Jamaika ist tot! Auf nach Kenia! — Die Gaga-GroKo!

Die Groko ist tot, es lebe die Gaga-Groko, die ganz ganz große Koalition. 40 Prozent der Wäh­ler­schaft haben bei der Bun­des­tagswahl linke Par­teien gewählt, 57 Prozent hin­gegen liberal-kon­ser­vativ. Punkt.

(Von Hans-Martin Esser)

It takes two to tango

Was ist also der Wäh­ler­wille? In jedem System, das nicht auf Mehr­heiten pfeift, wäre die logische Folge, dass es eine liberal-kon­ser­vative Regierung gibt, nicht so in Deutschland. Gegen grüne Bei­lagen auf dem Teller habe ich nichts ein­zu­wenden, aller­dings dagegen, wenn das Blatt mit dem Teller wedelt – oder so ähnlich. Man braucht zwei Koali­ti­ons­partner, die soge­nannte große Koalition bildet mehr als 50% des Wäh­ler­willens ab, da kann sich ein Martin Schulz mit freund­licher Unter­stützung der Kanz­lerin auch noch so viel Mühe geben. Von 66% auf 52, das ist schon eine Leistung. Dennoch reicht es immer noch, ohne die Salatbeilage.

Warum Kenia?

Benötigt man etwa einen Ersatz­reifen? Ist die grüne Salat­beilage Gar­nitur? Nein, es geht darum, Söders CSU elegant zu ent­machten. Der alte Stö­ren­fried des 57 Prozent umfas­senden bür­ger­lichen Lagers, das nicht an einer beliebig großen Aus­weitung der Staats­quote inter­es­siert ist, wie die Mino­rität der neun Prozent grünen Wähler, kann mit Kenia abser­viert werden.

Söder lässt sich auf­grund seiner Physis leicht zum Gewalt­men­schen sti­li­sieren. Und Gewalt ist ja bekanntlich keine Lösung. Die Kanz­lerin ist über den Umweg der Wen­de­partei Demo­kra­ti­scher Auf­bruch 1990 zur CDU gekommen, wie die Jungfrau zum Kind oder wie John Hurt in Alien zum gleich­na­migen Monster, das ihn effektreif von innen zer­frisst. Der Demo­kra­tische Auf­bruch, die Partei, die Merkels erste Wahl war, beti­telte sich als öko­lo­gisch und sozial, war eine linke Bewegung. Ein Run­dungs­fehler des Bun­des­kanzlers Kohl, wenn man es so aus­drücken will, brachte den Demo­kra­ti­schen Auf­bruch in die CDU – eben wie das Alien auf einmal in John Hurt wuchs.

Kenia ist somit die Rückkehr zur poli­ti­schen Heimat der Kanz­lerin. Da viele Uni­ons­wähler grund­sätzlich gern denken und tun, was man ihnen vorlegt, gibt es kaum Protest aus diesen Reihen.

Futur 2

Claus Leg­gewie, Harald Welzer und Gesine Schwan sind heut­zutage sehr ein­fluss­reiche Denker der poli­ti­schen Linken. Der Begriff Futur 2 stammt von Welzer. Man solle sich die Kon­se­quenzen seines Tuns vor­stellen und somit die Position seiner Kinder, die viele gar nicht mehr haben, ein­nehmen, um Politik zu bewerten. Ein sinn­voller Ansatz – im Prinzip – und wun­derbar kom­pa­tibel mit der kon­ser­vativ-christ­lichen Nar­ration von der Bewahrung der Schöpfung.

Kenia soll also, wie Schwan im Anschluss an einen Vortrag am Kul­tur­wis­sen­schaft­lichen Institut Essen im WDR refe­rieren durfte, dafür sorgen, dass man Europa vor­an­bringe und Prä­sident Macron nicht stehen lasse. Warum nur? Macrons Wahl­ver­sprechen waren zwei: erstens Reformen in Frank­reich und zweitens dann der Wunsch, ein Budget für neue Gemein­schafts­schulden zu haben. Deutschland hat zwi­schen 2003 und 2005 genau die Reformen erwirkt, die unser Land zum großen reichen Onkel in Europa werden ließen. Mit Schritt eins ist man Frank­reich um viele Jahre voraus, Macron stockt bei seinen Reformen hin­gegen schon im Ansatz.

Ein Wunsch Macrons an Merkel war jedoch, die FDP als Koali­ti­ons­partner und Lindner als Finanz­mi­nister zu ver­hindern. Der Wunsch nach dem Geld fremder Leute ließ sich mit ihm schwerlich durch­setzen. Mit Kenia hin­gegen, so Schwan, könne man dies prima bewerk­stel­ligen, Frank­reich also Reformen ersparen und einer Funk­ti­ons­elite von Büro­kraten unwie­der­bringlich Budgets und Posi­tionen zuzuschustern.

Büro­kra­tische Elite

Wenn man Gesine Schwan klas­si­fi­zieren könnte, dann als büro­kra­tische Elite: kein Tag im Leben am freien und zugigen Markt. Die Grünen würden einer poli­to­lo­gi­schen Klas­si­fi­kation einer büro­kra­ti­schen Eli­ten­partei ebenso ent­sprechen. Lindner, Söder und 57 Prozent der Wähler stören dabei. Fakten schaffen, die nicht rück­gängig gemacht werden können, mit fremder Men­schen Geld, um den Wählern der neun Prozent Partei Gehalts­wünsche zu erfüllen – darum geht es.

Schwan ver­plap­perte sich unge­wollt im WDR. Sie erwähnte, die Kom­mu­nal­po­litik müsste über euro­päische Fonds ani­miert werden, mehr Flücht­linge von sich aus zu nehmen. Es war ein bisschen so eine Mechanik ange­dacht, wie man mit Eseln ver­fährt: mit Futter bestechen und nicht dauernd prügeln. Nur zahlt in diesem Wort­spiel der Esel die För­der­töpfe, aus denen er sich bedient. Die Tendenz war klar: mehr Büro­kratie, durch­ge­setzt über mehr För­der­töpfe, die ihr Geld scheinbar wie Stern­taler vom Himmel erhalten.

Keine Fragen mehr…

 

Hans-Martin Esser / TheEuropean.de