EU nimmt Orwells “1984” als Vorlage: Geld­strafe für Islam­kritik & keine För­der­gelder für kri­tische Medien

Die EU hat einen umfas­senden Akti­onsplan gegen Des­in­for­mation auf den Weg gebracht. Laut einer jüngsten Pres­se­mit­teilung der Euro­päi­schen Kom­mission geht es ihr offenbar darum, “ihre demo­kra­ti­schen Systeme und öffent­lichen Debatten zu schützen und im Hin­blick auf die Euro­pa­wahlen 2019 sowie eine Reihe von natio­nalen und lokalen Wahlen, die bis 2020 in den Mit­glied­staaten statt­finden werden”.
(Von Judith Bergman)
Im Juni 2018 hatten sich die Staats- und Regie­rungs­chefs der EU-Mit­glied­staaten im Euro­päi­schen Rat getroffen und die Euro­päische Kom­mission auf­ge­fordert, “bis Dezember 2018 einen Akti­onsplan mit kon­kreten Vor­schlägen für eine koor­di­nierte Reaktion der EU auf die Her­aus­for­derung der Des­in­for­mation…” vor­zu­legen. Es ist dieser Akti­onsplan, den die Kom­mission am 5. Dezember der Öffent­lichkeit vor­ge­stellt hat.
Der Akti­onsplan kon­zen­triert sich auf vier Bereiche:

  1. Ver­bes­serte Erkennung von Des­in­for­ma­tionen (die Euro­päische Kom­mission hat 5 Mil­lionen Euro für dieses Projekt bereit­ge­stellt und erwartet anscheinend, dass die Mit­glied­staaten auch auf natio­naler Ebene einen Beitrag leisten).
  2. Koor­di­nierte Reaktion — die EU-Insti­tu­tionen und die Mit­glied­staaten werden ein Schnell­warn­system ein­richten, “um den Daten­aus­tausch und die Bewertung von Des­in­for­ma­ti­ons­kam­pagnen zu erleichtern”. Das Schnell­warn­system wird bis März 2019 ein­ge­richtet und “durch eine weitere Stärkung der ein­schlä­gigen Res­sourcen” ergänzt.
  3. Online-Platt­formen und die Industrie werden auf­ge­fordert, “die Trans­parenz der poli­ti­schen Werbung zu gewähr­leisten, die Bemü­hungen um die Schließung aktiver Fake-Konten zu ver­stärken, nicht-mensch­liche Inter­ak­tionen (Nach­richten, die auto­ma­tisch durch Bots ver­breitet werden) zu kenn­zeichnen und mit Fak­ten­prüfern und aka­de­mi­schen For­schern zusam­men­zu­ar­beiten, um Des­in­for­ma­ti­ons­kam­pagnen auf­zu­decken und fak­ten­ge­prüfte Inhalte sicht­barer und ver­brei­teter zu machen”, wie es in einem schon zuvor unter­zeich­neten Ver­hal­tens­kodex gegen Des­in­for­mation vor­ge­sehen ist.
  4. Sen­si­bi­li­sierung und Stärkung der Bürger: Zusätzlich zu den “gezielten Sen­si­bi­li­sie­rungs­kam­pagnen” werden die “EU-Insti­tu­tionen und die Mit­glied­staaten die Medi­en­kom­petenz durch spe­zielle Pro­gramme fördern. Nationale mul­ti­dis­zi­plinäre Teams aus unab­hän­gigen Fakten-Che­ckern und For­schern werden unter­stützt, um Des­in­for­ma­ti­ons­kam­pagnen über soziale Netz­werke hinweg auf­zu­decken und frei­zu­legen”. Im Jahr 2018 sind die Bürger plötzlich nicht mehr “medi­en­kundig” und müssen “befähigt” werden, um gesagt zu bekommen, wie und was sie zu denken haben.

Ent­scheidend und wie bereits erwähnt, stützt sich der Akti­onsplan auf den zuvor ein­ge­führten Ver­hal­tens­kodex gegen Des­in­for­mation (“Code of Practice on Dis­in­for­mation”), den die Online-Tech­no­lo­gie­riesen — Facebook, Google, Twitter und Mozilla — im Oktober 2018 unter­zeichnet haben. Der Ver­hal­tens­kodex ist not­wendig, weil, so der EU-Kom­missar für die Sicher­heits­union Sir Julian King:
“Die Bewaffnung mit Fake Online-Nach­richten und Des­in­for­ma­tionen stellt eine ernst­hafte Sicher­heits­be­drohung für unsere Gesell­schaften dar. Die Unter­wan­derung von ver­trau­ens­wür­digen Kanälen, um schäd­liche und spal­tende Inhalte zu ver­breiten, erfordert eine klare Reaktion auf der Grundlage von mehr Trans­parenz, Rück­ver­folg­barkeit und Ver­ant­wort­lichkeit. Inter­net­platt­formen spielen eine ent­schei­dende Rolle bei der Bekämpfung des Miss­brauchs ihrer Infra­struktur durch feind­liche Akteure und bei der Gewähr­leistung der Sicherheit ihrer Nutzer und der Gesellschaft.”
Im Sep­tember erklärte die für digitale Wirt­schaft und Gesell­schaft zuständige Kom­mis­sarin Mariya Gabriel den Verhaltenskodex:
“Dies ist das erste Mal, dass sich die Branche auf eine Reihe von Selbst­re­gu­lie­rungs­stan­dards zur welt­weiten Bekämpfung von Des­in­for­ma­tionen auf frei­wil­liger Basis geeinigt hat. Die Branche ver­pflichtet sich zu einer Vielzahl von Maß­nahmen, von der Trans­parenz der poli­ti­schen Werbung über die Schließung von Fake-Konten bis hin zur Dämo­ni­sierung von Des­in­for­ma­ti­ons­an­bietern, und wir begrüßen dies. Diese Maß­nahmen sollten zu einer schnellen und mess­baren Ver­rin­gerung der Online-Des­in­for­mation bei­tragen. Zu diesem Zweck wird die Kom­mission besonders auf ihre wirksame Umsetzung achten.
“Der Ver­hal­tens­kodex sollte zu einer trans­pa­renten, fairen und ver­trau­ens­wür­digen Online-Kam­pagne vor den Euro­pa­wahlen im Frühjahr 2019 bei­tragen und gleich­zeitig die Grund­prin­zipien der Mei­nungs­freiheit, der freien Presse und des Plu­ra­lismus in Europa unein­ge­schränkt respektieren.”
Laut Andrus Ansip, dem für den digi­talen Bin­nen­markt zustän­digen Vize­prä­si­denten, sollen der Ver­hal­tens­kodex und der Akti­onsplan gegen Des­in­for­mation “unsere Demo­kratien vor Des­in­for­mation schützen”. Wir haben Ver­suche gesehen, sich in Wahlen und Volks­ab­stim­mungen ein­zu­mi­schen, wobei die Beweise darauf hin­deuten, dass Russland die Haupt­quelle dieser Kam­pagnen ist.”
Die EU-Außen­po­li­ti­kerin Federica Mog­herini sagte: “Es ist unsere Pflicht, diesen Raum zu schützen und nie­mandem zu erlauben, Des­in­for­ma­tionen zu ver­breiten, die Hass, Spaltung und Miss­trauen gegenüber der Demo­kratie schüren.”
Es klingt edel: Die EU will die Bürger vor “fal­schen Nach­richten” und vor der Ein­mi­schung aus­län­di­scher Mächte wie Russland in nationale und euro­päische demo­kra­tische Pro­zesse schützen.
Das Problem ist, dass diese angeblich edle Initiative von einer Orga­ni­sation kommt, die bereits seit meh­reren Jahren die Freie Rede in Europa zen­siert und es dadurch erschwert, diese erklärten Absichten für bare Münze zu nehmen. Schließlich hat sich die Euro­päische Kom­mission im Mai 2016 mit Facebook, Twitter, YouTube und Microsoft auf einen “Ver­hal­tens­kodex zur Bekämpfung ille­galer Online-Hassrede im Internet” geeinigt (Google+ und Instagram sind im Januar 2018 eben­falls dem Ver­hal­tens­kodex bei­getreten).
