Immer wieder habe ich mich für Gold im Portfolio ausgesprochen. Sogar eine Lösung der Schuldenkrise durch Aufwertung der Goldbestände in den Bilanzen der Notenbanken habe ich an dieser Stelle diskutiert: „Die Weltwirtschaft hat sich aufgehängt – so funktioniert der globale Neustart“
Selbst Profis wie Ray Dalio betrachten Gold als wichtige Absicherung im Portfolio und stocken derzeit ihre Position auf. In diesen Zeiten erreichte mich nun eine E‑Mail eines Lesers mit ein paar Fragen, die ich hier beantworte.
- „Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass der Staat (oder die EU) – analog zum Goldverbot in den USA von 1933 – versuchen würde, Zugriff auf das Gold der Bürger zu erhalten?“
– Stelter: Für sehr wahrscheinlich. Wenn Gold sich als Vehikel zum Vermögenserhalt entpuppt oder gar eine wichtige Rolle in der Krisenpolitik spielt – wie damals bei Roosevelt –, ist es für mich zu 100-prozentig sicher, dass der Staat wieder ähnliche Eingriffe vornimmt. - „Kommt es dann zur Meldung von privatem Goldbesitz (Anlagebarren/-münzen) bei zentralen Stellen?“
– Stelter: Ja, ich denke, Bankschließfächer werden im Beisein von Beamten geöffnet werden müssen. - „Ist die Abgabe von privaten Goldbeständen (sofern diese über einer zuvor festgelegten Freigrenze liegen) zu einem vom Staat festgelegten Preis denkbar?“
– Stelter: eindeutig ja. Das wäre ja der Sinn der ganzen Übung. - „Angeblich sitzen die deutschen Privathaushalte auf knapp 8.700 Tonnen des gelben Metalls (ca. 4.700 Tonnen in Form von Barren und Münzen, ca. 4.000 Tonnen in Form von Schmuck); da ist also in jedem Fall etwas zu holen.“
– Stelter: Das stimmt. Ich nehme auch an, dass ein Großteil (aus durchaus berechtigten Gründen!) in Bankfächern liegt und deshalb dem Zugriff des Staates ausgeliefert ist. Ein guter Teil könnte allerdings auch im Ausland liegen, wo sich die Frage nach der Kooperationsbereitschaft der dortigen Behörden stellt. Mit Blick auf die Entwicklung der letzten Jahre würde ich allerdings davon ausgehen, dass diese Länder – also vor allem die Schweiz und auch Singapur – sich zu Handlangern einer solchen Enteignungspolitik machen werden. - „Inwiefern ist anzunehmen, dass der von Privatpersonen erzielte Aufwertungsgewinn beim Goldverkauf durch den Staat (oder die EU) besteuert werden würde?“
– Stelter: Diese Frage halte ich für naiv. Natürlich wird eine große Koalition der Verlierer alles daransetzen, diejenigen, die etwas gerettet haben, zur Kasse zu bitten. - „Analog zu sehen zu der Zwangshypothek auf Immobilienbesitz 1948 im Rahmen der Währungsreform; Immobilienbesitzer sollten damals nicht als ›Kriegsgewinnler‹ dastehen; ähnlich könnte es sich ja im Fall einer Neubewertung mit Gold verhalten (quasi eine Abgeltungssteuer).“
– Stelter: Ja, Immobilien werden auf jeden Fall (hoch) belastet werden; Goldbesitz dürfte erheblichen Einschränkungen unterliegen. - „Inwiefern wären solchen Maßnahmen sowie Sanktionierungen bei Zuwiderhandlung in der heutigen Zeit überhaupt (politisch/gesellschaftlich) durchsetzbar?“
– Stelter: Nun, ich weiß nicht, welchen Eindruck der Fragesteller vom Zustand der deutschen/europäischen Gesellschaft hat. Ich finde sie schon heute so stark von Neid- und Gerechtigkeitswünschen durchzogen, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass man den Besitzenden nichts wegnimmt. - „Mir ist bewusst, dass in solch einem Szenario wahrscheinlich das Prinzip ›je schlimmer die Zeiten, desto drastischer die Mittel‹ zum Tragen kommt; Enteignungen (gegen Kompensation) sind nach dem Grundgesetz ausdrücklich erlaubt, wenn sie ›zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen‹; das Widerherstellen des Vertrauens in ein Währungssystem dürfte ein solcher Fall sein.“
