Hof­reiter im JF-Interview: Die Nation als Irrtum?

Der Grüne Frak­tions-Chef im Deut­schen Bun­destag, Anton Hof­reiter, ver­tritt die Über­zeugung, dass die Fixierung auf Natio­nal­staaten etwas Irr­tüm­liches sei. Diese Meinung tat er dieser Tage in einem Interview mit der Wochen­zeitung Junge Freiheit kund. Als Begründung für seine Zweifel am Natio­nal­staat meinte Hof­reiter, das Iden­ti­täts­gefühl der Bürger hänge vor allem mit der jewei­ligen hei­mat­lichen Region zusammen (in seinem Fall Bayern), aber nicht mit dem Nationalstaat.
Nur noch Kopfschütteln
Dass diese Argu­men­tation haar­sträubend unlo­gisch und völlig inkon­sistent ist, wird sofort klar: Wer die Region oder das Hei­mat­bun­desland für iden­ti­täts­stiftend hält, kann nicht gleich­zeitig gegen die Nation sein. Die Nation als Gemein­schaft von ähnlich den­kenden und kul­turell geis­tes­ver­wandten Bürgern gibt erst jenen Rahmen vor, in dem sich über­haupt eine Region oder ein Bun­desland fest ver­orten kann. Würde es keine größere rah­men­bil­dende Nation geben, dann wäre eben das jeweilige Bun­desland oder die Hei­mat­region die ent­spre­chende Nation. Herr Hof­reiter säße also, würde er seine fehl­ge­leitete Fan­tasie zu Ende denken und die­selbe zur Rea­lität werden, in einem voll­ständig sou­ve­ränen Frei­staat Bayern fest und wäre seinen Job als Man­datar im Ber­liner Bun­destag los.
Jeder Staat ist Nation
Wie man es dreht oder wendet, man kommt  immer auf die Nation als not­wendige Grund­struktur der bür­ger­lichen und indi­vi­du­ellen Existenz zurück. Die kleinste funk­tio­nie­rende Einheit jeder “Nation” ist die Familie und ganz am Anfang steht dabei das von seiner Nation kul­turell geprägte Indi­viduum: Der Staats­bürger. Indi­viduen, Familien, Freun­des­kreise, soziale Gruppen, Inter­es­sens­ver­bände, Vereine, Par­teien usw. bilden die jewei­ligen regio­nalen Struk­turen und aus diesen heraus wachsen die kul­tu­rellen, sozio­lo­gi­schen und recht­lichen Merkmale, welche die Fun­da­mente der Nation und des Staates bilden.  Diese wirken wieder auf die Regionen zurück und es ent­steht dadurch eine nutz­brin­gende Feedback-Schleife, die den Regionen ihre Eigen­heiten lässt und die Nation stärkt.
Anders gesagt: Es kann ent­gegen der Meinung des oben zitierten Frak­tions-Chefs keinen gül­tigen Regi­ons­be­griff geben, wenn man gleich­zeitig den Begriff der Nation leugnen will oder ihn als Irrtum bezeichnet. Diese Argu­men­tation hält keiner Widerrede stand.
“No border” als ver­drehte Philosophie
Und doch wird von den stets inter­na­tional und gren­zenlos gesinnten Linken die Nation als der Quell allen Übels bezeichnet, denn dort sei das Reak­tionäre, Rück­wärts­ge­wandte, Aus­gren­zende und Kon­ser­vative zu Hause. Man fühlt sich als Linker immer ganz modern und auf­ge­schlossen, wenn man den Nati­ons­be­griff als über­kommen und vor­gestrig bezeichnet. Dabei braucht man, wie oben zu beweisen war,  nur drei oder vier Sätze, um den tief­sit­zenden Irrtum der Linken auf­zu­klären. Stichwort Aus­grenzen: Natürlich braucht jede Nation und auch jede Region das Pouvoir, aus­grenzen zu dürfen. Es kann keine Nation geben, die Fremden ohne Ansehen von Her­kunft und Iden­tität gren­zenlos Zutritt gewährt. So eine Haltung zer­stört am Ende jede Struktur und mündet ins Chaos.
Die Jugend ist verführbar
Spe­ziell junge Leute lassen sich aber durch inter­na­tio­na­lis­tische Fan­tas­te­reien und mar­xis­tische Visionen von einer Welt ohne Grenzen vom grund­sätz­lichen und fun­da­mental not­wen­digen Nati­ons­be­griff ablenken und sind bei­spiels­weise schnell für ein Europa ohne Nationen zu begeistern. Alle, die für diese Vision sind, können aber nicht erklären, wie man kul­turell so ver­schiedene Völker wie z.B. Spanier und Dänen unter einen Hut bringen soll, ohne vorher ihre Eigen­heiten wei­test­gehend abzuschleifen.
Und siehe da, das Hofreiter‘sche Modell der Abschaffung der Nationen ist schon wieder an seinen Grenzen ange­langt: Will man den Völkern und Regionen ihre Eigen­heiten zuge­stehen (wozu jeder immer ja sagt), so müssen zwangs­läufig nati­ons­ähn­liche Rege­lungen in den Regionen geschaffen werden. Auf diese Weise würde sich Europa letztlich in einen Fli­cken­teppich unzäh­liger Klein­staaten auf­splittern. Ten­denzen dazu gibt es ja bereits.
Fan­tasien, nichts als Fantasien
Die Fan­tasten der Ver­ei­nigten Staaten von Europa haben auch noch nie wirklich erklären können, wie sie mit den Außen­grenzen ihres Modells Europa umgehen möchten. Selbst wenn alle Staaten der EU fusio­nierten, ver­schieben sich eben die Grenzen an die jet­zigen Ränder Europas und sind wie bei jeder Nation zu schützen und zu sichern, denn auch ein Moloch wie dieses hof­fentlich nie Rea­lität wer­dende Produkt der linken Welt­an­schauung muss defi­niert, bewahrt und begrenzt sein. Was tun mit den Außen­grenzen, die schon jetzt so löchrig sind wie der berühmte Schweizer Käse?
Da lassen wir doch lieber die Grenzen wie sie sind, stärken die bestehenden Nationen in ihren Iden­ti­täten und ent­wicklen eine “EU 2.0” auf dem Boden des ratio­nalen und natio­nalen Denkens zu einem starken Verband namens “Europa der Vaterländer.”
 


Dr. Marcus Franz auf thedailyfranz.at