Das rus­sische Fern­sehen über den Mueller-Bericht und den Deep State in den USA

Der Mueller-Bericht, der Anfang letzter Woche die Lügen­ge­bäude der Presse über die „Russland-Affäre“ hat ein­stürzen lassen, war auch in der rus­si­schen Sendung „Nach­richten der Woche“ ein Thema. Während die deutsche Presse sich von dem Schock langsam wieder erholt und den Lesern nun zu erklären ver­sucht, warum es trotz des Frei­spruches für Trump irgendwie doch eine solche Affäre gegeben haben muss, weil man ansonsten ja zugeben müsste, fast drei Jahre Fake-News ver­breitet zu haben, geht das rus­sische Fern­sehen tiefer in die Sache hinein und schaut auch auf die Kräfte, die hinter dieser Kam­pagne stehen und auf die Ziele, die sie ver­folgen. Ich habe diesen bemer­kens­werten Bericht übersetzt. 
Beginn der Übersetzung:
In diesen Tagen dis­ku­tierte ganz Amerika die Ergeb­nisse des Berichts des Son­der­er­mittlers Mueller, der 50 Mil­lionen Dollar aus­ge­geben und zwei Jahre lang die angeb­lichen per­sön­lichen Ver­bin­dungen Trumps zu Russland unter­sucht hatte, um den Prä­si­denten als Kreml-Agenten zu ent­larven. Im Ergebnis brachen die Anschul­di­gungen kra­chend zusammen. Ja, Trump lacht nun seine Gegner bei den Demo­kraten aus, die sich nun gegen­seitig buch­stäblich mit Mund-zu-Mund-Beatmung wie­der­be­leben müssen. Naja, so gefällt uns das.
Der Zusam­men­bruch der Ver­schwö­rungs­theorien innerhalb der USA und gegen die USA zeigte, wie ten­denziös der Main­stream der ame­ri­ka­ni­schen Presse sein kann, wie vor­ein­ge­nommen ame­ri­ka­nische Poli­tiker und Geheim­dienste sein können und unter welchen Bedin­gungen für die ganze Welt wichtige Ent­scheidung getroffen werden können.
Nehmen wir nur die Situation rund um Vene­zuela. In dieser Woche trafen dort weniger als hundert rus­sische Mili­tär­ex­perten ein und mit ihnen 35 Tonnen Fracht im Rahmen unseres bila­te­ralen Abkommens über mili­tä­risch-tech­nische Zusammenarbeit.
Die USA sprachen sich scharf dagegen aus. Offenbar wollte Trump der Dame impo­nieren, denn neben ihm saß die Frau des vene­zo­la­ni­schen Put­schisten Guaido, als er auf die Frage zu den Russen in Vene­zuela ant­wortete: „Russland muss von da verschwinden!“
Wenig später teilte der US-ame­ri­ka­nische Sicher­heits­be­rater John Bolton mit, dass die USA die Sta­tio­nierung von Streit­kräften aus Ländern, die nicht der west­lichen Hemi­sphären ange­hören, als pro­vo­kative Aktionen betrachten würden, die Frieden und Sicherheit in der Region bedrohen.
Hören Sie, das ist doch die Monroe-Doktrin. Die Doktrin eines US-Prä­si­denten aus den Zeiten Napo­leons, nach der niemand aus Europa seine Nase in die Ange­le­gen­heiten des ame­ri­ka­ni­schen Kon­ti­nents stecken sollte und Amerika sich nicht in die Ange­le­gen­heiten der Alten Welt ein­mischt. Aber wenn das so ist, warum sehen wir regel­mäßig den ame­ri­ka­ni­schen Zer­störer „Donald Cook“ im Schwarzen Meer? Und warum wurde Mitte März plötzlich und uner­wartet ein ame­ri­ka­ni­sches Bataillon aus Texas nach Polen verlegt? Wegen einer Alarm­übung. Von nun an werden solche Ver­le­gungen aus den USA regel­mäßig erfolgen, wie Gene­ral­major John Gronsky, stell­ver­tre­tender Kom­mandeur der US-Natio­nal­garde in Europa, mit­ge­teilt hat.
