Öster­reichs Spalter

Wir haben in Öster­reich seit Dezember 2017 eine Mitte-Rechts-Regierung, die vor allem des­wegen gewählt wurde, weil sich die Mehrheit der Bürger von Türkis-Blau die Lösung des größten euro­päi­schen (und damit auch größten öster­rei­chi­schen) Pro­blems erwartet. Die Rede ist von der Migrationskrise.
Der Mei­nungs­kli­ma­wandel ver­läuft zögerlich
Viele Leute haben gemeint, dass mit der türkis-blauen Regierung auch ein spür­barer Mei­nungs­um­schwung in der gesamten Gesell­schaft ein­treten würde, doch dieser ist (noch) nicht so deutlich erkennbar, wie erwartet. Im pri­vaten Kreis wird, so die Rede auf die Mas­sen­mi­gration kommt, meistens erst vor­sichtig aus­ge­lotet, welche Ansicht das jeweilige Gegenüber ver­tritt, denn man will, sofern man nicht von vorn­herein ein poli­tisch klar dekla­rierter Mensch ist, hitzige Debatten und Dis­so­nanzen ver­meiden. Damit haben wir eine paradoxe Situation erreicht: Die Mehrheit ist für ein Ende der Migration, aber man muss sich oft hüten, das allzu klar zu for­mu­lieren, weil kaum jemand will als Rassist oder Frem­den­feind wahr­ge­nommen werden.
Ein beliebter Test-Satz in gemischten grö­ßeren Runden ist: “So schlecht machen die Türkis-Blauen ihre Sache gar nicht.” Und selbst auf diesen harm­losen Satz gibt es als Antwort immer wieder recht heftige Aus­brüche des jewei­ligen Dis­kus­si­ons­partners. Frem­denhass, Ras­sismus, anti-euro­päische Ein­stellung  usw. sind dabei die meist­ge­brauchten Begriffe. Und wenn eine Debatte einmal diese Richtung genommen hat, sind tie­fer­grei­fende Zwis­tig­keiten sogar unter Freunden keine Seltenheit.
Fakten zählen kaum
Selbst sachlich und ruhig geführte Gespräche können auf diese Weise ziemlich ent­arten. Dass Nationen nur mit Grenzen bestehen können oder dass Sozi­al­staaten ihre Funk­ti­ons­tüch­tigkeit und Sinn­haf­tigkeit nach­weislich ver­lieren, wenn unge­hindert aber­tau­sende Leis­tungs­emp­fänger und zu wenige tat­kräf­tigen Fach­kräfte zuwandern, wird dabei gern negiert. Man hört sofort die üblichen Gegen­ar­gu­mente wie: “Wir sind so ein reiches Land” oder “Man muss doch den armen Leuten aus Afrika helfen”. Ja eh. Aber man muss auch und vor allem der Ver­nunft und dem Recht ihren Raum geben, weil nur mit der Huma­nität alleine hat noch kein Staat mit­tel­fristig über­leben können.
Der Ein­fluss der Medien
Die irra­tionale und oft emo­tional unter­legte Welt­sicht der Regie­rungs­gegner ist vor allem auf die rastlose Tätigkeit der linken Thinktanks und der ent­spre­chend ideo­lo­gisch ein­ge­stellten Redak­teure in diversen Medien zurück­zu­führen. “Sag mir, welche Zeitung du liest und ich sag Dir, welche poli­tische Ein­stellung Du hast.”
In Öster­reich gibt es eine ganze Riege von links­af­finen und xeno­philen Reportern, die mit allen Mitteln ver­suchen, die türkis-blaue Politik in den Dreck zu ziehen. Ihre Heim­stätten haben sie im “Standard”, im “Kurier”, im “Falter” und natürlich im ORF. Unab­lässig ver­suchen dort einige Schreib­tisch­täter und Mode­ra­toren, ihre ten­den­ziöse Meinung und ihre tugend­stolze Haltung als die einzig wahre zu verkaufen.
Diese Mei­nungs­bildung bleibt natürlich nicht ohne Folgen. Gegner der Regierung fühlen sich durch die stets als Hyper­mo­ra­listen daher­kom­menden Redak­teure wie Florian Klenk, Hans Rauscher, Armin Wolf, Helmuth Brand­stätter und wie sie alle heissen, bestärkt und geben deren Ergüsse gerne wieder. Man muss aller­dings auch so fair sein und fest­halten, dass ja nicht ganz Öster­reich türkis-blau gewählt hat, sondern eben “nur” die demo­kra­tische Mehrheit.
Die­je­nigen, die lieber ein links­do­mi­niertes und de facto schran­kenlos immi­gra­ti­ons­freund­liches Land hätten und gemeinsam mit Frau Merkel und den anderen poli­ti­schen Dekon­struk­ti­visten Europa nach­haltig zu seinem Nachteil ver­ändern wollen, haben ihre unver­nünftige und objektiv wider­legbare Meinung ja nach der Wahl nicht geändert, eher im Gegenteil.
Die Gruppe wird kleiner
Kla­rer­weise sind diese Leute allesamt in einer immer kleiner wer­denden Blase zu Hause, weil immer mehr Bürger bemerken, dass die Migra­ti­ons­po­litik der letzten Jahre kata­strophal war. Aber pro­por­tional zu ihrer abneh­menden Größe wird die hyper­mo­ra­lis­tisch-tugend­stolze Blase immer lauter und hat des­wegen einen spal­tenden Effekt auf die Gesell­schaft, da die Pro­po­nenten  ja wichtige mediale Kanäle besetzen und sich immer wieder Ver­stärkung aus der Kunst-Szene holen (siehe z.B. Wolfgang Ambros und Reinhard Fendrich).
Die Debatte wird brutaler
Die Aus­ein­an­der­set­zungen werden härter, per­sön­licher und oft auch belei­digend. Die linken “Wider­stands­kämpfer” ver­suchen mit allen Mitteln, ihre letzten Bas­tionen zu ver­tei­digen  — und die wich­tigste dieser Bas­tionen ist nun mal der “Flüchtling”. Sie brauchen ihn, um ihr Dasein recht­fer­tigen zu können, denn was wäre sonst noch für linke Gesin­nungs­ethiker ein Daseins­grund? Die Bewaffnung der immer mehr zum Tota­li­tären nei­genden Bla­sen­kämpfer besteht daher auch nicht aus Argu­menten, sondern aus­schliesslich aus Nazi- und Ras­sis­mus­keulen. Diese gibt es in den seman­ti­schen Muni­ti­ons­lagern der selbst­er­nannten Mensch­lich­keits-Bewahrer offenbar zuhauf.
Und dann?
Ins­gesamt ist das kein guter Befund für eine Gesell­schaft. Wenn die poli­tische Aus­ein­an­der­setzung haupt­sächlich ins Emo­tionale aus­ufert und in Ver­bal­in­jurien ent­gleist und diese Ent­glei­sungen noch mit Absicht und Kalkül von bestimmten Medi­en­leuten und poli­ti­schen Grup­pie­rungen befeuert werden, kann kein kon­struk­tives Klima ent­stehen. Im Gegenteil: Die Spaltung schafft immer mehr und immer schwie­riger zu über­win­dende Klüfte. Aber was kommt nach der kaputten Debatte? Werden dann die poli­ti­schen Kon­flikte in Form von Stras­sen­kämpfen ausgetragen?
 

Dr. Marcus Franz — www.thedailyfranz.at