Seit jeher haben sowohl aufrichtige Reformer als auch Demagogen versucht, die Armut durch staatliches Handeln zu beseitigen oder zumindest zu lindern. Doch in den meisten Fällen haben die vorgeschlagenen Abhilfemaßnahmen das Problem nur noch verschlimmert.
Die häufigste und beliebteste dieser vorgeschlagenen Maßnahmen war die einfache Beschlagnahme bei den Reichen, um dann den Armen zu geben. Dieses Mittel hat tausende verschiedene Formen angenommen. Reichtum soll „geteilt“, „umverteilt“, „ausgeglichen“ werden. Tatsächlich ist in den Köpfen vieler Reformer nicht die Armut das größte Übel, sondern die Ungleichheit.
Alle Systeme zur Umverteilung oder zum Ausgleich von Einkommen oder Wohlstand müssen die Anreize an beiden Enden der wirtschaftlichen Skala untergraben oder zerstören. Sie müssen die Anreize für Ungelernte oder Hilflose reduzieren, ihren Zustand aus eigener Kraft zu verbessern oder ihm zu entkommen; und selbst die Fähigen und Fleißigen werden wenig Sinn darin sehen, etwas zu verdienen, das über das hinausgeht, was sie behalten dürfen. Diese Umverteilungssysteme müssen zwangsläufig die Größe des umzuverteilenden Kuchens verringern. Er kann sich nur verkleinern. Der langfristige Effekt besteht darin, dass die Produktion reduziert wird und es zu nationaler Verarmung kommt.
Das Problem, vor dem wir stehen, ist, dass die Zahl der falschen Maßnahmen zur Bekämpfung von Armut schier unendlich ist. Ein Versuch einer gründlichen Widerlegung jeder einzelnen von ihnen würde den Rahmen sprengen. Aber einige dieser Maßnahmen sind so weit verbreitet, dass ich, würde ich nicht darauf eingehen, beschuldigt würde, ein Buch über die Maßnahmen gegen die Armut geschrieben, dabei aber einige der offensichtlichsten ignoriert zu haben.
Henry Hazlitt (1894 – 1993) war vertraut mit nahezu allen relevanten Denkern im Bereich der Wirtschaftswissenschaften und gilt als der populärste Intellektuelle und prinzipientreueste Vertreter der Österreichischen Tradition von Ludwig von Mises, Friedrich A. Hayek und Murray N. Rothbard – all jenen, die als die Vordenker ihrer Zeit angesehen werden. Hazlitt gilt als einer der brillantesten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts und schrieb u.a. für so bedeutende Medien wie The Wall Street Journal, The New York Times, The American Mercury, Century, The Freeman, National Review und Newsweek. Darüber hinaus verfasste er zahlreiche Bücher sowie Artikel in anderen Werken. Sein umfassendes Wissen im Bereich Ökonomie und seine Begabung für die elegante „populäre“ Darstellung mündeten in dem Buch „Economics in one Lesson“, das 1946 im Original in den USA erschienen ist und seither in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde.