster all­täg­licher Zuwan­de­rungs­kri­mi­na­lität bis hin zur besin­nungs­losen Islam-Besof­fenheit. Und nun also das große Thema „Jamaika“, das Lieb­lings­projekt der alternden 68er. Überall geht es nur darum, wann der Koali­ti­ons­vertrag besiegelt wird. Kaum jemand fragt, ob das alles denn über­haupt zusam­men­passt. Die Jour­na­listen, allen voran die öffentlich-recht­lichen mit der Hoheit über die Bilder, wollen endlich wieder „ihre“ Grünen an der Macht sehen. Doch die unge­duldige Vor­freude weicht zunehmend bit­terer Ent­täu­schung, je mehr klar wird, dass sich weder CSU, noch FDP den grünen Dogmen fügen wollen. Am Sonn­tag­abend bliesen die öffentlich-recht­lichen Sender daher zur Gene­ral­mo­bil­ma­chung: Während in der ARD eine freudig erregte Jour­na­listin als Stich­wort­ge­berin für ein Jamaika-Tes­ti­monial vor einem über­großen grünen Par­tei­banner auftrat, überzog im ZDF die Mode­ra­torin den FDP-Chef mit Vor­würfen und Unter­stel­lungen ob der sich ver­schlech­ternden Chancen einer grün-geführten Bun­des­re­gierung. Einen Gefallen tun sich die Staats­funker damit nicht. Weder Bürger‑, noch Kol­le­gen­schelte wird ihnen dabei helfen, ihre Deu­tungs­hoheit zu ver­tei­digen. Und Heul­susen mag sowieso keiner.

Ramin Peymani / peymani.de

 

 

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