Der Ver­hal­tens­kodex ver­pflichtet die Social-Media-Unter­nehmen, “illegale Hassrede” innerhalb von 24 Stunden zu über­prüfen und zu ent­fernen. Gemäß dem Ver­hal­tens­kodex müssen Unter­nehmen, wenn sie einen Antrag auf Ent­fernung von Inhalten erhalten, “den Antrag anhand ihrer Regeln und gemein­schaft­lichen Leit­linien und gege­be­nen­falls der natio­nalen Gesetze zur Bekämpfung von Ras­sismus und Frem­den­feind­lichkeit bewerten…” Mit anderen Worten, die Social-Media-Giganten fun­gieren im Namen der Euro­päi­schen Union als frei­willige Zensoren.
Zusätzlich zum Ver­hal­tens­kodex startete die EU mehrere Initia­tiven zur Erhöhung der Zensur. So hat die EU kürzlich einen Aufruf zur Ein­rei­chung von For­schungs­vor­schlägen ver­öf­fent­licht, wie “Hassrede online über­wacht, ver­hindert und bekämpft werden kann”. Sie fördert auch Pro­jekte, die Jour­na­listen zu dem, was sie schreiben sollen, “führen”: Im Rahmen des EU-Pro­gramms Rights, Equality and Citi­zenship (REC) hat die EU die Ver­öf­fent­li­chung eines Hand­buchs mit Leit­linien für Jour­na­listen finan­ziert, wie über Migranten und Migration zu schreiben ist. Die Leit­linien sind Teil des — eben­falls von der EU finan­zierten — Pro­jekts RESPECT WORDS, das darauf abzielt, “eine qua­li­tativ hoch­wertige Bericht­erstattung über Migranten und eth­nische und reli­giöse Min­der­heiten als unver­zicht­bares Instrument zur Bekämpfung von Hass zu fördern”. In den Leit­linien des Hand­buchs heißt es unter anderem, dass Jour­na­listen Fol­gendes tun sollten:
“Achten Sie darauf, Begriffe wie ‘Muslim’ oder ‘Islam’ nicht weiter zu stig­ma­ti­sieren, indem Sie sie mit bestimmten Hand­lungen in Ver­bindung bringen … Lassen Sie nicht zu, dass die Behaup­tungen von Extre­misten, ‘im Namen des Islam’ zu handeln, unan­ge­fochten bleiben. Heben Sie … die Vielfalt der mus­li­mi­schen Gemein­schaften hervor… wo es not­wendig und berich­tenswert ist, hass­erfüllte Kom­mentare gegen Muslime zu ver­melden, ver­mitteln Sie diese Infor­ma­tionen. Bestreiten Sie alle fal­schen Prä­missen, auf die sich solche Kom­mentare stützen”.
Mit anderen Worten, die Leit­linien fordern die Jour­na­listen auf, die Öffent­lichkeit zu des­in­for­mieren. Wie sollte man also logi­scher­weise auf einen von der EU geför­derten “Akti­onsplan gegen Des­in­for­mation” reagieren?
Schließlich ist dies die gleiche Euro­päische Kom­mission, die zuletzt ihren Unmut über den Aus­tritt Öster­reichs aus dem “Glo­balen Pakt für sichere, geordnete und reguläre Migration” der Ver­einten Nationen zum Aus­druck gebracht hat. Der Pakt ver­langt, dass Medien, die die Migra­ti­ons­agenda der Ver­einten Nationen nicht unter­stützen, nicht für eine öffent­liche För­derung in Betracht kommen. Wie ist das mit der “unein­ge­schränkten Achtung der euro­päi­schen Grund­prin­zipien der Mei­nungs­freiheit, einer freien Presse und des Plu­ra­lismus” vereinbar?
Was Europa erwarten sollte, wenn dieser neue Akti­onsplan zur Bekämpfung von Des­in­for­mation umge­setzt wird, ist, in der Tat — mehr Zensur.


Judith Bergman, eine Kolum­nistin, Juristin und Poli­to­login, ist eine ange­sehene Senior Fellow am Gatestone Institute.