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Iran: Wieder Christen nach der Scharia zum Tode verurteilt

Häufig lassen schii­tische isla­mische Pre­diger und Führer ver­lauten, dass der Islam das “Volk des Buches”, was sich auf Christen und Juden bezieht, aner­kennt. Diese Behauptung klingt so, als ob der Islam Christen und Juden den gleichen Status und Respekt gibt wie ihren mus­li­mi­schen Kollegen.
Dieses Argument wurde kürzlich bestätigt, als der Prä­sident der Isla­mi­schen Republik Iran, Hassan Rouhani, behauptete, dass “Christen die gleichen Rechte haben wie andere”. Mit dieser Bestä­tigung könnte man leicht davon aus­gehen, dass Christen im Iran relativ sicher sind. Doch sind sie das?
In Reden und auf dem Papier erwecken diese Worte wahr­scheinlich den Ein­druck, dass Christen nicht nur im Iran will­kommen sind, sondern auch gleiche Rechte und Schutz genießen. Die all­täg­lichen Erfah­rungen der Christen im Iran erzählen jedoch eine ganz andere Geschichte.
Gewalt gegen und Ver­folgung von Christen haben nach dem Scharia-Gesetz im Iran deutlich zuge­nommen. Ein aktu­eller Fall doku­men­tiert die trau­ma­ti­schen Erfah­rungen von Pastor Victor Bet-Tamraz und seiner Frau Shamiram Issavi, eth­nisch assy­ri­schen Christen, sowie Amin Afshar Naderi und Hadi Asgari, die vom Islam zum Chris­tentum kon­ver­tierten. Sie alle wurden vom Revo­lu­ti­ons­ge­richt in Teheran zu ins­gesamt 45 Jahren Gefängnis ver­ur­teilt. Trotz der Behaup­tungen des Iran, dass sie gleiche Rechte und Schutz genießen, werden sie die Freiheit viel­leicht nie wieder sehen.
Welches schreck­liche Ver­brechen müssen sie begangen haben, um eine so harte Strafe zu recht­fer­tigen? Sicherlich sollte es mehr sein, als bloß, dass sie Christen sind? Schließlich hatte der ira­nische Prä­sident deutlich gemacht, dass Christen gleich­be­rechtigt sind. Zu den mehr­deu­tigen Anschul­di­gungen gehörten vage Begriffe wie “illegale kirch­liche Akti­vi­täten” und die “Bedrohung der ’natio­nalen Sicherheit’ ”.
Warum sollte es im Iran eine Feind­se­ligkeit gegenüber Christen geben, die die Art von Ver­folgung vor­an­treiben könnte, der diese vier aus­ge­setzt sind? Auch wenn die Christen einen sehr kleinen Teil der Bevöl­kerung aus­machen, wurden sie nach dem Scharia-Gesetz des Iran immer als Bedrohung für die “nationale Sicherheit” ange­sehen. Die Gesamt­be­völ­kerung des Iran liegt nach ver­schie­denen Schät­zungen bei rund 80 Mil­lionen, von denen 117.000 bis 3 Mil­lionen Christen sind.
Die inter­na­tionale Gemein­schaft hat kürzlich den Macht­miss­brauch gegen Christen im Iran zur Kenntnis genommen. Der jüngste Bericht von Amnesty Inter­na­tional wies darauf hin, dass “Christen im Iran allein wegen ihres Glaubens Opfer von Schi­kanen, will­kür­licher Ver­haftung und Ein­ker­kerung, unfairen Pro­zessen und Gefängnis wegen Anschul­di­gungen gegen die nationale Sicherheit geworden sind”. Doch die Gräu­el­taten gegen sie gehen weiter.
Es sei darauf hin­ge­wiesen, dass vor der isla­mi­schen Revo­lution fun­da­men­ta­lis­tische mus­li­mische Führer den Christen im Iran ver­sprochen hatten, dass sie die gleichen Rechte wie mus­li­mische Bürger haben würden, um Unter­stützung und Macht zu gewinnen. Sie ver­si­cherten den Christen auch, dass sie ihren Glauben frei ausüben könnten. Infol­ge­dessen unter­stützten viele Christen die mus­li­mi­schen Führer, in dem Ver­trauen, dass sie die ihnen ver­spro­chene Freiheit genießen würden. Statt­dessen wurde nach der isla­mi­schen Revo­lution jeder, der nicht an die isla­mis­ti­schen und revo­lu­tio­nären Ideale der Scharia-Theo­kratie glaubte, zum Feind. Noch vor kurzem erklärte der ira­nische Präsident:
“Unsere Revo­lution war sieg­reich, als wir alle zusammen waren… Alle ira­ni­schen Rassen, alle ira­ni­schen Reli­gionen, Schiiten und Sun­niten, Muslime, Christen, Juden und Zoro­as­trier — wer immer an die Ver­fassung glaubt, das sind unsere Kri­terien. Er ist ein Revo­lu­tionär und er muss respek­tiert werden.”
Leider werden die Christen im Iran über­haupt nicht respektiert.
Als Reaktion auf die jüngsten Miss­bräuche gegen Christen hat Amnesty Inter­na­tional einen Aufruf zu “drin­genden Maß­nahmen” gestartet. Die Orga­ni­sation hat das ira­nische Regime auf­ge­fordert, “die Ver­ur­tei­lungen und Strafen von Victor Bet-Tamraz, Shamiram Isavi, Amin Afshar-Naderi und Hadi Asgari auf­zu­heben, da sie aus­schließlich auf­grund der fried­lichen Aus­übung ihres Rechts auf Reli­gions- und Glau­bens­freiheit, Mei­nungs- und Ver­ei­ni­gungs­freiheit durch ihren christ­lichen Glauben erfolgt sind”. Es gibt jedoch weit mehr Geschichten über christ­liche Ver­folgung im ganzen Iran als nur diese vier.
Viele andere Christen werden wegen grund­loser Anschul­di­gungen wie “Ver­breitung von Pro­pa­ganda gegen die Isla­mische Republik zugunsten des Chris­tentums” inhaf­tiert. Die Orga­ni­sation “Artikel 18”, die die Reli­gi­ons­freiheit fördert und nach Scharia-Recht ver­folgte Christen unter­stützt, schrieb am 9. August 2018 auf Twitter:
Ein #Christen-Paar hat berichtet, dass ein Gericht in Boushehr sie und 10 weitere #ira­nische Christen wegen “Ver­breitung von Pro­pa­ganda gegen die Isla­mische Republik zugunsten des Chris­tentums” zu je einem Jahr Gefängnis ver­ur­teilt hat. Diese Gruppe von christ­lichen Bekehrten wurde am 7. April 2015 in Haft gesetzt.
Über ihre Freigabe liegen noch keine Infor­ma­tionen vor.
Die Unter­drü­ckung hört hier aber nicht auf. Ein wei­teres christ­liches Paar, das sich vom Islam bekehrt hat, wurde kürzlich eben­falls wegen “Ori­en­tierung auf das Land des Chris­tentums” ange­klagt, so Mohabat News. Auch wenn den Christen gesagt wurde, dass sie das Recht haben, ihre Religion aus­zuüben, werden sie dafür ver­haftet und gefoltert.
Pastor Youcef Nadarkhani wurde 2010 wegen “Abfall vom Glauben” zum Tode ver­ur­teilt, weil er vom Islam zum Chris­tentum kon­ver­tierte. Auf erheb­lichen Druck von Rechts- und Men­schen­rechts­gruppen kas­sierte ein Gericht in einem Wie­der­auf­nah­me­ver­fahren die Anklage der Apo­stasie, die das Todes­urteil trug. Das Wie­der­auf­nah­me­ver­fahren endete mit einem Schuld­spruch wegen “Mis­sio­nierung von Mus­limen”, doch er wurde zu der Gefäng­nis­strafe ver­ur­teilt, die er bereits verbüßt hatte und entlassen.
Im Jahr 2016 wurde Nadarkhani des “Han­delns gegen die nationale Sicherheit” beschuldigt. Er wurde außerdem des Zio­nismus und der Mis­sio­nierung beschuldigt. Am 6. Juli 2017 wurde er zu 10 Jahren Gefängnis und wei­teren zwei Jahren im Exil in Nikshahr (Südiran) ver­ur­teilt. Er durfte Berufung ein­legen und war auf Kaution frei, als die Polizei am 22. Juli 2018 Nadarkhanis Haus überfiel und ihn ins Evin-Gefängnis brachte. Ihm werden 10 Jahre seines Lebens gestohlen werden, nur weil er seinen Glauben prak­ti­ziert hat.
Das Ame­rican Center for Law & Justice in Washington D.C. hat eine Petition für die Frei­lassung von Nadarkhani ein­ge­reicht. Bis zum 2. Oktober haben mehr als 112.000 Men­schen die Petition unter­zeichnet. Die ACLJ wies darauf hin, dass “die Hand­lungen des Iran gegen seine eigene Ver­fassung ver­stoßen, die Reli­gi­ons­freiheit und mehrere inter­na­tionale Men­schen­rechts­ab­kommen garan­tiert”. Er bleibt jedoch im Gefängnis.
Dies mag für einige ver­wirrend und wider­sprüchlich erscheinen; wichtig ist zu beachten, dass in Ländern, die nach dem Scharia-Recht regiert werden, die Ver­fassung den isla­mi­schen Gesetzen des Landes unter­ge­ordnet ist.
Wenn der radikale Islam an die Macht kommt, wird jeder Artikel in der Ver­fassung von der Ein­haltung der Scharia abhängig gemacht. Die in der Ver­fassung ver­spro­chenen Rechte werden damit hin­fällig. Die Christen im Iran, die glaubten, dass sie durch die Unter­stützung der isla­mi­schen Revo­lution Schutz und Gleich­be­rech­tigung erhalten würden, leben jetzt statt­dessen in stän­diger Angst. Nur ein erhöhter Druck der inter­na­tio­nalen Gemein­schaft kann einen Wandel im Iran her­bei­führen, der diesen unschul­digen Men­schen einen gewissen Schutz vor den bru­talen Akten bieten könnte, denen sie aus­ge­setzt sind.
Es genügt nicht, zu hoffen, dass die Christen eines Tages ihren Glauben im Iran ohne Angst vor Ver­folgung oder Tod ausüben können; die Welt­ge­mein­schaft muss handeln, um sicher­zu­stellen, dass das ira­nische Regime zu seiner eigenen Ver­fassung steht und seinen christ­lichen Bürgern gleiche Rechte und Schutz bietet.


Quelle: Gatestone Institute
Majid Rafizadeh ist ein in Harvard aus­ge­bil­deter Wis­sen­schaftler und Mit­glied des Advisory Board der Harvard Inter­na­tional Review, einer offi­zi­ellen Publi­kation der Harvard University.