Von Christian Wolf, www.c-w-design.de, CC BY-SA 3.0 de, Link

Regie­rungs­krise: Warum hat sich die Wirt­schaft bislang nicht eingemischt?

In der Asyl­krise hat der Staat die Auf­gaben hoheitlich dik­tiert, die brave Bevöl­kerung die Zeche gezahlt und die Wirt­schaft darf außen vor bleiben – so lässt sich die Lage mit einem Satz beschreiben. Dabei besaß nur sie allein die Mög­lichkeit – even­tuell mit Unter­stützung der Bevöl­kerung – das teure und gefähr­liche Asyl­diktat zu stoppen. Wes­wegen haben die Wirt­schafts­ka­pitäne das unter­lassen? Sind ihre „Druck­mittel“ viel­leicht doch zu schwach? Oder nützt die Migration tat­sächlich der Wirt­schaft? Warum soll umge­kehrt das Scheitern von Jamaika, der Wirt­schaft schaden? 

Die Wirt­schaft und das Kapital haben schon oft die Politik beeinflusst

In der Ver­gan­genheit wurden durch die Hilfe der Wirt­schaft und der Finan­ziere so manche Par­teien groß gemacht und viele Wahlen gewonnen. Jüngst standen offen­sichtlich potente Wirt­schafts­in­ter­essen hinter den poli­ti­schen Ent­schei­dungen, wie der Grie­chenland- und Euro­rettung, die eigentlich eine Banken-Rettung war. Das offi­zielle Primat der Politik gilt in den schwachen EU-Ländern, so in Deutschland, nur dann, wenn es um kleine Firmen geht, wie die Aus­nahmen für die DAX-Riesen bei den Russland – Sank­tionen zeigen. Die hiesige Wirt­schaft wäre sehr wohl imstande, so viel Druck auf Berlin aus­zuüben (siehe unten), dass diese das Migra­ti­ons­expe­riment früh abge­brochen hätte. Diese Meinung teilen viele.

Warum wurde die Wirt­schaft von den Migra­ti­ons­auf­gaben freigestellt?

Warum haben unsere Wirt­schafts­bosse das nicht getan, als die Gefahr die Belas­tungen der chao­ti­schen Migration für das Land und die öffent­lichen Finanzen – ganz zu schweigen für die innere Sicherheit – offen­sichtlich wurden? Fol­gende Erklä­rungs­ver­suche kommen in Frage: Als fest stand, dass ihre Kon­zerne nicht zur Finan­zierung des 30 Mrd. € im Jahr teuren Aben­teuers her­an­ge­zogen werden – von Flücht­lings­steuern oder Solis war niemals die Rede, über die 6 Mrd. € „teure“ Mut­ter­rente wurde dagegen Monate lang gestritten – hielten sie still. Wohl auch des­wegen, weil es keinen öffent­lichen Druck gab, Flücht­linge im großen Stil ein­zu­stellen. Ande­rer­seits haben sich DAX-Chefs nicht explizit für die Mas­sen­ein­wan­derung aus­ge­sprochen. Lasst ihr uns in Ruhe, dann lassen wir euch in Ruhe! – wird das Motto in den Chef­etagen gelautet haben. Was da unten pas­siert, geht uns nichts an, auch wenn der Bürger unter den Lasten jauchzt! Die kleinen Good­will­gesten an Berlins Adresse (Prak­ti­kanten, Sprach­kurs­fi­nan­zie­rungen, Gefäl­lig­keits­ana­lysen über Migra­ti­ons­vor­teile, State­ments von Ex-Poli­tikern und heute Ver­bands­funk­tio­nären, Pro­pa­ganda-Homepage wie die http://wir-zusammen.de/home, wurden in dem lauten Inte­gra­ti­ons­jubel kaum bemerkt. So beschwerte sich kaum jemand, dass das zu wenig ist. 

Die Wirt­schaft aber kein Nutz­nießer des Asylspektakels? 

Wer nicht behelligt wird, wird auch nicht gegen die Regierung und das System (Medien, Kirchen, Akti­visten, Schulen, Ver­bände usw.) oppo­nieren. Echte Vor­teile gab es dagegen wenig. Kon­junk­turell springt zwar bei einem Zusatz­wachstum von viel­leicht 1% jährlich – Asyl­be­werber sind auch Kon­su­menten! – für das Gewerbe etwas heraus. Ande­rer­seits hat die Wirt­schaft wegen der zunehmend maroden Infra­struktur mehr Kosten, weil die Kom­munen, unter den flücht­lings­be­dingten Belas­tungen leidend, diese immer mehr ver­nach­läs­sigen. An die Märchen von den zukünf­tigen Fach­ar­beitern und der Reser­ve­armee bil­liger und wil­liger, wenn­gleich leider unqua­li­fi­zierter, Fach­kräfte glaubte ohnehin niemand. Zum einen werden in der Digi­ta­li­sie­rungsära (Industrie 4.0) kaum Unqua­li­fi­zierte gebraucht. Zum anderen, zeigt ein kurzer Blick in die Geschäfts­be­richte (Graphik oben für Siemens) der Groß­kon­zerne, dass diese kaum in den Her­kunfts­ländern „unserer neuen Mit­bürger“ inves­tierten. Dort war weder fach­liche Qua­lität noch ent­spre­chende Arbeits­moral zu finden – das darf heute offen niemand aus­sprechen. Beides gibt es in Hülle und Fülle in Ost­europa, so besonders in der Ukraine. Fazit: Die breite Wirt­schaft ist also – im Unter­schied zu der gie­rigen Asyl­in­dustrie (Woh­nungs­ver­mieter, Schar von Flücht­lings­be­treu­ungs­diensten) – kein Nutz­nießer der Massenzuwanderung! 