Die Situation spe­ziell in Vene­zuela hat Prä­sident Putin bei einer Sitzung des rus­si­schen Natio­nalen Sicher­heits­rates dis­ku­tiert, wo man äußerst besorgt über die Absicht einer Reihe von Staaten ist, sich weiter in das Leben in Vene­zuela einzumischen.
Aus den USA berichtet unser Korrespondent
Bei Amts­an­tritt ver­sprach Donald Trump, Amerika wieder groß zu machen, doch zwei Jahre seiner Prä­si­dent­schaft, die unter dem Druck von Muellers Ermitt­lungen ver­strichen sind, infi­zierten das Land mit so etwas wie dem Stockholm-Syndrom. Wenn das ganze Land von Hexen­jägern als Geisel genommen wird, sieht selbst das KGB-Museum in Man­hattan nicht mehr unge­wöhnlich aus.

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Sowje­tische Plakate mit der rus­si­schen Auf­schrift „Nichts aus­plaudern!“ und anderes, es ist das Spio­na­ge­ar­senal der Zeit des Kalten Krieges. Der Sammler Julius Urbaytis vermied bewusst Par­al­lelen zu unserer Zeit. Inspi­riert wurde er von einer popu­lären US-Serie über die Jäger ille­galer Spione. Aber das poli­tische Leben der USA ist viel kom­pli­zierter, als es sich ein Dreh­buch­autor aus­denken konnte. Besucher fragen ihn nun nach Hackern.
Hacks zu beweisen oder im Museum zu zeigen, ist nicht einfach. Die Kom­mission des Son­der­er­mittlers hat keine über­zeu­genden Beweise für eine Ein­mi­schung Russ­lands in die Wahlen 2016 gefunden. Aber das hin­derte Mueller nicht daran, zwölf unserer Mit­bürger wegen bös­wil­liger Hacks in Abwe­senheit anzu­klagen und Trump eine Ver­schwörung mit Moskau zu unter­stellen. So machte Mueller für das KGB-Museum so etwas wie kos­tenlose Werbung.
„Ich inter­es­siere mich für Mili­tär­ge­schichte. In den Bezie­hungen zwi­schen den USA und Russland gab es viele erstaun­liche Dinge. Doch nun ist das wegen Trump ein Thema“, sagte Lindsay Dasthrop einer Besu­cherin des Museums.
Lindsay lebt in New York. Sie wählt die Demo­kraten. Ihr Vater, der einen Galowski-Leder­mantel anpro­biert, stammt aus Oklahoma. Die Ame­ri­kaner aus der Provinz unter­stützen Trump. Die Hexenjagd hat das Land weiter gespalten.
In Michigan hatte Trump die erste Ver­an­staltung mit Anhängern, nachdem Mueller zuge­geben hatte, was der ame­ri­ka­nische Prä­sident seit zwei Jahren gesagt hatte: Es hat keine Absprachen mit Russland gegeben. Für die Demo­kraten ist das der Zusam­men­bruch ihrer gesamten Stra­tegie, ein Amts­ent­he­bungs­ver­fahren wird es nicht geben.
Sie ver­suchten, Trump über sein Umfeld zu über­führen. Mueller ver­hörte 500 Zeugen. Im Ergebnis wurde Mit­gliedern von Trumps Wahl­kampfteam Falsch­aussage oder Steu­er­hin­ter­ziehung vor­ge­worfen. So ent­standen die Fälle von Paul Manafort und Michael Flynn.
