Geldautomat - Bild: Deutsche Bank - https://www.flickr.com/photos/deutschebank/5435760009 - CC BY-NC-ND 2.0

Warum Sie bald Ihr Konto räumen sollten

Jetzt geht es ans Ein­ge­machte – die Ver­ge­mein­schaftung der Ein­la­gen­si­cherung in Europa. Die Eurozone ver­wandelt sich immer mehr zur Trans­fer­union. Die Umver­teilung innerhalb Europas nimmt tag­täglich zu und – sollte Edis (European Deposit Insu­rance System) Rea­lität werden, wovon wir stark aus­gehen – wird sie massiv zunehmen. Die Target2 Ver­bind­lich­keiten gegenüber der Bun­desbank haben die 900 Mil­li­arden Euro­grenze bereits gerissen. Die Staaten Süd­eu­ropas finan­zieren über Target2 ihre Leis­tungs­bi­lanz­de­fizite, ohne dass sich die Länder Nord­eu­ropas – allen voran Deutschland — dagegen wehren können. Die 900 Mil­li­arden werden wir nie wieder sehen und können sie der deut­schen Staats­ver­schuldung in Höhe von 2 Bil­lionen hinzuaddieren.
Jetzt sollen deutsche Banken und schluss­end­liche der deutsche Sparer für die maroden Banken in der Eurozone haften. Volks- und Raiff­ei­sen­banken und Spar­kassen laufen berech­tig­ter­weise Sturm, denn sie wissen was ihnen und uns blühen wird.
Jetzt soll es an das Geld der Deut­schen Sparer gehen. EZB-Chef Mario Draghi plant den größten Jackpot in der Eurozone anzu­bohren – den deut­schen Sparer und die deut­schen solide wirt­schaf­tenden Banken allen voran Volks­banken und Spar­kassen. Edis heißt das Zau­berwort. Dahinter ver­birgt sich ein Ein­la­gen­si­che­rungs­system für die gesamte Eurozone, das die natio­nalen Ein­la­gen­si­che­rungs­systeme ablösen soll. Ein­la­gen­si­che­rungs­systeme werden mit den Bei­trägen von Banken finan­ziert. Sie garan­tieren im Fall einer Insolvenz einer Bank die Ein­lagen der Kunden und sollen einen Bankrun (Schal­ter­sturm) ver­hindern. Draghi plant also ein System ein­zu­richten, das EU-weit bei einer Ban­ken­krise – welche in Anbe­tracht der maroden Banken Süd­eu­ropas — mit Sicherheit kommen wird, das Geld der Sparer zu schützen. Was geschieht jedoch, wenn die Mittel erschöpft sind?
Ferner ist zu beachten, dass bis 2024 nationale Ban­ken­ver­bände in der Eurozone ihre Fonds zur Ein­la­gen­si­cherung füllen müssen. Doch von den ver­langten Werten sind die meisten Länder weit ent­fernt — auch die der größten Volks­wirt­schaft Deutschland. Obwohl seit 2014 euro­paweit gesetzlich vor­ge­schrieben ist, dass Banken alle Spar­ein­lagen ihrer Kunden bis 100.000 Euro zu 0,8 Prozent durch eigene Mittel absi­chern müssen. Selbst die Töpfe, mit denen sich in Deutschland Spar­kassen, Volks­banken und Pri­vat­banken innerhalb ihrer jewei­ligen Ver­bünde in Kri­sen­zeiten gegen­seitig helfen, waren lediglich mit durch­schnittlich 0,4 Prozent der gesi­cherten Ein­lagen gefüllt. Damit befindet sich Deutschland auf Platz 11 der 19 Eurostaaten.
Es ist zu befürchten, dass dann die Steu­er­zahler für die Banken Europas haften müssen, da zahl­reiche Banken in Europa bekanntlich auf Grund ihrer Größe noch immer sys­tem­re­levant sind.
Dem­gemäß stellt sich die Frage wer tat­sächlich geschützt werden soll und wer schluss­endlich die Zeche bezahlen wird?
In der Bun­des­re­gierung und bei deut­schen Banken stößt Edis auf große Skepsis. Warum? Es ist davon aus­zu­gehen, dass solide wirt­schaf­tende deutsche Geld­häuser in Haftung genommen werden, wenn Institute in anderen Mit­glieds­ländern in Schieflage geraten oder besser gesagt kurz vor der Pleite stehen. Bei Lichte betrachtet ist heute bereits der Fall, dass zahl­reiche Banken in Süd­europa enorme Pro­bleme haben und de facto kurz vor der Insolvenz stehen. Ohne die massive Inter­vention der EZB in Form von Anlei­he­auf­käufen durch das Auf­kauf­pro­gramms PPP, wäre bei eben diesen Banken in Süd­europa bereits längst das Licht ausgegangen.
