Die Ener­gie­wende und der dro­hende Strommangel

In Deutschland darf man es ja nicht ansprechen, gilt man doch dann wahl­weise als „Kli­ma­leugner“, „Umwelt­zer­störer“ und „ewig Gest­riger“. Deshalb glaube natürlich auch ich, dass die Ener­gie­wende ein voller Erfolg wird und so wie die Chefin der Grünen (angeblich?), dass Strom im Netz gespei­chert wird und nie ausgeht.
In der Schweiz ist das zum Glück anders. Dort darf man die Pro­bleme benennen, die sich durch die Umstellung auf erneu­erbare Energie ergeben, ein Land, das schon heute sehr viel erneu­erbare Energie nutzt:

  • „Eine lange, schwere ‘Strom­man­gellage’ ist (…) die derzeit grösste Gefährdung für die Schweiz. Gemeint ist eine Unter­ver­sorgung von 30 Prozent im Winter – und zwar nicht wegen tech­ni­scher Defekte, sondern einfach, weil nicht genug Strom pro­du­ziert, impor­tiert und bereit­ge­stellt werden kann. In diesem Sze­nario käme es drei Monate lang mehrfach zu gross­flä­chigen Abschal­tungen, Strom­ra­tio­nie­rungen und ver­ein­zelten lokalen Blackouts.“ – Stelter: Komisch, bei uns werden solche Risiken nicht the­ma­ti­siert. Dabei sind wir doch viel radi­kaler in unserem Ausstieg.
  • „Die Folgen: immense Ver­mö­gens­ver­luste und wirt­schaft­liche Ein­bussen, die Lan­des­ver­sorgung und die innere Sicherheit würden beein­trächtigt, es gäbe Ver­letzte, Kranke und Tote. Der Schaden betrüge mehr als 100 Mil­li­arden Franken, wie das Bun­desamt für Bevöl­ke­rungs­schutz errechnet hat. Dies bei einer Wahr­schein­lichkeit von einmal in 30 bis 100 Jahren.“ – Stelter: Ska­lieren wir auf Deutschland mit dem Faktor 10 wären das wieder mal 1000 Mil­li­arden Euro. Ein wei­teres Erbe der Politik der letzten zehn Jahre.
  • Bisher ist es aber vor allem bei War­nungen geblieben. Sie nehmen in der Schärfe zu, aber über­zeu­gende Lösungen haben sie noch nicht gezeitigt. (…) Für Stress­si­tua­tionen seien jedoch Vor­keh­rungen zu treffen. Gemeint ist der Fall, dass im Winter Beznau I und II still­stehen und aus Frank­reich weniger und aus Italien nichts impor­tiert werden kann. Oder der ver­schärfte Fall, dass alle Schweizer AKW aus­fallen und Deutschland und Italien for­ciert aus der Kohle aus­steigen. Weil die Ver­sor­gungs­si­cherheit im Winter zunehmend auf Importe abstellt, werden solche Stress­si­tua­tionen in Zukunft wahr­schein­licher.“ – Stelter: Und auch wir setzen ja heimlich auf den (bösen) Atom- und Koh­lestrom aus den Nachbarländern.
  • „Pump­spei­cher­kraft­werke, Bat­terien und Tech­no­logien zur Umwandlung von Strom in lagerbare Brenn­stoffe zur Wie­der­ver­stromung sind zwar fähig, Spitzen und Flauten aus­zu­gleichen. Das Spei­cher­vo­lumen aller Stauseen könnte den Bedarf ein paar Wochen decken, reicht aber nicht aus, um Solar­strom für mehrere Monate vom Sommer in den Winter zu ver­lagern. Dazu müsste es um 30 Prozent erhöht werden.“ – Stelter: Und das stößt auch in der Schweiz auf immer mehr Widerstand.
  • „ In Deutschland gehen die letzten AKW 2022 vom Netz. Dadurch fallen ins­be­sondere im Süden Grund­last­kraft­werke weg. Sie werden sub­sti­tuiert durch Wind­kraft. Diese fällt jedoch vor allem im Norden an. Dabei ist unklar, wann die Lei­tungen in den Süden gebaut werden. Und wenn Deutschland beschleunigt aus der Kohle aus­steigt, ver­schärfen sich die Lie­fer­eng­pässe noch. Auch in Frank­reich ist der Kraft­werkpark alt und der Ersatz unklar.“ – Stelter: Alle wollen impor­tieren. Doch von wem? Ich denke, man sollte man die Ver­sorger aus den Nach­bar­ländern, wo man noch Strom her­stellen darf, genauer unter die Lupe nehmen.
  • Die sichere Strom­ver­sorgung ist ein wich­tiges öffent­liches Gut, das etwas kosten darf. Die Schweiz muss sich ernsthaft über­legen, wie sie Pro­duk­ti­ons­ka­pa­zität für den Winter hin­be­kommt. Ein AKW der neusten Gene­ration, das den Strom sicher und wei­terhin CO2-frei liefern würde, könnte eine Option sein (…) Tech­nisch wären als Rück­ver­si­cherung Gas­kom­bi­kraft­werke mit CO2-Abscheidung nahe­liegend, die relativ rasch gebaut und schnell zuge­schaltet werden können. Aber auch sie stossen auf Wider­stand und sind nicht billig.“ – Stelter: Immerhin dis­ku­tiert man das in der Schweiz. Ich denke, wir setzen auf beschleu­nigte Deindus­tria­li­sierung. Dann brauchen wir ja nicht mehr so viel Strom.
  • „Am teu­ersten ist jeden­falls, jetzt nichts zu tun und sehenden Auges auf eine Man­gellage zuzu­gehen. Dann müssen wir uns darauf ein­stellen, dass es im Winter zu ‘Last­ab­würfen’ kommt. So nennt es die Branche, wenn sie den Kon­su­menten den Strom abdrehen muss.“ – Stelter: Ich denke, wenn es dann bei uns so weit ist, werden die Medien geschlossen betonen, wie wir durch unsere Ent­halt­samkeit das Welt­klima retten und die Par­teien, die dafür stehen, erhalten noch mehr Zulauf. Das wird super.

Dr. Daniel Stelter – www.think-beyondtheobvious.com