Ruhe vor dem Sturm? Igno­riert die Wirt­schaft die lang­fris­tigen Gefahren?

Auch wenn die Wirt­schaft bei den Migra­ti­ons­kosten in Ruhe gelassen wird und die Börse neue Rekorde erklimmt (DAX über 13.000 Punkte), ist das noch nicht das Ende der Geschichte. Den Bossen wird der zuneh­mende und gesell­schaftlich schäd­liche Nie­dergang des Leis­tungs­prinzips nicht ent­gangen sein. Je mehr Trans­fer­emp­fänger aus der Dritten Welt ein­wandern, desto weniger werden Ein­hei­mische noch Lust ver­spüren, ordent­liche Arbeits­ver­hält­nisse ein­zu­gehen und schaffen wollen. Leis­tungs­ferne Mas­sen­emi­gration demo­ra­li­siert. Genauso demo­ra­li­siert der per­ma­nente Anstieg der Neu­ver­schuldung, mit denen die Flücht­lings­kosten finan­ziert werden. Den finan­ziell blu­tenden Kom­munen kann nicht alles zuge­mutet werden, auch wenn durch kleine kos­me­tische Kor­rek­turen – in diesem Jahr lautlos ver­ab­schiedet – eine „Reform“ vor­ge­täuscht wird. Im End­effekt könnten der hier­zu­lande viel gelobte soziale Frieden und die poli­tische Sta­bi­lität massiv gestört werden. Euro­päern und Deut­schen sind tiefe soziale Klüften, also Ver­hält­nisse, wie sie in den USA, fremd. Keiner kann garan­tieren, dass bei einer Fort­setzung der nega­tiven Ent­wicklung nicht auch der brave Michel auf der Strasse rebel­lieren wird, wie zuletzt 1989 im Osten. Das wären echte Belas­tungen für die Wirt­schaft. Somit stellt sich die Frage warum diese den, für sie nach­tei­ligen län­ger­fris­tigen Ent­wick­lungen, nicht vor­beugte? Die Zukunft ist ungewiss und fern, Berlin aber nah und spürbar, da halte ich mich besser heraus! – wird viel­leicht so mancher Manager gedacht haben.

Wie könnte die Wirt­schaft wirksam gegen das Ber­liner Asyl­kos­ten­diktat opponieren?

Ande­rer­seits verfügt die deutsche Wirt­schaft – beginnend mit den Kulissen-Gesprächen im Kanz­leramt und endend mit teuren Medi­en­kam­pagnen und anderen Akti­vi­täten (Initi­ierung von Wider­stands­in­itia­tiven in den Regie­rungs- und Oppo­si­ti­ons­par­teien, Gründung von Kri­sen­stäben, Finan­zierung von unab­hän­gigen Kos­ten­ana­lysen zur Migration) – über ein breites Spektrum wirk­samer „Inter­ven­ti­ons­in­stru­mente“ mit denen sie Berlin unter Dau­er­druck setzen könnte. Auch die regie­rungs­hö­rigen Medien würden nolens volens diese uner­freu­lichen Tat­sachen nicht igno­rieren. Man denke in diesem Kontext an den Sieg der Ener­gie­riesen, die im Streit um die Kosten des Atom­aus­stiegs vor dem Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt von Berlin hor­rende Ent­schä­di­gungs­summen erstritten. Die Kom­munen bekommen dem­ge­genüber gerade die Hälfte ihrer Asyl­kosten erstattet. Es hat auch noch keine geklagt.

„Weiter so“ oder kommt da endlich etwas Substanzielles?

Jetzt steckt Deutschland in der Regie­rungs­krise. Selbst wenn es mehrere Streit­punkte, wie die Kli­ma­ziele und den Soli geben soll, geht es wohl vor­rangig um das Asyl­de­saster. Meldet sich nun die Wirt­schaft endlich zu Wort und fordert einen echten Kurs­wechsel ohne Merkel? Der auf­merksame Beob­achter wird das verneinen. 

Denn dafür könnte es zu spät sein, weil das Land in der Falle sitzt. Es sieht daher eher nach abge­schwächtem „Weiter so!“ aus. Das heißt im Klartext: Die Wirt­schaft wird wohl weiter keine Asyl­kos­ten­rechnung zahlen, weil das niemand von ihr fordern wird. Auch von den Aktio­nären wird niemand Soli­da­rität ver­langen. (Dabei würde allein schon die Hal­bierung der 2016er Divi­den­den­summe aller bör­sen­no­tierten Unter­nehmen 50% bis 60% der Asyl­kosten tragen.). Die jungen Bosse werden hoffen, dass alles nicht so schlimm wird, die alten gehen ohnehin bald in Pension. Keiner von ihnen wird wohl Migranten ein­stellen – viel­leicht wagt jemand sogar aus­zu­sprechen, dass das aus Sicher­heits­be­denken geschieht. Die Betriebe sind noch die letzte Bastion, wo keine Anschläge zu befürchten sind. Der dumme Michel wird zahlen, die neue Regierung Bes­se­rungen geloben und dabei auf einen langen Zeit­ho­rizont hinweisen.