Gegen­wärtig sind laut EU-Regeln alle Bank­gut­haben bis zu 100.000 Euro gesetzlich garan­tiert. Sollte es zu einem Kollaps einer großen Bank in Europa kommen, wird man zügig fest­stellen, dass dies blanker Unfug und nicht rea­li­sierbar ist. Dem­entspre­chend regt sich Wider­stand. Der Bun­des­verband der Deut­schen Volks­banken und Raiff­ei­sen­banken warnt davor, dass Haftung und Risiko bei einer Zen­tra­li­sierung des Spa­rer­schutzes weit aus­ein­ander fielen. In Europa haben sich mitt­ler­weile marode Kredite von fast 1 Billion Euro ange­sammelt. Helmut Schleweis vom Spar­kas­sen­verband DSGV bezeichnet EDIS sogar als einen “sys­te­ma­ti­schen Griff in unsere Kassen” zulasten der deut­schen Sparer.
In Grie­chenland betragen die soge­nannten „non-per­forming loans“ (Kredite, welche seit mehr als 90 Tagen nicht mehr bedient werden) 47,2 Prozent aller Kredite, in Zypern 40 Prozent und in Italien 14,5 Prozent. In Deutschland sind es gerade einmal 2,5 Prozent. Hierbei ist zu beachten, dass es sich bei den oben auf­ge­zeigten Zahlen um keine Moment­auf­nahme handelt. Die non-per­forming loans in Süd­europa sind Folge der lang­an­hal­tenden Abwärts­spirale der Kri­sen­staaten in der Eurozone. Sie werden nicht kurz­fristig ver­schwinden. Sie werden die Ban­ken­systeme und damit die Volks­wirt­schaften Süd­eu­ropas noch auf sehr viele Jahre hinaus belasten. Das Risiko mas­siver Ban­ken­krisen in Süd­europa bleibt weiter bestehen. Deshalb sieht auch Bun­desbank-Prä­sident Jens Weidmann auf Grund des hohen Bestandes an Pro­blem­dar­lehen ein gewich­tiges Argument gegen ihre Ein­führung. Wie gewichtig sein Wort bei der EZB ist wird sich zeigen. Als Mario Draghi im Sep­tember 2012 den Gläu­bi­ger­status der EZB abge­schafft hat wurde Jens Weidmann  mit 16 zu 1 Stimmen über­stimmt. Seit daher haftet nicht mehr die EZB mit ihrem lächer­lichen Stamm­ka­pital von knapp 8 Mil­li­arden Euro, sondern 342 Mil­lionen Europäer für eine voll­kommen irr­sinnige Noten­bank­po­litik, die über Zinsen an der Null­grenze zu einer erheb­lichen Umver­teilung von Kre­dit­gebern zu ‑nehmern und von Sparern zu Schuldnern führt. Die Länder der Eurozone haften mitt­ler­weile gemein­schaftlich für etwa 360 Mil­li­arden Euro auf Grund der Staats­an­lei­he­käufe der Euro­päi­schen Zen­tralbank. Hinzu kommen die Anleihen der natio­nalen Noten­banken. Ver­luste natio­naler Noten­banken können laut Artikel 32.4 der Satzung des Euro­päi­schen Systems der Zen­tral­banken (ESZB) auf das gesamte Euro­system umgelegt werden.
Für die Länder Süd­eu­ropas wäre es zwei­fellos vor­teilhaft, wenn ihre natio­nalen Ein­la­gen­si­che­rungs­systeme in Zukunft mit denen der sta­bi­leren nord­eu­ro­päi­schen Euro-Länder im Rahmen von EDIS zwangs­fu­sio­niert würden. Somit würden ihnen wesentlich mehr Mittel für die Sicherung der Ein­lagen ihrer Banken zur Ver­fügung stehen.
EDIS würde auf Grund der unter­schied­lichen Sta­bi­lität der Ban­ken­systeme auf eine massive Umver­teilung innerhalb der Eurozone hin­aus­laufen: Die sta­bi­leren Ban­ken­systeme Nord­eu­ropas müssten für die schwä­cheren Süd­eu­ropas zahlen. Ver­mutlich würde dies Anteils­eigner aber auch Bank­kunden treffen. Oben­drein würde EDIS Fehl­an­reize nach sich ziehen. Kunden würden sich vor­aus­sichtlich Banken mit ris­kan­teren Geschäfts­mo­dellen aus­suchen, die höhere Zinsen abwerfen, da diese durch EDIS abge­si­chert sind. Ferner ist fraglich ob mit EDIS tat­sächlich ins­be­sondere in Süd­europa eine starke Ban­ken­re­gu­lierung statt­finden wird. Wir bezweifeln das. Mit EDIS lohnt sich die Vor­sorge über die frei­wil­ligen Siche­rungs­ein­rich­tungen der Spar­kassen, Volks­banken und pri­vaten Banken nicht mehr. Dies bedeutet, welche Bank zusätzlich aus Eigen­in­itiative vor­sorgt ist der Gelack­meierte, denn diese Banken müssen zuerst diese Mittel ver­brauchen, während die­je­nigen Banken, die selbst nicht vor­sorgen, sofort auf die Mittel von EDIS zugreifen können. Die Kon­se­quenz ist, dass ohne die frei­wil­ligen Siche­rungs­ein­rich­tungen der Banken alle Ein­lagen über 100.000 Euro nicht mehr geschützt sind.
Laut einer Studie des Kölner Instituts der deut­schen Wirt­schaft (IW) könnte die EU-Ein­la­gen­si­cherung die Gefahren in der Euro-Zone durch faule Bank­kredite nur schwer auf­fangen. Wei­terhin bestehen signi­fi­kante Risiken in den Bilanzen sys­tem­re­le­vanter Geld­häuser des Währungsraumes.
Selt­sa­mer­weise unter­stützen CDU/ CSU, SPD, Grüne und FDP EDIS im Euro­pa­par­lament. Wir stellen uns die Frage: Wen und welche Inter­essen ver­treten diese Par­teien in Brüssel? Die des deut­schen Sparers können es unserer Ansicht nach kei­nes­falls sein. EDIS wird nicht zur Gesundung Europas bei­tragen, sondern lediglich das Scheitern auf Kosten der Bürger hin­aus­zögern. Wir gehen davon aus, das EDIS kommen wird auch wenn Frau Merkel aktuell noch dagegen ist. Eines sollte aber jedem Leser klar sein: Wenn die euro­päische Ein­la­gen­si­cherung imple­men­tiert wird, ist absolute Gefahr im Verzug und unserer Ansicht nach, kann man dann die Uhr danach stellen, bis die erste süd­eu­ro­päische Bank kippt und gerettet werden muss. Spä­testens dann sollte man sich über­legen wieviel Geld man auf dem Konto noch liegen lassen will. 


Die beiden Öko­nomen, Quer­denker, Redner und Hono­rar­be­rater Mat­thias Weik und Marc Friedrich schrieben 2012 gemeinsam den Best­seller “Der größte Raubzug der Geschichte – warum die Flei­ßigen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden“. Es war das erfolg­reichste Wirt­schaftsbuch 2013. Im Jahr 2014 gelang ihnen mit „Der Crash ist die Lösung – Warum der finale Kollaps kommt und wie Sie Ihr Ver­mögen retten“ ein wei­terer Best­seller. Das Buch wurde im Jah­res­ranking eben­falls zum erfolg­reichsten seiner Gattung. 2016 ist ihr dritter Best­seller „Kapi­tal­fehler — Wie unser Wohl­stand ver­nichtet wird und warum wir ein neues Wirt­schafts­denken brauchen“ erschienen. Im April 2017 ist ihr viertes Buch „Sonst knallt´s!: Warum wir Wirt­schaft und Politik radikal neu denken müssen“ das sie gemeinsam mit Götz Werner (Gründer des Unter­nehmens dm-dro­gerie markt) geschrieben haben, erschienen. Das Buch schaffte es auf Anhieb auf die auf Platz 1 der manager magazin und Han­dels­blatt­best­sel­ler­liste. Mat­thias Weik und Marc Friedrich sind Initia­toren von Deutsch­lands erstem offenem Sach­wert­fonds dem FRIEDRICH&WEIK WER­TE­FONDS. Weitere Infor­ma­tionen über die Autoren finden Sie unter: www.friedrich-weik.de, bei Facebook unter www.facebook.com/friedrichundweik/ und bei Twitter www.twitter.com/FRIEDRICH_WEIK.