Russische Goldbarren - By History of Geo - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=31307519

Russland wendet sich im Eil­tempo vom Dollar ab und setzt auf Gold

Ziemlich unbe­achtet von den deut­schen Medien ver­ab­schiedet sich Russland langsam aber sicher vom Dollar. Die Zen­tralbank erhöht die Gold­re­serven und senkt die Bestände in US-Dollar. Jetzt sollen auch rus­sische Sparer zum Kauf von Gold moti­viert werden, weil viele ihr Geld in Fremd­wäh­rungen halten.
(Von Thomas Röper)
Dass die rus­sische Zen­tralbank ihre Reserven umschichtet und kürzlich den Anteil des US-Dollars von über 40% auf knapp über 20% hal­biert hat, habe ich schon berichtet. Auch US-Staats­an­leihen stößt die rus­sische Zen­tralbank ab. Russland will auf diese Weise wei­teren US-Sank­tionen die Wirkung nehmen.
Da der rus­sische Rubel seit 1998 zwei Mal stark an Wert ver­loren hat, zuletzt ist er Ende 2014 stark gefallen, halten viele Russen größere Summen nicht in Rubel, sondern in Euro oder Dollar. Das ist in Russland kein Problem, man kann bei jeder Bank Konten und Spar­pläne in Fremd­wäh­rungen ein­richten. Die rus­sische Regierung möchte auch hier die Abhän­gigkeit vom Dollar redu­zieren und dis­ku­tiert nun, den Kauf von Gold von der Mehr­wert­steuer zu befreien. Derzeit ist es in Russland für Pri­vat­per­sonen nicht ren­tabel, Gold zu kaufen, weil beim Kauf 20% Mehr­wert­steuer anfallen. Diese Mehr­wert­steuer soll gestrichen werden, damit die Russen einen Anreiz haben, von Fremd­wäh­rungen zu Gold zu wechseln.
Wegen dieser Mehr­wert­steuer ist die private Nach­frage nach Gold in Russland im inter­na­tio­nalen Ver­gleich noch sehr niedrig, wie RT-Deutsch berichtet: „Nach Angaben des World Gold Council lag die Nach­frage nach Gold in Russland im Jahr 2018 bei 2,8 Tonnen. In China erreichte sie 304,2 Tonnen, in Indien 162 Tonnen und in Deutschland 96 Tonnen.“
Aber durch die Abschaffung der Mehr­wert­steuer soll sich das ändern: „Experten pro­gnos­ti­zieren, dass, wenn die Steuer gesenkt wird, die Nach­frage auf 50 bis 100 Tonnen ansteigen könnte. Die Abschaffung der Mehr­wert­steuer wird einen Anla­ge­gold­markt in Russland schaffen, erklärte der Vize­prä­sident der rus­si­schen Sberbank, Andrei Sche­metow, der Zeitung. Ihm zufolge ist Gold als Finanz­in­strument vor Inflation geschützt, und in einer Zeit geo­po­li­ti­scher Risiken könnte das Metall ein her­vor­ra­gender Ersatz für Geld­an­lagen in US-Dollar sein.
Generell arbeitet Russland an einer De-Dol­la­ri­sierung seiner Wirt­schaft. Über die Gründe hat Putin erst kürzlich auf einer Podi­ums­dis­kussion gesprochen: „Wir haben nicht das Ziel, uns vom Dollar abzu­wenden, der Dollar wendet sich von uns ab. Und die­je­nigen, die die ent­spre­chenden Ent­schei­dungen treffen, schießen sich nicht nur ins Knie, sondern etwas höher. Denn eine solche Insta­bi­lität in den Abrech­nungen in Dollar führt dazu, dass sehr viele Volks­wirt­schaften der Welt nach alter­na­tiven Reser­ve­wäh­rungen suchen und vom Dollar unab­hängige Zah­lungs­systeme schaffen. Glauben Sie mir, es geht nicht nur um uns, sondern wir sehen, was in der Welt pas­siert. Sie sehen, wie die Devi­sen­re­serven von Ländern, ein­schließlich der engsten Ver­bün­deten der Ver­ei­nigten Staaten, redu­ziert werden. Dort gehen die Ver­mö­gens­werte in Dollar zurück, schauen Sie sich die Berichte an, und sie zählen zu den größten Inhabern von Dollar-Ver­mö­gens­werten. Dies ist das Ergebnis dieser Politik der Sank­tionen, ein­schließlich unter Ver­wendung des Dollars.
Diese Tendenz, dass sich immer mehr Länder vom Dollar abwenden, ist für die USA ein großes Problem. Sollte das inter­na­tionale Ver­trauen in den Dollar weiter zurück­gehen, werden die USA irgendwann ihr Staats­de­fizit nicht mehr auf­recht­erhalten können. Dass die USA so massiv auf Pump leben, funk­tio­niert nur, solange der inter­na­tionale Handel in Dollar abläuft. Aber Russland ver­kauft sein Öl und Gas kaum noch gegen Dollar und viele andere Länder folgen dem Bei­spiel und rechnen in ihrem Handel direkt in ihren eigenen Wäh­rungen mit­ein­ander ab, ohne den Umweg über den Dollar als Ver­rech­nungs­einheit. Darüber habe ich eine aus­führ­liche Analyse geschrieben, die USA sind bereit, für ihren Dollar Kriege zu führen und haben das auch schon mehrmals getan. Denn wie der Zufall es will, sind all jene Länder, die den Dollar ablehnen, auch die Länder, die die USA zum Feind erklärt haben. Das galt für Libyen unter Gaddafi und für den Irak unter Saddam. Und es gilt für Syrien, Vene­zuela und Russland, um nur die wich­tigsten zu nennen.


Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru