Terror-Flüchtling wurde per Fra­ge­bogen aner­kannt — Befragung beim BAMF fand nie statt!

Der in Schwerin fest­ge­nommene Ter­ror­ver­dächtige Yamen A. wurde im April 2016 als Flüchtling aner­kannt. Dazu hatte er lediglich einen Fra­ge­bogen aus­füllen müssen. Ein per­sön­liches Vor­sprechen beim BAMF fand nie statt. 

Der in Schwerin festgenommene Yamen A. wurde per Fragebogen als Flüchtling anerkannt. (Screenshot: YouTube)
Der in Schwerin fest­ge­nommene Yamen A. wurde per Fra­ge­bogen als Flüchtling aner­kannt. (Screenshot: YouTube)

(Von Michael Müller)

Am Dienstag nahm wie berichtet ein Son­der­ein­satz­kom­mando in Schwerin den Syrer Yamen A. fest. Dieser hatte mit einem Spreng­stoff­an­schlag mög­lichst viele Men­schen töten und ver­letzen wollen. Bau­teile und Che­mi­kalien für die Her­stellung des Spreng­satzes hatte er bereits besorgt.

Nun werden neue Details zum Vor­gehen des Bun­desamts für Migration und Flücht­linge (BAMF) bekannt. Nach Infor­ma­tionen des SPIEGEL wurde der Syrer, der offenbar im Herbst 2015 als Jugend­licher nach Deutschland kam, nie von der Behörde angehört.

Yamen A. durchlief ein ver­kürztes Ver­fahren und musste lediglich einen Fra­ge­bogen aus­füllen. Das reichte aus. Im April 2016 wurde er als Flüchtling aner­kannt und erhielt eine Auf­ent­halts­er­laubnis für drei Jahre.

Dieses soge­nannte Fra­ge­bo­gen­ver­fahren hat das BAMF bei zehn­tau­senden Syrern, Irakern und Eri­treern ange­wandt. Doch Ende 2015 schaffte die Große Koalition die Option wieder habe, weil dadurch offenbar Sicher­heits­lücken entstünden.

Eigentlich galt zum Zeit­punkt der Ent­scheidung über den Fall Yamen A. bereits das neue Gesetz, wonach alle Asyl­be­werber wieder per­sönlich hätten angehört werden müssen. Das Bamf bestä­tigte, dass dies bei Yamen A. nicht geschehen ist.

Im Frühjahr 2016 gab es demnach eine Über­gangs­phase. Wer seinen Fra­ge­bogen bereits vom BAMF zuge­schickt bekommen hatte, musste nicht mehr zur Anhörung. Die Aus­weis­pa­piere von Yamen A. seien aber über­prüft und für echt befunden worden, so eine Sprecherin.

Der Syrer wird ver­dächtigt, einen Ter­ror­an­schlag mit hoch­ex­plo­sivem Spreng­stoff geplant zu haben. Die Bun­des­an­walt­schaft ermittelt gegen ihn wegen der Vor­be­reitung einer schweren staats­ge­fähr­denden Gewalttat. Nun sitzt der 19-Jährige in Untersuchungshaft.

Laur Bun­des­an­walt­schaft kom­mu­ni­zierte Yamen A. im Sommer über das Internet mit einer Person, die sich selbst „Soldat des Kalifats“ nannte. Noch ist unklar, um wen es sich bei dem Gesprächs­partner han­delte und ob dieser wirklich dem Isla­mi­schen Staat angehörte.

Ter­ror­pläne von Yamen A. waren weit fortgeschritten

In seinen Chats soll der Syrer am Bau einer Bombe gezeigt haben. Offenbar bemerkte dies ein aus­län­di­scher Geheim­dienst und infor­mierte dar­aufhin das Bun­desamt für Ver­fas­sungs­schutz. Mit Hilfe des FBI gelang es dem Bun­des­kri­mi­nalamt, den Mann als Yamen A. zu identifizieren.

Der Syrer hatte sich ver­mutlich erst in den ver­gan­genen Monaten radi­ka­li­siert, so ähnlich wie es bei den Atten­tätern von Würzburg, Ansbach und Hamburg, die eben­falls als Flücht­linge nach Deutschland ein­ge­reist waren. Nach Erkennt­nissen der Sicher­heits­be­hörden unter­hielt Yamen A. auch Kon­takte zu Islamisten.

Spä­testens im Juli begann der Ter­ror­ver­dächtige elek­tro­nische Bau­teile und Che­mi­kalien zu beschaffen. Es seien auch Bau­teile für eine Fern­zündung gefunden worden, hieß es. Im Sep­tember bestellte er noch einmal zehn Kilo­gramm Was­ser­stoff­peroxid im Internet.

Er beschaffte etwa Was­ser­stoff­peroxid ent­hal­tende Oxi­da­tor­lö­sungen und Schwe­fel­säure, welche neben Aceton Bestand­teile von TATP sind. Dieser hoch­ex­plosive Spreng­stoff sollte ver­mutlich als Initi­al­spreng­stoff für eine größere Spreng­ladung dienen.

Laut Bun­des­an­walt­schaft waren die Ter­ror­pläne schon weit fort­ge­schritten. Yamen A. wollte demnach mög­lichst viele Men­schen töten und ver­letzen. Nur sein Anschlagsziel hatte er wohl noch nicht ausgewählt.

Bun­des­in­nen­mi­nister Thomas de Mai­zière (CDU) sagte im Hin­blick auf die Fest­nahme, alle Betei­ligten hätten „her­vor­ra­gende Arbeit“ geleistet. Zum erneuten Ver­sagen des ihm eben­falls unter­ste­henden BAMF sprach der Minister nicht.

Michael Müller / BerlinJournal.biz