– Stelter: Stimmt! - „Wahrscheinlich wäre im Fall der Einführung einer Freimenge für Privatpersonen (z. Bsp. 100 Gramm) nur ein Bruchteil der Bevölkerung betroffen, was die Akzeptanz solcher Maßnahmen in breiten Teilen der Bevölkerung erhöhen würde (Prinzip: ›Es trifft ja die Richtigen!‹)“
– Stelter: Auch dies ist zutreffend. Es ist ja auch so schon rund die Hälfte der Bevölkerung ohne nennenswertes Vermögen (und Einkommen) und wird deshalb immer für mehr Umverteilung votieren. - „Ich persönlich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass die von einer Neubewertung von Gold profitierenden Privatpersonen „gänzlich ungeschoren“ davonkämen. Oder um es sinngemäß mit den Worten von Voltaire auszudrücken: Es ist gefährlich, richtig zu liegen, wenn der Staat falsch liegt.“
– Stelter: Genau so ist es. - „Für wie realistisch halten Sie das Szenario der Neubewertung von Gold und dessen Stabilisierungsfunktion in einem neuen Währungssystem?“
– Stelter: für wenig wahrscheinlich. Das wäre so radikal und vor allem würde es die Akteure für die Zukunft zu sehr einschränken. Ich denke, es ist ein schönes Gedankenmodell. - „Erwarten Sie für die monetäre Verwendung von Gold in solch einem Szenario quasi einen Monopolanspruch der Zentralbanken und Staaten (privater Goldbesitz wird verboten)?“
– Stelter: ja. - „Inwiefern werden auch Privatpersonen mit Goldbesitz vollumfänglich von einer Neubewertung von Gold profitieren können? Oder ist eher von einem Mittelweg auszugehen, bei dem Privatpersonen zwar einen Aufwertungsgewinn verzeichnen dürfen, jedoch nicht in voller Höhe (da quasi eine Abgeltungssteuer auf Privatverkäufe erhoben wird)?“
– Stelter: Ja, ich denke der „Gewinn“ – ist eigentlich ja ein verhinderter Verlust – wird gedeckelt sein, und zwar tief. - „Wie sehen Sie die Ende Juni 2017 in Kraft getretene neue EU-Geldwäscherichtlinie, die die Grenze anonymer Tafelgeschäfte von 14.999 EUR auf 9.999 EUR senkt? Inwiefern kann man hierin bereits die Vorboten für ein mögliches Goldverbot (in 5 Jahren sind es vielleicht nur noch 4.999 EUR und irgendwann geht es gar nicht mehr anonym) oder für den Aufbau eines Registers der Goldbesitzer sehen?“
– Stelter: Natürlich wird man es ihnen später schwer machen, mit dem Gold wieder „rauszukommen“. Es wird nicht nur nötig sein, dass sie einen Kauf nachweisen, Sie werden nachweisen müssen genau dieses Gold gekauft zu haben. (Nummer). Und sie werden Abstriche für Kratzer und Ähnliches hinnehmen müssen, wenngleich es schon beim Kauf nicht ohne Kratzer war. Aber das ist doch eigentlich klar. - „Inwiefern würde sich, falls die Staaten jemals nach dem Gold der Privatanleger greifen sollten, parallel dazu auch die Rechtslage der Beweislast ändern (müssen)?“
– Stelter: Man wird einfach prohibitiv hohe Strafen festlegen für Goldbesitz. - „(…) wie könnte man als Privatanleger ein mögliches Goldverbot oder eine drohende Besteuerung des Aufwertungsgewinns umgehen?“ – bto: indem man es sicher versteckt und darauf hofft, nicht erwischt zu werden …
Die Frage ist doch nur, was sollte man stattdessen tun? Auf Gold verzichten? Ich denke nicht. Stattdessen sollte man:
- Gold physisch halten,
- zum Teil außerhalb des Bankensystems
- und international gestreut
- und auch Goldminen – da diese nicht enteignet werden und wir aus den 1930er-Jahren wissen, dass sich die Aktien recht gut entwickelt haben.
DieUnbestechlichen.com: Anmerkung von Hanno Vollenweider: Absolut richtig! Und niemals das Silber vergessen!
https://dieunbestechlichen.com/2017/06/finanzielle-selbstverteidigung-silber-das-gold-des-kleinen-mannes/
Andere Ideen willkommen!
Dr. Daniel Stelter — www.think-beyondtheobvious.com