Während einige Leute vor Gericht gezerrt wurden, arbeitete eine ganze Fake-News-Fabrik mit Filialen in den Redak­tionen der libe­ralen US-Medien. Sie haben mit Vollgas und Turbo gear­beitet. Für die Unter­su­chung der nicht vor­han­denen Absprachen haben Jour­na­listen der New York Times und der Washington Post zum Bei­spiel den pres­ti­ge­träch­tigsten Pulitzer-Preis bekommen. Die libe­ralen TV-Sender fei­erten wach­sende Ein­schalt­quoten. Wofür sollten die sich also entschuldigen?
Ein Echo dieser Hys­terie waren Kom­mentare über den Besuch des Eis­ho­ckey­teams der Washington Capitals mit ihrem Kapitän Alex­ander Ovtsch­inkov im Weißen Haus. Nach dem Motto: Wieder sind die Russen im Oval Office.
Aller­dings hat Trumps gute Laune in Sachen Russland-Grenzen. Obwohl Mueller nicht den Rück­tritt des Prä­si­denten erreicht hat, erreichten die Stra­tegen hinter der Mueller-Unter­su­chung ein anderes wich­tiges Ziel: Die bila­te­ralen Bezie­hungen mit Russland sind auf Jahre hinaus kom­pli­ziert geworden. Die Ukraine, Syrien und Vene­zuela sind für den Herrn des Weißen Hauses nun sen­sible Themen.
Zu Gast im Weißen Haus war vor einigen Tagen die Ehefrau des Möch­tegern-Prä­si­denten Guaido, und Jour­na­listen fragten den Prä­si­denten der USA nach den rus­si­schen Mili­tär­ex­perten, die im Rahmen des Ver­trages über die mili­tä­risch-tech­nische Zusam­men­arbeit zwi­schen den beiden Ländern in Vene­zuela ange­kommen waren. Das rus­sische Außen­mi­nis­terium reagierte umgehend auf die dreiste Antwort. Wie viele Russen in der Boli­va­ri­schen Republik sind, werde in Caracas und Moskau ent­schieden und nicht in Washington, sagte die offi­zielle Spre­cherin des rus­si­schen Außen­mi­nis­te­riums Maria Sacharova. (Den voll­stän­digen Text der sehr deut­lichen Erklärung finden Sie hier)
„Russland hat gegen nichts ver­stoßen. Weder gegen inter­na­tionale Abkommen, noch gegen die nationale Gesetz­gebung Vene­zuelas. Russland ver­ändert das Kräf­te­ver­hältnis in der Region nicht und droht nie­mandem, ganz im Gegensatz zu den Herren in Washington“, sagte Sacharova.
Doch der Son­der­ge­sandte Trumps in Vene­zuela, Elliott Abrams, nimmt bereits Kampf­po­sition ein. Er droht Moskau mit Sank­tionen. Dro­hungen kommen auch aus dem Kon­gress. Da wurde hastig ein neues Gesetz vor­gelegt. Trump ver­hielt sich also mal wieder, wie üblich, unbe­re­chenbar. In Erwartung des bal­digen Wahl­kampfs braucht er außen­po­li­tische Erfolge.
Ob Trump hart bleibt oder ob er wieder seine Meinung ändert, ist unmöglich vor­her­zu­sagen. Sein Umfeld kann dazu eigene Pläne haben. Mit Mueller fertig zu werden, ist das Eine. Aber den Kampf gegen das zu gewinnen, was in Amerika der „all­mächtige tiefe Staat“ genannt wird, ist etwas völlig anderes.
Ende der Übersetzung 
Wenn Sie sich dafür inter­es­sieren, wie Russland auf die Fragen der inter­na­tio­nalen Politik blickt, dann sollten Sie sich die Beschreibung meines Buches ansehen, in dem ich Putin direkt und unge­kürzt in langen Zitaten zu Wort kommen lasse. Bemer­kenswert ist all das, was Putin über den „Deep State“ sagt. Er nimmt dieses Wort zwar nicht in den Mund, aber er wundert sich immer wieder öffentlich darüber, dass es egal ist, wer in den USA Prä­sident ist, denn die Politik bleibt immer die gleiche.
 

Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru